Regina Denk - Die Schwarzgeherin

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  • Der Preis der Freiheit

    Die Schwarzgeherin, Historischer Roman von Regina Denk, ein Droemer Ebook
    In einer Welt in der die Freiheit den Männern gehört, nimmt sich eine Frau was ihr zusteht.
    Theres ist die einzige Erbin des reichen Lachermeyer-Bauern. Alle ihre Brüder sind im Kindesalter oder bei der Geburt gestorben, im Kindbett dann auch ihre Mutter. Der Vater wurde mit diesem Schicksalsschlag nicht fertig und konnte auch Theres nicht trösten. Ihr einziger Vertrauter ist Leopold ihr Jugendfreund, der Sohn des vermögenden Xantner-Bauern, die beiden sind sich schon seit Kindertagen versprochen. Damit kann Theres lebenshungrig und freiheitsliebend, sich nicht abfinden. Und dann kam der Fremde ins Dorf, geheimnisvoll und frech, mit grünen Augen wie Bergseen, Theres verfällt ihm und so kommt das Unglück über beide Familien.
    Die Geschichte wird in mehreren Zeitebenen erzählt. 37 Kapitel die unterteilt sind in Leseabschnitte, aus der Jugendzeit von Theres, abwechselnd mit Abschnitten aus der Zeit in der Theres als die Schwarzgeherin bekannt ist, die Heilerin, die Hexe, die Ausgestoßene, die nur geholt wird wenn keine Aussicht auf Heilung besteht. Sie, die die Arbeit einer Hebamme macht, die oft helfen kann, wenn ein Wunder erwartet wird, später begleitet von ihrer erwachsenen Tochter Maria. Um den Überblick zu behalten, ist vor jedem Abschnitt das Jahr und das Alter von Maria bzw. Theres angegeben. Die diversen Zeiten wechseln sich ab, Rückblicke mit dem Geschehen 20 Jahre später. Das hat mich doch etwas im Lesefluss behindert. Dazwischen in kursiver Schrift, ein Zwischenspiel, die Geschichte eines Adlerweibchens, die blind ist für das Leid und das Elend, das sich auf der Erde abspielt.
    Der Roman ist bildhaft und in einem düsteren Ton verfasst. Schwere Schicksalsschläge, Krankheit,Tod und harte Arbeit prägen den Alltag der Menschen, dazu kommt, dass Frauen, sobald sie aus der Obhut des Vaters kommen, unter die Fuchtel der Schwiegermutter und der Herrschaft ihrer Ehemänner geraten, selbstbestimmt leben ist unmöglich. Glaube und Aberglaube beherrschen das Leben in den Bergen. Theres bricht aus diesen patriarchalischen Verstrickungen aus und führt ein Leben außerhalb der Gesellschaft, das ist der Preis, den sie zu zahlen bereit ist. Dafür wird ihr von der eigenen Familie und den Menschen im Dorf übel mitgespielt. Ich habe mit Theres und ihrer Tochter gelitten und geweint und ich bin froh in der modernen Welt leben zu dürfen. Diese Geschichte hat mich oft an meine Grenzen gebracht, ob der Ungerechtigkeit die Theres und auch Maria widerfahren ist. Immer wieder haben sich neue ungeahnte Wendungen entwickelt. Die Handlung ist nachvollziehbar, die Figuren authentisch, ein Roman voll Atmosphäre und Tragik. Spannung ist überreichlich vorhanden.
    Sämtliche Figuren sind charakterlich sehr gut beschrieben. Ganz besonders in die Seele und die Gedanken der Schwarzgeherin habe ich Einblick erhalten. Doch auch alle anderen Figuren sind hervorragend ausgeführt. Die Landschafts- und Naturbeschreibungen haben mich fasziniert. Ich finde dieses Buch sollte unbedingt verfilmt werden.
    Ich bin vom Roman begeistert, einzig die Sprünge in der Zeit haben mich anfangs gestört.
    Eine absolute Leseempfehlung. Wer Familientragödien mag, wird das Buch genießen.
    Von mir 5 Sterne


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  • düster, atmosphärisch, spannend


    Theres wächst in einer Welt auf, die ihre festgelegten Regeln hat. Niemand kann sich dem entziehen, aber die junge Frau will mehr vom Leben als die Menschen in dem abgelegenen Tal in den Tiroler Alpen von ihr erwarten. Dann taucht wie aus dem Nichts ein Fremder auf. Xaver gelingt es schnell, das junge Mädchen in seinen Bann zu ziehen, doch er selbst wird schon bald der Wilderei bezichtigt. Die Bauern wollen sich dies nicht so einfach gefallen lassen und stellen ihm eine Falle, und dann ist Xaver spurlos verschwunden. Für Theres bricht eine Welt zusammen, trägt sie doch sein Kind unter dem Herzen. Auch jetzt kann und will sie sich nicht in ihr Schicksal fügen und beschließt, die Gemeinschaft zu verlassen und ihr Kind in Freiheit großzuziehen. Sie geht in die Berge, aber doch nicht zu weit, sodass sie immer noch Kontakt halten kann.


    Dieses Buch beginnt mit einer kleinen Einführung der Autorin. Hier erläutert sie, woher sie die Idee zu diesem Roman hatte und was der Titel insbesondere bedeutet. Dann beginnt dieser Roman mit einem etwas seltsam anmutenden Prolog. Im Laufe der Handlung wird aber die Bedeutung dieser Einführung klar. Im Leben vieler Frauen geht es um die eigene Freiheit. Stellvertretend dafür fliegt hier ein Adlerweibchen seine Kreise und sieht von oben den Menschenkindern zu. Diese Zeilen sind einfach nur schön geschrieben und berührend.


    Dann geht die eigentliche Geschichte erst richtig los. Eine junge Frau erzählt von dem Leben in diesem Tal in Tirol. Die Zeit ist Ende des 19. Jahrhunderts. Geschildert wird das Leben hauptsächlich von den Frauen. Sie waren klaren Regeln untergeordnet und alle hatten sich auch daranzuhalten. Theres ist eine dieser Frauen, aber sie hat ganz andere Wünsche und Ziele im Kopf. Ihr Leben wird hier geschildert, und zwar zu den unterschiedlichsten Stationen ihres Lebens. Mal erfahren wir als Leser, wie sie als Kind gewesen ist, was sie erlebt hat und was sie geprägt hat. Dann ist sie ein junges Mädchen mit Träumen und Hoffnungen, und dann wieder wird ihr Leben als erwachsene Frau geschildert. Wie sie sich ihr Leben und ihre Achtung hart erkämpfen musste.


    Dadurch, dass die Autorin in der Zeit immer ein wenig hin und her gesprungen ist, muss man der Geschichte schon sehr aufmerksam folgen. Mir hat das aber gut gefallen. Wollte ich doch immer wissen, wie es mit Theres weiterging, ob nun als kleines Mädchen mit ihren Kätzchen oder als erwachsene Frau und Mutter. Der Erzählstil erweckt dabei eine durchweg düstere Stimmung, die irgendwie immer etwas Bedrohliches hat. Vielleicht konnte ich auch gerade deswegen das Buch nur schwer aus der Hand legen. Das Leben von Theres in diesem Tal war einfach zu interessant.


    Fazit:


    „Die Schwarzgeherin“ ist ein emotionaler historischer Roman mit unvorhersehbaren Wendungen. Die geschilderten Charaktere haben ihre Aufgaben wunderbar ausgefüllt. Regina Denk erzählt hier von einem berührenden Frauenschicksal und von den Regeln einer Epoche, die nicht immer nachvollziehbar waren, aber das Leben dieser Menschen im 19. Jahrhundert bestimmt haben. Mir hat diese Geschichte sehr gut gefallen. Ich mag die düstere Atmosphäre und Theres als Protagonistin im Besonderen.


    5ratten :tipp: