Beiträge von Erendis

    Ich habe das Buch vor ungefähr einem Jahr gelesen und es hat mich stark zum Nachdenken angeregt. Mein Mitgefühl galt vor allem Joachim, da er ja doch in einer ziemlich schwierigen Situation steckt. Mobbing ist eines der grausamsten Dinge, die der Mensch erleben kann – und in unserer Gesellschaft leider viel zu weit verbreitet. Die Hilflosigkeit und Enttäuschung des Protagonisten, gepaart mit dem festen Willen, um den Job zu kämpfen und nicht aufzugeben, wird in dem Buch beeindruckend dargestellt. Ich stellte mir die Frage, was ich an seiner Stelle getan hätte – wäre ich gegangen, hätte ich mich der neuen Chefin angepasst oder hätte ich gehandelt wie Joachim?


    Interessant fand ich auch, dass die Geschichte aus Sicht von Joachims Ehefrau erzählt wird. So wird deutlich, wie tief die Folgen des Mobbings auch in das Private hineinreichen und Familien zerstören können.
    Es wäre schön, wenn das Buch auch den einen oder anderen Mobber zum Nachdenken anregen könnte (aber ich wage zu bezweifeln, dass solche Menschen Bücher lesen...).


    4ratten

    Bernhard Hennen – Das Nachtvolk

    Inhalt:


    Der Barde Volker von Alzey ist ein Frauenheld und Schwerenöter. Als er es eines Tages am Hofe zu Worms eine verheiratete Edelfrau verführt und dabei erwischt wird, schickt man ihn auf eine gefährliche Reise. Er bekommt den Auftrag, die Nichte des Königs vom düsteren Nachtvolk in den Sümpfen zu befreien und zurück an den Hof zu bringen. Und so macht er sich mit seinem Diener Golo auf den Weg, um seine Aufgabe zu erfüllen…


    Meine Meinung:


    Ich bin ohne große Erwartungen an dieses Buch herangegangen, da es solch dünnen Büchern meist nicht gelingt, mich richtig einzufangen und zu fesseln. Von Hennen hatte ich vorher schon den dicken Schmöker „Rabensturm“ gelesen, den ich richtig gut fand. Doch wird es dem Autor auf weniger als 300 Buchseiten ebenfalls gelingen, die für ihn typische mythisch-zauberhafte, dichte Stimmung aufzubauen? Doch schon nach den ersten Buchseiten waren meine Zweifel nahezu ausgeräumt und ich war in der Geschichte gefangen.


    Der Plot an sich ist zwar nett, aber nicht unbedingt bahnbrechend neu.
    Doch die Art und Weise, wie der Autor erzählt, wie er seine besondere Stimmung aufbaut, machte es mir dennoch schwer, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Das zeichnet meiner Meinung nach einen guten Erzähler aus: dass er imstande ist, auch eine eigentlich einfache, kleine Geschichte so zu verpacken, dass sie den Leser zu fesseln vermag.
    Er erzählt darüber hinaus mit einem Augenzwinkern und immer wieder aufblitzendem Humor, so dass ich einige Male grinsen musste (zum Glück las ich nicht in der Öffentlichkeit :zwinker:).


    Es wird aus zwei Perspektiven erzählt: derjenigen von Volker und derjenigen seines Dieners Golo. Beide Figuren sind auf ihre Art interessant, wobei mich die Geschichte Golos mehr fesselte, da er eine recht interessante Entwicklung durchmacht. Der Autor verzichtet hier auf Schwarz-Weiß-Zeichnung, so dass beide durchaus auch ihre Schattenseiten aufweisen. Natürlich können die Figuren hier nicht so gut ausgearbeitet werden, wie in einem 1000-Seiten-Schmöker, aber ich konnte trotzdem schön mitfiebern. Sehr gut hat mir auch die Darstellung des Nachtvolks und seiner Herrscherin gefallen, über dessen Gegebenheiten und Gepflogenheiten man im Verlauf des Romans immer mehr erfährt und dadurch gemeinsam mit Volker seine Vorurteile ablegt.


    Alles in allem ist „Das Nachtvolk“ eine kleine, mystisch angehauchte Nibelungengeschichte, die ein schönes Leseerlebnis für Fantasy-Fans bietet.


    4ratten

    Inhalt:


    Karain, der Sohn eines Böttchers aus Krugant, sieht anders aus als die anderen Menschen. Sein Gesicht ist pelzbedeckt und seine Finger gleichen Krallen, was den Argwohn der restlichen Dorfbewohner erweckt. Doch Karain wird nicht nur gehänselt, sondern auch als Dämon verschrien, was ihn in Lebensgefahr bringt. So bleibt seinen Eltern nichts anderes übrig, als Karain zu verstecken und dann heimlich außer Reichweite der aufgebrachten Menschen zu bringen. Im düsteren Westwald begegnet er den vier Waldgeistern Loke, Vile, Bile und Bul. Die vier haben den Auftrag, eine bestimmte, seltene Wurzel zu suchen. Nur mit dieser kann die Welt vor dem ewigen Winter bewahrt und der Frühling gerufen werden. Karain erklärt sich bereit, den Waldgeistern bei ihrem Unterfangen zu helfen. Und so beginnt das größte Abenteuer seines Lebens, in dessen Verlauf sich ihm offenbart, dass hinter seiner Andersartigkeit mehr steckt, als er bisher zu träumen wagte...


    Meine Meinung:


    Der erste Band der "Nordland-Saga" vom norwegischen Autor Andreas Bull-Hansen bietet ein über weite Teile kurzweiliges Abenteuer in einer liebevoll ausgearbeiteten Fantasy-Welt.


    Vor allem am Anfang brachten mich die liebenswerten Waldgeister mit ihrer skurrilen Lebensweise häufig zum Schmunzeln. Besonders der ständig ängstliche Vile hat es mir angetan. Diese humorvollen Elemente haben mir gut gefallen. Leider wurden sie gegen Ende immer weniger. Nach meinem Geschmack hätten sie ruhig die gesamte Geschichte hindurch wohldosiert eingesetzt werden dürfen. Auch Karain als Hauptfigur gefiel mir ganz gut und ich konnte während seiner Abenteuer mit ihm mitfiebern.


    Der Leser bekommt in diesem Roman eine klassische Fantasy-Geschichte mit einer Quest, welche die Charaktere unter vielen Gefahren und Hindernissen bewältigen müssen. Dabei tauchen einige mehr oder weniger interessante Nebencharaktere auf und Gut kämpft gegen Böse, so wie sich das gehört. Diese Schwarz-Weiß-Zeichnung, die auf Graustufen weitgehend verzichtet, hat mich dann auch ein wenig gestört. Besonders die "bösen" Völker wurden übertrieben düster gezeichnet und blieben weitgehend seelenlos und nur Mittel zum Zweck.


    Seine Welt hat der Autor detailreich ausgearbeitet und bildhaft dargestellt, so dass ich mir die Szenarien gut vorstellen konnte.
    Auch die Erzählweise hat mich überzeugt: Karain selbst tritt in Einschüben als Erzähler auf, indem er als alter Mann den Kindern in der Felsenburg seine Geschichte erzählt.


    Ein paar Längen gab es für mich zwar, doch insgesamt konnte ich das Buch recht schnell weglesen und die Geschichte hat mir auch ganz gut gefallen. Ob ich die restlichen Bände noch lesen werde, darüber bin ich allerdings unschlüssig. Dafür hat mich das Buch dann wohl doch nicht stark genug gefesselt.


    3ratten

    Inhalt:


    Die Bewohner des kargen und kalten Küstenortes Elasund im hohen Norden werden wieder einmal von ihren Feinden, den Turonländern heimgesucht. Wieder einmal werden Familienmitglieder getötet oder nach Turonland verschleppt, wieder einmal werden ihre Vorräte und ihr Vieh geraubt. Immer stärker wächst der Wunsch einiger der Elasunder, an einem besseren Ort neu zu beginnen. Allen voran die beiden Ziehbrüder Candamir und Osmund, die sich so sehr voneinander unterscheiden und sich doch so nahe stehen.
    Nach einem harten Winter beschließt der größte Teil der Dorfbewohner, sich auf den Weg auf die Insel Catan zu machen, die der heimliche Anführer der Reisegruppe, der reiche Kaufmann Olaf, einmal auf einer seiner zahlreichen Seefahrten gesehen haben will. Nach einer entbehrungsreichen und gefahrenvollen Reise erreichen sie tatsächlich die sagenumwobene Insel. Dort hoffen sie auf ein besseres, sorgloses Leben. Doch die Bewohner Elasunds brachten ihre eigenen zwischenmenschlichen Probleme mit auf Catan, so dass sie schließlich erkennen müssen, dass die größte Gefahr nicht von außen kam…


    Meine Meinung:


    Rebecca Gablé liefert hier einen hochspannenden Roman ab, der auf dem bekannten Spiel „Die Siedler von Catan“ basiert. Es sind sowohl historische Elemente in Form von Anleihen der Wikingervölker als auch phantastische Elemente enthalten. Die Geschichte wirkt aber jederzeit authentisch, so dass ich bei der Lektüre das Gefühl hatte, die Handlung könnte sich tatsächlich irgendwo irgendwann genauso zugetragen haben.


    Die größte Stärke des Romans liegt in der Zeichnung der Charaktere und deren Beziehungen zueinander. Da ist der ungestüme und aufbrausende, aber dennoch liebenswerte Candamir, der zwar eine Geliebte hat, sich aber dennoch nach einer richtigen Familie sehnt.
    Sein engster Freund ist Osmund, der viel zurückhaltender und sanfter ist und fast am Tod seiner geliebten Frau zerbricht. Einzig sein kleiner Sohn hält ihn am Leben und seine Sorge um ihn treibt ihn an. Die Beziehung zwischen diesen beiden Figuren macht eine sehr interessante Wandlung durch, über die ich hier nicht mehr verraten will.


    Am besten gefiel mir Candamirs Sklave, der ehemalige Mönch Austin, der es aus seiner unterlegenen Position heraus doch immer wieder schafft, etwas zu bewegen und Candamir das eine oder andere Mal aus der Klemme hilft. Doch Austin ist Christ und gefährdet somit nach der Meinung einiger Bewohner Catans den alten Glauben, so dass er von einigen Leuten höchst misstrauisch beäugt wird.


    Die Geschichte hält noch viel mehr interessante Figuren bereit, von denen jeder versucht, seinen Platz in der neuen Umgebung zu finden und von denen jeder eine gewisse Entwicklung durchmacht, entweder zum Guten oder zum Schlechten – oder beides.


    Der Plot ist spannend und zuweilen vermochte ich das Buch kaum mehr aus der Hand zu legen. Die Autorin ist einfach eine meisterhafte Geschichtenerzählerin.
    Sie bedient sich einer bildhaften und lebendigen Sprache, was bei mir für ein sehr schönes Kopfkino sorgte und das Buch zu einem „Pageturner“ machte.


    Insgesamt war „Die Siedler von Catan“ für mich ein sehr schönes, spannendes Leseerlebnis, das nur ein paar kleinere Längen aufweist und seine größte Stärke in der Charakterzeichnung hat.


    4ratten

    Inhalt:


    Tremmlingen, 14. Jahrhundert. Der Kaufmann Eckhardt Willinger äußert auf seinem Sterbebett einen letzten Wunsch: eines seiner Kinder möge sich auf eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela begeben, um sein Herz dort zu begraben. Seine Tochter Tilla möchte ihm diesen Wunsch liebend gerne erfüllen, doch ihr geldgieriger und kaltherziger Bruder Otfried weigert sich, den letzten Willen des Vaters zu achten.
    Er widersetzt sich auch den Plänen des Vaters, Tilla mit dem Bürgermeistersohn Damian zu verheiraten. Stattdessen zwingt er sie aus Eigennutz zu einer Ehe mit dem bösartigen Gürtler, einem Feind des Bürgermeisters.
    Doch der verhasste Ehemann verstirbt ganz unverhofft in der Hochzeitsnacht. Daraufhin zwingt Otfried seine Schwester, im Hause der intriganten Familie Gürtler wohnen zu bleiben, die sie nahezu in den Wahnsinn treibt.
    Als einzigen Ausweg erkennt Tilla die Flucht aus Tremmlingen. Als Mann verkleidet macht sie sich auf den Weg nach Santiago, im Gepäck das Herz des verstorbenen Vaters…


    Meine Meinung:


    „Die Pilgerin“ schaffte es sehr schnell, mich zu fesseln. Es ist eine typische Iny Lorentz-Geschichte über eine starke Frau, die sich als Mann verkleidet in einer Männerwelt zu behaupten versucht und dabei auf allerlei Schwierigkeiten und Hindernisse stößt. Als innovativ kann man diesen Plot somit zwar nicht bezeichnen, doch die Erzählung ist so spannend gestaltet und die Hauptfigur Tilla so liebenswert gezeichnet, dass mir das Buch insgesamt doch gut gefallen hat.


    Sehr positiv fand ich die Zeichnung der Pilgergruppe, die aus den verschiedensten Charakteren besteht, was zu sehr interessanten Figurenkonstellationen führt. Anfangs handelt es sich um eine reine Zweckgemeinschaft, doch nach und nach wächst die Gruppe durch die erlebten Abenteuer und Katastrophen immer weiter zusammen. Natürlich dürfen auch die Intriganten und Quertreiber nicht fehlen, aber auch diese weisen teilweise überraschende Seiten auf.
    Es hat mir einfach Spaß gemacht, der Gruppe auf ihrer beschwerlichen und entbehrungsreichen, abenteuerlichen Reise zu begleiten und Tilla die Daumen zu drücken, dass ihr Geheimnis unentdeckt bleibt. Ob das der Fall ist, werde ich hier natürlich nicht verraten.


    Alles in allem eine zwar etwas vorhersehbare, aber dennoch spannende Abenteuergeschichte um eine starke Frau auf einer beschwerlichen Reise, die ich gerne gelesen habe.


    3ratten und :marypipeshalbeprivatmaus:

    Auch fertig! :klatschen: :klatschen:
    Ich fand das Buch jetzt nicht schlecht, aber es hätte durchaus einige Kürzungen vertragen können.


    Burre soll also ein Spitzel gewesen sein... wenn dem so ist, dann erklärt das auch Pfannkuchens Verhalten ihm gegenüber. Denn an sich scheint Pfannkuchen ja ganz in Ordnung zu sein, auch wenn er wohl so einiges auf dem Kerbholz hat. Und wenigstens hat Christian mit ihm einen Freund in der Armee gehabt, das ist ja auch einiges wert. Burre tut mir aber trotzdem immer noch leid.


    Zum Schluss sind die Zustände überhaupt immer schlimmer geworden. Bei Christian waren sie 60 Mann in einem Zimmer und zu essen hatten sie auch nichts, da wird der Wehrdienst ja noch unerträglicher also sowieso schon. Den Einbruch bei Schanett fand ich dann recht amüsant, zumal sie ihnen ja sogar noch Bienenstich mitgibt. Aber krass, dass Christian wirklich überlegt hat, sie anzugreifen, falls sie die Polizei gerufen hätte.


    Die Kinder der Stahls tun mir so leid, ins Heim zu kommen, nur weil die Eltern fliehen wollten. Zum Glück war das schon kurz vor dem Ende der DDR, so dass dieser Zustand nicht lange angehalten hat.
    Und Richard hat mir fast ein wenig leid getan, dass sie sein geliebtes Auto zerstört haben. Wer das wohl war - etwa die Stasi? Das kann durchaus sein, dass sie ihn immer noch bespitzelt haben und das so etwas wie ein Warnschuss war.


    Der Schluss war dann recht durchwachsen, Menos Tagebucheinträge waren teils wieder vollkommen verworren und ich habe sie eher überflogen denn gelesen. Auch Altbergs Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg waren eher anstrengend, die wirkten irgendwie fehl am Platze, an dieser Stelle. Die Szenen auf dem Bahnhof haben mir wiederum ganz gut gefallen, die waren wieder recht eindringlich geschrieben, zumal sich Meno hier endlich einmal mutiger und abenteuerlustiger als sonst zeigt und so die Gene seiner Mutter offenbart. Furchtbar, wie die Polizei und die Soldaten mit vereinten Kräften auf das Volk einprügeln. Gut, dass Pfannkuchen Christian zurückgehalten hat, als Anne zusammengeschlagen wurde. Wer weiß, zu was er sich wieder hätte hinreißen lassen. So ist das Ganze noch glimpflich ausgegangen und er hat sogar Urlaub bekommen. Den er wohl wirklich dringend gebraucht hat. Fünf Jahre in der NVA, da muss er ja irgendwann verrückt werden. Ich konnte dann auch nicht umhin, mich für ihn über seine Entlassung zu freuen.



    Furchtbar, wie am Ende irgendwie die Erinnerungen vom Alten vom Berge an seine Zeit als Soldat gemischt werden, mit den Aufmärschen, mitten drin Anne von Polizisten geknüppelt wird und Christian mal wieder austickt... Ganz besonders nervig die Schallplatteneinschübe von Niklas und nicht zu vergessen die höchst informativen Tagebuchaufzeichnungen von Meno! Also ganz ehrlich, dass der Autor für dieses Buch einen Preis bekommen hat, empfinde ich echt als Frechheit und kann über das Buch nur den Kopf schütteln. Ich finde das Thema total interessant und finde es sehr gut, dass die ganzen Dingen nicht in Vergessenheit geraten, aber warum muss ich das denn so schreiben, dass das auch ja keiner verstehen kann, außer denen, die es wahrscheinlich selber erlebt haben?


    So in etwa habe ich auch empfunden. Eine etwas klarere Sprache und eine anschaulichere Darstellung der Wiedervereinigung hätte mir persönlich eher zugesagt. Das Thema finde ich sehr interessant und ich habe auch ein wenig Vorwissen, weil ich mal in der Schule Seminararbeit über ein ähnliches Buch (vom Thema her) geschrieben habe. Erich Loest hat in "Nikolaikirche" einen ähnlichen Stoff übrigens meiner Meinung nach viel besser verarbeitet als Tellkamp hier.
    Mir fiel es oft schwer, Tellkamps Ausführungen zu folgen. Diese vielen Andeutungen und Details erforderten höchste Aufmerksamkeit. Gestört hat mich auch, dass so viele Fäden zum Schluss einfach fallen gelassen werden. Zum Beispiel erfährt man nicht mehr, was jetzt mit Reina und Richard oder Reina und Christian ist.
    Extrem mühsam zu lesen waren vor allem die Gedankenspiralen der Charaktere, besonders Meno. Wenn Tellkamp aber mal auf Stilmittel wie Schachtelsätze oder allzu abenteuerliche Metaphorik verzichtet, kann er auch richtig eindringlich und packend schreiben. Meiner Meinung nach waren zwar gute Ansätze da, aber der Autor hat das Buch zu sehr mit überflüssigem Sprachballast zugestopft, so dass die eigentlich sehr interessante Geschichte ein wenig untergegangen ist.


    Im Nachhinein bin ich aber froh, das Buch gelesen zu haben, wobei meiner Meinung nach der Film zum Buch die Geschichte besser erzählt als das Buch selbst. Eben weil er die Essenz, die eigentliche Geschichte, herauszieht.
    So viel zu meinem Eindruck, und jetzt freue ich mich einfach nur darüber, das Buch fertig gelesen zu haben! :smile:


    Ich habe das Buch durch :klatschen: und schreibe jetzt aber noch überall ein bisschen was dazu. Werde aber nicht mehr Kapitel für Kapitel schreiben, da ich gerade gegen Ende echt nur noch genervt war.


    Glückwunsch!! :zwinker:
    Ich habe den letzten Abschnitt noch vor mir. Naja, das hört sich ja nicht gerade vielversprechend an, aber das Ende naht...


    Die letzten paar Kapitel kamen mir teilweise auch schon wieder recht verschwurbelt vor. Dabei ist Tellkamps Schreibstil nach meinem Empfinden vor allem dann gut, wenn er klar schreibt und auf Schachtelsätze und verquere Passagen verzichtet. Alles andere empfinde ich eher als unnötigen Ballast. Aber Geschmäcker sind eben verschieden, dazu gibt es sicher auch andere Meinungen.


    Nun aber zum Inhaltlichen:


    Kapitel 60 hat mir noch ganz gut gefallen. Es bot einen interessanten Einblick in den Alltag von DDR-Strafgefangenen. Der arme Christian, ein ganzes Jahr verloren, und dann muss er ja auch noch länger bei der NVA dienen. Und dann auch noch ausgerechnet Schwedt. Zum Glück nicht allzu lange. Was er wohl wieder angestellt hat, dass er auch noch eine Woche lang im U-Boot sitzen muss. Das ist ja die reinste Folter, einen Menschen so lange Zeit allein im Dunkeln ausharren zu lassen. Was für ein unmenschliches Regime!


    Nun weiß Christian auch Bescheid über die Affäre seines Vaters und über seine Halbschwester. Dass Richard etwas mit Reina hat, fand ich auch widerlich. Obwohl ich nach diesem eigenartigen Kapitel 57 schon so etwas in der Art geahnt habe. Midlife-Crisis hin oder her, es gibt auch Grenzen...
    Was sich Reina wohl dabei gedacht hat? Erhofft sie sich berufliche Vorteile, oder hat sie sich wirklich verliebt? Aber was ist dann mit Christian? Mal sehen, ob man das noch erfährt.


    Das Studium ist zunächst mal auch futsch - wobei auch ich mir nicht sicher bin, ob das nicht eher ein Wunsch von Richard war oder doch von Christian selbst. Ich kann mir Christian irgendwie nicht als Arzt vorstellen, viel eher Robert, der sich ja offensichtlich auch viel mehr für die Arbeit seines Vaters interessiert.
    Zum Glück hatte Robert mehr Glück als Christian und ist bei den Sanis gelandet. Er scheint ja ganz zufrieden zu sein.


    Die Arbeitsbedingungen in diesem Karbid-Werk fand ich auch unter aller Kanone. Arbeitsschutz wurde dort offensichtlich sehr klein geschrieben. Erstaunlich, wie lange manche Leute es dort ausgehalten haben. Obwohl ihnen wahrscheinlich auch kaum eine andere Möglichkeit geblieben ist...


    Die Geschichten im Badehaus waren zwar ganz nett zu lesen, aber ihren genauen Sinn im Zusammenhang mit der eigentlichen Geschichte konnte ich auch nicht erkennen. Das mit dem vertauschten Kind ist schrecklich; das klang ganz so, als ob ein russischer Funktionär ein krankes Kind loswerden wollte und es somit gegen ein gesundes ausgetauscht hat. Für die Mutter ist das natürlich furchtbar.
    Schön fand ich, dass Muriel wieder zurück bei ihren Eltern ist. Die Arme hat bestimmt eine harte Zeit hinter sich.


    Das folgende Meno-Kapitel war dann wieder sehr verquer und anstrengend zu lesen. Auch das Kapitel über Christians neue Arbeitsstelle war nicht übermäßig interessant, auch wenn es mich für ihn gefreut hat, dass es dort offensichtlich besser ist als in der Chemiefabrik.


    Anne hat also doch schon über Josta und Lucie Bescheid gewusst. Und über Reina auch. So wie ich es verstanden habe, wusste sie es seit Inas Hochzeit, weil Richard sich verplappert hat. Es war bestimmt hart, das so lange in sich hineinzufressen, da fand ich es auch verständlich, dass sie endlich Tacheles reden will.
    Schade, dass Anne sich mit Sperber eingelassen hat, um Christian das Studium wiederzubeschaffen. Was nicht gerade für diesen Rechtsanwalt spricht. :rollen:


    Im nächsten Kapitel habe ich es nicht verstanden, wer dafür verantwortlich war, dass Menos Zehnminutenuhr abgeholt wird. Der Brief war ja gefälscht; wer tut denn so etwas? Ich hoffe, er bekommt das wertvolle Stück wenigstens wieder zurück.
    Das mit den Stahls ist natürlich tragisch, so kurz vor der Flucht erwischt zu werden. Zumal sie ja auch noch kleine Kinder haben. Die Sache bringt auch Richard in Schwierigkeiten, denn dass er etwas gemerkt haben muss, ist ja wohl offensichtlich.


    Das letzte Kapitel mit der Baustelle war dann wieder weniger interessant und Menos Geschreibsel war sehr anstrengend zu lesen.


    So, und nun auf zum Endspurt. :leserin:

    Aber das war ja irgendwie Barsano selbst, der da im Wagen saß. Beschattet der seine eigene Frau und Tochter? Ich hatte das eher so interpretiert, dass er sicher gehen wollte, dass Richard keine Schwierigkeiten macht? Hm, wir werden es wohl nicht erfahren!


    Ach, das habe ich irgendwie nicht realisiert, dass es sich um Barsano selbst handelte.
    Ja, dann war er wohl eher zur Unterstützung seiner Frau und Tochter dort. Oder er will sichergehen, dass Alexandra nichts Unerwünschtes tut. Die hatte doch einen Ausreiseantrag gestellt, als auch Regine gerade dort war, wenn ich da niemanden verwechsele...


    Zitat


    Aber wo es mir gerade wieder so auffällt: Schlimm finde ich ja, dass die Leute nicht selber entscheiden durften wo und mit wem sie zusammen wohnen möchten, sondern ihnen Wohnraum zugewiesen wurde! Das finde ich einfach furchtbar! Nirgends hast du deine Freiheit, kein kleines Stück lassen sie dir!


    O ja, das muss ein absoluter Albtraum sein, ein furchtbares Leben. :entsetzt:

    Hallo zusammen,



    so, habe mir jetzt selber die harte "Telkamp-Kur" verordnet und wohl weislich auf meine Dienstreise nur das Buch mitgenommen. Da ich viel Zeit unterwegs hatte, bin ich auch richtig voran gekommen und hoffe inständig, dass ich das Buch spätestens nächste Woche beendet habe! Oh, wäre das toll! Aber nicht abschweifen, komme ich zu diesem Abschnitt (JAHA, ich habe ihn tatsächlich an einem Stück gelesen! :elch::(


    Gute Idee, so eine "Kur" sollte ich mir wohl auch mal verordnen. :breitgrins: Ich lese das Buch im Grunde gern, aber langsam wäre ich doch ganz froh, endlich mal fertig zu werden. Aber mittlerweile ist ja zum Glück ein Ende in Sicht.


    Diesen Abschnitt habe ich jetzt (allerdings verteilt auf drei Tage :zwinker:) durch.


    Kapitel 51:
    Bei dem Stromausfall im Krankenhaus wird mal wieder deutlich, welche Zustände in der späten DDR herrschten - die Infrastruktur war eine reine Katastrophe. Sogar den Diesel im Notstromaggregat hat man gestohlen, das ist schon bezeichnend. Ich konnte Richard verstehen, dass er Robert gerne bevorzugt behandelt hätte. Schließlich ist das mit der Gleichbehandlung aller Menschen in diesem Land ohnehin nur ein wertloses Versprechen - und wenn man schon mal die Chance hat, sich berufsbedingt selbst einen Vorteil herauszunehmen, warum nicht, wenn es doch alle so machen. Aber nein, die Tochter von Barsano wird wieder bevorzugt, denn die Parteifunktionäre haben natürlich immer Vorrang. Unglaublich! :grmpf:
    Der Schluss des Kapitels war dann wieder etwas seltsam - wurden Alexandra und ihre Mutter beschattet?


    Kapitel 52 und 53:
    Die Kapitel über den Waschtag waren für meinen Geschmack dann fast wieder etwas zu ausschweifend, auch wenn es interessant zu lesen war, wie das damals mit der Wäsche ablief. Besonders das Walzen war ja ein Riesenaufwand. Ja, Waschmaschine und Trockner sind schon was Feines... :zwinker: Dass nur die Frauen vom Arbeitgeber einen Haushaltstag genehmigt bekamen, sagt wieder einiges über das Frauenbild in der DDR aus...


    Kapitel 54:
    Der Besuch bei den Londoners hat mir dann wieder gut gefallen. Ich habe mich auch köstlich über das Denglisch amüsiert, das da gesprochen wird. Die Londoners scheinen sehr liebenswürdige Leute zu sein. Nett fand ich auch, dass Jochen Meno gerne wieder als Schwiegersohn zurück hätte. Und Philipp scheint nun fest mit Judith zusammen zu sein, was Meno witzigerweise etwas eifersüchtig stimmt. Dabei hat Judith ihm, wenn ich das richtig gedeutet habe, schon oft genug Avancen gemacht, aber er hat sie immer wieder abgewiesen. Nun braucht er sich auch nicht wundern, dass Judith sich anderweitig umsieht.


    Kapitel 55:
    Dieses Kapitel war heftig - der arme Christian! Der Tod Burres hat ihm nun offensichtlich den Rest gegeben und jetzt ist er psychisch merklich angeschlagen und völlig verwirrt. Und hat sein in ihm schlummerndes jähzorniges Temperament nicht mehr in Zaum halten können, was ihm gehörig Probleme einbringt. Das Angreifen eines Kompaniechefs wird in dieser streng hierarchischen NVA-Ordnung bestimmt hart bestraft. Vielleicht wäre es für Christian besser, er würde sich an seine Eltern wenden, aber andererseits haben die momentan selber genug um die Ohren und außerdem werden sie es wohl noch früh genug erfahren.
    Richard und Anne haben Glück gehabt, dass sie Reglinde mit in die Wohnung aufnehmen konnten und ihnen nicht jemand Wildfremdes hineingesetzt wurde, wie das bei Meno der Fall war. Mit Reglinde scheinen die Hoffmanns sich ja gut zu verstehen.
    Ich bin gespannt, ob Richard Stahl wirklich bei der Flucht hilft. Die beiden scheinen mir ziemlich gut befreundet zu sein. Andererseits ist es natürlich für Richard eine höchst riskante Angelegenheit und er weiß ja auch nicht, inwieweit die Stasi ihn noch unter Beobachtung hat.


    Kapitel 56:
    Dieses Kapitel in Dialogform war ein wenig mühsam, weil nie der jeweilige Sprecher angegeben war, so dass man raten musste. Es war zwar aufgrund von Niklas' Dialekt nicht allzu schwer, aber mit einer Namensangabe hier und da wäre es doch noch ein wenig lesbarer gewesen. Niklas schimpft ja ganz schön auf den Staat, hoffentlich hört die Stasi Richards Wohnung nicht ab, sonst könnte das gefährlich werden.


    Kapitel 57:
    Das habe ich nicht so ganz verstanden, was genau hat Richard da mit Reina zu schaffen?


    Kapitel 58:
    In diesem Kapitel wird klar, wie traumatisiert Christian durch den Vorfall mit dem Panzer ist. Er war zwar vorher schon sehr introvertiert, aber noch nicht so extrem wie jetzt, dass er kaum noch ein Wort spricht. Die arme Reina ist da auch in einer unschönen Situation, es ist bestimmt schwer, mit so was umzugehen. Und dann dreht Christian wieder durch und kann seinen Jähzorn nicht mehr unter Kontrolle halten. Den Angriff auf Reina fand ich furchtbar, aber andererseits verstehe ich auch, dass Christian in einem psychischen Ausnahmezustand ist und vielleicht gar nicht so genau realisiert, was er da tut.
    Verena würde ich wünschen, dass ihr Ausreiseantrag bald genehmigt wird - es muss furchtbar sein, von allen im Stich gelassen zu werden. Es ehrt Reina, dass sie das Risiko auf sich nimmt, selbst in Ungnade zu fallen und an ihrer Freundschaft zu Verena festhält. Ich weiß nicht, ob ich die Kraft hätte, das so durchzuziehen...


    Kapitel 59:
    Müllers Selbstmord hat mich auch geschockt, auch wenn er kein besonders netter Zeitgenossen gewesen zu sein scheint. Aber so ein Ende hätte ich ihm auch nicht gewünscht. Die arme Ehefrau! Ich habe auch nicht so genau verstanden, was die Regierung genau von Müller wollte, was genau er da deklarieren sollte. Aber anscheinend waren sie drauf und dran, seine Existenz zu zerstören, anders kann ich mir sein Vorgehen nicht erklären.


    Das Kapitel fand ich insgesamt auch sehr interessant und natürlich ganz furchtbar für Judith, dass sie aus dem Verband ausgeschlossen wird. Jedoch war ich ja noch fast erleichtert, dass sie "nur" ausgeschlossen wird. Ich hätte ihnen ja auch zugetraut, dass sie erstmal abgeführt wird, wegen Landesverrat oder so. Im Westen ein Buch zu veröffentlichen grenzt ja schon fast an Landesverrat in deren Augen, oder?
    Ja, aber ich denke auch, dass ihr klar gewesen sein muss, dass sie ihren Rauswurf riskiert, wenn sie ihr Buch in den Westen schafft! Furchtbar ist das trotzdem! :grmpf:



    Ja, ich finde das auch schrecklich. Ich habe mich auch ein wenig "gewundert", dass die Strafe für Judith doch noch vergleichsweise mild ausgefallen ist. Ich könnte mir vorstellen, dass sie sie gerade die Veröffentlichung im Westen vor einer Gefängnisstrafe bewahrt hat. Die Verhaftung einer Schriftstellerin hätte ja wahrscheinlich negative Schlagzeilen in der BRD erzeugt. Möglicherweise war das gerade politisch nicht erwünscht. Aber ich fürchte mal, dass Judith dennoch einige Schikanen von oben zu spüren bekommt.



    Hm, interessant, Christian habe ich gar nicht so gesehen. Insgesamt ist er ja nicht viel aufgetaucht, aber du hast natürlich Recht, dass er nicht mehr so verträumt ist. Gefährlich fand ich vor allem seinen Gedankengang am Ende, als er wirklich darüber nachdenkt auf die Herausgabe des Briefes zu bestehen... Das sind gefährliche Gedanken, die er da hegt und ich hoffe sehr, dass er sich weiterhin lieber den Mund hält und nicht auf Konfrontation geht. Für mich ist Christian ja irgendwie eine tickende Zeitbombe...


    O ja, ich hoffe auch inständig, dass er die Klappe hält und seine Familie nicht in die Bredouille bringt. Er wirkt auf mich manchmal sehr impulsiv...


    So, ich bin dann mit dem Abschnitt mittlerweile auch durch.


    Kapitel 48 und 49:
    Diese beiden Kapitel fand ich zum Teil recht amüsant. Die Szene, in der Meno seine Badehose verliert, brachte mich zum Schmunzeln. Er scheint ja nun wirklich nicht viel von FKK zu halten. :breitgrins: Ansonsten finde ich so einen streng regulierten Urlaub wie den von Meno nicht gerade erstrebenswert. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das besonders erholsam ist. Und dafür hat er auch noch so lange warten müssen. Unvorstellbar...
    Endlich gab es ein Wiedersehen mit Judith; die wird mir immer sympathischer. Sie trägt ihren Ausschluss mit Fassung, obwohl sie beruflich jetzt anscheinend ziemlich schlecht dasteht.
    Schön auch zu lesen, dass Regine wohlbehalten in München angekommen ist.
    Christian redet im Urlaub kaum, er scheint sich außerhalb der Armee eher unwohl und unbeholfen zu fühlen. Dabei tut mir vor allem Anne leid, sie macht sich offenbar große Sorgen.
    Philipp nimmt auch nicht gerade ein Blatt vor den Mund; aber er scheint ein ziemlich hohes Tier zu sein, deshalb kann er sich das wohl eher erlauben als andere. Die Klassifikation in Klein- und Bildungsbürger fand ich auch klasse.
    Marisa ist geheimnisvoll, über sie wissen wir ja wirklich sehr wenig. Auch ihre Beziehung zu Judith scheint mir interessant. Sind die beiden nun befreundet oder können sie sich nicht ausstehen? Das kann ich irgendwie nicht genau beurteilen.
    Und dann tauchen wieder die seltsamen Kaminskis auf, oder besser gesagt, einer von ihnen. Die sind mir immer noch nicht ganz geheuer, und sie scheinen sich ja auch noch ziemlich gut mit Barsano zu verstehen. Der ist mir auch nicht gerade sympathisch.


    Kapitel 50:
    In diesem Kapitel hat mir Burre total leid getan. Er macht in der Armee ja wirklich eine höllische Zeit durch. Rührend fand ich auch, dass seine Mutter kommt, um sich für ihn einzusetzen und sogar versucht, mit Geld was zu erreichen. Christian hat hier von mir einen Pluspunkt bekommen, weil er Burre ernsthaft helfen will, auch wenn dieser das Hilfsangebot ausschlägt. Dieser Steffen ist auch ein totaler Unsympath, wobei mir gefallen hat, wie er sich gegenüber dem großmäuligen Muska Respekt verschafft hat. Aber dann Burre als "Sklaven" auszuwählen - geht gar nicht! :grmpf:

    So, ein paar Kapitel bin ich wieder weiter gekommen. :smile:


    Kapitel 43:
    Das Kapitel mit der Hochzeit hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Ich habe außerdem gemerkt, dass es anscheinend doch größere Unterschiede zwischen Buch und Film gibt (aus dem Film hatte ich die Hochzeit irgendwie ganz anders in Erinnerung).
    Spannend fand ich die Tatsache, dass Josta mit ihrem Ehemann anwesend ist. Der arme Daniel scheint so richtig in der Klemme zu stecken und ich kann es ihm nicht einmal verübeln, dass er Richard in seiner Not zu erpressen versucht. Er ist ja noch sehr jung und außerdem hat Richard in seiner Familie eine Menge Leid verursacht. Deshalb habe ich ein gewisses Verständnis für den Jungen. Jostas Ehemann scheint sich ja auch nicht zu kümmern, der ist mir auch nicht gerade sympathisch.
    Christian fühlt sich in der Hochzeitsgesellschaft nicht gerade wohl - er scheint auch Probleme zu haben, wieder ins zivile Leben zurückzufinden.
    Gudrun und Barbara scheinen mir auch nicht gerade die besten Freundinnen zu sein, die zicken sich ja ganz schön an... Interessant, dass schon Gerüchte wegen Richards Affäre kursieren. Bleibt wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis ihm die Geschichte um die Ohren fliegt - was ihm recht geschieht.


    Kapitel 44:
    Dieses Kapitel hat mich ziemlich betroffen gemacht; nun wird auch Christian Opfer von Schikanen und Misshandlungen. Die Zustände bei der NVA sind wirklich erschreckend, das grenzt tatsächlich schon an Folter. Nein, von dieser "inneren Erziehung" halte ich rein gar nichts.


    Kapitel 45:
    Die Reden der unterschiedlichen Schriftsteller fand ich sehr interessant zu lesen. Es tut mir leid für Judith Schevola, dass sie aus dem Verband ausgeschlossen wurde. Für ihre Schriftstellerkarriere ist das wohl das Aus, so wie ich es verstanden habe. Aber wahrscheinlich hat sie diese Entwicklung kommen sehen und sie hat meinen Respekt dafür, dass sie dennoch im Westen veröffentlicht hat. Dazu gehört eine sehr starke Persönlichkeit. Judith mag ich inzwischen richtig gern.
    Am besten fand ich die Rede von Altberg, der ich in einigen Punkten zustimmen konnte. Hätte ich so gar nicht von ihm erwartet.


    Kapitel 46:
    Dieses Kapitel war nicht gerade interessant; es war schon wieder viel zu langwierig geschrieben. Richard ist also ein Autonarr und kauft zusammen mit Stahl einen Oldtimer. Meno kann sich dagegen nicht so sehr für Autos begeistern. Das ist dann auch schon alles, was ich aus diesem Kapitel ziehen konnte.


    Kapitel 47:
    Christians Persönlichkeit scheint sich durch den Wehrdienst langsam zu verändern; er wirkt härter und weniger verträumt, sein Denken nimmt auch chauvinistische und gewaltverherrlichende Züge an, was ich bedenklich finde. Andererseits scheint er langsam von seinem hohen Ross herunterzukommen, was wiederum ein Vorteil sein kann. Mal sehen, wie er sich noch entwickelt.
    Costa gefällt mir gut, er erscheint mir sehr interessant. Mit ihm hätte ich an Christians Stelle befreundet sein wollen.
    Stabsoberfähnrich Emmerich ist dann wieder eine tragische Figur, dem Alkohol verfallen und ohne einen Lebenssinn außerhalb des Militärs. Dass er Inas Brief eingezogen hat, fand ich dann wieder gemein. Hätte mich doch interessiert, was sie geschrieben hat. :zwinker: Es war aber wahrscheinlich vernünftig von Christian, keinen Aufstand deswegen anzuzetteln, sondern einfach nachzugeben. Sonst hätte am Ende wieder Richard antanzen dürfen...

    In den letzten Tagen bin ich leider nicht zum Schreiben gekommen, habe aber immerhin einen weiteren Abschnitt gelesen.


    Kapitel 37:
    Dieses Kapitel erschien mir ziemlich verwirrend. Den Umgang zwischen Eschschloraque und seinem Sohn fand ich merkwürdig. Einerseits ist meinem Eindruck nach durchaus Vertrautheit und Zuneigung vorhanden, andererseits haben beide aber auch deutliche Meinungsverschiedenheiten und scheinen sich teils auch nicht so ganz grün zu sein. Die Sache mit den Fischen fand ich auch mehr als seltsam. Besonders, weil der Sohn die zusammengeklebten Fische auch noch auseinander beißt. :rollen: Ich habe den Antrieb von Albin nicht verstanden, so etwas zu tun. Wissenschaftliches Interesse? Psychische Probleme? Oder wollte er sich für irgendwas an seinem Vater rächen?


    Kapitel 38:
    Christians Zugfahrt war dann wieder sehr anstrengend zu lesen, wieder eine von Tellkamps geliebten Gedankenausuferungen. Wahrscheinlich sollte das Kapitel herausstellen, wie schwer Christian der Abschied fällt, auch wenn er sich vorher nicht so benommen hat. Gut, das kam auch so rüber, aber dennoch hätte die Passage ein paar Seiten kürzer sein können...


    Kapitel 39:
    Christians Briefe, in denen er die Zustände in der NVA schildert, fand ich dann wieder ganz interessant, teils auch erschütternd, wie die Sache mit der "inneren Disziplinierung", oder wie das gleich nochmal hieß. Und der raue Umgangston, und der ganze Drill - das wäre nichts für mich. Mir gefiel aber der ironische, ein wenig sarkastische Stil der Briefe und Irrgangs Kommentare brachten mich auch zum Schmunzeln. Der scheint mir so eine Marke zu sein. :smile:
    Interessant fand ich noch, dass Ina nun verlobt mit Wernstein ist. Wernstein war mir in den vergangenen Kapiteln recht sympathisch, ich denke, da hat sie einen guten Fang gemacht. :zwinker:


    Kapitel 40:
    Das Kapitel über die Telefone fand ich auch interessant zu lesen. Alles muss im Geheimen geschehen, immer muss man Vorsicht walten lassen, die Zettel müssen sofort verschwinden, damit nichts Verräterisches herumliegt. Unvorstellbare Zustände.


    Kapitel 41:
    Richard scheint langsam wirklich nervös zu werden, gerade weil die Stasi sich nicht mehr meldet. Ob ihn wirklich ein Aufpasser verfolgt?
    Die arme Anne, Christians Briefe scheinen sie wirklich in Sorge zu versetzen. Ob Christian das mit Absicht macht? Wobei - dann würde er Meno und den anderen ja nicht dasselbe schreiben. Würde mich interessieren, ob Anne wirklich schon was von Richards Affäre ahnt.
    Das mit Menos neuen Mitbewohnern fand ich auch heftig. Mit Menos Privatsphäre ist es nun wohl erstmal vorbei. Und Christians geliebte Kajüte ist jetzt auch durch dieses Ehepaar belegt. Das wird ihm mal gar nicht gefallen. Und besonders die Frau macht den Eindruck, als könnte sie nur darauf warten, einen Grund zu finden, ihre neuen Mitbewohner zu denunzieren.
    Endlich darf Regine ausreisen, aber das muss natürlich Hals über Kopf passieren. Ich möchte gar nicht wissen, was passiert wäre, wenn sie es nicht rechtzeitig geschafft hätte. Sie ist da vollkommen auf ihre Freunde angewiesen, alleine würde man eine solch schnelle Wohnungsauflösung wohl gar nicht schaffen. Meno spürt offensichtlich, dass es mit der DDR langsam bergab geht; seine Meinung über die Ökonomie als Wissenschaft teile ich im Übrigen inzwischen weitgehend. Sie ist viel zu mathematisiert und viel zu statisch in ihren Aussagen. Mit der Realität hat das nicht allzu viel zu tun. Aber das nur mal am Rande.


    Kapitel 42:
    Der Theaterdienst in der Semperoper scheint sehr begehrt zu sein, trotz der entwürdigenden Leibesvisitation zu Beginn. Müller und die anderen Kollegen sind ja ziemlich neidisch; die Telefonate fand ich zum Teil recht amüsant.
    Und der Zwischenfall mit den russischen Soldaten hat Regine den Abschied von Anne und Meno vermiest. Toll, da wollte Anne was Gutes tun und zum Dank wird sie eines Fluchtversuchs bezichtigt. Kein Wunder, dass diese Gesellschaft langsam aber sicher zusammenbricht.

    So, heute komme ich auch mal wieder zum Schreiben. :smile:


    Kapitel 31:
    Hm, dieser Kohler gefällt mir gar nicht, so ein richtiger Partei-Karrierist, der für seinen Aufstieg über Leichen geht. Armer Wernstein, zum Glück konnte die Versetzung nochmals abgewendet werden.
    Oje, das mit Josta ist ja wohl mehr als tragisch! Die armen Kinder, besonders Daniel, denn die Kleine scheint das Geschehen ja glücklicherweise nicht so ganz zu begreifen. Diese Frau Schmücke scheint sehr individualistisch zu sein, aber mir kommt sie nicht mal unsympathisch vor. Sie scheint einen guten Draht zu Jostas Kindern zu haben. Und sie bestreitet ja auch, dass sie alkoholisiert ist, vielleicht lebt sie nur ein wenig in ihrer eigenen Welt. Trotzdem ist es furchtbar von Richard, sein Kind (und auch Daniel) einfach so im Stich zu lassen, jetzt, wo sie ihn so dringend bräuchten.


    Kapitel 32:
    Hier fand ich es besonders gut, dass Verena Christian so richtig die Meinung geigt. Und ich bin langsam auch ihrer Meinung, wobei ich auch verstehen kann, dass Christian der Konzertbesuch nicht so zusagt (ich zum Beispiel gehe höchst ungern in Discos). Ich hatte den Eindruck, dass er wegen seiner Sensibilität den Lärm schlecht aushalten kann. Aber es ist auch nicht die feine englische Art, einfach zu verschwinden. Zumindest wäre danach eine kleine Erklärung gegenüber seinen Freunden fällig gewesen.
    Judith Schevola scheint wirklich eine äußerst talentierte Schriftstellerin zu sein. Schade, dass sie in diesem Staat nur Probleme hat.
    Für Richard könnte gefährlich werden, dass Frau Schmücke Heike zu sich nach Hause eingeladen hat. Wenn Heike mitbekommt, dass Richard eine uneheliche Tochter hat und es Christian mitteilt, ist das Drama perfekt...


    Kapitel 33:
    Der arme Meno scheint ja ziemlichen Ärger wegen Judiths Roman zu haben. Beim Barsano-Empfang scheint sich eine ganze Horde Intriganten versammelt zu haben, besonders dieser Autor Paul Schade ist wohl einer von den Hardlinern. Überrascht hat mich, dass Menos und Annes Mutter wohl eine sehr überzeugte Kommunistin gewesen sein muss und anderen Kommunisten als Vorbild dient. Weshalb dann das Gefängnis? Mal sehen, ob das noch näher behandelt wird, da wäre ich schon neugierig.


    Kapitel 34:
    In diesem Kapitel ist recht viel passiert; die Sprünge zwischen den Perspektiven mitten im Kapitel fand ich teils ziemlich anstrengend. Christian hat sich hier sehr komisch benommen: Erst lässt er sich radikal die Haare stutzen, dann die Sache mit dem Messerstich in Siegberts Bein. Da habe ich mich auch gefragt, was das sollte. Meine Interpretation war, dass Christian von Meno die Tierliebe und die große Faszination für Tiere übernommen hat und deshalb wegen der Misshandlung des Frosches wütend war. Er scheint mir ohnehin in einer schwierigen Phase zu sein. Das mit dem Buch aus dem Zweiten Weltkrieg fand ich auch äußerst leichtsinnig und naiv von Christian. Neugier hin oder her - damit kann er sich und seine Familie so richtig in Schwierigkeiten bringen. Gut fand ich allerdings, dass er Siegbert dann nicht verpetzt hat, sondern alles auf sich genommen. Sonst wäre wohl Siegbert dran gewesen. Die Bestechungsversuche waren dann mal wieder sehr bezeichnend für das sozialistische System, das eine ideale Brutstätte für solche Auswüchse war. Aber man kann es Christians Familie auch nicht verübeln, es zu versuchen - hat ja schließlich damals jeder so gemacht.
    Das Rechtssystem scheint auch nicht optimal funktioniert zu haben, wobei es sehr fair von Dr. Sperber war, auszuwürfeln, welchen Fall er übernimmt. Immerhin lässt er sich nicht bestechen.


    Kapitel 35:
    Den Einblick in den Verlagsalltag und die Beschreibung der Mitarbeiter dort fand ich recht interessant. Dieses Kapitel hat wohl vor allem den Zweck, Menos Arbeitsumfeld näher zu beschreiben.


    Kapitel 36:
    Das mit Christian und Reina finde ich auch schade - eine Schweinerei, dass solch junge Menschen schon als Spione missbraucht wurden! Aber Meno hat auch recht damit, Christian vor dieser Gefahr zu warnen. Zumal das vorher auch Verena getan hat, und die scheint Reina ja ziemlich nahe zu stehen. Auf jeden Fall hatte ich den Eindruck, die beiden sind befreundet. Da steht zu hoffen, dass sich Christian nicht schon zu viel verplappert hat.


    Das Interludium war dann auch nochmal interessant. Meno scheint nun einem Kirchenkreis anzugehören, wenn ich das richtig verstanden habe. Christian hat seinen Studienplatz dennoch bekommen und denkt nun, sich aufführen zu können, wie er will. Wenn das mal nicht schief geht...
    Amüsant fand ich das Trara, das die Familie Hoffmann um die Kokosnuss macht. Ob sie sie noch aufbekommen haben? :breitgrins:
    Das mit Muriel war dann wieder sehr traurig! Die Arme! Und die armen Eltern, denen nun die Schuld zugeschoben wird. :sauer: Ich kann mir jedenfalls vorstellen, dass so ein Jugendwerkhof eine sehr unangenehme Umgebung darstellt.