Cynthia Harrod-Eagles - Goodbye Piccadilly

  • (Leider, leider erscheint auch diese Serie zumindest momentan nicht auf deutsch :traurig: )


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    Die Hunters führen ein beschauliches Leben in Northcote, einem gemütlichen kleinen Örtchen unweit von London. Vater Edward arbeitet bei einer Londoner Bank und ist froh, dass er seinen sechs Kindern ein angenehmes Leben außerhalb der schmutzigen, hektischen Stadt bieten kann, seit die Erweiterung der Eisenbahnlinie es möglich gemacht hat, aufs Land zu ziehen. Während die sechzehnjährige Sadie verrückt nach Pferden ist und die beiden ältesten Söhne aufs College gehen, ist Diana, 19 und sehr hübsch, zum ersten Mal ernsthaft verliebt. Das einzig Dumme: ihr Angebeteter ist der Sohn eines Earl und sie als Mittelklassemädchen nicht standesgemäß für dessen Familie.


    In dieses Idyll mischen sich im Sommer 1914 jedoch ernste Untertöne, als in Sarajevo tödliche Schüsse auf Erzherzog Franz Ferdinand fallen. Man munkelt von politischen Verwerfungen und gar von Krieg, will aber nicht glauben, dass es wirklich zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den europäischen Mächten kommen könnte, deren gekrönte Häupter auch noch teils weitläufig miteinander verwandt sind.


    Doch die düsteren Vorhersagen bewahrheiten sich, und in herrlichem Sommerwetter bereitet man sich nicht auf Picknicks und Freiluftfeste vor, sondern nimmt Abschied von Söhnen und Brüdern und blickt in eine ungewisse Zukunft. Auch David Hunter meldet sich zum Entsetzen seiner Mutter freiwillig zum Militär, während Sadie traurig miterlebt, wie auf dem benachbarten Gutshof Pferde für die Kavallerie requiriert werden und die Köchin zwar über die panischen Hamsterkäufe anderer Leute die Nase rümpft, sich aber trotzdem mal lieber einen Vorrat an Kolonialwaren anlegt, deren Beschaffung aus dem Ausland womöglich wegen des Krieges schwierig werden könnte.


    Wie der Krieg auf der anderen Seite des Ärmelkanals auch in England, das ja weitgehend von Kampfhandlungen verschont blieb, auch bei den Zivilisten zu Hause bis in die kleinsten Winkel des Lebens eindringt, und wie man zuvor wochenlang zittert und bangt und hofft, dass das Unfassbare nicht eintreffen wird, schildert Cynthia Harrod-Eagles sehr einfühlsam und eindringlich im ersten Band ihrer Serie "War at Home".


    Wie der Titel schon sagt, werden die Ereignisse an der Front nur gestreift. Das Buch konzentriert sich im wesentlichen auf das, was abseits der Schlachtfelder geschieht, wobei zahlreiche kleine historisch belegte Details einfließen, die selbst Leser, die mit der Materie vertraut sind, noch überraschen können.


    Gleichzeitig ist "Goodbye Piccadilly" auch ein gelungenes Familienporträt, das von der Machart her ein wenig an "Downton Abbey" oder ähnliches erinnert, weil es sich nicht nur einer Person widmet, sondern aus vielen verschiedenen Perspektiven erzählt wird - Eltern, Kinder und auch Dienstboten bekommen ihre Auftritte, so dass ein schönes Kaleidoskop von Charakteren und Handlungssträngen entsteht, das aber immer übersichtlich bleibt und nach einer kleinen Anlaufphase auch zu fesseln versteht, sowohl mit den Bezügen zum Krieg als auch mit den persönlichen kleinen Dramen, Freuden, Enttäuschungen und Überraschungen im Alltag. Ein Markenzeichen der Autorin sind die zahlreichen und dabei "runden" Figuren, die sie oft mit wenigen Worten so plastisch beschreibt, dass man sie persönlich zu kennen glaubt.


    Ein toller Serienauftakt, der Appetit auf mehr macht!


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





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