Sophie Heinig - Tod auf den Wellen

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    Ich mag historische Romane, in denen Schiffe eine Rolle spielen. Sophie Heinig dachte sich, da passt ihr Roman ‚Tod auf den Wellen‚ gut in mein Beuteschema, denn es spielt auf der Titanic. Meine ’normalen‘ Seehelden heißen zwar eher Horatio Hornblower oder Richard Bolitho, aber die Titanic konnte ich mir nicht entgehen lassen.


    Sobald Sophie mir ein Rezensionsexemplar anbot, hatte ich nur noch einen Gedanken:


    Aber der Kahn geht doch unter!!!


    Anaïs ist eine junge Französin, die auf den ersten Blick reich, schön und verwöhnt erscheint. Sie schifft sich ohne ihren Verlobten auf der Titanic ein – einmal New York und zurück, in der ersten Klasse. Schnell erfahren wir, dass Anaïs es aber faustdick hinter den Ohren hat: sie hat mit ihrem Bruder bei der französischen Polizei in der Mordkommission gearbeitet und ist eine geübte Kriminalistin.


    Kaum ist die Titanic auf hoher See, wird eine Leiche gefunden. Anaïs und die Stewardess Viona sind die ersten am Tatort, noch bevor Schiffsarzt oder Offiziere davon erfahren. Sofort macht Anaïs sich Gedanken, schliesslich ist sie bei der Mörderjagd geübt, und der Täter muss sich noch auf dem Schiff befinden. Nach anfänglichen Bedenken erlaubt ihr der Kapitän mangels besserer Ideen, die Ermittlungen zu führen.


    Durch das Buch hinweg schreibt Anaïs Briefe an ihren Verlobten in Frankreich, aus denen wir ihre Gedanken und aktuelle Gefühlslage erfahren. Ich konnte nicht ganz nachvollziehen, was sie dort zu Papier bringt, denn es passt nicht immer zur Handlung. So fühlt sie sich von den Offizieren behandelt wie ein kleines Mädchen, obwohl diese ihr mit Respekt begegnen, und ihre Bedenken in Hinsicht auf ihre Qualifikationen zur Ermittlung ziemlich schnell beiseite schieben. Ebenso habe ich nicht verstanden, warum sie einerseits mehrmals betont, dass das Schiff am kommenden Mittwoch in New York anlegen soll, und der Mörder bis dahin gefunden werden muss, andererseits aber erstmal dem Müßiggang frönt, anstatt sich um die Ermittlungen zu kümmern. Zugegeben, in diesem Intermezzo erfahren wir einiges über das Schiff und bekommen schöne Einblicke in das Leben der Passagiere an Bord dieses großartigen Kreuzfahrtschiffs. Trotzdem wollte ich ihr die ganze Zeit zurufen, sich doch jetzt endlich mal um Verdächtige zu kümmern, weil die Zeit läuft. Ich als Leserin war ja unter doppeltem Zeitdruck, weil ich schliesslich wusste, dass das Schiff am Sonntag auch noch untergeht.


    Am Anfang der Geschichte werden immer wieder Andeutungen über Anaïs‘ Vergangenheit eingestreut, die nicht sofort erklärt werden. Diese habe ich einfach so als Nebeninformationen im Hinterkopf behalten und erstmal ohne weitere Informationen ignoriert. Im Laufe der Geschichte werden diese Erwähnungen von Personen und Geschehnissen nach und nach aufgeklärt oder erzählt, so dass man am Ende des Buches voll im Bilde ist. Das hat mir ganz gut gefallen, denn ich will nicht immer alles sofort erklärt bekommen. Ich mochte es, im Hinterkopf noch Fragen zu haben, auf deren Auflösung ich ein bisschen lauern konnte.


    Dann wird es dramatisch und es gibt unvorhergesehene Verwicklungen, die ich überhaupt nicht habe kommen sehen. Der Mordfall ist offensichtlich komplizierter, als er anfangs aussah. Denn nicht nur der Mörder hat ein Interesse daran, nicht von Anaïs entlarvt zu werden.


    Meine Lieblingsfigur war die Stewardess Viona. Sie macht auch die größte Veränderung als Charakter durch, und entwickelt sich von einer kleinen ängstlichen Maus zu einer selbstbewussten jungen Frau, nicht zuletzt durch die Hilfe von Anaïs.


    Das Ende des Krimis fand ich besonders gut gelöst.


    Und – ja, der Kahn geht unter!


    4ratten