Beiträge von Juva

    Es ist erstaunlich, dass es Ruth in Groß-Einland von Anfang an gut geht und sie deshalb ihre Medikamente gar nicht braucht. Sie lebt ein produktives, gesundes Leben und wird direkt in die Ortsgemeinschaft integriert, scheint sich dabei auch wenig Gedanken über die Merkwürdigkeiten des Ortes zu machen.


    Etwas anders wird das, als sie zur Gräfin zitiert wird, die sie für geologisch-physikalische Untersuchungen anstellen möchte, aber zur Bedingung macht, dass Ruth unter ihrer direkten Überwachung arbeitet. Ruth sträubt sich und gibt selbst zu, dass sie Angst vor der Gräfin und ihren Ansprüchen hat.


    Hier sehe ich einen deutlichen Gegensatz zu Kafkas Roman, denn während dort die Institution "Schloss" nie genauer definiert wird, hat man es hier mit einer konkreten Person zu tun, die durchaus fuchteinflößend wirkt. Die Verflechtung zwischen demokratischer Legitimierung (die Gräfin war voher Bürgermeisterin des Ortes) und Besitz (der Ort Groß-Einland gehört der Gräfin) erscheint merkwürdig, haben die Menschen sie vielleicht aus Angst gewählt, weil sie ohnehin alle Leben beeinflussen kann? Gleichzeitig wird ihre Macht aber als eine Art Naturgewalt von den Einheimischen anerkannt, die sie nicht unbedingt zu bedrücken scheint.


    Nach etwa einem Drittel des Romans haben sich die Anzeichen, dass mit Groß-Einland etwas grundlegend nicht stimmt, extrem verdichtet, und das Loch unter dem Ort scheint dabei eines der kleineren Probleme zu sein.

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    Klappentext:

    Ein Mädchen allein, frierend, auf der Flucht. Hinter ihr liegen Hungersnot und die Brutalität der Menschen, unter denen sie aufgewachsen ist; um sie herum fremdes Land und seine Bewohner, die sie fürchtet, weil sie es so gelernt hat; vor ihr das Unbekannte.

    Nordamerika im frühen 17. Jahrhundert: Englische Siedler, fromm, überheblich und fähig zur schlimmsten Gewalt, nehmen das Land in Besitz. Das Mädchen gehörte zu ihnen, doch nun ist sie allein. Die Wildnis ist hart, sie kämpft ums Überleben und beginnt, infrage zu stellen, was man ihr beigebracht hat. Haben die Menschen hier nicht ihre eigenen Götter, ihre eigenen Namen für die Dinge? Wozu brauchen sie die Europäer? Ist sie nicht selbst nur ein fremdes, zerbeultes Wesen in einer Welt, die ihrer nicht bedarf? Und während sie die Natur zu lesen lernt, wächst etwas Neues in ihr: ein anderer Sinn, eine Liebe, die nicht besitzergreifend ist.


    Lauren Groffs Roman "Die weite Wildnis" beginnt mit der Flucht dieses zunächst namenlosen Mädchens in die Wildnis. Die LeserInnen können nur erahnen, was ihr zugestoßen ist, dass sie einen derart radikalen Entschluss fasst und verwirklicht. Denn zu den ohnehin reichlich vorhandenen Schwierigkeiten des Lebens in der Natur kommt, dass sie ausgerechnet im Winter flieht, was ihre Chancen auf das Überleben noch verkleinert.


    Während man das Mädchen auf seinem Weg in die Wildnis begleitet, erfährt man nach und nach ihre Lebensgeschichte, die eine Geschichte von Erniedrigung und Unterdrückung ist, oft durch Männer, aber auch durch ihre bisherige Herrin. Letztendlich hat diese - mit einer unfassbaren Tat - auch den Anstoß dafür gegeben, dass das Mädchen mitten in der Nacht das Fort der Siedler verlassen hat und in den Wäldern ihr Leben riskiert. Da keiner der Namen, die man ihr im Laufe der Jahre gegeben hat, zu ihr passt, erscheint es auch folgerichtig, dass sie durch den ganzen Roman hindurch "das Mädchen" bleibt. Die einzigen wirklichen Freuden in ihrem Leben hat der Tod ihr genommen, das waren ihr Ziehkind Bess und ein namenlosen Matrose, der in seinem vorherigen Leben Glasbläser war. Besonders an sie denkt die Protagonistin in ihren verzweifelten Momenten.


    Es gibt aber auch andere Momente in Lauren Groffs Roman. Die Natur ist hart und unerbittlich, schenkt dem Mädchen aber auch ihre Schönheit, gibt Nahrung, Trost und Zuflucht. Dies alles beschreibt die Autorin in einer wunderbaren Sprache, auch in den geschilderten grausamen Momenten. Und sie bleibt dabei ausgesprochen konsequent: in der Darstellung der Protagonistin, die eben keine Heldin ist, und in den Ausblicken auf das mögliche Ende des Romans, das ich als folgerichtig und passend empfunden haben.


    Durch die beiden Erzählstränge, die miteinander verflochten sind, entwickelt der Roman einen Sog, denn man möchte unbedingt die Geschichte der Protagonistin erfahren, aber auch, wie es mit ihr weitergeht, schaut also immer wieder sowohl vorwärts als auch zurück. Die Naturbeschreibungen sind intensiv und sprachlich beeindruckend, sie passen zu der Geschichte und runden diese gekonnt ab.


    Ich habe Lauren Groffs Roman an zwei Abenden hintereinander verschlungen und kann ihn an LeserInnen empfehlen, die sich für einen Abenteuerroman der anderen Sorte interessieren. Es ist kein typischer historischer Roman, es gibt keine HeldInnen und keine großen Ereignisse, aber gerade der Realismus und die kleinen Details dieses Romans machen ihn so lesenswert.


    5ratten :tipp:

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    Die wunderbare Geschichte des Romans "Zimmer mit Aussicht" beginnt und endet in der Pension Bertiolini in Florenz, in der verschiedene Reisende aus England zusammengefunden haben, darunter auch George und Lucy, die sich im Verlauf des Romans nicht wieder aus den Augen verlieren, auch wenn zunächst nur eine der beiden Personen weiß, was sie wirklich will.


    Edward M. Forster hat eine überaus amüsante Gesellschaftsanalyse mit einer schönen Liebesgeschichte verknüpft. Der Autor erweist sich als scharfer Beobachter, der seine Figuren mit ausgesprochen spitzer Feder charakterisiert, daher macht das Lesen des Romans wirklich Spaß. Ein besonders prägnantes Beispiel bildet die Vorstellung von Cecil, Lucys zeitweiligem Verlobten:

    Zitat

    Da Cecil nun so spät in der Geschichte auftritt, muß er augenblicklich beschrieben werden. Er war mittelalterlich. Wie eine gotische Skulptur. Groß und vergeistigt, mit Schultern, die unter Willensaufbietung gestrafft schienen, einem Kopf, den er ein wenig höher gereckt trug als die übliche Sehweise zu erfordern schien, glich er den anspruchsvollen Heiligen, welche die Portale französischer Kathedralen bewachen. Gut erzogen, gut ausgestattet und in körperlicher Hinsicht nicht zu kurz gekommen, blieb er im Griff eines gewissen Teufels, den die moderne Welt unter der Bezeichnung Verklemmtheit kennt und den die noch nicht ganz so klarsichtige mittelalterliche Welt als Asketentum verehrte. (S. 136)

    Nach dieser Beschreibung ist eigentlich schon klar, dass Lucy mit diesem Mann nicht glücklich werden kann. Wie sie es schafft, ihn wieder loszuwerden, und selbst zu entscheiden, wie sie ihr Leben gestalten möchte, ist so amüsant wie herzerwärmend zu lesen, zumal die anfangs etwas langweilige Figur damit auch an Profil gewinnt. Am Ende des Romans ist zwar die Pension gleich geblieben, aber Lucy hat sich sehr verändert.


    Auch mir hat das Nachwort sehr gut gefallen, weil es den Roman gut abrundet. Insgesamt lohnt es sich, dieses Gesellschaftsporträt der Zeit um 1900 zu lesen, und für mich war das sicher nicht das letzte Buch von E.M. Forster.


