Kurahashi Yumiko - Die Reise nach Amanon

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    P. ist Missionar des Monokamismus, als einziger überlebt er die Reise ins sagenumwobenen Amanon. Mit seinem Glauben ist es nicht so weit her, für ihn war die Mission eher ein Abenteuer und so findet er sich nach einigen Irritationen recht gut in die Gesellschaft Amanons ein und versucht eher eigene Ziele als wirklich die Verbreitung des Monokamismus voranzutreiben. Das lokale Glaubenssystem ist sowieso sehr pragmatisch, die Religionen haben den Markt aufgeteilt (einer kümmert sich um Beerdigungen, der andere um Hochzeiten), wobei die Bezeichnungen den in Japan real existierenden Religionen nachempfunden sind. Ganz allgemein ist Amanon Japan nachempfunden, die Städte heißen praktisch gleich, aber zugleich bezahlt man „money“, es ist also ein amerikanisiertes Japan. Sprachlich gesehen hat P. auch Probleme sein amanonisch klingt altmodisch und gedrechselt, wer etwas auf sich hält, benutzt eine sehr saloppe Umgangssprache mit diversen „amekanischen“ Lehnwörtern (in einem Anhang erläutert).


    Der große Unterschied besteht aber im Verständnis der Position von Mann und Frau, in Amanon existieren Männer praktisch nur als „Zuchthengste“ in abgeschotteten Samenspendeeinrichtungen oder als Kastraten, die zwar eine wichtige Rolle im Verwaltungswesen spielen, gesellschaftlich aber geächtet sind. (Heterosexueller) Sex ist pervers und natürlich empfangene bzw. geborene Kinder gelten als minderwertig. P. platzt in dieses System und versucht nun die amanonische Gesellschaft zu „normalisieren“.


    Ich bin mir sicher, dass ich so einige Anspielungen mit mehr Kenntnis der japanischen Kultur besser verstehen bzw. womöglich überhaupt erst entdecken würde. Zudem habe ich im Netz einen Aufsatz der Übersetzerin Monika Wernitz-Sugimoto zu dem Roman entdeckt (klick), der mir ziemlich deutlich gemacht hat, dass ein guter Teil der Arbeit der Autorin unübersetzbar ist, die Konnotation der Sprache in einen männlichen und weiblichen Stil existiert so im Deutschen beispielsweise gar nicht.


    Letztlich war mir „Die Reise nach Amanon“ etwas zu konstruiert, Kurahashi hat nicht versucht eine Geschichte zu erzählen, sondern ein kritisches Gleichnis geschaffen, in dem sie verschiedenste Aspekte untergebracht hat. Das ist ihr gut gelungen, aber dadurch ist der Roman besser zum Analysieren als zum Genießen geeignet -und somit nicht das, was ich lesen wollte…


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: