Beiträge von Juva

    Ist Richard Mason eigentlich derjenige, der Jane Eyres Hochzeit verhindert, indem er von Berthas Existenz erzählt?

    Ja genau, und bei der von Jean Rhys entworfenen Konstellation kann man auch gut nachvollziehen, dass er Rochester das Glück mit Jane nicht gönnt. Ob er dabei auch das Schicksal seiner Stiefschwester im Auge hat kann man nur vermuten.

    Meine Ausgabe wurde 2015 veröffentlicht und es handelt sich tatsächlich um eine neue Übersetzung. Die andere deutsche Übersetzung stammt aus dem Jahr 2002, vorher gab es keine deutsche Ausgabe.


    Patois wird nur angedeutet, das hätte die Übersetzerin ruhig deutlicher drin lassen können.

    Oder er wollte nicht, dass seine Familie sein Geld kriegt. 8o

    Der Verdacht liegt ja durchaus nahe, zumal er einen leiblichen Sohn hat. Diese Entscheidung macht es aber natürlich auch verständlicher, warum der Rochester später Steine in den Weg legt - immerhin hat er die Hälfte des eigentlich Richard Mason zustehenden Erbes eingestrichen.


    Aber so etwas von... Ich verstehe auch überhaupt nicht, wie diese Ehe zustande gekommen ist. das Rochesters Familie ihm eine reiche Erbin besorgen wollte, nun gut, verständlich, aber wo kommt die Mitgift her. Antoinette selber dürfte kaum Besitz haben, angesichts der Armut, in der sie ihre Kindheit verbrachte. Warum zahlt Mr. Mason soviel von seinem eigenen Geld? Zuneigung? - wohl kaum, jedenfalls wenn wir Antoinettes Berichte aus ihrer Jugend zum Maßstab nehmen. Schlechtes Gewissen, weil er ihre Mutter oder ihren Bruder nicht vor Unglück und Co bewahren konnte? Ich hätte vermutet, dass er Antoinette auch günstiger unter die Haube bekommt, wenn er sie loswerden (ab nach Europa) wollte.

    In dem Brief, den Rochester erhält, heißt es "Aber der alte Mason hält große Stücke auf das Mädchen Antoinetta und hinterlässt ihr sein halbes Geld, als er stirbt." (S. 109) und auf derselben Seite weiter "[...] und als Nächstes hör ich aus Jamaika, der alte Mr Mason ist tot und die Familie will das Mädchen an einen jungen Engländer verheiraten, der nichts über sie weiß."


    Anscheinend mochte Mason sie also wirklich gern, und die Familie will sie einfach loswerden. Dazu passt, dass Rochester selbst auch von einem "Arrangement" spricht, laut dem er und Antoinette nach der Eheschließung die Stadt schnell verlassen und auf den einsamen Landsitz reisen sollen.

    Die Feinheiten habe ich diesbezüglich aber nicht immer kapiert, glaube ich - lag das nur daran, dass er vom Geisteszustand von Antoinettes Mutter erfahren hat oder auch, weil sie gemischter Abstammung ist? Und warum nennt Rochester sie dauernd Bertha? Irgendwo hatte ich etwas gelesen mit dem Namen der Mutter, aber ich finde die Stelle nicht mehr - war da seine oder ihre Mutter gemeint? (Aber Antoinettes Mutter heißt ja Annette ...)

    Die Rolle von Christophine gibt mir auch Rätsel auf. Ich habe sie immer für eine Vertraute von Antoinette gehalten, aber jetzt liest es sich so, als führe sie Böses im Schilde. Oder ist das nur Rochesters Vorurteil gegen die "obeah"-Frau?

    Rochester erhält von einem (angeblichen) Halbbruder Antoinettes einen Brief, in dem er darüber aufgeklärt wird, dass es in der Familie Fälle von Wahnsinn gab, die man ihm vorenthalten hat, daraufhin fühlt er sich getäuscht und verunsichert, und die Beziehung zu Antoinette verändert sich.


    Rochester nennt sie dann auch nicht mehr Antoinette, weil eben auch ihre Mutter so (ähnlich) hieß und er Probleme mit dieser Verbindung hat. Deshalb führt er für sie den Namen Bertha ein.


    Bezogen auf Christophine hatte ich den Eindruck, dass das Verhältnis zwischen ihr und Antoinette die ganze Ambivalenz von Antoinettes Dasein darstellen soll: Einerseits liebt sie die Inseln und betrachtet sie als Heimat, und dazu gehören die weißen ebenso wie die farbigen Verwandten (Sandi Cosway wird ja beispielsweise mehrfach erwähnt), trotzdem gehört sie als "weiße Kakerlake" nie so richtig dazu. Und das kann man ganz gut auf die Beziehung zu Christophine übertragen, die für Antoinette die wichtigste Bezugsperson ist, dabei aber auch eigene Interessen verfolgt und dadurch nie so ganz durchschaubar ist - das steigert sicherlich Antoinettes Unsicherheit, da sie sich auf nichts und niemanden wirklich ganz verlassen kann.

    Ich kann mich der vorliegenden Rezension zu Katherine Mays "Überwintern" anschließen. Für mich war die Lektüre auch wirklich zäh, einmal habe ich das Buch auch für längere Zeit unterbrochen, weil ich mir nach dem Klappentext etwas anderes darunter vorgestellt hatte.


    Zum einen ist die Geschichte, die die Autorin erzählt, auch dadurch so traurig, dass sich die Tiefpunkte, an denen ihr Leben zum Stillstand kommt, in ihrem Leben immer wieder (bezogen auf verschiedene Situationen) ereignen, sodass sich der Eindruck ergibt, dass ihre Strategie des "Überwinterns", die sie einerseits als erfolgreich schildert, andererseits nur begrenzte Wirksamkeit hat. Zum anderen finde ich die Struktur des Buches ziemlich ungünstig, weil die Autorin in der Chronologie ihres Lebens munter hin und her hoppelt, wodurch sich das Ganze teilweise wie eine recht willkürliche Aneinanderreihung von Einzelepisoden liest, deren Relevanz für die Geschichte, die sie eigentlich erzählen möchte, sich nicht immer erschließt.


    Hinzu kommt eine merkwürdige Mischung zwischen absoluter Unsicherheit, wie man mit dem eigenen Leben umgehen könnte, und absoluter Selbstsicherheit, die richtigen Entscheidungen zu treffen bzw. getroffen zu haben (etwa als die Autorin ihren Sohn, der sich in der Schule nicht wohlfühlt, einfach nicht mehr hinschickt und dann durch den Austausch mit Eltern anderer "Homeschooler" ganz schnell zu dem Schluss kommt, das wäre genau richtig so). Die Autorin beschreibt sich selbst als Betroffene des Asperger-Syndroms, und an manchen Stellen habe ich mir die Frage gestellt, ob bestimmte Verhaltensweisen vielleicht darauf zurückzuführen sind, dazu wird aber nichts gesagt. Das finde ich schade, weil so einiges vielleicht besser verständlich geworden wäre.


    So bleibt bei mir ein sehr gemischter Eindruck des Buches zurück, manches hat mir ganz gut gefallen, weit mehr lässt mich aber eher unzufrieden zurück.


    3ratten

    Ich bin mit "Die weite Sargassosee" jetzt durch und finde, dass der Roman zum Ende hin immer trauriger wird. Die Figuren haben weitaus mehr Facetten zu bieten, als dies in "Jane Eyre" der Fall ist. Beispielsweise wird für mich die Frage, inwiefern Antoinette tatsächlich eine Veranlagung zum Wahnsinn hat, oder sie einfach durch die äußeren Umstände zur absoluten Verzweiflung getrieben wird, nie vollständig geklärt.

    Rochester erscheint mir härter und weniger einfühlsam als in "Jane Eyre", was aber sehr passend ist, da er zum einen noch wesentlich jünger ist, selbst unter den Umständen seiner Eheschließung leidet, und er sich wahrscheinlich (auch) aufgrund dieser Erfahrungen später weiter entwickelt hat. Letzten Endes sind beide, seine Frau Antoinette (die er Bertha nennt) und er selbst Verlierer in ihrer Ehe.


    Interessant finde ich, dass der von Saltanah oben genannte Vergleich Antoinettes mit einer zarten Pflanze sich genauso im Roman findet, und dazu noch einen wichtigen Umschlagpunkt in der Beziehung zwischen Antoinette und Rochester bezeichnet, so führt Rochester aus:

    Zitat

    Ich kam an einer Orchidee mit langen Ranken goldfarbener Blüten vorbei. Eine davon berührte meine Wange, und ich erinnerte mich, dass ich eines Tages welche für sie gepflückt hatte. "Sie sind wie du", hatte ich gesagt. Jetzt blieb ich stehen, brach einen Zweig ab und trampelte ihn in den Matsch. (S. 112)

    Die Naturbeschreibungen sind durch den gesamten Roman hindurch sehr intensiv und eindrucksvoll, insgesamt wird die Andersartigkeit des karibischen Lebens im Vergleich zu europäischen Lebensumständen sehr deutlich gemacht.


    Der Übersetzerin scheint es ansatzweise gelungen zu sein, etwas von der für die Karibik typischen Sprache anzudeuten, an vielen Stellen erinnerte mich die Sprache der Einheimischen an den Roman "Die Meerjungfrau von Black Conch", in dem die Autorin Monique Roffey besonderen Wert darauf gelegt hat, ihr heimatliches Idiom zur Sprache ihres Romans zu machen, und die Übersetzerin versucht hat, dieses herauszuarbeiten. Diesbezüglich wüsste ich gerne, ob in der englischen Originalausgabe diese sprachlichen Besonderheiten auch nur so zart angedeutet werden wie in der deutschen Übersetzung.

    Zu dem Ausdruck "creol" heißt es im Vorwort meines Buches, dass Jean Rhys' Mutter eine war, nämlich "a white West Indian". "Creol" bezeichnet also zumindest in der Karibik nicht unbedingt, wie ich immer angenommen hatte, einen "Mischling". Einheimische Weiße sind in der Hierarchie wohl weniger wert als "richtige" Europäer.

    "Kreolisch" kann im karibischen Zusammenhang auch bedeuten, beispielsweise spanische Vorfahren zu haben, die schon sehr früh nach der Eroberung Westindiens dorthin eingewandert sind, ebenso können aber auch aus Westafrika importierte Sklaven in einer Ahnenreihe mit diesem Begriff bezeichnet werden. Das ist eine eher bunte Gemengelage. Angesichts der äußeren Beschreibung Berthas in "Jane Eyre" kam mir jedenfalls diese spanische Möglichkeit durchaus plausibel vor.

    Antoinette ist da eher eine zarte Gewächshauspflanze, die umhegt werden müsste, es aber nicht wird. Also kann sie sich nicht wie Jane Eyre zur Wehr setzen - ihr fehlen die inneren Voraussetzungen dafür.

    Da stimme ich Dir durchaus zu, ich bin davon ausgegangen, dass Jean Rhys, die sich ja bewusst auf "Jane Eyre" bezieht, diesen Kontrast bestimmt nicht zufällig eingebaut hat, sondern dass der vielleicht ja auch in der Beziehung zu Rochester eine Rolle spielen könnte. Denn obwohl er ja durchaus ein eher dominanter Typ ist, lässt er Jane ihre hartnäckig erkämpfte Unabhängigkeit - ich bin gespannt, wie er mit Antoinette verfährt.

    In der Karibik ist das Selbstverständnis hinsichtlich kreolischer Vorfahren wohl auch damals anders gewesen als in anderen Teilen des Britischen Empire, d.h. vor Ort war es sicher weniger problematisch, auch nicht-weiße Vorfahren zu haben, als es in Europa gewesen wäre. Die Beschreibung des Anwesens deutet ja schon auf ehemaligen Wohlstand hin, der dann vermutlich nach dem Tod des Vaters verloren ging. Die Mutter versucht ja auch, ihren Lebensstandard zu wahren.

