Peter Nichols - A Voyage for Madmen

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    In unseren Tagen ist es nicht mehr außergewöhnlich, die Welt alleine und ohne Zwischenstopp in einem Segelboot zu umrunden. In den späten 1960er Jahren hatte das jedoch noch niemand geschafft. Deshalb schrieb die Sunday Times einen Wettbewerb aus, bei dem der schnellste Solosegler ermittelt werden sollte. Neun Segler machten sich auf den Weg, von Profis bis zu einem Mann, der kaum Segelerfahrung vorweisen konnte. Nur einer von ihnen schaffte es mit seinem Boot wieder bis in den Heimathafen.


    Das Rennen dauerte über 300 Tage, in denen man so gut wie keine Nachrichten von den Seglern bekam, da damals nicht jederzeit Kontakt zum Festland möglich war. Technische Hilfsmittel, die in unseren Tagen zur Standardausrüstung von Segelbooten zählen, waren damals noch nicht verfügbar. Deshalb war man auf zufällige Begegnungen mit anderen Schiffen auf dem Meer angewiesen, die Briefe und Fotorollen übernehmen und nach England weiterschicken konnten. Einige der Segelyachten waren speziell für dieses Rennen gebaut worden, manche unter solchem Zeitdruck, dass sie gar nicht richtig fertiggestellt waren, als der letztmögliche Starttermin angebrochen war. Andere wiederum waren für den Atlantik gebaut, aber für die anspruchsvollen südlichen Gewässer eigentlich ungeeignet.


    Drei der Männer schrieben in diesem Wettbewerb Geschichte. Robin Knox-Johnston wurde für seine Leistung später von der Queen zum Ritter geschlagen. Bernard Moitessier beschloss unterwegs trotz oder wegen seiner aktuellen Führung, sich nicht dem zu erwartenden öffentlichen Trubel zu unterwerfen und nur für sich zu segeln. Statt aus dem Südatlantik nach Hause zurückzukehren, drehte er Richtung Osten ab und fuhr noch einmal quer über den Pazifik. Donald Crowhurst hatte sich durch den Bau seines Trimarans in große finanzielle Schwierigkeiten gebracht, wollte aber unbedingt teilnehmen. Schon beim Ablegen mit seinem untauglichen Boot bekam er Probleme. Nach einer waghalsigen Atlantikdurchquerung blieb er wochenlang vor der brasilianischen Küste liegen und gaukelte der Rennleitung mittels falscher Positionsangaben eine Fahrt um die Welt vor. Sein Plan war, sich rechtzeitig wieder unter die Heimkehrer zu mischen, um wenigstens einen der beiden Geldpreise einzuheimsen. Was in seinem Kopf vorging, ist heute noch ein Rätsel, aber seine Eintragungen im Logbuch lassen den Schluss zu, dass er nicht mehr ganz Herr seiner Sinne war. Als seine Yacht mitten im Atlantik treibend gefunden wurde, gab es von Crowhurst keine Spur mehr an Bord. Über diese drei Männer gibt es einiges an Literatur.


    Peter Nichols, selbst erfahrener Einhandsegler, schreibt eine spannende Chronik der Ereignisse auf den neun Booten, beginnend mit den Vorbereitungen zum Rennen bis zum Ende der jeweiligen Fahrt. Nicht nur die drei (jetzt) bekannten Segler, sondern auch die anderen Teilnehmer werden porträtiert. Ihre Beweggründe für die Teilnahme sind ganz unterschiedlicher Natur, ebenso ihre persönliche Entwicklung, die sie während des Rennens durchlaufen. Besonders die innere Zerrissenheit von Crowhurst oder Moitessier wird förmlich greifbar. Nichols sieht nicht nur den ambitionierten Segler, sondern auch den Menschen dahinter. Die Regatta war für alle ein einschneidendes Erlebnis, das sie auch später noch beeinflusst hat. Auch über die Boote, egal ob neu oder schon bewährt, gibt es Informationen, die gut nachvollziehen lassen, welch ein waghalsiges Unternehmen die Teilnahme am Rennen in manchen Fällen war.


    Nichols berichtet recht sachlich, doch die Faszination des Segelns, wenn es gut läuft, bis hin zu stürmischen Momenten, in denen das eiskalte Wasser ins Boot hereinbricht, werden packend und realistisch veranschaulicht. Die Boote konnten innerhalb von drei Monaten zu beliebigen Zeitpunkten starten, deshalb wird es nicht erst zum Ende hin spannend. Immer befindet sich ein Teilnehmer in einer brenzligen Situation.


    Die Kenntnis der wichtigsten nautischen Begriffe ist von Vorteil, aber generell schreibt Nichols so, dass alles verständlich und nachvollziehbar ist. Der Reiseverlauf wird durch einige Karten und Fotos gut veranschaulicht, und für Interessierte gibt es ein Verzeichnis der Quellen.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:



    Nach dem Misserfolg wurde das Golden Globe Race kein zweites Mal durchgeführt. Anlässlich des 50. Jahrestages soll nun 2018 eine Neuauflage des GGR stattfinden, aber nicht mit heutiger Technik, sondern unter denselben Bedingungen wie 1968, also ohne GPS, Satellitentelefon und anderen modernen Hilfsmitteln. Das wird in Insiderkreisen bestimmt ein spannendes mediales Spektakel.