Elizabeth Gaskell: Die Geschichte des alten Kindermädchens / The Old Nurse's Story

  • Gaskell, die viktorianische Romanschriftstellerin mit u.a. den bekannten Romanen "Cranfort" und "North and South", schrieb auch zahlreiche kürzere Erzählungen, unter anderem auch für Charles Dickens'
    Zeitschrift "Household Words". Hier veröffentlichte sie im Dezemberheft 1852 diese Geschichte mit Geister- und Horrorelementen.

    Hester, das alte Kindermädchen, erzählt ihren Zöglingen, wie sie mit deren vierjähriger Mutter vor vielen Jahren ein aufregendes Erlebnis in Northumberland hatte. Die kleine Rosamond kommt nach dem plötzlichen Tod ihrer Eltern in das dortige Manor House der Familie Furnivall, das nach dem Tod des alten Lord Furnivall nur noch von der greisen zweiten Tochter des Lords und einigen Angestellten bewohnt wird. Hester macht die kühle und schweigsame Miss Furnivall Angst, aber die fröhliche Rosamond schließt mit allen Freundschaft. In kalten, stürmischen Winternächten scheint aus der zerstörten Orgel im großen Saal Musik zu kommen, und eines Tages sieht Rosamond vor dem Fenster im Schnee ein kleines Mädchen, das ihr zu winken scheint. Sie folgt dem Kind auf die eisigen Fells hinter dem Anwesen und trifft dort eine schöne Frau, die das Kleine sofort zu sich nimmt. Rosamond schläft draußen ein und wird einige Stunden später von der völlig aufgelösten Hester völlig unterkühlt wiedergefunden. Als sie am nächsten Tag aufwacht, erzählt sie ihrem Kindermädchen von den Begegnungen, die diese zunächst nicht glaubt, zumal im Schnee nur Rosamonds Fußspuren zu sehen sind. Aber einige Zeit später in einer ebenso stürmischen Winternacht erscheint das kleine Mädchen wieder im Hof des Anwesens und klopft ans Fenster. Nun lässt Hester Rosamond nicht mehr aus den Augen, die es immer wieder zu dem kleinen Kind hinzieht. Von den Dienstboten hört Hester, dass diese Begebenheiten mit der Familiengeschichte zu tun haben.... . Kurz vor Neujahr ertönt ein lauter Krach im großen Saal, und die Familiengeschichte scheint sich zu wiederholen.

    Die sehr atmosphärische kurze Erzählung verbindet Landschafts- und Interieurschilderungen mit den Geistererscheinungen, die sich durch erstere in ihrer Wirkung steigern. Der Schluss ist sehr abrupt, aber im Sinne der ausgleichenden Gerechtigkeit durchaus logisch. Schön für kühle WInterstunden, wenn man ein bisschen Geister, aber nicht zuviel Horror will.

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