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Kurzbeschreibung
Dieser Roman aus dem Milieu der Armen und Gestraucheltem Nairobis beschreibt nicht nur die Lebensumstände in einer afrikanischen Großstadt, sondern auch das Leben in den wuchernden Städten mit ihren unzähligen Slums und dem Elend ihrer Bewohner. Hoffnungen auf ein besseres Leben werden enttäuscht und die Beziehungen untereinander gestört durch eine unmenschliche Umwelt.
Ben, Wini und Ocholla gehören zu den Millionen von Afrikanern, die durch die Zerstörung der alten afrikanischen Traditionen jeglichen Halt verloren haben. Und obwohl Mwangi vor dieser Situation seinen Sarkasmus und seine Bitterkeit kaum verbergen kann, zeigt dieses Buch Momente praktischer, stiller Solidarität; die einzige Hoffnung der Betrogenen und Vergessenen.
Meine Eindrücke
Geprägt durch touristische Beschreibungen wissen wir wenig über den eigentlichen Alltag der Menschen in Kenia. Einen Teil davon stellt Mwangi in seinem Buch vor, nämlich den der einfachen Leute in der Stadt, denen Geld, Beziehungen und gesellschaftlicher Halt fehlen. Ben lebt als Bauarbeiter in Nairobi, in einer heruntergekommenen Wohnung, mit kriminellen Nachbarn und bestechlichen Kollegen. Sein Alltag besteht aus Staub, Dreck, Alkohol und Drogen - jeden Abend geht es in die Bars zu einem Gebräu namens Karara, bis im Lauf des Monats das Geld immer knapper wird.
Bens Freundin Wini geht auf das College, arbeitet als Sekretärin und wie alle anderen Frauen sichert sie sich ihre Stelle, den Lebensunterhalt für sie und ihren Sohn Baby und die Wohnung mit sexuellen Gefälligkeiten.
Das Buch war weniger schockierend als frustrierend. Zwar sind die Bedingungen unmenschlich und korrupt, aber das ganz große Problem ist die Hoffnungslosigkeit. Wini wird vielleicht eine bessere Stelle bekommen, wird sich aber auch immer dafür erkenntlich zeigen müssen. Und sie weiß dennoch nie, ob sie nicht einfach ausgenutzt wird und am Ende nicht doch mit leeren Händen dasteht. Ben entscheidet sich eines Tages für einen riskanten Weg, um auf der Baustelle bessere Arbeitsbedingungen zu bekommen. Er, der sich ansonsten nie um etwas anderes kümmert, als sein abendliches Karara, übernimmt irgendwann die Verantwortung für den inzwischen 6-jährigen Baby. Denn selbst das eigene Kind, das nie einen eigenen Namen bekam, bleibt bei Winis Suche nach mehr Glück im Ernstfall auf der Strecke.
Mwangi zeichnet das Bild von Menschen, die um ihre Stelle am Ende der gesellschaftlichen Hierarchie wissen, denen aber auch Mittel und Wege fehlen, sich daraus zu befreien. Ihnen werden vor der Nase die Wohnungen geschlossen, ihre Restaurants und Slums werden abgerissen und niedergebrannt, jedes Fleckchen Erde wird rücksichtslos als Klo oder Müllhalde genutzt. Und ist die Slumhütte niedergebrannt, werden mit stoischer Ruhe neue gebaut, die schon am Abend drauf wieder stehen. Bis zum nächsten morgendlichen Räumungsapell.
Ein eindringliches Buch, schlicht und geradeaus geschrieben und gerade dadurch sehr wirkungsvoll. Ben ist eine Figur, die mir sehr gut gefallen hat, weil er den Kopf nie ganz verliert und für sich persönlich kleine Ziele aufbaut und verfolgt.
Dieses Buch war mein Beitrag für Kenia im Leseprojekt "Wir lesen uns rund um die Welt".
Land im Betreff ergänzt. LG Aldawen