Arnon Grünberg - Mit Haut und Haaren

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    Taschenbuch: 668 Seiten

    Verlag: Diogenes, 26. Februar 2014

    Originaltitel: Huid en Haar

    Übersetzung: Rainer Kersten


    Der Verlag preist den vorliegenden Roman als "messerscharfe Satire über Beziehungen heute" an: Im Mittelpunkt steht Roland Oberstein, Dozent der Ökonomie an der George Mason University in Fairfax und im Privatleben von Frauen gern gesehen. Es ist, als könnten ihm die Frauen einfach nicht widerstehen: Neben seiner aktuellen Lebensgefährtin Violet beginnt er eine Affäre mit Lea, die er bei einem Kongress kennenlernt. Auch seine Ex-Frau Sylvie will mehr von Roland haben: So sei es nicht zu viel verlangt, wenn er jedes zweite Semester als Gastdozent in den Niederlanden verbringt, um seinem Sohn Jonathan näher zu sein.


    Bereits auf den ersten 50 Seiten geht es rund: Da sowohl Sylvie als auch Lea ebenfalls wieder liiert sind, kommt es ziemlich bald zu Komplikationen. Die Paare testen aus, wie weit sie gehen können. Violet nimmt sich einen Liebhaber und erzählt Roland davon. Dieser zeigt sich unbeeindruckt, was Violet zur Weißglut treibt. Lea ist mit dem Politiker Jason verheiratet, der zuhause den braven Ehemann mimt und seine erotischen Neigungen gut zu verbergen weiß. Von diesem vernachlässigt, zieht es auch sie immer mehr zu dem Vernunftmenschen Roland. Dieser glaubt, seine Emotionen im Griff zu haben, gerät jedoch immer mehr ins Strudeln. Dabei hat sich Roland doch aus guten Gründen in die USA verzogen: Weg von Ex-Frau, Sohn und Freundin, die in den Niederlanden leben, nach Fairfax. Dort bewohnt er genügsam ein Zimmer in einem Best Western Hotel. Er will seine Ruhe haben, seinen wirtschaftswissenschaftlichen Studien nachgehen und ab und zu seine körperlichen Bedürfnisse stillen. Als sich Roland auf die Forderungen Sylvies, ein halbes Jahr nach Europa zu ziehen, einlässt und eine Karenzstelle übernimmt, gerät sein durchgeplantes Leben aus den Fugen und entwickelt eine Eigendynamik, der Roland nicht mehr gewachsen ist.


    Dieses war mein erstes Buch von Arnon Grünberg und mich haben Stil und Handlung sehr überzeugt. Zu Beginn fühlte ich mich an einen Woody-Allen-Film erinnert: Wie in dessen Filmen - oder zumindest einem Großteil davon - wird viel, sehr viel geredet und analysiert. Das fand ich wunderbar, sowas mag ich. Gekonnt verbindet Grünberg die Protagonisten miteinander und es gelang mir relativ schnell, die Beziehungen der einzelnen Figuren zu durchschauen. Humor und Verzweiflung, Begehren und Langeweile - ein Kaleidoskop menschlicher Gefühle begleitete mich durch die rund 700 Seiten. Die Hauptfigur Roland fand ich sehr einnehmend und sympathisch. Er ist ein Freund, wenn es darauf ankommt, auch wenn sein Verhalten nicht immer leicht vorherzusagen ist. Einzig die bei einer der Figuren oftmals sehr direkt beschriebenen Sexszenen hätte der Autor meiner Meinung nach etwas spärlicher ausfallen lassen können. Der geniale Schluss hat mich jedoch mehr als entschädigt; der Überraschungsmoment lässt mich immer noch schmunzeln.


    4ratten+ :marypipeshalbeprivatmaus:

    Liebe Grüße

    Danglard