Hannah Arendt: Rahel Varnhagen. Lebensgeschichte einer deutschen Jüdin aus der Romantik

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    Wie Hannah Arendt selbst sagt, ist dieses Buch ein Versuch eines literarischen Werkes.

    Vielmehr ist es aber eine historisch-philosophische Auseinandersetzung mit der beginnenden Assimilationsphase deutscher Juden in der Romantik. Aber nicht der Juden allgemein in Deutschland, sondern einer bestimmten gesellschaftlichen Schicht.


    Über die Lebensdaten und Ereignisse der Rahel Varnhagen erfährt man im Anhang wo eine detaillierte Auflistung mit den Geschehnissen ihrer Biographie ist mehr als im epischen Teil des Buches.


    Rahel Varnhagen (1771-1833) ist die Tochter eines jüdischen Kaufmanns, die in jungen Jahren einen literarischen Salon hatte, wo sich das Who-is-who der Berliner gebildeten Gesellschaft traf. Louis Ferdinand, Prinz von Preußen, die Brüder Humboldt, die Brentanos, Jean Paul, Friedrich von Gentz und viele mehr.

    Sie entwickelt sich, möchte dem Stigma des Ghettos entfliehen, verlobt sich zunächst mit einem Adeligen, diese Verlobung geht aber in die Brüche. Vor allem die Idee der Romantik herrscht in den Gesprächen und Briefen der Salonbesucher vor. Enttäuscht von der Französischen Revolution eine Art Rückzug in sich selbst und zur Natur.


    Auslandsaufenthalte in Paris und Karlsbad folgen. Sie lernt Goethe und auch Karl August Varnhagen kennen. Die Ehe ist ihr Ausweg vom jüdisch sein. Sie konvertiert zum Christentum, muss aber erkennen, dass sie trotz ihrer Taufe und ihrer Ehe dennoch immer als Jüdin behandelt wird. Der Antisemitismus ist sehr weit verbreitet.

    Hannah Arendt schließt daraus, dass man dem "jüdisch-sein" nicht entfliehen kann. Egal welche Farben man sich umhängt, welche Verträge man abschließt.


    Die politologisch-philologische Auseinandersetzung ist sehr interessant, bringt viele neue Denkansätze für mich.

    Wer sich eine interessante Biographie erwartet, könnte vom Buch enttäuscht werden, wer aber interessiert ist an der Auseinandersetzung, ob Menschen immer das sind, als das sie geboren werden, hat ein großes Lesevergnügen.

    Hanna Arendt ist keine Schriftstellerin, sie bereitet ihre Thesen philologisch auf, begründet und argumentiert. Im Anhang findet man auch die Briefe, die noch übrig geblieben sind, und die die Basis des Buches bilden.