Arne Jensen - Etwas verborgen Schönes

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    Titel: Etwas verborgen Schönes

    Autor: Arne Jensen


    Allgemein:

    576 S.; Heyne, 2023


    Zitat von Amazon

    Inhalt:

    Uckermark, 2022: Ein altes Gutshaus nicht weit vom Nirgendwo entfernt, mitten im Juli. Die Neunzigjährige Ottilie Rabe versammelt ihre weit verzweigte Verwandtschaft, um ihren Nachlass zu regeln. Doch das Treffen reißt alte Wunden auf. Vor allem will sie einem blinden Fleck in ihrer Erinnerung nachgehen. Denn Ottilie hat über Jahrzehnte etwas verheimlicht, und das ist so ungeheuerlich, dass es ihrer aller Leben für immer verändern wird.

    Berlin, 1944: Ein hochrangiger Gestapo-Offizier wird tot in seiner Wohnung aufgefunden, er wurde mit einem Hammer erschlagen. Der ermittelnde Kriminalrat Werner Beltheim steht unter großem Druck, den Fall rasch aufzuklären. Dringend tatverdächtig ist die Tochter des Toten, die neben ihm auf einem Hocker sitzt. Ihr Name ist Ottilie Rabe …



    Meine Meinung:

    Als ich den Klappentext kurz überflogen hatte, dachte ich, Oh Prima. Das klingt nach einer spannenden Kriminalgeschichte. Nach den Familiengeheimnissen, die ich so gerne in Romanen suche und nach denen ich meine Lektüre auch oft auswähle. Was ich bekommen habe, ist dann einerseits genau das was ich suche, aber andererseits auch ganz anders als erwartet.


    An vielen Stellen merkt man den Therapeuten hinter dem Roman. Arne Jensen hat Jahrelang als Therapeut gearbeitet und man merkt, das er sich insbesondere mit Traumata die über Generationen vererbt werden, sehr gut auskennt. Aber auch mit Menschen und ihren Problemen im allgemeinen. Die Menschen im Roman wirken sicher auch deshalb so lebendig. Der Fokus liegt dabei spannenderweise auf der Familiendynamik. Diese ergibt sich , weil Lili beschlossen hat, sich einigen Fragen aus der Vergangenheit zu stellen und einige der Familienmitglieder das erste Mal seit über 20-30 Jahren überhaupt wiedersieht. Wärend ihre Enkelin diese sogar noch nie gesehen hatte. Ich fand allerdings das der Erzählstrang rund um Nairis Vater es aufgezwungen wirkte, sicher auch weil der Fokus an sich eigentlich auf Lilli und ihrer Geschichte lag.

    Der Roman springt dabei in verschiedene Zeiten zwischen 1944 und 2022, um nach und nach auf zu dröseln, was hinter Lillis Wunsch ihrer Familie zusammen zu bringen und Gut Torgau zu kaufen wirklich steckt. Dabei verbindet Jensen die verschiedenen Zeiten ziemlich schlau miteinander, manches sind Erinnerungen, manches Rekonstruktionen eines Privatermittlers.


    "Etwas verborgen Schönes" erzählt in sehr unkitschiger Weise von der Suche nach der eigenen Identität. Was passiert wenn man sich endlich der eigenen Geschichte stellt? Lilli entscheidet ziemlich frei heraus, das man das auch mit 90 Jahren noch kann und es nie zu spät dafür ist. Außerdem gibt sie den Familienmitgliedern die Möglichkeit, auch sich selbst in ihrer Familiengeschichte zu verorten. Manchmal war ich allerdings wirklich froh, das dem Roman ein kleiner Stammbaum vorangestellt wurde, da ich öfter mal überlegen musste, wer noch mal wer mit wem und wie verwandt war.


    Außerdem finde ich das Jensen gerade auch die Polizeiarbeit im Dritten Reich glaubwürdig erzählt hat und auch, wie das Menschenbild jener Zeit diese beeinflusst hat. Auch im Hinblick auf den Mordfall der Lillis Leben maßgeblich beeinflusst hat. Auf der Rückseite des Buches steht das es um die Suche nach einem selbst bestimmten Leben geht. Und das trifft es tatsächlich ziemlich gut, auch wenn mir das erst im nachhinein wirklich klar wurde. Man muss sich darauf einlassen, das Jensen manchmal etwas ausladend erzählt und er seine Zeit braucht um auf zu dröseln, was hinter allem steckt. Und man muss sich finde ich auch darauf einlassen, das man eben nicht weiß, worauf das ganze hinauslaufen wird^^ oder welche Themen aufgegriffen werden (das wäre hier ein massiver Spoiler und würde meiner Meinung nach einen Teil der Geschichte kaputt machen.)


    Ich habe während dem Lesen immer wieder inne gehalten, weil ich nicht richtig sicher war, wie ich den Roman nun eigentlich finde. Denn manches war mir zu oberflächlich, manches hatte mir gefehlt. Aber je mehr ich darüber nach denke. Und auch beim schreiben dieses Textes... Ich glaube ich mag ihn mehr, als ich dachte :lachen:

    Es kann gut sein, das ich meine Bewertung noch einmal verändere irgendwann. Ich bin sicher, das ich noch weiter über die Figuren nachdenken werde. Aber für den Moment:


    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus: