Caspar Henderson - Wahre Monster

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    Wahre Monster - Ein unglaubliches Bestiarium

    Aus dem Englischen von Daniel Fastner


    Nach dem Vorbild mittelalterlicher Kompendien portraitiert Caspar Henderson in seinem Bestiarium der Gegenwart Kreaturen, die real, doch so seltsam und sonderbar sind, dass keine menschliche Fantasie sie sich hätte ausdenken können. Sein Buch ist eine geistreiche und inspirierende Expedition durch die erfindungsreiche Geschichte der Evolution und die verblüffende Vielfalt der Schöpfung, bei der Henderson die großen Fragen der Menschheit berührt: nach dem Ursprung des Lebens und den Auswirkungen des technischen Fortschritts.


    “Wahre Monster” ist als Teil der Reihe "Naturkunden" unabhängig vom Inhalt schon allein durch die Aufmachung ein bemerkenswertes Werk. Der goldgelbe Leineneinband ist über und über mit Grafiken verschiedenster Lebewesen bedeckt, zwischen denen die dunkelblaue, geprägte Schrift steht. Das Farbkonzept mit Dunkelblau und Gold setzt sich innen fort: Neben dem dunkelblauen Farbschnitt oben und dem goldenen Leseband sowie dem dunkelblauen Text mit goldenen Fußnoten sind es vor allem die in diesem Farbschema gehaltenen Illustrationen, die hervorstechen. Jedem Kapitel ist eine ganzseitige, collagenhafte Illustration vorangestellt, die zum folgenden Inhalt passt. Neben kleineren illustrierenden Grafiken gibt es außerdem schematische Zeichnungen oder Grafen, die wissenschaftliche Erkenntnisse verdeutlichen. Alleine optisch und haptisch ist dieses Buch ein Schmuckstück.


    Doch auch der Inhalt kann mithalten, denn Caspar Henderson hat seinen Text auf unterhaltsame Weise mit zahllosen Informationen gespickt - zwischendurch war es mir sogar zu viel. Ideengeber war indirekt Jorge Luis Borges mit seinem “Buch der imaginären Wesen”, das ganz in der Tradition klassischer Bestiarien steht. Henderson ist allerdings überzeugt, dass “viele wirkliche Tiere noch sonderbarer sind als die ausgedachten” (S.8) und beweist dies mit seinem Buch.


    Er verbindet fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse mit amüsanten Details. Dabei nutzt er die gesamte Bandbreite der Literaturgeschichte von antiken griechischen Mythen über mittelalterliche Bibelinterpretationen und neuzeitliche wissenschaftliche Abhandlung bis zu popkulturellen Werken. Er macht auch vor anderen Medien nicht Halt und bezieht sich genauso auf Werke der bildenden Künste sowie der Musik wie auf Film und Fernsehen.


    Die vermeintlichen Monster bilden ebenso einen bunten Querschnitt. Henderson beginnt mit dem Axolotl, betrachtet Aale ebenso wie Dornteufel und Makaken ebenso wie den Peruanerkauz, bevor er mit dem Zebrabärbling endet. Interessant ist dabei, dass mittendrin der Mensch Gegenstand seiner Betrachtungen ist, doch er beweist, dass wir nicht weniger wunderlich sind als eine Lederschildkröte.


    Das Buch wird abgerundet durch zwei Anhänge, in denen Henderson sowohl auf biologische Klassifikation als auch auf Tiefenzeit eingeht. Eine umfangreiche Bibliographie gibt es selbstverständlich ebenfalls.


    Mein Fazit? Die pure Masse an Informationen hat mich lange an diesem Buch lesen lassen (und zwischendurch auch etwas überrollt). Ich freue mich darauf, das Schmuckstück immer mal wieder aus dem Regal nehmen zu können, um einzelne Kapitel zu lesen - oder es einfach nur durchzublättern. Dieses Buch ist dafür gedacht, ein langfristiger Begleiter zu sein.


    :tipp:

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges