Roisin Maguire - Mitternachtsschwimmer

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    Grace gilt in ihrem Heimatort Ballybrady als Außenseiterin. Ihr reicht die Gesellschaft von ihrem Hund und der minimale Kontakt zu ihren Nachbarn. Am liebsten ist sie am und im Meer. Sie kennt es so gut, dass sie darin ohne Gefahr schwimmen kann. Ihren Lebensunterhalt verdient sie mit ihren handgenähten Quilts und einem Cottage, das sie an Touristen vermietet. Einer ihrer Feriengäste ist Evan, der länger in Ballybrady bleibt, als er sich das vorgestellt hat.


    Die ersten Tage im Cottage sind für Evan wie ein Schlag ins Gesicht. Er musste sich eine Auszeit nehmen und landet in einer Umgebung, die genau das Gegenteil von von seinem bisherigen Leben ist. Kaum hat er sich an die neue Umgebung und den neuen Menschenschlag gewöhnt, als die Welt zum Stillstand kommt und der Lockdown beginnt. Der Aufenthalt, der nur eine Woche dauern sollte, wird auf unbestimmte Zeit verlängert.


    Eine der ersten Szenen mit Grace ist eine ungewollte Begegnung mit anderen Freiwasserschwimmerinnen am Strand. Bei diesem Zusammentreffen lerne ich Grace durch die Augen der anderen Frauen kennen und dieser erste Eindruck wird ihr nicht gerecht. Die Frauen sehen ein ruppiges Geschöpf, das ihnen gegenüber unfreundlich ist. Grace dagegen macht sich über die Frauen lustig, über ihr Verhalten und ihr Erschrecken über die Kälte des Wassers. Es hat bei mir gedauert, den Eindruck wieder zu verlieren. Grace ist viel mehr als die Person vom Strand, aber sie wird lange noch so dargestellt.


    Evan dagegen könnte nicht unterschiedlicher sein: der Stadtmensch, der mit dem Leben auf dem Land nicht zurecht zu kommen scheint und sich aus Leichtsinn mehr als einmal in Lebensgefahr bringt. Aber auch bei ihm steckt mehr dahinter, als man auf den ersten Blick vermutet.


    Das ist etwas, das mir nicht nur bei den Protagonisten, sondern bei allen Charakteren aufgefallen ist: sie sind alle in zu kräftigen Farben gemalt. Nicht wie die Bewohner eines kleinen Ortes, sondern eher so, wie sich Menschen aus der Stadt die Bewohner eines kleinen Ortes vorstellen. Gleichzeitig zeigt Roisin Maguire aber auch, dass hinter ihnen mehr steckt als der erste Eindruck.


    Sowohl bei Evans als auch bei Grace Geschichte hatte ich früh einen Eindruck, in welche Richtung sie sich entwickeln würden. Große Überraschungen gab es keine. Das bedeutet aber nicht, dass mir das Buch langweilig geworden ist. Es hat sich flüssig gelesen, wenn auch ohne große Höhen oder Tiefen. Eine angenehme Lektüre von einer mir bis dahin unbekannten Autorin.

    3ratten


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.