Bruce Parker - The Power of the Sea

  • Bruce Parker

    The Power of the Sea

    Tsunamis, Storm Surges, Rogue Waves, and Our Quest to Predict Disasters


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    Gemütlich am Meeresstrand zu sitzen und dem Rauschen der Wellen zuzuhören, hat mitunter etwas Meditatives. Doch das Meer kann sich auch äußerst ungemütlich zeigen. Wenn Wasser richtig in Bewegung kommt, kann es eine zerstörerische Kraft erzeugen, vor der nichts sicher ist. Dr. Bruce Parker ist ein namhafter Wissenschaftler und Mitglied mehrerer ozeanografischer Institute. In „The Power of the Sea“ beschäftigt er sich mit Wellen in allen Erscheinungsformen.


    Noch am ehesten kalkulierbar sind Ebbe und Flut, deren Intensität nicht nur von den Mondphasen, sondern auch von der Wassertiefe abhängen. Bereits vor Jahrtausenden verstanden es Küstenbewohner, die Gezeiten für sich zu nutzen, ohne dabei zu verstehen, wie sie zustande kommen. Nicht nur für den Broterwerb am und auf dem Meer, sondern auch in militärischer Hinsicht war es hilfreich, sich den Wasserstand an der Küste zunutze zu machen. Als die Ursache für die Entstehung der Gezeiten endlich enträtselt war und exakte Wasserstände weit im Voraus berechnet werden konnten, spielte dies z. B. bei der Landung der Alliierten in der Normandie im 2. Weltkrieg eine entscheidende Rolle.


    Sturmfluten gibt es seit Menschengedenken. Während früher die Opferzahlen sehr hoch sein konnten, weil niemand wusste, wann ein Sturm immense Wassermassen mit sich bringen würde, beschränkt es sich in jüngerer Zeit meist auf Sachschäden.


    Riesenwellen zählten Jahrhunderte lang als Mythos. Berichte darüber wurden als Seemannsgarn abgetan, spurlos verschwundene Schiffe eher einem Seeungeheuer als Beute zugerechnet. Erst als gegen Ende des letzten Jahrhunderts eine riesige Welle bei einer Ölplattform nachgewiesen werden konnte, begannen sich Wissenschaftler eingehend damit zu beschäftigen.


    Geschichtlich erwähnte Tsunamis gab es schon viele, darunter derjenige von 1755 als Folge eines Erdbebens vor der portugiesischen Küste, bei dem mehr als die Hälfte von Lissabon durch zahlreiche Brände und nachfolgende Tsunamis zerstört wurde und rund 60.000 Menschen starben. Der in Opferzahlen gemessen schlimmste Tsunami fand erst vor einigen Jahren statt, als sich im Dezember 2004 vor der Insel Sumatra eines der bis dahin stärksten registrierten Beben ereignete. Die nachhaltigsten Folgen verursachte ein Beben im Jahr 2011 vor der japanischen Küste, das zur Fukushima-Katastrophe führte.


    Angesichts all dieser Gefahren stehen Wissenschaftler vor der Aufgabe, präzise Vorhersagen zu veröffentlichen, um die Anzahl von Opfern zu minimieren und Sach- oder Folgeschäden gering zu halten. Die Gezeiten sind berechenbar, Sturmfluten sind vorhersehbar, wobei jedoch die Schutzmaßnahmen an den Küsten ein Risikofaktor bleiben. Die technischen Möglichkeiten zur Lokalisierung von Riesenwellen schreiten voran, aber in den meisten Fällen entscheiden Glück und seemännisches Geschick darüber, in welchem Zustand ein Schiff wieder aus der Welle emportaucht. Im Gegensatz zu Stürmen lassen sich Tsunamis nicht vorhersagen. Inzwischen gibt es zuverlässige Warnsysteme, die die Bevölkerung in Gefahrensituationen alarmieren, aber nicht immer wirklich ernst genommen werden. Weiteres Gefährdungspotenzial besteht in klimatischen Phänomenen wie El Niño und dem Klimawandel generell, der immer in direkter Beziehung zum Meer steht. Auch hierüber hat sich der Autor Gedanken gemacht, die knapp zehn Jahre nach dem Erscheinen des Buches aktueller sind denn je.


    Ein wirklich informatives Buch, das einen breiten Bogen aus der Historie der Meereswissenschaft bis in die Gegenwart spannt, Entstehung und Auswirkung von Wellen analysiert und viele interessante Beispiele anführt. In zwei Fällen geriet die Erörterung von Themen nach meinem Geschmack etwas zu umfangreich, so z. B. bei dem Tsunami von 2004, wo sich Bruce Parker zu sehr mit den Folgen beschäftigt und dabei vom Wissenschaftlichen ins Journalistische rutscht; ansonsten gibt es auch für Kenner der umfangreichen Wellenthematik noch Neues zu entdecken.


    Zu den Ausführungen gibt es noch detaillierte Kommentare im Anhang des Buches, wo sich auch viele Quellenangaben und ein Schlagwortregister finden.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus: