Dracula. Abschnitt 3: Kapitel 11-14

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  • Bei der Lektüre des dritten Abschnitts ist mir aufgefallen, dass ich mit "Dracula" bislang weniger kritisch umgegangen bin als ich das mit anderen Büchern tue - wahrscheinlich, weil es schon recht lange her ist, dass ich das Buch zum ersten Mal gelesen habe und weil ich dann beim wiederholten Lesen vieles schon als gegeben hingenommen habe.


    Ein solcher Zufall wie der, dass mit Jonathan und Lucy direkt zwei Personen aus dem nächsten Umfeld von Mina mit demselben Vampir konfrontiert werden, würde mich normalerweise als zu konstruiert sehr stören. Und fast noch schlimmer ist in diesem Zusammenhang die Figur van Helsings, der immer sofort alles weiß und die richtigen Schlüsse zieht und der seine Besserwisserei auch noch mit dem Hinweis auf seine akademischen Abschlüsse betont. Die Art, wie Mina sich ihm quasi zu Füßen wirft, damit er Jonathan hilft, und das Pathos, mit dem Jonathan ihm seine uneingeschränkte Unterstützung versichert, verstärken diese Darstellung als "Heldengestalt" natürlich noch.

    Der einzige, der van Helsing wieder auf die Ebene der Normalsterblichen hinunterholt, ist Dr. Seward, der mit seinen hartnäckigen Zweifeln immer wieder Diskussionen provoziert. Allerdings hat van Helsing auch da natürlich jedesmal Recht, was Seward dann auch einsehen muss.


    Jonathan und Mina sind auch sehr vorausschauend, was ihre Unterlagen angeht, sie haben immer alles schon abgetippt bzw. als Konvolut bereit (etwa die Unterlagen zu Jonathans Auftrag in Transsylvanien), was an dieser Stelle auch ein bißchen sonderbar ist. Später in der Handlung, als klar wird, dass es vorteilhaft ist, wenn immer alle auf demselben Stand sind, ist dies nachvollziehbar, aber hier erscheint es doch etwas übereifrig (streberhaft).


    Andererseits führen alle diese Aspekte dazu, dass die Handlung auf wenige ProtagonistInnen und Schauplätze verdichtet wird, und dass sie zügig voranschreitet, weil Wiederholungen vermieden werden.

  • Ich merke, dass ich gar nicht so viel sagen kann zu dem Abschnitt. Eine Zusammenfassung braucht ihr nicht und mich hat alles wenig berührt.


    Irgendwie lustig, wie sie Lucy immer wieder neu mit Blut befüllen. Dracula muss sich fühlen, als würde ihm immer jemand nachgießen.


    Minas Tagebucheinträge finde ich ermüdend. Sie kommt einfach nicht zum Punkt.


    Und Van Helsing mag zwar ein guter Arzt sein, seine Storys über Fledermäuse, die in Herden über Matrosen herfallen oder ganze Rinder aussaugen, sind aber doch eher eine Urban Legend. So wie Vampire.

  • Und fast noch schlimmer ist in diesem Zusammenhang die Figur van Helsings, der immer sofort alles weiß und die richtigen Schlüsse zieht

    Ich habe es mir so erklärt, dass er in der Vergangenheit schon mit Vampiren zu tun hatte oder zumindest viel darüber gelesen hat. Er wusste ja auch um die Wirkung von Knoblauch etc.

  • Ich habe es mir so erklärt, dass er in der Vergangenheit schon mit Vampiren zu tun hatte oder zumindest viel darüber gelesen hat. Er wusste ja auch um die Wirkung von Knoblauch etc.

    Ansich empfand ich seine Ausführungen stellenweise recht interessant. Vermutlich, weil er auf mich als einziger einen Plan zu haben scheint, zumindest wirkt es auf mich gelegentlich so.

    Ich merke, dass ich gar nicht so viel sagen kann zu dem Abschnitt. Eine Zusammenfassung braucht ihr nicht und mich hat alles wenig berührt.

    Ich bin durch diesen Abschnitt auch mehr oder weniger durchgerutscht, ohne viel mitgenommen zu haben.


    Irgendwie lustig, wie sie Lucy immer wieder neu mit Blut befüllen. Dracula muss sich fühlen, als würde ihm immer jemand nachgießen.

    Ein Weinfaß, welches nie alle wird. ^^


    Und Van Helsing mag zwar ein guter Arzt sein, seine Storys über Fledermäuse, die in Herden über Matrosen herfallen oder ganze Rinder aussaugen, sind aber doch eher eine Urban Legend. So wie Vampire.

