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Bei der Genreeinordnung von Megan Abbotts Roman "Das Ende der Unschuld" bin ich etwas unsicher und gehe deshalb mal vom Klappentext aus, in dem er als "hochspannender psychologischer Thriller über die dunklen Seiten des Erwachsenwerdens" bezeichnet wird. Leider kann ich diese Einschätzung des Verlags nicht wirklich teilen.
Lizzie, die dreizehnjährige Ich-Erzählerin, und ihre beste Freundin Evie wohnen direkt nebeneinander und unternehmen auch fast alles gemeinsam. Umso größer ist de Schock für Lizzie, als Evie eines Tages plötzlich verschwindet - ebenso wie die Polizei geht Lizzie davon aus, dass Evie entführt worden sein muss, denn sonst hätte sie Evie doch sicher von ihren Plänen erzählt? Lizzie macht sich Gedanken, stellt eigene Nachforschungen an und sucht penetrant die Nähe zu Evies Vater, um nichts zu verpassen. Und schließlich beginnt sie, die Ermittlungen durch ihre eigenen Erkenntnisse voranzubringen.
Die Tatsache, dass die LeserInnen hier von Anfang an in Lizzies Gedankenwelt einbezogen werden, wirkt auf mich im Gegensatz zur Aussage des Klappentextes nicht verzaubernd, sondern nur verstörend. Denn Lizzie ist keine sympathische Protagonistin und ihre Gedanken und Handlungen werden immer wirrer und verschrobener. Dass sich dabei schnell herausstellt, dass möglicherweise nicht nur Evie, sondern ganz sicher auch Lizzie eine ungesunde Vorliebe für ältere Männer hegt, macht das Ganze nicht besser.
Wenn der Roman dabei dann wirklich spannend wie ein Thriller wäre würde man ja vielleicht trotzdem gerne weiterlesen, das ist aber auch nicht der Fall, nach der Hälfte ist absehbar, was mit Evie passiert ist und wie die Handlung weitergehen wird, aber leider muss man sich dann ja noch weitere 140 Seiten durch Lizzies Gedanken kämpfen, und das macht einfach keinen Spaß.
Wenn ich das Buch nicht für den SLW angemeldet hätte hätte ich es ziemlich sicher abgebrochen, ich habe mich selten bei einem so schmalen Büchlein mit noch nicht mal 300 Seiten so gequält. Ich kann es daher nicht weiterempfehlen, sondern eher davor warnen.
