Graham Greene - Der dritte Mann

Es gibt 1 Antwort in diesem Thema, welches 1.818 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Aldawen.

  • Hi!


    Im Rahmen des SUB-Wettbewerbes habe ich dieses wunderbare Buch gelesen. Hier ist meine Kritik dazu.


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    Zum Inhalt:
    Wien, nach dem Zweiten Weltkrieg: Der Wildwestroman-Schriftsteller Rollo Martins wird von seinem Freund Harry Lime aus London herbestellt. Als Martins in Wien eintrifft, kommt er gerade noch rechtzeitig zu Limes Beerdigung, der vor seinem Haus von einem Jeep überfahren worden war. Bestürzt muss er zur Kenntnis nehmen, dass die Polizei hinter seinem Freund her war - Lime soll ein Schieber der übelsten Sorte gewesen sein. Martins mag das nicht glauben und fängt auf eigene Faust mit Ermittlungen im Fall Lime an.


    Meine Meinung:
    Graham Greene hat «Der dritte Mann» als Vorlage für den gleichnamigen Film geschrieben. Und in diesem Fall muss ich für einmal sagen, dass es wohl besser ist, wenn man vor dem Lesen des Buches den Film schon mal gesehen hat. Greene macht in seiner Erzählung gerne mal Zeitsprünge, denen man definitiv besser folgen kann, wenn man die Geschichte schon kennt.


    Normalerweise mag ich kurze Bücher nicht, aber dieses ist eine Ausnahme. Die Geschichte wird zügig erzählt, nimmt aber doch ein paar kleine Umwege, die sie äusserst lebendig machen. Neben aller Tragik kommt auch der Humor nicht zu kurz. Das spannendste an der Geschichte ist Martins' Hin- und Hergerissenheit, wenn die Sprache auf seinen Freund Harry Lime kommt. Er will nicht glauben, was er über ihn erfährt, auf der anderen Seite entsetzen ihn die Behauptungen der Polizei so sehr, dass er die Wahrheit herausfinden will - egal, was dabei herauskommt.
    Und irgendwie hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass Martins von Anfang an spürte, was die furchtbare Wahrheit über seinen Jugendfreund war. Dass er der Sache trotzdem nachgeht, anstatt einfach wieder nach London heimzukehren, ist sehr mutig und verdient Bewunderung, zumal Martins vom Autoren eher als verträumter Lebenskünstler beschrieben wird, der (zu) gerne Alkohol trinkt und den Frauen nachläuft. Immer wieder schön, wenn gewöhnliche Menschen über sich hinauswachsen und das Ganze noch glaubhaft geschildert wird.


    3ratten


    gibt es dafür. Ich kann nicht mehr vergeben, da es mir noch nie passiert ist, dass mich ein Film mehr fasziniert hat als ein Buch. Obwohl es Jahre her ist, dass ich den Film gesehen habe, sind mir sehr viele Szenen noch deutlich vor Augen - das kommt bei mir sehr selten vor. Deshalb muss in der Bewertung meiner Meinung ein gewisser "Anstandsabstand" zum Film gewahrt bleiben, dem ich glatte fünf Ratten geben würde.


    Liebe Grüsse


    Alfa Romea


    PS: Bevor sich hier jemand beschwert, dass das hier ein Literaturforum ist und ich den Film gefälligst nicht mit dem Buch vergleichen soll: Ich konnte nicht anders. Als ich das Buch las, habe ich die Geschichte in meinem Kopfkino in schwarz-weiss gesehen und ab und zu meinte ich sogar, leise Zithermusik zu hören... :entsetzt::zwinker:

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

    Einmal editiert, zuletzt von fairy ()

  • Im Grunde habe ich Alfas Kommentar nichts hinzuzufügen. Ich könnte mir auch vorstellen, daß es in diesem Fall hilfreich ist, den Film zu kennen, und genau die Differenz zwischen Film und Buch schlägt sich auch bei mir in der Bewertung nieder. Ich habe den Film mehrfach gesehen und auch wenn das letzte Mal schon einige Zeit zurückliegt, so hatte ich die düsteren Schwarz-Weiß-Bilder bei den Szenen des Buches immer vor Augen und natürlich die von der Zither gespielte Erkennungsmelodie im Ohr. :breitgrins:


    Spannend ist es schon, gerade Martins Gewissensqualen, was er nun über seinen Freund Harry glauben soll oder nicht, machen hier einen wesentlichen Reiz aus. Dazu die schwierige Atmosphäre im besetzten Wien. Und ich glaube, ich habe jetzt zum ersten Mal richtig verstanden, was diese Penicillin-Schieberei eigentlich genau ausgemacht hat (oder das ist ein Detail, daß ich vom Film her erfolgreich verdrängt habe :zwinker: ).


    Interessant fand ich Greenes Vorrede, auch wenn mir die Abweichungen der Erzählung zum Film nicht unbedingt aufgefallen wären, da es wie gesagt zu lange her ist, daß ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Aber mal einen kurzen Einblick zu bekommen, wie aus einer solchen Erzählung ein Drehbuch für einen tollen Film wird, das war zumindest mal etwas Neues.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:


    Schönen Gruß,
    Aldawen