Ernle Bradford - Der Schild Europas

  • Autor: Ernle Bradford
    Titel: Der Schild Europas
    Untertitel: Der Kampf der Malteserritter gegen die Türken 1565


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    Inhalt


    Auf Malta stehen sich 40.000 Soldaten des osmanischen Reiches und knapp 750 Johanniter-Ritter und 8000 Malteser gegenüber. Neben ihrer zahlenmäßigen Übermacht setzen die Türken massiv Artillerie ein, um die maltesischen Festungen dem Erdboden gleich zu machen. Auf St. Elmo, einer strategisch bedeutsamen Feste, gehen so mehr als 6000 80kg-Kugeln nieder – pro Tag (das macht mehr als vier Kugeln pro Minute!).
    Obwohl die belagerten Ritter und Malteser wochenlang vergeblich auf Hilfe von Spanien und Italien warten, verlieren sie ihren unerbittlichen Verteidigungswillen nicht, was vor allem der unglaublichen Charakterfestigkeit des Johanniter-Großmeisters Jean Parisot de la Valette zu danken ist. La Valette, bereits türkischer Gefangener und Galeerensträfling gewesen und inzwischen über 80 Jahre alt, geht seinen Kriegern mit beispiellosem Vorbild voran.


    Meinung


    Wenn diese Geschichte nicht wahr wäre, müsste man sie erfinden.


    Eigentlich braucht man gar nicht mehr zu schreiben, aber ein paar besondere Begebenheiten will ich trotzdem kommentieren. Zuallererst ist der Abwehrkampf der Ritter (der Johanniterorden existiert als Malteserorden noch heute) ohne die einheimische Bevölkerung nicht denkbar. Auch wenn nur wenige Malteser namentlich bekannt wurden, leisteten auch sie beachtliches.


    Es gehört Mut dazu, zu sterben, aber noch mehr Mut ist erforderlich, um Männer in den Tod zu schicken. Die Osmanen konzentrierten ihre Truppen anfangs auf die vorgelagerte Festung St. Elmo, und nachdem sie mit ihren Kanonen und Schützen auch die angrenzende Bucht kontrollieren, wird es la Valette nahezu unmöglich gemacht, Verstärkungen zu schicken. Noch endlosen Tagen des Kämpfens ist klar, dass die Festung früher oder später endgültig fallen wird. La Valette sieht davon ab, Männer in den verlorenen Außenposten abzukommandieren, und sofort melden sich Dutzende Ritter, die freiwillig nach St. Elmo übersetzen wollen. Und ein solches Freiwilligenkorps findet sich nicht nur einmal, sondern mehrmals. Tagelang gehen Ritter freiwillig nach St. Elmo, ohne Hoffnung, lebendig von dort zurückzukehren.


    Für mich war die Glaubensstärke dieser Menschen zutiefst beeindruckend.


    Während die Osmanen davon ausgingen, das kleine St. Elmo innerhalb weniger Tage zu nehmen, hielt die Festung fast einen ganzen Monat stand.


    Der Großmeister la Valette hat trotz aller Leuchtkraft seines Vorbilds aber auch seine schwachen Momente, als er beispielsweise türk. Gefangenen die Köpfe abschlagen und zum osmanischen Heer schießen lässt, nachdem diese die letzten Ritter in St. Elmo kopflos gekreuzigt hatten. Aber gerade diese Schwäche ist es, die ihn menschlich macht, und aufzeigt, wie oft der Großmeister über sich hinausgewachsen ist und einen nahezu Geist und Willen demonstrierte – wenn er beispielsweise nur notdürftig gerüstet selbst das Schwert ergreift, um in die Bresche zu springen und seinen Rittern Kraft zu spenden.


    Zu guter Letzt sei an einen Satz aus einer seiner Reden erinnert, der sich mit den französischen Worten „Noblesse oblige“, also „Adel verpflichtet“, wiedergeben lässt. La Valette ist von Anfang an bewusst, dass die Zukunft des Ordens auf Messers Schneide steht und ihre Lage eher aussichtlos ist. Was ihn dennoch zum Widerstand gegen die osmanische Macht bewegt, ist nicht nur, dass der Orden einen weiteren Rückzug vielleicht nicht überleben würde. Es ist auch die Tatsache, dass von alters her die Ritter eine Verpflichtung gegenüber Gott und dem Volk eingegangen sind: der gemeine Mann versorgt sie, und umgekehrt ist es die Pflicht des Ritters, diesen (auch mit seinem Leben) zu beschützen. Zitat:


    Wer privilegiert ist, muss auch die Tatsache bejahen, dass die einzige Rechtfertigung unser Ausnahmestellung in der Bereitschaft liegt, alles zu opfern, wenn der Ruf an uns geht.


    Wenn man den alten Adel als Führer des Volkes bezeichnet, dann übernehmen diese Rolle heutzutage die Politiker, schließlich werden auch sie vom „gemeinen Mann“ dafür bezahlt, die Geschicke des Staates zu lenken. Wer allerdings hält einem Vergleich mit den damaligen Privilegierten stand, was Gerechtigkeit, Selbstlosigkeit, Einsatzbereitschaft und Opferbereitschaft angeht?


    Es wäre allerdings zu einfach, alle Schuld von sich selbst zu weisen. Wir alle sind für die Gesellschaft verantwortlich, in der wir leben. Deshalb zum Abschluss ein passendes Sprüchlein:


    Kann ich nicht Dombaumeister sein,
    behau ich als Steinmetz einen Stein.
    Fehlt mir auch dazu Geschick und die kräftige Hand,
    trage ich Mörtel herbei und Sand.
    Rudolf Baumbach


    Sonnige Tage und erholsame Nächte!


    5ratten


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