Thomas Ziebula - Die rote Löwin

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    Gelungene Mischung aus historischem Roman und Thriller


    Als die Geschwister Rubina "Runja" und Waldemar im Jahre 1205 mit knapper Not den Überfall der Wengen auf die Burg von Gunzelin von Schwerin, bei dem auch die Eltern der beiden ums Leben kommen, überleben, machen sie sich auf den beschwerlichen Weg zu ihrem Onkel nach Magdeburg. Dort geraten sie mitten in die Intrige des Domdekans Laurenz von Magdeburg gegen seinen Widersacher Pirmin von Paris. Und schnell fällt Runja dabei eine Schlüsselrolle in diesem Konflikt zu.


    Thomas Ziebula legt hier einen historischen Roman vor, den er mit den Stilmitteln eines Thrillers erzählt. Diese Mischung konnte mich auf ganzer Länge überzeugen und auch begeistern.


    Das Buch besticht durch eine dichte Handlung, die das Tempo durchgehend hoch hält, eine gut konstruierte Story mit vielen überraschenden Wendungen und einen sehr bildhaften Schreibstil, der auch gerade in den drastischen Szenen wenig bis nichts ausspart.
    Bei der Vielzahl der handelnden und gut charakterisierten Protagonisten muss man schon sehr aufmerksam lesen, um gerade zu Anfang nicht den Faden zu verlieren. Ein Personenregister und eine Zeittafel am Anfang des Buches, die auch Informationen zum historischen Hintergrund der Geschichte liefern, sind hier aber eine sehr gute Hilfe. Zusätzlich werden in einem Glossar am Ende noch die wichtigsten Begriffe, die im Rahmen der Geschichte verwendet werden, erklärt.


    Kleiner Wermutstropfen ist, das der Klappentext des Buches leider viel zu viel vom Inhalt der Geschichte vorwegnimmt. Dies hätte man besser lösen können, mindert aber keinesfalls die Qualität des Buches.


    5ratten :tipp:

    "Ein Leben ohne Bücher ist nicht lebenswert" Erasmus von Rottersdam (1469-1536)

  • Der neue historische Roman von Thomas Ziebula mit dem Titel „Die rote Löwin“ spielt im 13. Jahrhundert und ist bisher ein alleinstehendes Werk.


    Inhaltsangabe (Quelle: Klappentext):
    Im Jahre 1205:Runja und ihr Bruder Waldemar sind nach dem Tod ihrer Eltern gezwungen nach Magdeburg zu gehen. Dort geraten sie sehr schnell in die Fängen des machthungrigen Domdekans Laurenz. Er sieht in ihr die perfekte Besetzung für einen Mordanschlag an seinen Rivalen Pirmin. Doch Runja verliebt sich ihn den jungen smarten Herrn und ahnt noch nicht, dass dies schwerwiegende Folgen nach sich ziehen wird. Denn schon bald soll sie sich zwischen dem Leben ihres Bruders oder dem ihres Geliebten entscheiden.


    Ich kannte bereits ein paar Bücher aus der Feder von Thomas Ziebula bzw. seinem Pseudonym Tom Jacuba. Hierbei hatten mich besonders seine fantastischen Werke aus der Kalypto- Reihe begeistern können. Daher war ich sehr auf sein neues historisches Werk gespannt. Der Klappentext hat sich schon ganz anders lesen lassen als beim Buch „Der Gaukler“, welches ich bereits gelesen hatte. Umso gespannter war ich auf dieses Werk und ich wurde nicht enttäuscht.
    Wie ich es bereits gewohnt war, war der Einstieg in das Buch ziemlich rasant. Als Leser wird man mitten in das Geschehen hereingeworfen. Ich finde, dass Ziebula dies wirklich gut beherrscht. Man wird zwar in die Geschichte hereingeworfen und muss sich erst mal zurechtfinden, dennoch fällt es einen leicht, einen groben Überblick zu gewinnen. Man lernt die ersten Charaktere kennen und auch die Situation ist sofort spannend. Der Schreibstil von Thomas Ziebula ist angenehm, sodass sich „Die rote Löwin“ zügig lesen lässt. Die Seiten fliegen nur so dahin und ich war sofort gefesselt. Ziebula schafft es, mit seiner Sprache Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen – ich konnte mir sowohl die Umgebung als auch die Charaktere gut vorstellen. Dennoch ist dieses Werk nichts für schwache Nerven. Der Autor meint selber, dass dies ein Experiment war und es lässt sich wohl am ehesten in das Genre des historischen Thrillers einordnen. Es ist schonungslos, stellenweise recht brutal und blutig und hat eine recht düstere Atmosphäre. Diese Zeit wird von seiner Schattenseite gezeigt und auch nicht beschönigt. Diverse brutale Szenen werden recht bildhaft beschrieben, sodass man sie sich gut vorstellen kann und es ist wirklich nichts für Leser, bei denen bei solchen Szenen die Vorstellungskraft zu stark ausgeprägt ist und nicht gerne auch mal härtere Lektüre liest. Ziebula schafft es, dass „Die rote Löwin“ permanent spannend geschrieben ist. Einige unerwartete Szenen werden mit eingebaut, besonders am Ende des Buches konnten mich einige Passagen überraschen, die ich so nicht erwartet hätte. Auch ist dieses Werk ziemlich temporeich. Sowohl die Protagonisten als auch der Leser kommt selten mal zum Luft holen. Die Ruhephasen sind knapp gesät. Dennoch wirkte es auch mich realistisch und nicht zu überladen. Hier hat der Autor es gekonnt geschafft, eine Gradwanderung zwischen diesen beiden Bereichen zu vollziehen.
    Das Buch wird aus der Sicht vom Domdekan Laurenz und dem Mädchen Rubina, welche eigentlich nur Runja genannt wird, erzählt. Dadurch bekommt man einen umfangreichen Einblick in das Geschehen. Auch sind die beiden die wesentlichen Protagonisten, welche gleichzeitig nicht wirklich Verbündete sind. Der Domdekan Laurenz ist ein wirklich toller Gegenpart, einer der Antipathien auslöst und der zwar ein bisschen überspitzt dargestellt wird, aber das Wesen der Kirche gut repräsentiert. Er möchte mehr Macht, mehr Einfluss und eine höhere Stellung haben. Um dies zu erreichen, geht er über Leichen. Auch ist er pädophil veranlagt, sodass mir bei ihm immer ein kleiner Schauer über den Rücken gelaufen ist. Er ist ein wirklich gut gestalteter Bösewicht. Runja ist ebenfalls ein starker Charakter. Bereits bei der Einführung ist sie kein verängstigtes Mädchen, welches das Abenteuer scheut. Stattdessen kann sie gut mit der Armbrust umgehen und passt schon früh auf ihren Bruder auf. Ihr Wandel hat mich einerseits fasziniert und andererseits auch schockiert. Sie gerät in einen Strudel aus Gefahr und Intrigen. In diesem muss sie sich behaupten und um das Überleben kämpfen. Dabei muss sie einige Hürden meistern und gerät in viele gefährliche Situationen. Aus der Not heraus wird sie gewaltbereiter und lernt zu kämpfen und auch, wie man sich verteidigt. Insgesamt wirkten die Charaktere schon recht realistisch auf mich. Dennoch hätte ich mir manchmal etwas mehr Tiefe gewünscht. Dass manchmal mehr auf die charakterliche Entwicklung eingegangen wird. Aber dies hätte wohl auch einfach den Umfang des Buches gesprengt.
    Positiv möchte ich auch noch die Gestaltung hervorheben. In dem Buch sind ein Glossar, ein Personenregister, eine hilfreiche Karte und eine interessante Zeittafel beigefügt wurden. Dieses zusätzliche Material empfand ich als sehr hilfreich und gerne habe ich diese nochmal als Stütze genutzt. Auch das Nachwort des Autors fand ich sehr lehrreich. Ich empfand es als sehr lesenswert. Ziebula geht in diesem nochmal darauf ein, was seiner Schöpfung entspringt und wo er sich an historische Quellen gehalten hat.
    Ein kleiner Kritikpunkt meinerseits: das Ende. Hier hätte ich mir irgendwie ein anderes gewünscht – eins, was nicht ganz so sehr nach Happy End geschrien hätte und mehr zum Buch gepasst hätte. Mir hätte das Ende irgendwie besser gefallen, wenn die letzten paar Seiten anders gewesen wären. Hier möchte ich jedoch nicht allzu sehr auf den Inhalt eingehen, da dies einfach ein zu großer Spoiler wäre. Aber ich glaube, jeder, der das Buch gelesen hat, weiß was ich meine. Aber ich kann auch mit diesem Ende leben. Noch ein kleiner Kritikpunkt: Ich hätte mir gewünscht, dass ein bisschen mehr auf den historischen Rahmen eingegangen wird. Dies hätte aber nicht zum temporeichen Thriller-Element gepasst und so ist es einfach nur Geschmackssache.


    Für mich ist dieses neue Experiment von dem Autor Thomas Ziebula aufgegangen. „Die rote Löwin“ konnte mich überzeugen und hat mich gut unterhalten. Auf Grund kleiner Kritikpunkte möchte ich hier 4,5 Sterne vergeben. Auch möchte ich nochmal hervorheben, dass dieser historische Thriller nichts für schwache Nerven ist.


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Runja und ihr Bruder sind nach dem grausamen Mord an ihren Eltern auf sich allein gestellt und schlagen sich nach Magdeburg durch. Dort angekommen geraten sie zwischen die Finger des machthungrigen Domdekans Laurenz, der seine ganz eigenen Pläne mit den beiden jungen Geschwistern hat. Beide geraten in einen Strudel aus Gewalt und Intrigen, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.


    Ich entdeckte das Buch in der Vorschau des letzten Jahres und der Klappentext fiel mir sofort ins Auge. Er hörte sich nicht so an, und (was mir wichtig ist) so als würde es in diesem Buch nicht allzu viele (unnötige) Schnäbeleien und Liebesgeflüster geben. Außerdem kenne und schätze ich Thomas Ziebulas Bücher, seine fantastischen muss ich zugeben ein wenig mehr als seine historischen. Die rote Löwin war überraschend schlank im Vergleich zu Ziebulas vorherigen historischen Romanen. Eigentlich - eigentlich! - bevorzuge ich die dicken Wälzer, aber ich wurde eines besseren belehrt. Zum Glück!


    Doch beginnen wir dort, wo auch die Geschichte beginnt. Im Mittelalter - ich liebe gut recherchierte historische Romane und bei diesem Buch spürt man schon auf den ersten Seiten, dass der Autor viel Mühe in die historische Genauigkeit gelegt hat. Er war ziemlich gründlich bei der Recherche, betrieb jedoch zu keiner Zeit Infodumping. Bei manch anderen Autoren hat man manchmal das Gefühl, sie wollen möglichst viel an Wissen in die Geschichte pressen. Thomas ist stets dem Plot gefolgt und an der Seite seiner Charaktere gewandelt. Nicht jeder Autor schafft es, das Gleichgewicht zwischen der Geschichte, die erzählt werden soll, und historischen Fakten zu wahren. Thomas ist das in diesem Buch famos gelungen. Immer wieder webt er die Fakten geschickt in die unterschiedlichen Erzählperspektiven, die „Die rote Löwin“ vorantreiben, mit ein.


    Hauptsächlich verfolgen wir Runjas und Laurenz’ Erzählperspektive, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Runja ist voller Zorn und Rachegedanken, da ihre Familie ermordet wurde und sie nun nach Gerechtigkeit sinnt. Die Gefühle, die sie hegt, sind nachvollziehbar und verständlich. Ich mochte auch ihren Bruder sehr gern, der auch eine große Rolle einnimmt. Laurenz giert nach Macht und ist bereit dazu, über die ein oder andere Leiche zu steigen. Was habe ich über diesen Lustmolch geflucht und seine Intrigen und Spiele verdammt. Mit ihm hat der geneigte Leser seine Freude, glaubt mir.
    Die beiden Perspektiven treffen sich recht rasch, und wo ich vorher die beiden Handlungen mit Interesse verfolgt habe, steigert sich die Spannung nun ungemein, da sich die Handlungen verflechten und neue Bindungen entstehen.
    Der Plot an sich wies keine Längen auf, er ließ mich eher zum Schluss kaum noch zu Atem kommen.
    Ziebula hat einen außergewöhnlichen Stil, das muss man eingestehen. Ich brauchte ein paar Seiten um mich an seine Sprache zu gewöhnen, aber das ging bei mir schnell und dann bereitete mir die Sprache unglaublich viel Freude. Das Buch ist nichts für zarte Wesen, um gleich eine Warnung anzuschließen. Es fließt viel Blut, es gibt Tote zu betrauern - das Buch birgt so manches Thriller-Element in sich (gerade jene konnten mich begeistern).


    Auf den Umschlagseiten findet sich eine liebevoll gestaltete Karte. Auch eine Zeittafel zur besseren zeitlichen Einordnung und ein Dramatis Personae hat noch Platz im Buch gefunden (über so etwas freue ich mich ja persönlich immer besonders).


    Was gibt es noch groß zu sagen? Das Buch konnte mich überraschen, trotz seiner Kürze begeistern und mich (die ich vielleicht die ein oder andere Schwierigkeit mit Ziebulas’ früheren historischen Werken hatte) doch noch zu einem Fan heranwachsen lassen.


    Dieser tolle historische Roman hat seine fünf Sterne verdient.

    Home is people, not a place (Robin Hobb, Live Ship Trader)

  • Eine Löwin ohne Biss


    13. Jh. Bei einem Überfall von Wenden auf die elterliche Burg verlieren die 18-jährige Rubina und ihr jüngerer Bruder Waldemar nicht nur ihre geliebten Eltern, sondern auch ihr Zuhause. Sie müssen flüchten und begeben sich nach Magdeburg, wo sie sich Hilfe durch Verwandte erhoffen, doch ihr eigener Onkel jagt sie davon. So sind sie auf sich allein gestellt, und bald schon geraten sie an Domdekan Laurenz, der die Geschwister für seine eigenen Pläne benutzen will, um seine Macht zu festigen und auszubauen. Rubina genannte Runja, lässt er zur Mörderin ausbilden, denn diese ist seit dem gewaltsamen Tod ihrer Eltern vom Rachegedanken beseelt. Schon bald muss Rubina allerdings eine folgenschwere Wahl treffen: das Leben ihres Bruders oder ihrer großen Liebe Pirmin, der Laurenz Rivale ist. Wie wird sie sich entscheiden?


    Thomas Ziebula hat mit seinem Buch „Die rote Löwin“ einen temporeichen, rasanten historischen Roman vorgelegt, der das Mittelalter von seiner düstersten Seite zeigt. Der Schreibstil ist flüssig und nimmt den Leser mit in eine lange zurückliegende Zeit. Der Spannungsbogen wird recht schnell aufgebaut und zieht sich wie ein roter Faden bis zum Schluss durch die Geschichte. Die Handlung teilt sich in zwei Perspektiven, die eine dreht sich um Runja und ihre Erlebnisse, Gedanken und Gefühle, der andere behandelt die Sichtweise von Laurenz. So lernt der Leser beide Seiten und auch die Charaktere bestens kennen und hat ein gutes Kopfkino. Der historische Hintergrund wurde vom Autor sehr schön recherchiert und in der Handlung wunderbar eingeflochten. Allerdings stechen innerhalb der Handlung die brutalen Szenen sehr hervor und sind nichts für zarte Gemüter.


    Die Charaktere sind sehr differenziert gezeichnet und lassen Raum für eigene Gedanken. Leider können sie in ihrer Darstellung nicht wirklich überzeugen. Runja ist zwar eine selbstbewusste junge Frau, die sich liebevoll um ihren kleine Bruder kümmert und auch schon einiges ertragen musste, doch ihre Rachegedanken machen sie zu einer kalten und eher unnahbaren Person, die sich wenig um andere schert und nur ihre Ziele verwirklichen will. Sie hinterfragt nichts und lässt sich gnadenlos und ohne Widerspruch manipulieren, da fehlt ihr der Kampfgeist, den sie sonst so sehr an den Tag legt, was sie irgendwie nicht echt erscheinen lässt, sie wirkt eher wie ferngesteuert. Durch ihre Art kann sie den Leser nicht für sich einnehmen und eine gewisse Distanz macht sich während des Lesens breit. Auch die Liebesgeschichte zwischen ihr und Pirmin wirkt wenig glaubwürdig, man hat die ganze Zeit das Gefühl, als fehle etwas Grundlegendes. Laurenz ist ein machtgieriger Mensch, der über Leichen geht, um seine Ziele zu erreichen und vor keinem bösartigen Mittel zurückzuschrecken scheint. Aber auch sein Charakter lässt im Laufe der Handlung nach und wirkt irgendwie lahm. Auch die Nebenprotagonisten erscheinen eher blass und können nicht wirklich überzeugen.


    „Die rote Löwin“ ist ein historischer Roman, der zwar recht unterhaltsam, aber auch eher kommerziell und seicht daher kommt. Thomas Ziebula hat mit „Der Gaukler“ und „Die Hure und der Spielmann“ bereits zwei ausgezeichnete historische Romane vorgelegt. Wer diese Romane kennt, wird von diesem Buch enttäuscht sein. Der Autor selbst bezeichnet dieses Buch als Experiment. Man kann nur hoffen, dass Thomas Ziebula sich auf seine außerordentlichen Fähigkeiten besinnt und seiner Erzählkunst beim nächsten Roman wieder alle Ehre macht. Leider durchgefallen!


    2ratten