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Titel: I'll be gone in the Dark/Ich ging in die Dunkelheit
Autorin: Michelle McNamara
Allgemein:
352 S., Harper, 2018
Ich hab das Buch im Original gelesen, fand das sprachlich manchmal etwas herausfordernd, aber insgesamt ging es ganz gut.
Inhalt, Meine Meinung, Gedanken und so:
I'll be gone in the Dark ist kein klassisches True Crime Buch. Das hängt vor allem damit zusammen, das die Autorin selbst sehr stark persönlich involviert war. Nicht weil sie die Opfer persönlich gekannt hätte, sondern weil sie privat ermittelt hat. Sie wollte unbedingt herausfinden, wer der Mörder ist und gab ihm auch den Namen, durch den er medial bekannt wurde: Golden State Killer.
Dieser Mann hat zunächst als Serieneinbrecher und Vergewaltiger und schließlich als Serienvergewaltiger und Mörder seine Taten verübt. Er hat seine Opfer vorher ausspioniert und bevorzugt Ehepaare als solche ausgesucht.
Tatsächlich ist es auch der Autorin zu verdanken, das der Fall in dieser Form überhaupt an eine breite Öffentlichkeit kam. Da die meisten Morde, die McNamara anspricht, lange gar nicht einem einzigen Menschen zugeordnet wurden. Zwar konnte durch die DNA dann in den 2000er Jahren Zusammenhänge hergestellt werden. Aber diese Gesamtdarstellung die McNamara hier macht, gab es vorher so nicht.
Das hängt auch damit zusammen, das die Taten in den 70er und 80er Jahren begangen wurden und z.B. die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Zeit noch nicht so weit waren. Es gab also keine DNA Datenbank.
Außerdem hat der Mörder immer wieder den Ort gewechselt, weshalb jedesmal ein anderes Police Department zu ständig war. Es konnte also auch kein Zusammenhang hergestellt werden, weil niemand Gemeinsamkeiten auffallen konnten. Heute geht man davon aus, das der Mörder auch seine Kenntnisse durch seine kurze Zeit bei der Polizei mit einbeziehen konnte.
Das Buch ist daher auch ein Buch über McNamara, sie spricht sehr offen darüber, das ihr bewusst ist, das sie nahezu besessen von der Suche nach der Wahrheit geworden ist. Sie weiß, das diese Suche ihr vielleicht nicht immer so gut tut.
McNamara selbst starb 2017 im Schlaf, sie hatte Schlafprobleme und es steht fest das die falsche Einnahme von Medikamenten und ihren Schlafmitteln die Ursache dafür ist.
Das heißt aber auch, das sie selbst dieses Buch nicht beendet hat. Und jetzt kommt leider meine Hauptkritik: das merkt man dem Buch sehr stark an. Ich würde sogar behaupten, das der Verleger es irgendwie verbockt hat…
Ich persönlich finde, das Buch ist völlig unstrukturiert. Zum einen liegt das daran das Michelle McNamara selbst ständig abschweift und sich oft auch in Details verliert. Das hätte ein gutes Lektorat durchaus auffangen können. Es liegt aber auch daran, das McNamara keine Möglichkeit mehr hatte, Lücken im Text selbst zu schließen. Daher mussten diese aus ihrem vorhandenen Material und bereits existierenden Artikeln rekonstruiert werden. Es gab dazu dann zwar schon Notizen, aber es war eben nicht ganz klar, wohin die Autorin da noch hätte gehen wollen.Tatsächlich ist das Buch im Grunde noch in einer Rohfassung gewesen.
Dadurch fehlte mir persönlich ein roter Faden. Eigentlich ist dieser durch die Thematik gegeben. Zum Teil werden die Fälle sehr ausführlich und meiner Meinung nach gibt es eine etwas merkwürdige Chronologie, weshalb das für mich Streckenweise durcheinander für mich.
Ich finde es wirkt unruhig und eben nicht klar strukturiert. Dazu kommen die erwähnten Abschweifungen, viel zu detailreichen Einblicke in die Fälle (es gibt einfach immer wieder zu viele Informationen, die in der Form dann dafür gesorgt haben, das ich nur noch die Augen verdreht habe). Aber auch Anekdoten zu ihrer Recherche und Gesprächen mit Ermittlern.
Der Schreibstil an sich ist aber eigentlich ziemlich gut. Ich finde man merkt sehr genau, welche Rechercheleistung hinter dem Buch steckt.
Man merkt aber eben auch sehr, das hier ein Buch veröffentlicht wurde, das noch mitten in der Bearbeitung steckte, das noch keinesfalls ausgereift für eine Veröffentlichung gewesen wäre. Ich finde es an sich richtig, das es trotzdem erschienen ist, weil es natürlich auch McNamaras Lebenswertk würdigt. Ich hätte mir aber ehrlich gesagt gewünscht, das es mit mehr Sorgfalt behandelt worden wäre.
Meine Ausgabe erschien wenige Monate bevor der Serienvergewaltiger und Mörder gefasst wurde. Zu diesem Zeitpunkt wusste noch niemand wer der Täter ist. McNamara selbst hat zwar einige Hypothesen, aber der echte Golden State Killer war nie im Fokus der Ermittlungen.
Allerdings hatte sie tatsächlich auch schon Überlegungen zur Methode, die letztendlich zu seiner Ergreifung geführt hat, gestellt. Für das Buch wollte sie in diese Richtung auch weiter Recherchieren. Gefunden wurde die DNA eines entfernten Verwandten über eine der vielen privaten DNA Datenbanken über die man Verwandtschaftsverhältnisse und
Mich hat das Buch vor allem deshalb fasziniert, weil eben wirklich sehr viel Material verarbeitet wurde. Man merkt das McNamara auch über die Jahre hinweg mit Angehörigen und Ermittlern gesprochen hat. Das Ganze geht schon weit über eine normale Recherche hinaus. Es ist eine Mischung aus Journalistischer Arbeit und Ermittlung geworden.
Daher hebt sich das Buch auf jeden Fall von anderen Veröffentlichungen die ich so kenne stark ab. Trotzdem hat es durch die Umstände die erwähnten Schwächen. Wer sich für mehr als die Fakten in diesem Fall interessiert, sollte meiner Meinung nach trotzdem einen Blick riskieren.
Ratten möchte ich hier irgendwie nicht so recht vergeben, weil es eben offensichtlich kein fertiges Buch ist.