Amarylis de Gryse - Der berühmte Tiefpunkt

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    Den im Titel genannten "berühmten Tiefpunkt" erreicht die Protagonistin von Amarylis de Gryses Roman direkt zu Beginn der Handlung. Marieke wurde nämlich von ihrem Freund Blok, einem eher unsensiblen Zeitgenossen und Metzger, aus der gemeinsamen Wohnung geworfen und lebt jetzt in einem Mietwagen an einem Kanal. Dass dies keine Dauerlösung ist weiß auch Marieke, aber sie muss sich ihr Leben Schritt für Schritt zurückerobern, und zwar in allen Bereichen.


    Der Roman springt zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her, dadurch erfahren die LeserInnen ebenfalls Schritt für Schritt, wie Marieke an diesen Tiefpunkt gelangt ist. Schon ihre familiäre Situation als Kind war schwierig und nach der Trennung der Eltern blieb sie als einzige der vier Schwestern bei der Mutter, was die Beziehung zum Vater bis in die Gegenwart schwierig macht. Umso mehr freut sie sich über die freundliche Aufnahme in die Familie von Blok und taumelt mehr oder weniger in die Beziehung mit ihm hinein, bei der sie sich bald die Frage stellt, ob sie sie überhaupt glücklich macht.


    Ein wichtiger Bereich von Mariekes Leben ist ihre Arbeit als Altenpflegerin, bei der sie sich mit ganzer Kraft ihren Schützlingen widmet, die nach dem Umzug fast der gesamten Heimgemeinschaft mehr oder weniger abgeschrieben in einem alten Bereich des Heimes unter unwürdigen Bedingungen zurückgelassen wurden. Auch hier gelangt sie schließlich zu einer Entscheidung, wie sie mit der Situation umgehen will.


    Der Roman "Der berühmte Tiefpunkt" ist wie eine Achterbahnfahrt durch Mariekes Leben, mal sehr lustig, mal todtraurig, manchmal ernsthaft, oft auch wirklich absurd. Die Ich-Erzählerin hat eine authentische Stimme und ich bin ihr gerne durch das Chaos ihres Lebens gefolgt. Der rote Faden ist dabei auch das Essen, das für Marieke immer eine wichtige Rolle spielt - egal ob es die Kindheitserinnerungen an gemeinsam gekochten Speisen sind oder das aus dem Catering-Betrieb von Bloks Eltern mitgebrachte und lieblos aufgewärmte Essen, immer wieder ist das Essen auch ein Ausdruck davon, was in Mariekes Leben gut oder schlecht funktioniert. Insofern ist es durchaus wichtig, dass das Buch mit einem Festmahl endet.


    Mir hat der Roman sehr gut gefallen, er ist kurzweilig, gibt dabei aber trotzdem auch Denkanstöße.


    5ratten