    Ja, aber diese Storys habe ich eigentlich ganz gern gelesen; ich glaube, damit könnte man mich am Lagerfeuer stundenlang unterhalten. :D

    Einmal editiert, zuletzt von tigi86 ()

  • Gerade stecke ich noch mitten in Kapitel 13 und fühle mich ausgebremst. Der Abschnitt hat so gut begonnen, die Ereignisse in der Nacht von Mrs Westenras Tod lasen sich gut weg und die Schilderungen fand ich auch angenehm schaurig. Doch sobald klar war, dass Lucy es nicht schaffen wird, wurde die Handlung genauso blutleer wie Lucy, äh, Entschuldigung, verlor die Handlung jegliches Tempo.


    Übrigens ist ein Begriff, der sich mir immer wieder aufdrängt, "geschwätzig". Lucy ist geschwätzig, der Reporter der Gazette ist geschwätzig - kaum jemand berichtet auf das Wesentliche reduziert, etwas Fokus und Stringenz würden der Geschichte in meinen Augen gut tun.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Die letzten Seiten des Abschnittes ließen sich nach der - zum Glück erstaunlich kurzen - Trauerphase doch wieder ganz gut lesen. Ich habe ehrlich gesagt nicht so viel Fokus auf die Protagonisten erwartet, vielleicht komme ich deswegen mit der Langatmigkeit nicht gut klar. Ob das der Tatsache geschuldet ist, dass ich die Geschichte in erster Linie aus Filmen kenne und die eher handlungsgetrieben sind?


    Der ständige Perspektivwechsel gefällt mir hingegen gut, ebenso die Einschübe anderer Medien. Es gelingt Stoker sogar, die Tonalität den jeweiligen Personen anzupassen.


    Kein Wunder, dass Van Helsing von Mina begeistert ist, solche Lobeshymnen habe ich allerdings nicht erwartet.


    In diesem Abschnitt fiel mir übrigens besonders auf, dass das Buch schon älter ist. Manche Ansichten, die Stoker seinen Figuren in den Mund legt, sind einfach zu schräg. Ich meine nicht nur so Dinge wie die " Hysterie der Frauen", der plötzlich auch der Professor erlegen ist. Auch diese ständigen physiognomischen Hinweise, die von Anfang an bei jeder Personenbeschreibung aufkommen und nun auch den Protagonisten in den Mund gelegt werden... Der schwer wirkende Kopf, der auf Gedankenfülle hinweist. Die buschigen Augenbrauen, die Durchsetzungsvermögen zeigen. Gruselig, und zwar nicht im guten Sinn.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Und fast noch schlimmer ist in diesem Zusammenhang die Figur van Helsings

    Nach wie vor mag ich den alten Professor. Er wirkt auf mich allerdings gar nicht so besserwissend und überheblich, eher verunsichert und überfordert. Er behält viele Details für sich, um die anderen nicht abzuschrecken, gibt aber trotzdem sein Bestes und probiert verrückt wirkende Methoden, um Lucy zu retten. Seinen guten Ruf hat er sich erarbeitet und zufällig (haha...) verfügt er auch über Erfahrungen in eher abwegigen Gebieten.


    Und pathetisch sind die alle, auch wenn Jonathan es etwas übertreiben muss. Aber immerhin war der arme Kerl direkt mit der Bestie konfrontiert, da kann man schon mal hysterisch werden. ;)

    Jonathan und Mina sind auch sehr vorausschauend, was ihre Unterlagen angeht, sie haben immer alles schon abgetippt bzw. als Konvolut bereit

    Naja, sie konnten halt nicht auf digitale Kopien zurückgreifen. Wir sprechen von einer Zeit, in der Briefe von Hand kopiert wurden, um den Gesprächsverlauf nachvollziehen zu können.

    Und Van Helsing mag zwar ein guter Arzt sein, seine Storys über Fledermäuse, die in Herden über Matrosen herfallen oder ganze Rinder aussaugen, sind aber doch eher eine Urban Legend. So wie Vampire.

    Ich mag urbane Legenden. Deswegen lese ich dieses Buch! :breitgrins:

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges

  • Irgendwie lustig, wie sie Lucy immer wieder neu mit Blut befüllen. Dracula muss sich fühlen, als würde ihm immer jemand nachgießen.

    :D


    Auch mich lässt dieser Abschnitt relativ kalt. Van Helsing nervt nur mit seiner Geheimniskrämerei. Hätte er klarere Anweisungen gegeben, wäre Lucy möglicherweise zu retten gewesen, aber so...

    Was ist wertvoller, Wissen oder Fantasie? Es ist die Fantasie, denn das Wissen hat Grenzen.  - Albert Einstein