Arezu Weitholz - Beinahe Alaska

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    Eine Fotografin Mitte 40 begibt sich nach dem Verlust ihrer Mutter, an dem sie immer noch sehr zu knabbern hat, auf eine Kreuzfahrt durch die arktischen Gewässer. Die karge Natur, die spektakulären Sonnenuntergänge und die Weite faszinieren sie sehr, und auch über die Menschen an Bord lässt es sich trefflich kleine Studien anstellen: die ewig plappernde Influencerin, der gesetzte ältere Herr, die ewigen Meckerfritzen, der freundliche hagere Ire, mit dem sich die Erzählerin schließlich ein wenig anfreundet, der grummelig wirkende Kapitän und viele andere mehr.


    Bei den Landgängen hadert sie immer stärker mit dem, was dort anzutreffen ist: meistens die Überbleibsel einheimischer Kulturen, für neugierige Touristen als Kuriositäten dargeboten. Von Mal zu Mal fühlt sie sich unwohler in der Rolle des Eindringlings und fragt sich, warum sie das eigentlich tut.


    Eine wirkliche Antwort darauf gibt das Buch nicht, es lebt von vielen kleinen prägnanten Skizzen von Landschaften, Tieren, Menschen und von den Gedankengängen der Erzählerin, die mit ihrem Leben als kinderlose Singlefrau zwar nicht gänzlich unzufrieden scheint, aber auch nicht glücklich wirkt und den Tod ihrer Mutter noch nicht verarbeitet hat.


    Vieles ist schön auf den Punkt gebracht, etwa die Unmöglichkeit, an Bord eines Kreuzfahrtschiffes mal alleine zu sein, manches wirkt allerdings etwas zu überspitzt, und ich hatte ein wenig den Eindruck, dass das Buch sich nicht so recht entscheiden kann, was es eigentlich sein möchte: Studie einer Kreuzfahrt, Nature Writing, Konsumkritik oder Psychogramm einer Frau, die auf der Suche nach irgendetwas ist, das sie selbst nicht benennen kann.


    Ich habe es nicht ungern gelesen, aber es hat mich weit weniger vom Hocker gerissen, als ich nach den vielen Lobeshymnen in den Medien erwartet hatte.


    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen