Eric Ambler - Anlass zur Unruhe/Cause of Alarm

  • Der Brite Eric Ambler gilt als Vater des Politthrillers. Der hier vorliegende Roman gehört zu einer Reihe von sechs Romanen und einigen Kurzgeschichten, die zwischen 1935 und 1941 erschienen und die Verhältnisse in Europa vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in den Blick nehmen.


    Zum Inhalt


    Nick Marlow, ein Maschinenbauingenieur, verliert während der Rezession der Dreißiger Jahre in England seinen Arbeitsplatz und nimmt, da sich ihm nichts anderes bietet, die Leitung der italienischen Vertretung einer englischen Rüstungsfirma in Mailand an, die Maschinen baut, mit denen man Patronen verschiedener Kaliber herstellen kann. Sein Vorgänger kam bei einem Autounfall ums Leben, wie sich später herausstellt, wurde er ermordet. Marlow findet ein verlottertes Büro vor mit einem sehr freundlichen Bürovorsteher, der aber anscheinend alles andere macht, nur nicht arbeitet. Während Marlow die Unterlagen ordnet und seine Kontakte zu den Firmenkunden im faschistischen Italien unter Mussolini aufnimmt, macht er merkwürdige Bekanntschaften. In dem Büro unter seinem arbeitet ein Amerikaner slawischer Herkunft, Zaleshoff, der ihn einlädt und später mit seiner Schwester bekannt macht. Außerdem tritt ein angeblich jugoslawischer General Vagas an ihn heran, der ihn auch einlädt und ihm schließlich ein unmissverständliches Angebot macht, seine englische Firma für die jugoslawische Regierung auszuspähen, was auch sein Vorgänger gemacht habe. Marlow lehnt zunächst empört ab. Zaleshoff, mit dem er sich ein bisschen befreundet, sagt ihm voraus, dass er später auch die italienischen Firmen für Vagas ausspähen soll und outet sich ebenfalls als eine Art Spion, der für die „Guten“ – wer das ist, wird Marlow nicht deutlich - arbeitet. Er schlägt Marlow vor, als eine Art Doppelspion auf Vagas‘ Spiel einzugehen und ihn mit Fehlinformationen zu versorgen. Es wird auch klar, dass Vagas ein deutscher, kein jugoslawischer Spion ist. Zunächst klappt die Doppelagententätigkeit, dann fliegt Marlow, der die ganze Zeit von seinem Bürovorsteher, der für den italienischen Geheimdienst arbeitet, und andern Agenten überwacht wird, ebenso wie Vagas auf. Vagas flieht nach Jugoslawien, und Zaleshoff begleitet Marlow auf seiner gefährlichen Flucht zu Fuß und mit Zügen durch Norditalien nach Jugoslawien. Dort wird Vagas ein letztes Mal hinters Licht geführt und Marlow kann nach England zurückreisen, wo seine Verlobte und ein neuer Job auf ihn warten.


    Meine Meinung


    Das Besondere an diesem Roman ist – neben der klarsichtigen Analyse der Verhältnisse zwischen den beiden faschistischen Staaten Italien und Deutschland kurz vor ihrem Achsenbündnis und dem abwartenden Verhalten der anderen Staaten – die Atmosphäre. In präziser Sprache zeichnet Ambler z.B. die morbide und bleierne Atmosphäre im faschistischen Mailand und die Flucht durch die verschneiten ostitalienischen Alpen, um nach Jugoslawien zu gelangen. Auch gefällt mir sehr gut, dass hier Spionage und Gegenspionage nicht geheimnisvoll-verschwurbelt dargestellt werden wie in vielen anderen Politthrillern, sondern Ross und Reiter sowie die Hintergründe benannt werden. Nur Zaleshoffs Stellung bleibt ungenau: Ist er Agent der Sowjetunion oder der USA oder arbeitet er für ein Bündnis von Antifaschisten.


    Ein Roman, der sich auch heute noch wohltuend vom Durchschnitt abhebt.