Ich bin jetzt in Kapitel 28, direkt nach Janes Flucht aus Thornfield, angekommen. Auch wenn Janes strenge Moralvorstellungen manchmal etwas unpassend wirken, finde ich es gut, dass sie nicht auf Rochesters Pläne eingegangen ist, denn die Beziehung zwischen den beiden wirkt nicht "rund". Dass Jane mit ihren 18 Jahren, die vorher ja auch nur wenige Menschen getroffen hat, die es gut mir ihr meinten, sich in Rochester verliebt, der nicht nur gut zu ihr ist, sondern sie auch ernst nimmt (was für sie ja durchaus wichtig ist), finde ich verständlich. Trotzdem nimmt sie die Asymmetrie dieser Beziehung vorrangig in wirtschaftlicher Hinsicht wahr, obwohl er sich ja auch sonst bevormundet. Und da dauert es schon ziemlich lange, bis die sonst so reflektierte und altkluge Jane merkt, wie der Hase läuft. Zwischenzeitlich war mir das ein bißchen zu viel himmelblau und rosarot und manche Aspekte einfach zu doof, etwa Rochesters Versuch, Jane eifersüchtig zu machen.
Auch die Instrumentalisierung der Natur zur Unterstützung der Handlung wurde mir in der letzten Passage, die ich gelesen habe, zwischen den Kapiteln 20 und 28, etwas zu aufdringlich. Zwar findet diese im gesamten Roman statt, scheint aber zunehmend mit der Holzhammermethode eingesetzt zu sein. Wo anfangs der Regen, der an die Scheiben klopft, oder das winterliche Schneetreiben noch die Atmosphäre der Geschichte unterstützen, waren mir der sommerliche, nächtliche Obstgarten zu idyllisch und der am Vortag der Hochzeit aufkommende ungewöhnliche Sturm zu platt.
Insgesamt funktioniert die Genremischung weniger gut, je weiter der Roman voranschreitet, und da mit der Entdeckung Berthas und Janes Weggang aus Thornfield nun auch die beiden Themen "Liebe" und "Grusel/Unheimliches" erstmal wegfallen, stellt sich die Frage, welcher zentrale Handlungsstrang bleibt.