Beiträge von artepsponk


    Dieser Dachboden ist also der Ort des Verbrechens. Anna hat noch um Hilfe gerufen, aber Erich hat es ignoriert und es scheint ihn auch nicht weiter bekümmert zu haben. Anna hat alles in sich hineingefressen. Warum hat sie nicht mit den Wendlers geredet? Weil Erich ihre Schreie ignoriert hat?


    Was hätte Anna denn von den Wendlers zu erwarten gehabt? Sie war die Magd. Und sie war schließlich von Ihnen an den Ort des Verbrechens gesandt worden...


    Außerdem hat Erich Wendler sich für Anna eingesetzt, indem er zu Friedrich gegangen ist und ihn gedrängt hat Anna zu ehelichen. Aus seiner Sicht, hat er versucht, Anna bestmöglich abzusichern. Und die "Versorgung" eines jungen Flüchtlingsmädchens ohne Ausbildung hatte in der Nachkriegszeit bestimmt eine andere Priorität als heute.


    In der damaligen Zeit hatte man sicher auch ein anderes Verständnis von Verbrechen. Eine Vergewaltigung fiel vielleicht ehr in die Kategorie "hab Dich nicht so". Die Menschen haben damals "ganz andere" Verbrechen, Brutalität und Gewalt erlebt. Was zählte war das Überleben...


    Durch die Schwangerschaft und die Heirat haben die Wendlers immerhin ihre Angestellte verloren. Das musste ja auch noch kompensiert werden.


    Ich denke aber auch, das die Wendlers Schuldgefühle hegten und das dies der Grund war, weshalb sie sich sehr um Monika bemühten und sie schließlich zur Erbin machten.


    Auch das es unter den Töchtern keine Harmonie gab wundert mich, ich hätte gedacht, dass gerade das Verhalten der Mutter die drei zusammen geschweißt hätte.


    Ich vermute, das alle drei sehr nach mütterlicher Zuneigung hungerten und sie miteinander konkurrierten und diese Konkurrenz keine Harmonie ermöglichte.

    Vielleicht hat man dir auch solche Geschichten erzählt, in denen Soldaten vorkommen, meine ich!?
    [/quote]


    Ja, das stimmt. Aber es waren andere Geschichten, als das was ich träume...und bei der Autorin liegt ja noch eine Generation dazwischen.

    Besonders beeindruckt hat mich die Idee der Autorin nach einem vererbten Traum. In ihrem Traum wird das Dorf von Soldaten überfallen und sie versteckt sich...Genauso so einen Traum habe ich auch immer wieder. Allerdings kommen in meinem Traum die schwer bewaffneten Soldaten nicht auf Pferden sondern mit Panzern und mit einem Helikopter...Ich wüsste nicht, das meine Mutter etwas derartiges erlebt hat oder sie einmal davon erzählt hätte. Woher kommt dieser wiederkehrende Traum?

    Dann ist mir aufgefallen, das die Autorin in Laufe der Geschichte mehrfach eine Parallele zieht zwischen dem "untergegangenen Land" der Kindheit ihrer Großmutter und dem "untergegangenen Land" ihrer eigenen Kindheit.
    Ich fremdle ein wenig damit, das als Parallele zu betrachten, weil es doch zwei unterschiedliche Systeme bzw. Staatsformen in unterschiedlichen Epochen waren. Wenn sich die Gemeinsamkeit nur auf den Untergang beschränken sollte, wäre es zutreffend, aber nicht erwähnenswert, weil allgemein bekannt.
    Gerade weil die Autorin es jedoch mehrfach erwähnt, vermute ich, das es für sie von größerer Bedeutung ist. Was dieser Hinweis aber bedeuten soll, ist mir nicht ganz klar. Vielleicht möchte sie hier zum Ausdruck bringen, das sich an dieser Stelle ein Stück Familiengeschichte wiederholt. Dann fehlt mir aber die Brücke, was dieser Untergang den Personen dieser Geschichte bedeutet.

    Also ich habe jetzt mal angefangen...und bin dann bei der ersten Beschreibung des Großvaters an dem Begriff "Joppe" hängen geblieben. Diesen Ausdruck für einen einfachen Lodenmantel kenne ich eigentlich sonst nur von meiner verstorbenen Mutter, Jahrgang 1934. Wahrscheinlich ist er heute im Duden vom Aussterben bedroht, aber er erzeugt ein Gefühl, das mich in die Vergangenheit drängt.


    Sehr gut gefällt mir die klare Sprache mit kurzen, prägnanten Sätzen. Sie bildet einen spannenden Kontrast zu der düsteren Atmosphäre, die die Personen der Geschichte umgibt.


    Wie die Erzählerin das Telefongespräch mit Ihrer Mutter beschreibt, ist mir sehr vertraut...Erkundigung, ob man wach ist o. ä.; dann folgt ein "Nachrichtenblock"...ja, genau so verliefen unsere Telefonate auch immer. Ich kann mich jedenfalls sehr gut mit der Ich-Erzählerin identifizieren und bin gespannt, was für ein Geheimnis die Mutter über ihren Vater herausgefunden hat.