Annette Seemann - Die Töchter des Zauberers

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    Schriftsteller, Träger des Nobelpreis für Literatur und politisch engagiert: der Name Thomas Mann ist wohl den meisten von uns bekannt, auch wenn man sich nur wenig für Literatur interessiert. Aber wie ist es mit seiner Familie. mit seinen Kindern und besonders mit seinen Töchtern? Annette Seemann erzählt von den Frauen im Schatten des Schriftstellers.


    Thomas Mann und seine Frau Katia hatten sechs Kinder: drei Mädchen und drei Jungen, die jeweils als "Zwillingspärchen" auf die Welt kamen: jeweils eine Schwester und ein Bruder wurden dicht hintereinander geboren: Erika und Klaus, Golo und Monika und Elisabeth und Michael. Wie war das Leben an der Seite des Mannes, der immer zuerst Schriftsteller und dann Vater war?


    Thomas und Katia Mann waren zuerst ein Paar und dann Eltern. Die Kinder wurden schon früh Kindermädchen überlassen, während die Eltern das Leben weiterführten, das sie vor der Geburt der Kinder hatten, wie es zu ihrer Zeit üblich war. Auf Bildern der Kinder ist mir aufgefallen, dass sie alle ähnlich gekleidet waren. Keines von ihnen stach optisch aus der Schar heraus, das konnten sie später nur durch ihre Persönlichkeit.


    Die Eltern wollten ihre Kinder weltoffen erziehen und legten Wert auf eine künstlerische Erziehung. Auf den ersten Blick schien ihnen das gelungen zu sein: Erika ging zum Theater, sie gingen ans Theater, wurden wie der Vater Schriftsteller und interessierten sich für Musik und Literatur. Aber neben dem sichtbaren Erfolg gab es auch eine andere Seite: die Kinder schlugen über die Stränge: kleinere Diebstähle in der Schule, Experimente mit Drogen und der Selbstmord zweier Söhne.


    Ich habe beim Lesen den Eindruck gewonnen, das jedem Kind eine bestimmte Rolle im Leben der Eltern zugewiesen wurde, dass die Erwartungshaltung hoch war. Wenn diese Erwartungen nicht erfüllt wurden, wurde die Enttäuschung deutlich gezeigt. Erika erfüllte diese Erwartungen, sie blieb bis zum Tod des Vaters an seiner Seite und wurde zur Verwalterin seines Nachlasses. Elisabeth war zwar nicht das jüngste Kind, trotzdem aber das Nesthäkchen, das mit liebevoller Nachsicht betrachtet wurde. Aber wie war es mit Monika?


    Ihre Rolle in der Familie fand ich befremdlich. Sie wurde schon früh als das Kind der Manns herausgedeutet, dem man nichts zutraute. Egal, was sie erreichte, es war nie gut genug. Sie war die Außenseiterin, heute würde man wahrscheinlich sagen, dass sie von ihrer eigenen Familie gemobbt wurde. Annette Seemann beschrieb den Umgang der Familie mit ihr nicht nur lieblos, sondern teilweise als offen feindselig.


    Das Leben neben dem Schriftsteller Thomas Mann, der alles seinem Werk unterordnete, muss schwer gewesen sein. Aber auch das Leben mit dem Vater Thomas Mann war nicht einfach. Das zeigt die Autorin deutlich in ihrem Buch. Wenn ich die Berühmtheit Manns außer Acht lässt und mich nur auf ihn als Vater konzentriere, ist das Bild von ihm ein ganz anderes als das des Schriftstellers. Ein ehrliches und interessantes, aber nicht immer einfaches Buch.

    3ratten


    Liebe Grüße

    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.