Beiträge von Juva

    Nachdem ich die Serie um Wallner und Kreuthner im letzten Jahr für mich entdeckt und die ersten neun Teile nacheinander weggelesen habe musste ich natürlich auch den neuesten Krimi der Reihe lesen. Leider hat sich hier fortgesetzt, was sich schon beim achten und neunten Teil andeutete, dass nämlich die Qualität der eigentlichen Kriminalfälle zurückgeht, während die Eigenheiten der handelnden Figuren zunehmend in den Vordergrund gestellt werden. Insbesondere Kreuthners teilweise wirklich absurde Ideen und Handlungen wirken zunehmend unrealistisch, insbesondere in diesem zehnten Teil der Krimiserie.

    Trotzdem war es schön, wieder einen Ausflug nach Miesbach und ins Umland zu machen und der Krimi liest sich wie von Andreas Föhr gewohnt gut weg. Wer allerdings einen realistischen Krimikontext erwartet wird mit "Herzschuss" wahrscheinlich nicht unbedingt glücklich.


    4ratten

    Das ist für mich immer noch und immer wieder eines der schönsten Herbstgedichte! <3 Es bringt so schön zum Ausdruck, dass manchmal die ganz kleinen Momente zählen und auch scheinbar negative Dinge sehr positiv gesehen werden können, man muss nur die Gelegenheit dazu haben.

    Frankenstein ist einfach ein Thema, dass zeitlos ist. Die Suche nach dem ewigen Leben, die Akzeptanz des Andersartigen und Vorurteile beschäftigen uns auch heute noch. Dazu ist Mary für ihre Zeit sehr fortschrittlich gewesen und stand mit ihrer Meinung gegen die etablierte Meinung, dass Frauen nur schönes Beiwerk sind. Sie interessierte sich mehr für die Themen, für die sich damals Männer interessierten, als für die Themen, die Frauen vorbehalten waren.

    Da stimme ich Dir völlig zu. Und vielleicht ist genau das auch Mary Shelleys Ansatz gewesen, da sie laut dem Vorwort zur Urfassung ja gerade eine Distanz zu den Tendenzen der aktuellen Literatur herstellen und eigene Wege gehen wollte.

    Frankenstein ist auch nie auf die Idee gekommen, sich selbst als Freund für den Feind zu opfern, nur auf die verquere Art der Verfolgung später.


    Mir tat das Monster eigentlich leid beim Lesen. In die Welt geworfen ohne jeglichen Rückhalt und ohne "support-system".

    Das stimmt, darüber habe ich mich auch gewundert. Gerade weil das Geschöpf ja so schnell lernt (und da ist ja die von ihm selbst erzählte Geschichte sehr aufschlussreich) wäre es doch für einen Forscher auch ein interessantes Studienobjekt, wenn ihn vielleicht nicht unbedingt Sympathie packt. Eigentlich ist das doch der weit spannendere Part als die simple Erschaffung des Wesens. Aber daran verschwendet Frankenstein keinen Gedanken, und an Freundschaft erst recht nicht.

    Und er wäre seinem Geschöpf als Schöpfer ja eigentlich genau diese Unterstützung schuldig, was das Geschöpf im Gegensatz zu ihm ja auch erkennt und anmahnt.

    Ach ja, und diese Distanzlosigkeit des Geschöpfs finde ich auch seltsam: die beobachteten Menschen werden zu "Freunden" und "Beschützern", obwohl sie es gar nicht kennen (und deren Reaktion bei seiner "Vorstellung" spricht ja für sich). Und Frankenstein greift diese Sichtweise auf und spricht auch davon, dass das Wesen von seinen "Beschützern" enttäuscht und quasi verraten wurde.

    Zwischenzeitlich habe ich mich gefragt, ob hier Wesen und Schöpfer sich nicht ähnlicher sind als den beiden lieb sein kann, ich finde man kann bei beiden hier deutliche Anzeichen des Wahnsinns erkennen.

    In diesem Abschnitt hatte ich sowohl mit Frankenstein als auch mit seinem Geschöpf große Problem. Das Geschöpf hat sich alleine und mit Hilfe der Beobachtung von Menschen "gebildet", kann Französisch sprechen, lesen und schreiben und ist in der Lage, sich komplexe literarische und philosophische Werke in Eigenregie anzueignen und auf diese Grundlage die eigene Gefühlswelt zu verfeinern und hinterfragen? Aber gleichzeitig ist es ein eiskalter Killer, der aus Wut mal eben ein Kind erwürgt? Das passt für mich hinten und vorne nicht zusammen. :/

    Und Frankenstein wird immer mehr zum prokrastinierenden Jammerlappen: Erst sagt er dem Geschöpf zu, ihm eine Gefährtin zu erschaffen, weil er seine Gefühle verstehen und seine Argumentation nachvollziehen kann, und dann will er das eigentlich doch nicht mehr, kann/will sich aber nicht entscheiden? Und dazu dieses ewige "und dann ging es mir besser, ich konnte mein Elend kurz vergessen" vs. "ich habe ständig Angst um meine Familie, was macht das Monster jetzt, folgt es mir", aber dann ist er sich wieder sicher, dass es bei Fertigstellung der Gefährtin auf der Matte stehen wird. Das alles ergibt immer weniger Sinn, nervt mich aber zunehmend. :cursing:

    Ich störe mich nach wie vor daran, dass die Darstellung des Geschöpfs nicht mit Erwartungen in Übereinstimmung zu bringen und nicht mit Logik zu erklären ist: Das (teilweise an Stalking erinnernde) Interesse an Menschen, deren Beobachtung, die mit einer gewissen Bewunderung verbunden ist - das passt nicht zur Darstellung der rohen Bestie, die sich aus Frankensteins Äußerungen ergibt. Und man kann hier ja schon vermuten, dass Safie noch eine Rolle spielen wird, ähnlich wie bei Justine, und dieses Überkonstruierte finde ich auch merkwürdig.

    Aber ich habe doch so oft gelesen, dass es BESSER wäre als Dracula ^^ Jetzt bin ich irgendwie demotiviert es zu lesen. 8o

    Nein, definitiv nicht! Ich bin zwar mit dem Frankenstein noch nicht durch, aber überzeugt davon, dass er an Dracula niemals rankommt.

    Deshalb finde ich die Idee, den Dracula irgendwann gemeinsam zu lesen, auch echt gut - das ist eines meiner Lieblingsbücher, das ich auch regelmäßig wieder lese! <3

    Ach, und ich dachte, es liegt an dem miserablen Schreibstil und Kings verstörenden Fantasien 8o

    (Wer schon länger hier unterwegs ist, kennt meine King-Abneigung ;))

    Tja, so unterschiedlich sind die Geschmäcker. ;) Ich finde Stephen King toll und verteidige ihn immer wieder gerne gegen die Anhänger der "richtigen Literatur", für die so ein Schreiberling natürlich nicht akzeptabel ist.

    Hier aber funktionieren für mich eben auch die Bauteile, die für die eigentliche Handlung wichtig sind nicht. Dazu fehlt mir mehr Tiefe und ich kann es auch nicht als Schauergeschichte lesen, weil mir dazu weit mehr Märchenhafte Elemente fehlen. Oder auch solche, die mehr Schauer verursachen könnten. - Um mal Dracula zu bemühen, hier funktioniert für mich dieses Schauer-elemten, obwohl! auch durch Briefe suggeriert wird, das sich alles so zugetragen hat wie beschrieben.

    Mir geht es da ähnlich wie Holden, gerade weil ich durch diese Logikfehler nicht richtig in die Geschichte reinkomme und darüber hinaus über diesen arroganten, ignoraten Frankenstein immer nur den Kopf schütteln könnte, geht für mich auch jeder Anschein von Grusel verloren. Der hier zitierte Dracula ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher und auch wenn ich beispielsweise an Stephen Kings Romane denke werden diese ja gerade auch dadurch gruselig und schaurig, dass die Figuren so gut gezeichnet sind, dass man ihnen als Leser atemlos folgt und mit ihnen fiebert und leidet.


    Das fehlt hier ganz und gar, ich ärgere mich einfach nur über Frankenstein und finde es erstaunlich, dass ihm sein Geschöpf, als sich die beiden in den Bergen wieder treffen, argumentativ überlegen ist, als es ihn darauf hinweist, dass er als Schöpfer auch eine Verantwortung hat, er das aber zunächst nicht einsehen will.

    Ich bin mit dem Buch jetzt durch und muss sagen, dass sich der positive Eindruck bis auf wenige Aspekte zum Ende durchweg gehalten hat. Der dokumentarische Stil und die detailfreudige Erzählung der Protagonistin nehmen einen mit in einen Teil des Themenbereichs Ostpreußen/Flucht/Vertreibung, der sonst höchstens am Rande erwähnt wird.


    Gerade am Ende werden auch Bezüge zur Gegenwart, v.a. zum Ukraine-Krieg hergestellt, was ich prinzipiell gut finde, da hierdurch deutlich wird, dass unsere Gegenwart durchaus auch Bezüge zur Geschichte hat. Negativ aufgefallen ist mir in diesem Zusammenhang aber die etwas kleinlich wirkende Feststellung, dass die Flüchtlinge aus der Ukraine heute freundlicher und offener empfangen werden als damals die Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Dies ist sicher der Fall, allerdings leben wir auch in einer anderen Zeit, und ich finde einfach, dass man das auch positiv konnotieren könnte, dass gerade die Deutschen mit ihrer durchaus problematischen Vergangenheit heute ähnlich agieren wie damals die Litauer, die eben die Wolfskinder aufgenommen und unterstützt haben.


    Ganz schwierig finde ich die Forderung des Autors im Nachwort, diesem Thema mehr Präsenz sowohl in den historischen Debatten wie auch dem Schulunterricht einzuräumen. Ja, es ist ein Thema, über das wenig bekannt ist und das mehr Beachtung verdient. Aber: Bei einer intensiveren Auseinandersetzung mit den deutschen Opfern des Zweiten Weltkriegs (und das betrifft eben auch die nach 1945 Vertriebenen) besteht immer die Gefahr, dass diese für eine Relativierung der Täterrolle der Deutschen genutzt wird. Und im Vergleich zu vielen anderen Verbrechen in Zusammenhang mit den Zweiten Weltkrieg (und da muss man nicht einmal zwingend auf Shoah und Pojramos schauen) ist das Thema Wolfskinder eben nicht mehr als eine bedauerliche Randnotiz der Geschichte, so schlimm das Schicksal für die einzelnen Betroffenen auch war.


    Ich kann eine definitive Leseempfehlung für Geschichtsinteressierte aussprechen, würde allerdings nicht so weit gehen wie der Autor, eine allgemeine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema zu fordern.


    4ratten

    Was mich weiterhin irritiert ist die Tatsache, dass Frankenstein dem Geschöpf seine Menschlichkeit deutlich abspricht (indem er sagt, dass kein Mensch das hübsche Kind, also William, hätte töten können), ihm gleichzeitig aber eine Menge Intelligenz zutraut, indem er sich fragt, welche Teufelei das Monster noch aushecken könnte bzw. ob es Justine zu seinem Vergnügen in Schande und Tod getrieben habe. Wie kann das Geschöpf nicht menschlich und gleichzeitig so intelligent sein, planmäßig vorzugehen?

    Ich habe mich beim Lesen des ersten Teils schon gefragt, warum Justine so ausführlich eingeführt wird, damit war ja irgendwie schon klar, dass sie noch eine Bedeutung bekommen wird. Aber dieses Schwarz-Weiß-Denken finde ich schon sehr irritierend: das Geschöpf muss der Mörder gewesen sein (Anhaltspunkte oder Beweise sind dafür nicht nötig) und Justine muss natürlich unschuldig sein, allein schon weil Elisabeth das auch glaubt?!


    Und es ist einfach widersprüchlich, dass Frankenstein selbst erkennt, dass seine Überlegungen hochgradig unglaubwürdig sind (weshalb er keine Fahndung nach dem Geschöpf in Gang setzen kann), während er selbst von ihrer Richtigkeit überzeugt ist.


    Und woher weiß er, dass

    Zitat

    die Kreatur [...] in der Lage ist, die überhängenden Steilwände des Mont Salêve zu erklimmen?

    Das erschließt sich nicht, dafür wird aber richtig Stimmung gegen das Geschöpf gemacht, indem es als "Unhold", "Dämon", "Mörder", "Vampir" bezeichnet wird. Und das erscheint um so unlogischer, als es offenbar schon eine lange Zeit unterwegs ist, ohne aufgefallen zu sein:

    Zitat

    Fast zwei Jahre waren nun seit der Nacht, in der er sein Leben empfangen hatte, vergangen. War dies sein erstes Verbrechen? Ach! Ich hatte einen verderbten Unhold auf die Welt losgelassen, der Vergnügen an Blutvergießen und Leid fand. Hatte er nicht meinen Bruder ermordet?

    Und hier wird die Logiklücke dann richtig groß: Das Geschöpf hat sich zwei Jahre lang unbemerkt im Gebiet zwischen Ingolstadt und Genf herumgetrieben, ohne in irgendeiner Art und Weise auffällig zu werden, um dann ausgerechnet William zu ermorden?

    Mein Eindruck war, dass es vor allem der Forscherdrang war. Ihn hat die theoretische Möglichkeit fasziniert und deshalb wollte er es versuchen.

    Das sehe ich auch so, mir kommt Frankenstein hier vor wie ein unreifes Kind - ich kann das, also mache ich das, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich finde v.a. seine Reaktion danach aufschlussreich, dieses Weglaufen hat was von "was ich nicht sehe, ist auch nicht da" und auch seine Erleichterung, als das Geschöpf bei seiner Rückkehr verschwunden ist doch sehr merkwürdig - die Einstufung als "Feind" impliziert doch eine Gefahr, trotzdem unternimmt er (auch nach seiner Genesung) keinen Versuch, das Geschöpf zu finden.

    Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Wunsch der Mutter auf dem Sterbebett richtig verstanden habe:

    Wünscht Sie sich, dass Frankenstein und seine Adoptivschwester heiraten oder "nur" beieinander bleiben und sich gegenseitig unterstützen?

    Ich muss die Stelle nochmal suchen, dazu hatte ich noch keine Zeit.

    Das hat mich auf jeden Fall verwirrt.

    Er soll sie heiraten, das steht fest, als sie in die Familie kommt, und wird durch die Bestätigung der Mutter auf dem Sterbebett nochmal betont. Ihre Herkunft ist in der späteren Ausgabe wohl auch eine andere als in der Urfassung: Hier ist sie seine Kusine, die lieber von ihrem Onkel und dessen Frau als von einer Stiefmutter erzogen werden soll. In der späteren Ausgabe ist sie die Tochter eines italienischen Freiheitskämpfers, damit die beiden nicht mehr verwandt sind.

    Meine Ausgabe, die auf der Erstausgabe basiert, hat einen Anmerkungsapparat, in dem auch an verschiedenen Stellen auf Unterschiede hingewiesen wird. Offenbar diente die spätere Überarbeitung dazu, verschiedene Aspekte für die Leser eindeutiger und weniger kontrovers zu gestalten (so steht es auch im Artikel zu Frankenstein in der englischsprachigen Wikipedia).

    Ein Beispiel für diese Änderungen ist, dass Victor Frankensteins jüngerer Bruder Ernest in der Urfassung ein immer kränkliches Kind ist, in der späteren Ausgabe aber nicht. Die entsprechende Anmerkung im Anhang lautet:

    Zitat

    Ernests schlechte Gesundheit wurde in der Version von 1831 gestrichen, um jeden Verdacht auf Verfall der Familie und Inzucht zu vermeiden.

    Ich habe gleich zwei ungelesene Bücher, die passen sollten, direkt nebeneinander im Regal gefunden, daher melde ich die dann auch direkt an:


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    Beim zweiten Titel ist wichtig, dass ich genau diese schwarz-weiße Paperbackausgabe habe, da die gängige Taschenbuchausgabe zwar dasselbe Motiv auf dem Cover hat, aber in pink und orange gestaltet ist.

    Und wen hat er verfolgt? Sein erschaffendes Monster? Schließlich war die Rede davon, dass die Gestalt auf dem ersten Schlitten sehr groß wirkte.

    Nach den Angaben zur Erschaffung des Monsters, das Frankenstein "ungefähr zweieinhalb Meter groß und entsprechend breit" gestaltet hat, würde das ja gut passen.

    Und wenn es das "Monster" ist... wieso ist das Monster dort??

    Weil es sich sonst nirgends sicher vor Frankenstein fühlt?

    Davon würde ich auch ausgehen. Immerhin bereut Frankenstein die Erschaffung des Monsters sofort nach dessen Belebung und vergewissert sich etwas später, dass sein "Feind wirklich geflohen war". Ich finde diese Bezeichnung insofern aufschlussreich, als das Monster bis dahin noch gar nichts getan hat, um als Feind eingestuft zu werden. Diese Einschätzung Frankensteins kann aber sehr gut die Grundlage einer Verfolgungsjagd sein.

    Ich habe das Buch gestern begonnen (bin auf dem Kindle jetzt bei 13%) und finde es bis jetzt schon sehr ansprechend, mir gefällt die Mischung aus fundierter historischer Recherche, und dem biografischen Ansatz, Ursulas persönliche Geschichte zu erzählen. Das ist auch sprachlich gut umgesetzt in einem relativ nüchternen Ton, der dann aber immer wieder auch kleine Hinweise auf die jeweilige Stimmung und Befindlichkeit der Protagonistin gibt.