    Ich könnte mir vorstellen, dass "exotische" Vorfahren Antoinettes auch in ihrer Beziehung zu Rochester eine Rolle spielen könnten. Sie wird ja auch in "Jane Eyre" als ungewöhnlich aussehend beschrieben.

    Ich habe jetzt das erste Drittel des Romans gelesen (bis zum Ende des ersten Teils) und bin bisher nicht wirklich begeistert, sondern eher ratlos. Die deprimierenden bis bedrohlichen Lebensumstände der Ich-Erzählerin werden anschaulich geschildert, trotzdem bleibt mir die Protagonistin bisher ziemlich fremd. Sie scheint ein deutlicher Gegenentwurf zu Jane Eyre zu sein: Diese setzt sich immerhin aktiv mit ihrem Schicksal auseinander, sei es durch Gegenwehr, sei es durch Akzeptanz, während hier der Eindruck entsteht, dass Antoinette alles über sich ergehen lässt. Und angesichts der dysfunktionalen Familie, in der Antoinette aufwächst, ist Jane als Waise vielleicht nicht unbedingt schlechter dran.


    Ich hoffe, dass die Geschichte interessanter wird, wenn Mr Rochester ins Spiel kommt. Gut gefallen haben mir die Natur- und Landschaftsbeschreibungen, die deutlich machen, dass die Karibik ein ganz anderer Lebensraum ist als Mitteleuropa.


    Und nicht vergessen, Charlotte ist selbst eine Pfarrerstochter!!

    Das ist Jane Austen aber auch, trotzdem geht sie in ihren Werken anders mit der Religion um.


    Wahrscheinlich ist die Frage, welche Autorin bzw. welche Werke der Autorinnen man lieber mag, einfach wieder subjektiv (wie wir das ja neulich schon in Bezug auf Bewertungen in der Frage der Woche diskutiert haben). Ich bin mir sicher, dass ich Jane Eyre nicht zum letzten Mal gelesen habe, bis zum nächsten Re-Read darf aber ruhig ein bißchen Zeit vergehen. ;)

    Ich will auch auf keinen Fall zu viel kritisieren - wenn ich das Buch bei bisherigen Lesedurchgängen nicht gemocht hätte, wäre ich keinesfalls zum Re-Read bereit gewesen. ;)


    Ich mag Jane als Protagonistin für ihre Geradlinigkeit und ihr Streben nach Unabhängigkeit, beides ist ja durchaus moderner als für ihre Zeit üblich. Auch, dass sie sich eine Beziehung auf Augenhöhe erhofft und nicht bereit ist, sich "ins gemachte Nest" zu setzen, und dafür ihre Ideale zu opfern, macht sie zu einer modernen Heldin.

    Probleme habe ich mit den religiösen Bezügen, die zeittypisch durchaus passen, sich für mich als heutige LeserIn aber einfach aufgesetzt und über ihre eigentliche Bedeutung hinaus überhöht anfühlen. In diesen Kontext könnte man durchaus auch die übernatürlichen Erlebnisse einordnen.


    Ich finde den Vergleich mit Jane Austen schwierig. Auf den ersten Blick hatte ich für mich selbst klar, dass ich Jane Austens Werke lieber mag, weil sie gesellschaftskritischer sind. Aber stimmt das eigentlich? Natürlich spricht sie Probleme dezidierter an, aber ihre Protagonistinnen bleiben letztendlich auch immer Teil der Gesellschaft, und die wirtschaftlichen Probleme werden dann doch durch Heirat bewältigt. Da ist Jane Eyre eigentlich konsequenter in ihrem Streben, sich auf eigene Füße zu stellen. Trotzdem stört mich bei ihr, dass sie, die die Armut ja unmittelbarer erlebt als Austens Heldinnen, einen Aufstieg innerhalb der Gesellschaft anstrebt und sie nicht wirklich kritisiert. Aber auch das ist letztlich wahrscheinlich eine sehr moderne Sichtweise, die den ZeitgenossInnen der Autorinnen ziemlich fremd gewesen wäre.

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    Klappentext:

    In einer stürmischen Nacht steht William Barrow, Bootsführer der Küstenwache, vor einem Dilemma. Ein Telegramm hat ihn über die Ankunft von Schmuggelwaren an der schottischen Ostküste informiert. Als sich William darauf vorbereitet, den Verbrechern das Handwerk zu legen, erfährt er von seiner Verlobten Maggie, dass ihr hoch verschuldeter Vater gezwungen wurde, den Schmugglern sein Boot zu überlassen. Die Folgen, die eine Auslieferung des alten Fischers hätte, sind undenkbar, und Maggie, hin- und hergerissen zwischen ihrer Liebe zu William und der für ihren Vater, startet einen verzweifelten und gefährlichen Versuch, um beide zu schützen

    Eine abenteuerliche und zutiefst romantische Erzählung von Bram Stoker über Liebe und einen dramatischen Loyalitätskonflikt, in der insgeheim das raue, aufgewühlte Meer die Hauptfigur ist.


    Zum Kauf dieses kleinen Büchleins habe ich einerseits durch die wunderschöne Ausstattung (wie so oft bei Mare) mit Leineneinband und Schuber hinreißen lassen, andererseits mag ich Bram Stoker als Autor gerne, "Dracula" gehört zu meinen absoluten Lieblingsbüchern, und auch andere seiner Gruselromane finde ich sehr unterhaltsam. Das trifft auf diese nautische Erzählung allerdings nicht zu, hier ist die Aufmachung des Buches dem Inhalt leider um Längen überlegen.


    Die Gewalt des Meeres wird durchaus anschaulich geschildert, da diese Schilderung aber, wie in der Literatur des 19. Jhdts. üblich, zu sehr mit Bedeutungen angereichert ist, wirkt sie dann auch schnell ziemlich überladen. Die Handlung ist dünn, in der o.g. Inhaltszusammenfassung wird alles wichtige gesagt. Man kann es Stoker immer wieder hoch anrechnen, dass er, anders als viele zeitgenössische Autoren, immer wieder starke Frauenfiguren in seine Erzählungen einbindet, das ist auch hier der Fall. Aufgrund des geringen Umfangs des Textes und des großen Raumes, den das Meer in dieser Novelle einnimmt, bleibt aber auch die Protagonistin Maggie eher eindimensional, die anderen Figuren sind dann wirklich nur noch Randerscheinungen, die allesamt keine besonders guten Eindrücke bei den LeserInnen hinterlassen.


    So steht am Schluss die Erkenntnis, dass auch eine besonders schöne Aufmachung nicht über inhaltliche Defizite hinwegtäuschen kann, zur Lektüre empfehlen kann ich diese kurze Erzählung von Bram Stoker sicher nicht.

    2ratten

    Adèle, nicht Adelè!

    Ups!

    Wenigstens war ich konsequent ^^

    Und ich habe mich da auch direkt ohne nachzudenken angeschlossen... ;)


    Ich habe, nachdem ich gestern endlich mit dem ersten Monatsrundenbuch durch war. heute morgen mit "Jane Eyre" direkt das zweite beendet (war eine Stunde früher wach).


    Ich hatte tatsächlich vergessen, dass der Teil der Geschichte, der zwischen Janes Flucht aus Thornfield und dem Wiedersehen mit Rochester liegt, mir schon bei den ersten beiden Malen, als ich das Buch gelesen habe, nicht gefallen hat. Zum einen finde ich den Zufall, dass Jane ausgerechnet ihre Verwandten trifft, und bei diesen dann auch noch direkt ein Unrecht wieder gut machen kann, einfach zu dick aufgetragen. Zum anderen mag ich St. John Rivers einfach nicht und kann auch nicht verstehen, dass Jane die Diskussion um den Heiratsantrag wieder und wieder und wieder mit ihm führt. Dieser Handlungsstrang hat etwas religiös Verbissenes, das ich nicht gut ertragen kann, wahrscheinlich spricht hier die Autorin doch sehr stark in ihrer Rolle als Pfarrerstochter.


