Ich schreibe mal unerschrocken weiter und möchte zugeben inzwischen eines Besseren belehrt zu sein: ich habe angezweifelt, dass ich erst am Ende des Buches wirklich das Recht habe ein Urteil zu fällen, aber ich bin inzwischen sehr froh über die Leserunde, die zwar spärlich schreibt, die mich aber zwingt alles ganz genau zu analysieren.
Ich bin nun schon bei Buchhälfte und habe mich abgefunden mit dem "ganz Anderem", was ich in diesem Roman vorfinde. Habe ich zunächst dem Autor vorgehalten, dass er mich als Leserin gar nicht will, bin ich immer überzeugter, dass er mich als die Leserin von z.B. "Wuthering Heights" tatsächlich nicht will.
Pynchon hat wohl die Naturwissenschaften und die Geisteswissenschaften so analysiert, dass er durch den Überblick, den er selber hat, sich einen Leser vorstellt, der bereit ist Astronautennahrung zu schlucken ohne diese im Wasser aufzulösen und sich an sinnenreichen Düften und Geschmäckern zu laben.
Fast so wie bei uns Protestanten:Kirche, womöglich noch ohne Kerze gegen katholische Kirche mit sinnlichen Messdienern und Weihrauch.
Man möge mir hinkende Vergleiche verzeihen. :smile:
Ich habe mich nun auf diese Astronautenkost eingelassen, schüttle nicht mehr den Kopf, wenn hochwissenschaftliche bezüge abgelöst werden von Liedern, die dämlich sind.
Ich lache inzwischen viel weniger beim Lesen, denn letztendlich spüre ich immer deutlicher die Verzweiflung des Autors an unserer Welt. Ich löse sozusagen mit meinen Sinnen sein Trockenfleisch auf, denn ich bin nicht der Typ, das alles bloß rational hinzunehmen. Hinter Pynchon steckt ja sicher nicht nur ein zynisch grotesker superintelligenter Mensch, sondern eben auch ein Mensch mit Gefühlen. Und diese Gefühle sehe ich zunehmend oder interpretiere sie hinein um mich zu retten !?
Ich lache nicht mehr, wenn der Hund Henry James liest und längst ist mir bewusst, dass diese Schlachthöf die Kriegsschlachtfelder sind, wo ganz klar auch Finger mit eingedost werden.
Wie seht ihr den Tatzelwurm???? Ich unterlasse mal eine eigene Interpretation.
Doch, Pynchon ist schon irgendwie genial und ich kann verstehen warum er seine Fangemeinde hat. Das kann ich zunehmend verstehen.
Warum ich es mir angetan habe die Vorweihnachtszeit mit dem Buch zu verbringen, das mag ich mal so im Raum stehen lassen. Erst habe ich mich darüber geärgert, jetzt nicht mehr, denn z.B. war gerade unser Adventsfrühstück geprägt von Fragen, die er aufwirft und die für mich dann auch einen Weihnachtsbezug haben.
Judith
@ Klassikfreund Ich vermisse dich