Goethe – Die Zauberflöte II

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    (Natürlich findet sich Goethes "Zauberflöte II" auch in den meisten Werkausgaben des Dichterfürsten.
    Also vielleicht seid Ihr schon im Besitz des guten Stückes. Ansonsten ist der Vorteil bei dieser Herausgabe
    der erklärende Text, der die wichtigsten Symbole erklärt etc.)



    Das ist der "kleine Faust" – Thomas Mann über Goethes "Zauberflöte II"


    Ja! – Schon Thomas Mann war beim Lesen von Goethes "Zauberflöte II" aufgefallen, dass die Motive in großen Teilen der "Faust"-Dichtung glichen. Gerade die geheimnisvollen, teilweise schwer fassbaren Themen und Symbole des undurchsichtigen "Faust II" hatte Goethe zu einem erheblichen Teil bereits in seinem Fortsetzungsversuch der Mozartschen "Zauberflöte" angelegt. Goethes "Zauberflöten"-Fortsetzung erscheint so als eine Blaupause für den "Faust II":


    Zitat

    "Das ist der >kleine Faust<, – die >Zauberflöte<, wo Homunculus und der Sohn noch Eines sind im leuchtenden Kästchen . . ." (Thomas Mann "Lotte in Weimar")


    Also aus diesem ersten Versuch, der "Zauberflöte II", entwickelte Goethe dann später zentrale Motive der "Faust"-Dichtung, eben den Homunculus; und vor allem den Sohn von Faust und Helena – Euphorion, der am Ende des dritten Aktes (ähnlich dem Ikarus) bei einem übermütigen Flugversuch in die Tiefe zu Tode stürzt. Helena, Ikarus – da sind wir natürlich in der Welt der antiken Mysterien ––– meinem Lieblingsthema. Aber am besten sage ich hier meinerseits erstmal nicht zu viel, denn Goethe orientierte sich bei seiner "Zauberflöte II" stark an Mozarts "Zauberflöte", und sorgte ebenfalls dafür, dass in erster Linie erstmal jeder damit seinen Spaß haben konnte – so ist die "Zauberflöte" ja eine der wenigen Opern, die sogar von Kindern gerne gesehen wird.


    Zwischen kurzweiliger Unterhaltung und symbolschwangerem Mysterienspiel


    Doch vielleicht soviel: Mozarts "Zauberflöte" bietet für die Interessierten darüber hinaus auch noch mehr; und man kann bei jedem Besuch immer wieder etwas Neues entdecken. Es ist ein Rätselwerk, dass ganz viele Elemente (damalige Moden, Zeitgeist) zu einem großen und vielschichtigen Facettenreichtum in sich aufgenommen hat. Nur ein Aspekt darunter ist die Mysterienbegeisterung der Zeit – die vor allem durch die damals in intellektuellen Kreisen sehr angesagten Geheimbünde (wie den Freimaurern und Illuminaten) gepflegt wurden. Und nun war es so, dass sowohl die Macher der ersten "Zauberflöte" (Mozart und sein Textdichter Schikaneder) als auch Goethe – allesamt Freimaurer waren. In der ersten "Zauberflöte" gibt es einen Bruderbund, der eindeutig an die Freimaurer angelehnt ist, und welcher einen Mysterienkult huldigt um die ägyptischen Götter Isis und Osiris. Schon die Griechen erkannten in der ägyptischen Götterwelt ihre eigenen Götter wieder (interpretatio graeca); und unter allen Völkern galten den Griechen die ägyptischen Kulte und Riten als besonders ursprünglich und vorbildhaft (Selbstdarstellung der Isis bei Apuleius). Aber gut, ich wollte es ja eigentlich möglichst kurz machen, also: Mozart und Schikaneder deuteten in der "Zauberflöte" kultische Thematiken an, deuteten sogar rituelle Abläufe an, eben so wie sie die moderne Freimaurerei und die alten Ägypter in ihrer Mysterienkultur praktizierten. Der Freimaurer Goethe orientierte sich eben auch in diesem Punkt der Mysterienkultur stark an Mozarts "Zauberflöte" und zeigt eben auch in seiner "Zauberflöte II" solche mystisch-kultischen Themen. Und es ist eben ganz spannend diese ursprünglicheren Motive (weil ägyptisch und bereits vor "Faust II" entwickelt) in der "Zauberflöte II" zu entdecken – zumindest aus meiner Perspektive.


    Kleine Seitenhiebe auf die höfische Gesellschaft


    Aber gut, abseits dieser mystisch-kultischen Thematik, die sich sowieso hauptsächlich auf der Symbolebene abspielt, bietet auch der Inhalt der unmittelbaren Handlungsebene interessante Ansatzpunkte – ja eigentlich genug Diskussionsstoff. Ähnlich wie Mozart, greift auch Goethe die zeitgenössische Gesellschaft auf, und nimmt dabei vor allem das Hofleben aufs Korn – insgesamt auch einfach ganz witzig.


    Zitat

    Eine kleine Vorschau auf die Anfangshandlung


    Goethe führt den großen Konflikt aus der ersten "Zauberflöte" fort: Die Königin der Nacht erhebt sich aus der Dunkelheit um zurückzuschlagen gegen Sarastros Lichtreich. Ins Visier der Königin gerät der neugeborene Sohn von Pamina und Tamino, den Monostatos für sie entführen soll. Doch Monostatos versagt bei seinem Entführungsversuch und muss fliehen; kann aber vorher noch das Kind in einen verfluchten Sarg einsperren, wodurch der junge Sprössling fürs Erste jeder Seite entzogen ist. Zwar verbleibt der Sarg in Sarastros Reich, aber ohne ihn öffnen zu können bleiben Pamina und Tamino von ihrem Sohn getrennt. Verzweifelt bangen die Eltern um das Leben ihres Sohnes und wollen natürlich den drohenden Tod abwenden, der die endgültige Trennung bedeuten würde. Doch auch die Königin der Nacht ist mir ihren Plänen noch nicht am Ende und arbeitet weiter daran ihre Rache zu vollenden.