    5ratten

    Wie das Leben halt so spielt. ^^ Dracula hat wohl seine Hausaufgaben gemacht und weiß, wer mit mit verwandt, befreundet, verbandelt und sonst was ist. ^^

    Da finde ich die Idee aus der Verfilmung von Francis Ford Coppola ganz gut, die mit dem Roman eigentlich nichts zu tun hat: Dort sieht Dracula ein Foto von Mina, das Jonathan dabei hat, und weil sie wie seine erste Frau aussieht, die er unter tragischen Umständen verloren hat, reist er mit dem Ziel nach England, sie zu treffen. Das erklärt dann ganz gut, warum er gerade an Lucy gerät - sie hat einfach das Pech, in Minas Nähe zu sein.

    Ob wir noch erfahren, was zwischen der letzten Szene im Schloss und seinem Auftritt auf dem Bahnhof geschehen ist?

    Nein, das wird leider nicht mehr aufgeklärt.


    Und sind es euch auch zu viele Zufälle, wie die Personen miteinander verbunden sind? Dass Draculas vermutlich erstes Opfer in England zufällig die beste Freundin der Verlobten seines Rechtsanwalts ist? Und dass Lucy der Hof gemacht wird von dem Arzt, der zufällig eine Anstalt neben dem neuen Anwesen des Grafen besitzt in dem zufällig ein sehr dubioser Insasse sitzt? Und zufällig hat der Arzt bei einem Professor mit ungewöhnlichen Interessengebieten studiert. ^^

    Genau diese Frage nach den Zufälligkeiten hat mich im dritten Abschnitt beschäftigt, es ist schon sehr auffällig, wie klein der betroffene Personenkreis ist (zumal man ja eigentlich davon ausgehen müsste, dass Dracula durchaus noch deutlich mehr Opfer gehabt haben muss).

    Zunächst scheint Groß-Einland ja einen durchaus positiven Eindruck auf Ruth zu machen, auch wenn es bereits einige Hinweise auf Merkwürdigkeiten gibt, die durchaus als Parallele zu "Das Schloss" gesehen werden können, etwa die im Kreis um den Ort herumführende Autobahn - bei Kafka führten die Wege ja auch nur vermeintlich zum Schloss, um dann irgendwo anders abzuzweigen.


    Wirklich erstaunt war ich, dass Ruths Eltern offenbar ohne ihr Wissen regelmäßig in Groß-Einland waren, was sie vom Friedhofswärter erfährt. Immerhin kann der ihr aber auch konkrete Hinweise auf ihre Vorfahren geben, womit der Ort ein bißchen greifbarer erscheint.


    Ruth hat kurz nach ihrem Eintreffen in Groß-Einland ihre Medikamente aufgebraucht, ich bin gespannt, wie sie dieses Problem lösen wird bzw. wie es da weitergeht, denn sie scheint ja sehr darauf angewiesen zu sein, sich damit von der Realität abzuschotten.

    Im vierten Abschnitt werden die Informationen zu Dracula und seinem Vorgehen in England nun systematisch zusammengetragen, dabei helfen vor allem Mina und Jonathan mit, indem Mina auch Dr. Sewards Tagebuch abtippt und Jonathan weitere Dokumente und Auskünfte einholt, außerdem werden ergänzende Zeitungsausschnitte gesammelt und chronologisch einsortiert. Dass dies so besonders betont wird erscheint merkwürdig, weil in den ersten Kapiteln die Chronologie eben nicht immer eingehalten wird.


    Immerhin werden bei der Vorstellung der Eigenheiten der Vampire durch van Helsing einige der bereits aufgeworfenen Fragen geklärt.

    Coole Sache mit der Bluttransfusion. Da habe ich gar nicht dran gedacht, dass so was da schon möglich war.

    Die Bluttransfusion an sich war schon möglich, allerdings haben die wenigsten Menschen diese überlebt - hauptsächlich aufgrund von Unverträglichkeiten oder Folgeinfektionen. Lucy hat schon wahnsinniges Glück, dass offenbar alle Spender zufällig die passende Blutgruppe haben, sodass sie das Blut verträgt.


    Die Blutgruppen wurden erst 1901 von Karl Landsteiner entdeckt (in der Verfilmung des Romans von Francis Ford Coppola wird auch "Landsteiners Methode" erwähnt), während der Roman bereits 1897 erschienen ist. Die Rhesusfaktoren wurden ebenfalls u.a. von Landsteiner entdeckt, aber erst 1939. Die Vollblutspende von Mensch zu Mensch, die van Helsing hier durchführt, hat also durchaus etwas von Russisch-Roulette.

    Bei der Lektüre des dritten Abschnitts ist mir aufgefallen, dass ich mit "Dracula" bislang weniger kritisch umgegangen bin als ich das mit anderen Büchern tue - wahrscheinlich, weil es schon recht lange her ist, dass ich das Buch zum ersten Mal gelesen habe und weil ich dann beim wiederholten Lesen vieles schon als gegeben hingenommen habe.


    Ein solcher Zufall wie der, dass mit Jonathan und Lucy direkt zwei Personen aus dem nächsten Umfeld von Mina mit demselben Vampir konfrontiert werden, würde mich normalerweise als zu konstruiert sehr stören. Und fast noch schlimmer ist in diesem Zusammenhang die Figur van Helsings, der immer sofort alles weiß und die richtigen Schlüsse zieht und der seine Besserwisserei auch noch mit dem Hinweis auf seine akademischen Abschlüsse betont. Die Art, wie Mina sich ihm quasi zu Füßen wirft, damit er Jonathan hilft, und das Pathos, mit dem Jonathan ihm seine uneingeschränkte Unterstützung versichert, verstärken diese Darstellung als "Heldengestalt" natürlich noch.

    Der einzige, der van Helsing wieder auf die Ebene der Normalsterblichen hinunterholt, ist Dr. Seward, der mit seinen hartnäckigen Zweifeln immer wieder Diskussionen provoziert. Allerdings hat van Helsing auch da natürlich jedesmal Recht, was Seward dann auch einsehen muss.


    Jonathan und Mina sind auch sehr vorausschauend, was ihre Unterlagen angeht, sie haben immer alles schon abgetippt bzw. als Konvolut bereit (etwa die Unterlagen zu Jonathans Auftrag in Transsylvanien), was an dieser Stelle auch ein bißchen sonderbar ist. Später in der Handlung, als klar wird, dass es vorteilhaft ist, wenn immer alle auf demselben Stand sind, ist dies nachvollziehbar, aber hier erscheint es doch etwas übereifrig (streberhaft).


    Andererseits führen alle diese Aspekte dazu, dass die Handlung auf wenige ProtagonistInnen und Schauplätze verdichtet wird, und dass sie zügig voranschreitet, weil Wiederholungen vermieden werden.

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    Der Roman "Die Radleys" ist das erste Buch, das ich von Matt Haig gelesen habe, und bestimmt nicht das letzte. Die Grundidee, dass eine Familie abstinenter Vampire ganz normal in einer englischen Kleinstadt lebt und ihr Geheimnis mit großer Disziplin hütet, hat mir gut gefallen. Und auch die Umsetzung finde ich gelungen - weil neben dem Vampirthema auch das Familienleben der Radleys nicht zu kurz kommt.


    Interessant sind beispielsweise die Beschreibungen, was das Bluttrinken mit den sonst abstinent lebenden Vampiren macht: sie werden gutaussehend und ihre gesundheitlichen Beschwerden verschwinden. Aber auch Menschen reagieren auf Vampirblut - allerdings hat dieses eine aphrodisierende Wirkung - wie sich herausstellt, als Peter Radley seinem Nachbarn versehentlich ein Glas Blut anbietet.


    Vorkommnisse wie dieses wären allerdings ohne die Anwesenheit seines Bruders Will undenkbar, nachdem Peter ihn in einer Notlage unüberlegt herbeigerufen hat bringt er das Familienleben der Radleys ziemlich durcheinander und stellt ihre selbst gewählte Lebensweise hart auf die Probe. Will dient als Kontrast zu den anderen Radleys, an dieser Figur wird sehr deutlich, wie ein Vampirleben auch aussehen kann.


