Yuya Sato - Dendera

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    Verlinkung klappt vermutlich nicht, weil es eine amerikanische Ausgabe ist


    Klappentext

    cover-sato-dendera.jpgWhen Kayu Saitoh wakes up, she is in an unfamiliar place. Taken to a snowy mountainside, she was left there by her family and her village according to the tradition of sacrificing the lives of the elderly for the benefit of the young. Kayu was supposed to have passed quickly into the afterlife. Instead, she finds herself in Dendera, a utopian community built over decades by old women who, like her, were abandoned. Together, they must now face a new threat: a hungry mother bear.

    Meine Eindrücke
    Yuya Sato erweckt in diesem Buch eine japanische Legende zum Leben, die des Ubasute. Bei der Ubasute wurden angeblich die Alten eines Dorfes zum Sterben an einen einsamen Platz gebracht, damit den anderen Dorfbewohnern mehr Nahrungsmitteln übrig blieben. Während es für eine reale Ubasute keine Belege gibt, passiert das im fiktiven Village jährlich beim rituellen Climb the Mountain. Jeder Einwohner wird im Winter nach seinem siebzigsten Geburtstag in ein rituelles, weißes Gewand gehüllt, mit Sake verabschiedet und auf einen Berg getragen, um dort ins Paradies zu gelangen.

    Kayu Saitoh gehört im Jahr der Erzählung zu den Alten, die von den Söhnen auf den Berg getragen werden. Sie legt sich in den Schnee und erwartet den erlösenden Tod, doch sie erwacht umgeben von alten Frauen, die sie noch von früher kennt! Wie kann das gehen?

    Vor dreißig Jahren war es erstmals einer Frau gelungen, den Climb zu überleben. Diese Frau wollte sich der Tradition bewusst entziehen und weiterleben. Sie begann, jedes Jahr zur Ubasute-Saison weitere Frauen vor dem Erfrierungstod zu retten, gründete mit ihnen das Dörfchen Dendera auf der anderen Seite des Bergs. Hierher kommt auch Kayu Saitoh, der die Rettung und die Entdeckung des geheimen Dendera allerdings sehr zu schaffen macht. Ihr Lebensende hatte sie sich komplett anders vorgestellt: Statt im Paradies findet sie sich in einem eiskalten, winterlichen Dorf mit ärmlichen Hüttchen wieder, nur mit dem rituellen Gewand bekleidet, mickrigen Lebensmittelvorräten und ohne nennenswerte Werkzeuge.


    Zum ersten Mal in ihrem Leben muss sich Saitoh mit einer neuen, unerwarteten Situation auseinandersetzen. Während im Village die Tage von Arbeit und vor allem Nahrungsbeschaffung bestimmt waren, und weder Zeit noch Notwendigkeit bestanden, über sich selbst, das Leben und ähnliches nachzudenken, muss sie nun genau das schaffen. Sie braucht neue Ziele, muss sich zurecht finden und findet noch nicht einmal Worte, um ihre Situation sich selbst gegenüber zu erklären, geschweige denn den anderen. Die wiederum einigen Vorsprung damit haben und Saitohs unerschütterliche Haltung mit ihren Überzeugungen herausfordern.

    Unter den Frauen im Dorf gibt es zwei Gruppen, die Hawks und die Doves. Die einen wollen unbedingt stark genug werden, um das Village anzugreifen, die anderen wollen lieber das Dorf zum Paradies ausbauen. Saitoh stellt klar: Sie will nirgendwo mittun. Sie macht einfach ihre Tagesarbeit, weil ihr nichts anderes übrig bleibt. Aber kämpfen muss auch sie irgendwann, ausgerechnet im ihr Leben, als eine Bärenmutter mit ihrem Jungen auftaucht, ausgehungert und auf der Suche nach Nahrung.


    DIeses Dendera ist eine hervorragende Plattform, um die unterschiedlichsten Perspektiven zu zeigen, die mit großen Themen wie Freiheit, Altern, Sterben und Tod einhergehen. Sämtliche Hauptpersonen (fünfzig!) sind ja nicht nur Frauen, sondern allesamt zwischen 68 und 100 Jahre alt. Und die Damen packen große Themen an: Wie geht man mit Freiheit um? Wie geht man damit um, ohne ähnliche Muster aufzubauen wie jene, denen man entkommen ist? Ist man undankbar oder dumm, wenn man diese Freiheiten nicht will, nicht damit umgehen kann oder sie aufgibt? So sehr die Frauen früher demselben Drill unterworfen waren, so entwickelten sie dennoch unterschiedliche Ideen. Zum Beispiel dazu, was es mit dem Paradies auf sich haben könnte.


    Dendera wird mitunter brutal und blutig. Und damit meine ich noch nicht einmal die üblen Traditionen des Village, um die Bewohner unter Kontrolle zu halten. Die Bärin greift mehrfach an und Yuya Sato beschreibt den Kampf mit den Frauen immer recht bildlich. Auch ein Verzweiflungsangriff während einer Epidemie gerät zu einem gruseligen Showdown. Am Ende bleiben von den einst fünfzig Bewohnerinnen Denderas nicht mehr viele übrig. Umso mehr müssen sie sich überlegen, welche Ziele sie sich persönlich setzen wollen. Nur dieses Mal nicht mehr für eine Gruppe, sondern jede für sich. Damit kommen sie der ursprünglichen Situation, die sie beim Climb the Mountain angetroffen haben, nochmals am nächsten.


    Hintergrundinfo

    Der Verlag Haikasoru sagt von sich selbst, es sei das erste Imprint der USA, das sich mit einer Auswahl von Award-Gewinnern, Klassikern und Neuentdeckungen daran machen wolle, Literatur aus Japan bekannt zu machen — als “high castle” für Science Fiction und Fantasy. Wer Japan weiter entdecken will, als deutsche Übersetzungen das zulassen, kann sich bei diesem Verlag durchaus inspirieren lassen. Und speziell diese beiden Genres sind meines Wissens bisher nicht großartig in Übersetzungen zu haben.


    :thumbup: Buchtipp

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa