Lorena Salazar - Der Fluss ist eine Wunde voller Fische

  • Lorena Salazar – Der Fluss ist eine Wunde voller Fische


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    Der erste Roman dieser jungen kolumbianischen Autorin ist sehr bewegend, einfühlsam und regt zum Nachdenken an.


    Eine junge Frau bekommt eines Tages von ihrer Nachbarin in einem Dorf im tiefsten Dschungel Kolumbiens ein Baby in die Wohnung gebracht. Die Mutter, eine dunkelhäutige Frau sagt, sie habe schon drei Kinder und kann sich keines mehr leisten und geht. So wird die Protagonistin ungewollt und unerwartet auch zur Mutter. Sie ziehen in eine Stadt Quibdo, am selben Fluss Rio Atrato gelegen wie das Dorf nur viele Kilometer weiter flussaufwärts.



    Der Junge, er erhält im Buch nie einen Namen, fährt mit seiner weißen Mutter fünf Jahre später zurück zum Dorf seiner Geburt. Er weiß noch nicht, warum sie dorthin fahren. Die Fahrt in einem kleinen Kanu dauert einige Tage. Alle Mitreisenden wachsen irgendwie zu einer Flussfamilie zusammen. Der Fluss verbindet und trennt, bringt Nahrung, Leben und Tod. Während der Fahrt hat die Protagonistin, auch sie hat keinen Namen immer wieder Erinnerungen an ihre eigene Kindheit, an das Dorf, zu dem sie nun mit ihrem Sohn zurückkehrt.



    Die Beschreibung des Lebens der Leute am Fluss, wie sie zusammen halten bei Problemen, wie Fremde aufgenommen werden, wenn sie Hilfe brauchen, zeigt die Menschlichkeit und gibt auch kulturelle Einblicke. Eine Mischung aus Katholizismus, Hexenglaube, Schamanismus und Naturreligion prägt die Sitten und Gebräuche.



    Die Protagonistin stellt sich selbst als Mutter in Frage. Ist sie eine Mutter, obwohl sie kein Kind geboren hat? Ihre enge Bindung zu dem Jungen, ihre Liebe und Fürsorge sind zwar stark aber ist sie seine wahre Mutter? Die leibliche Mutter möchte nach Jahren den Jungen sehen, daher machen sie sich auf die Reise. Die Erlebnisse, bis sie endlich ankommen sind teils dramatisch teils witzig, bieten aber immer Einblick in eine fremde Welt.



    Am Ziel angelangt treffen sie auf Gina, die Mutter und auch auf den brutalen Guerillakrieg zwischen den Drogenkartellen, Regierung und anderer Gruppierungen. Alles ist unübersichtlich nur eines steht fest, der Krieg ist unnötig und grausam. Ebenso wie der Schluss des Buches, ein tragisches Ende, völlig unnötig und sehr ergreifend.



    Ich habe nicht viel von dem Buch vorher gelesen, es ist aber ein Kleinod und empfehlenswert für jeden, der die Komfortzone zwischendurch mal verlassen will.


    Ein klarer Lesetipp von mir.