    Insgesamt hat mir der Roman gut gefallen, weil es sich hier eben um Vampire der anderen Art handelt, und der Autor Matt Haig seine Geschichte locker und gut lesbar erzählt.


    4ratten

    MacOss : Das macht doch nichts, man kann sich das Gelesene doch auch ein bißchen merken und ich finde die Diskussionen hier meist genauso spannend wie die eigentliche Lektüre. ;)

    "Der Erstgeborene" war mein erster Roman von Michael Robotham, und er hat mich nicht überzeugt. Die Figuren wirken auf mich übertrieben: Cyrus, der aufgrund der Tat seines Bruders ein schweres Schicksal hat, diesem aber selbstverständlich verziehen hat, und der - obwohl eigentlich Psychologe - ein so begabter Ermittler ist, dass er sämtlichen PolizistInnen immer eine Nasenlänge voraus ist. Und natürlich Evie, die ebenfalls ein schweres Schicksal hatte, und die den Menschen anmerken kann, ob sie lügen - echt jetzt?


    Und dann die vielen Zufälle: natürlich lernt Cyrus gerade den Mann kennen, der wegen eines Verbrechens zu Unrecht im Gefängnis saß, das mit dem aktuellen Fall zusammenhängt. Evie arbeitet zufällig gerade in der Bar, in der eine weitere Frau verschwindet. Dass es jemanden bei der Polizei gibt, der eine Beziehung zum Täter hat, überrascht da nicht mehr wirklich und wird auch früh in der Handlung angedeutet.


    Der Kriminalfall selbst ist dann auch recht banal, eine Rachegeschichte, deren Glaubwürdigkeit meines Erachtens darunter leidet, dass ein eher emotionsgeladender (und nicht besonders raffiniert wirkender) Täter versucht hat, sein eigentliches Motiv auf besonders clevere Art zu vertuschen. Das passt für mich einfach nicht.


    Der mit dem Titel vermutlich gemeinte ältere Bruder von Cyrus, Elias, der nach mehr als zwanzig Jahren die ersten Schritte aus einer geschlossenen Anstalt heraus machen darf, ist eigentlich nur eine Nebenfigur. Aber auch bei ihm wird mit Klischees nicht gespart - natürlich ist er seltsam und unheimlich, wirkt bedrohlich, entpuppt sich dann aber treuer Verbündeter für Cyrus und Evie.


    Diese Gesamtkonstellation war mir einfach zu flach, als dass ich an diesem Psychothriller meine Freude hätte haben können. Das Positive an dem Roman ist, dass er sich flott wegliest.


    2ratten

    Ich habe heute auch schon die ersten 50 Seiten von Raphaela Edelbauers "Das flüssige Land" gelesen und muss sagen, dass es sich sprachlich auf sehr hohem Niveau bewegt, und dabei eine große Dynamik hat, ich finde die Erzählgeschwindigkeit teilweise sehr hoch. Trotzdem ist es bisher interessant, auch wenn die Ich-Erzählerin mir häufig ähnlich fremd ist wie K.: Wie kommt man auf die Idee, eine Beerdigung vom Zielort des Ganzen her zu organisieren? Und warum wirft man sein Handy weg, weil einen das Klingeln stört, um hinterher ohne Navi im Niemandsland zu stehen?

    Lt Überlieferung soll ja Kafka die Absicht gehabt haben K sterben zu lassen, als ihm endgültig die Genehmigung zu bleiben überbracht wurde. Das sind aber nur Überlieferungen, die Kafka Max Brod angeblich erzählt hat. Passend wäre es ja für die Geschichte.

    Das finde ich auch. Und der Verlauf der Geschichte lässt eigentlich auch keine Alternative zu, dass K. es doch noch aus dem Dorf schafft würde nicht passen. Der Tod aus Erschöpfung würde sich aber gut an seine zunehmende Ermüdung, die gegen Ende ja eine große Rolle spielt, anpassen.