Wilkie Collins - The dead secret/Das Geheimnis des Myrtenzimmers

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    Zwei Jahre bevor Wilkie Collins mit "The woman in White/Die Frau in Weiß" der literarische Durchbruch gelang, veröffentlichte er den vorliegenden Roman, der schon ein einige typische Elemente beinhaltet, die auch die späteren Werke des Autors auszeichnen.


    Zum Inhalt:
    Auf dem Totenbett diktiert Lady Treverton ihrer Zofe Sarah Leeson einen Brief, den diese nach dem Tod ihrer Herrin unverzüglich Lord Treverton übergeben soll und der ein Geheimnis enthält, das Lady Treverton ihm zu Lebzeiten nicht anzuvertrauen vermochte. Dieses Geheimnis betrifft auch Sarah Leeson und würde, so ist sie sich sicher, das Leben der betreffenden Menschen zerstören, wenn es jemals ans Tageslicht kommen sollte. Sie bringt es nicht über sich, dem trauernden Witwer und seiner kleinen Tochter Rosamond solchen Kummer zuzufügen. Also versteckt sie den Brief im sogenannten "Myrtenzimmer", das sich in einem sehr heruntergekommenen Teil des Anwesens Porthgenna befindet, und verschwindet in einer Nacht-und Nebel-Aktion spurlos aus Cornwall....
    Fünfzehn Jahre später kreuzen sich die Wege von Rosamond, mittlerweile verheiratet und gerade Mutter geworden, und der ehemaligen Zofe erneut. Rosamond und ihr blinder Mann Leonard sind auf dem Weg nach Porthgenna, um das verfallene Anwesen zu sanieren und in Besitz zu nehmen. Werden sie dabei auf das Geheimnis stoßen oder gelingt es Sarah, dies zu verhindern?


    Meine Meinung:
    "The dead secret" staubt nun schon seit drei Jahren auf meinem SUB herum, da ich nach einer kurzen Wilkie-Collins-Phase erst einmal genug hatte von übermenschlich guten und schönen Maiden, abgrundtief verkommenen Schurken und Hindernissen, die Drehbuchautoren einer Seifenoper noch in Erstaunen versetzen könnten. Im Rahmen des diesjährigen Listenwettbewerbs habe ich mich dann doch etwas gezwungen mit dem Buch beschäftigen müssen - und wurde positiv überrascht!
    Gerade die oben angeführten "typischen" Merkmale späterer Romane von Wilkie Collins, die ich oft als überzogen empfand, fehlen hier, ebenso wie der Konflikt "Gut gegen Böse" : Einfach deshalb, weil es keine Stereotypen gibt, die nur gut oder nur böse handeln. Stattdessen recht normale, lebendig gezeichnete Menschen. Sowohl Sarah Leeson als auch Rosamond haben jeweils gute Gründe für ihr Handeln:
    Rosamond will eine versteckte Wahrheit ans Licht bringen und Sarah möchte genau dies verhindern, da die Entdeckung dieser Wahrheit ihrer Meinung nach nur Kummer verursachen und ausschließlich negative Auswirkungen haben würde.
    Ähnlich wie Dickens versteht Wilkie Collins es meisterhaft, auch den kleinsten Nebencharakteren eine unverwechselbare Persönlichkeit mitzugeben. Dies erfordert mitunter Geduld vom Leser, doch wer sich darauf einlassen kann und nicht nur auf den Handlungsstrang um die Suche nach dem Geheimnis fixiert ist, der wird mit vielen humorvollen und lebendigen Schilderungen belohnt, allen voran der hypochondrische Mr.Phippen, der knuffige "Uncle Joseph" oder Rosamonds exzentrischer und misanthropischer Onkel Andrew Treverton samt seinem nicht weniger schrägen Faktotum Shrowl.
    Anfangs hatte ich Bedenken, dass Wilkie Collins die Blindheit von Rosamonds Ehemann lediglich benutzen wird, um am Ende eine spektakuläre und unglaubwürdige Heilungsgeschichte einzubauen. Meine Befürchtung war unbegründet; so platt und vorhersehbar geht der Autor nicht vor. Tatsächlich dient Leonard Franklands Blindheit eher dazu, die besonders enge Beziehung der beiden jungen Eheleute zu beschreiben.


    Ein bisschen schauerlich wird es auch noch durch den Geist, der angeblich in Porthgenna spukt (natürlich im Nordflügel) und die Drohung der sterbenden Lady Treverton, ihre Zofe aus dem Jenseits heimzusuchen, falls Sarah Leeson sich nicht an ihr Versprechen halten sollte... :entsetzt:
    Sehr ärgerlich finde ich es allerdings, dass im Klappentet der Originalausgabe (Oxford World's Classics) das Geheimnis eigentlich schon verraten wird :grmpf:
    Ein zu Unrecht unbekannterer Roman von Wilkie Collins, der durchaus mehr Beachtung verdient hätte und mich glänzend unterhalten hat.
    Ich vergebe
    4ratten