    Die Mischung aus Tragik und schmalzigem Happy End am Ende des Romans ist dann wieder ok, weil sie in die Entstehungszeit des Romans passt. Außerdem ist Jane bei allem, was mich an ihr auch genervt hat, eine Protagonistin, der ich ein kleines bißchen Glück gönne.


    Heute abend werde ich dann hoffentlich mit der Sargassosee anfangen können.

    Von der Liste habe ich "Samson und Nadjeschda" von Andrej Kurkow schon gelesen und es hat mir gut gefallen, ist aber etwas eigenwillig bis abwegig, was die Handlung angeht (man muss sich schon darauf einlassen).


    "Kairos" von Jenny Erpenbeck möchte ich auf jeden Fall noch lesen, das steht schon hier, und "Die Details" von Ia Genberg klingt für mich auch interessant.

    Was ich am Stil übrigens generell nicht so mochte ist, dass C.B. mich immer direkt angesprochen hat. Ich bin kein Fan davon mit "Dear reader" angesprochen zu werden, auch wenn es damals nicht unüblich war

    Das geht mir auch so, und außerdem finde ich es unangenehm, dass Jane an wichtigen Stellen von der Vergangenheitsform in die Gegenwart wechselt, das hat nach dem ersten Mal schon so was von "seht her, jetzt passiert was wichtiges". Stilistisch ist das immer mal wieder eher die Holzhammermethode, so auch bei den schon angemerkten Wetterphänomen.

    Heißt das kleine Mädchen jetzt Adelè oder Adela? Ich habe beide Schreibweisen in meiner Ausgabe gelesen. Sehr seltsam!


    Was mich in deutschsprachigen Büchern immer wurmt ist, dass fremdsprachige Passagen, hier z. B. Adelès französische Sätze, nicht übersetzt werden. Wird davon ausgegangen, dass alle Leser:innen des Französischen mächtig sind? Ist es denn so schwierig, eine Fußnote zu setzen? Hrrrr!

    In meiner Ausgabe heißt das Mädchen Adelé und die französischen Sätze sind mit Endnote versehen, also nach dem eigentlichen Roman mit Übersetzung aufgeführt, was ich auch sehr notwendig finde (zwei Semester Französische für Historiker an der Uni reichen definitiv nicht, um die Sprache flüssig lesen zu können). Ich vermute, dass es hier um die Originalität des Textes geht, dass diese Sätze also auch im Original französisch waren (was damals als Fremdsprache bestimmt verbreiteter war).


    Da Jane Eyre schon in der Erstausgabe so heißt vermute ich, dass dies die ursprüngliche Namensvariante ist, und dass die französische Variante von Adelé zum einen eine Angleichung an deren Sprache darstellt, und zum anderen durch die Verniedlichung vielleicht auch die Anhänglichkeit an die Gouvernante symbolisieren soll.

    Ich kann euch wohl nicht mehr einholen :huh: , bei mir ist Jane gerade erst in Thornfield angekommen. Zum Glück kenne ich die Geschichte in- und auswendig und werde eure Beiträge ganz entspannt lesen, ohne Angst vor Spoilern zu haben.

    Wir müssen doch auch nicht hetzen, dass es lesetechnisch mit "Jane Eyre" letzte Woche so gut lief hätte ich vorher auch nicht gedacht. ;) Und man könnte bestimmt noch auf einige Stellen näher eingehen...

    Die Parallelen zwischen "Jane Eyre" und Daphne DuMauriers "Rebecca" sind mir diesmal deutlich aufgefallen. Bei "Rebecca" funktioniert aber beispielsweise der Gruselaspekt deutlich besser, auch weil die Autorin nicht so viele Themen in ihren Roman gepackt hat und die LeserInnen länger im Ungewissen gelassen werden.


    Ich werde sicher noch zwei Tage für Jane Eyre brauchen, mir fehlen noch ca. 200 Seiten und ich kann diesen Roman nicht gut lange an einem Stück lesen, dann nervt mich Jane immer etwas mehr. ;)