Samuel Butler - Erewhon

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    Während meines Projektes "Kanon der SF-Literatur" wurde mit das obige Buch vorgeschlagen. Es wurde 1872 unter dem Titel "Erewhon, or, Over the Range" herausgegeben und ist somit, neben Bulwer-Lyttons "The Coming Race", eine der ersten modernen SF-Utopien der Weltliteratur.


    Die Einflüsse solcher Werke, wie die klassischen Utopien von Morus, Campanella, Andreä oder Bacon sind zwar deutlich sichtbar, doch zeichnet sich dieses Buch durch eine mehr "belletristische" Herangehensweise des Autors aus. Es ist zwar prinzipiell eine Art Reisebericht, eine so genannte Voyage Imaginaire also, dennoch bemüht sich Butler um eine dramatische Rahmenhandlung, die die eher trockenen Berichte aus dem Lande Erewhon (umgekehrt gelesen: Nowhere) etwas auflockern.


    Zur Handlung des Romans: Ein junger Engländer namens George Higgs, wandert in die Südsee aus, wo er mit den Berichten der Eingeborenen über ein mysteriöses Land im Inneren Australiens konfrontiert wird. Neugierig geworden, bricht er auf eine beschwerliche Reise auf und gelangt tatsächlich in dieses moderne Utopia.


    An dieser Stelle nimmt der Roman sehr starke Züge einer klassischen Utopie an - George erzählt von dem Land und seinen Bewohnern, von ihren Sitten und Gebräuchen, von ihrer Kultur im Allgemeinen. Hätte ich nicht gewusst, dass Butler mit diesem, im Grunde genommen, satirischem Werk der wiktorianischen Gesellschaft seiner Heimat einen Spiegel vor die Nase halten wollte, so wäre ich zutiefst enttäuchst von diesem Buch: Albern anmutende Gesetze der Erewhonier, merkwürdige Sitten, beinahe ins Idiotische abgleitende Staatsphilosophie machen es dem heutigen Leser relativ schwer, die Lektüre von "Erewhon" als Genuss anzusehen.


    Dennoch gewinnt das Buch im letzten Drittel an Aussagekraft, weil es Butler gelingt, auf beinahe prophetische Art und Weise, wichtige und auch heute noch brennende Fragen zum Thema Religion, Erziehung, Moralwerte bis hin zu den Auswirkungen der Technisierung auf den Menschen zu stellen.


    Er lässt durch seinen Helden George fragen: "Man bedenke, welch außerordentliche Fortschritte die Welt der Maschinen in den letzten paar hundert Jahren zu verzeichnen hatte, und vergleiche damit, wie langsam die Entwicklung im Tier- und Pflanzenreich fortschreitet. Die höher organisierten Maschinen sind nicht so sehr Geschöpfe von gestern, sondern gewissermaßen solche der letzten fünf Minuten, erdgeschichtlich gesehen. (...) was kann aus den Maschinen nicht noch alles werden? Ist es nicht sicherer, das Unheil im Keime zu ersticken und ihrer Weiterentwicklung Einhalt zu gebieten?"


    Sicherlich eine berechtigte Frage, wennauch wir sogar heute, in unserer extrem technisierten Welt, die Antwort sogar noch schwieriger finden, als Samuel Butler es höchstwahrscheinlich jemals hätte zu träumen gewagt.


    Ich vergebe, aus Rücksicht auf die inzwischen vergangenen 134 Jahre, zwei Ratten. ;)


    2ratten

    Gesegnet diejenigen, die nicht gegoogelt haben, und dennoch glauben.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()