Beiträge von Melanie Metzenthin

    Es geht zwar erst in mehr als einem Monat los, aber ich habe schon mal eine Einteilung der Leseabschnitte vorgenommen - was man hat, das hat man ;)


    Abschnitt 1

    Kapitel 1 - 10 (bis einschl. S. 100)

    Abschnitt 2

    Kapitel 11-24 (bis einschl. S. 201)

    Abschnitt 3

    Kapitel 25 - 39 (bis einschl. S. 298)

    Abschnitt 4

    Kapitel 40 - 52 (bis einschl. S. 383)

    Abschnitt 5

    Kapitel 53 bis Nachwort (bis einschl. S. 464)

    Ich lese das Buch auf jeden Fall mit euch! Ob ich an der Runde regelmäßig teilnehmen kann, weiß ich noch nicht. Wir sind ab 16.9. für zwei Wochen mit dem Wohnmobil unterwegs. Da habe ich nicht immer gesicherte Internet-Verbindung.

    Bei der letzten Leserunde klappte es ja auch gut vom Wohnmobil aus. Und du weißt ja, ich schau auch später immer noch rein, bis der letzte durch ist.

    Liebe Lesende,


    bei der letzten Leserunde, die wir zusammen hatten, gab es ja schon einige Interessenten für eine neue Leserunde, wenn am 9. September mein nächstes Buch "Die Hafenschwester" erscheint.


    Wer hat Zeit und Lust, ab Mitte September oder etwas später loszulegen?


    Und damit ihr wisst, worauf ihr euch einlassen werdet, gibt es hier schon mal ein Appetithäppchen mit einer sehr erweiterten Leseprobe:

    Leseprobe zur Hafenschwester


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    Leserundenstart: 16.09.2019


    Interessenten:

    Kritty

    odenwaldcollies

    ysa

    Kessi69

    lielo99

    Larna

    Caren

    Engi

    KatjaAusFreiburg

    Das lässt mich daran zurückdenken, dass wir mit einem Seminar-Kurs mal in einem ehemaligen KZ bzw. einer KZ-Gedenkstätte waren und dort ein Gespräch mit einem Mann geführt haben, der sich viel mit SS-Leuten und deren Motivation beschäftigt hat. Er hat zu deren Psychologie geforscht und hat ganz ähnliche Dinge erzählt.


    Ich freue mich schon sehr auf "Die Stimmlosen" und "Im Lautlosen", die liegen auch schon beide auf meinem SuB :)

    Im Lautlosen beginnt sechs Jahre nach "Mehr als die Erinnerung" - 1926, als Richard Hellmer seine künftige Frau Paula - eine Kommilitonin - kennenlernt. Richard hatte ja in "Mehr als die Erinnerung" sozusagen sein "Erweckungserlebnis", warum er Medizin studieren will. Und das zieht er dann auch mit allen Konsequenzen durch - inkl. des Widerstandes gegen die unmenschlichen Nazi-Gesetze.


    Die Stimmlosen ist die Fortsetzung in der Nachkriegszeit - man kann zwar jeden Band für sich lesen, aber es ist besser, sie in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

    Mir schwirrt noch ein wenig der Kopf und ich habe so viel und doch nichts zu sagen, was mir ein wenig leid tut - es wurde quasi schon alles oben geschrieben, was mir so durch den Verstand geschwirrt ist. Ich fand die Auflösung und die Rollen die die einzelnen Figuren dabei gespielt haben total gelungen und es hat Spaß gemacht sie zu lesen. Und: Ich musste sehr weinen als Bernhard gestorben ist. Ich hatte ja mehr und mehr damit gerechnet, je weiter die Handlung fortgeschritten ist. Schon als Viktor und er sich gegenüber standen hatte ich das Schlimmste befürchtet.

    Und ich weiß jetzt auch, was gemeint war mit dem Hinweis, dass Wotan noch eine Rolle spielen würde, Melanie Metzenthin :) :(

    Wie ich auch schon schrieb - bei der Sterbeszene von Bernhard hatte ich beim Schreiben auch Tränen in den Augen. Aber ich denke, gerade weil es weh tut, beantwortet sich die Frage - kein Leben, um das man aufrichtig trauert, ist wertlos. Trauer auch in dem Sinne, als dass es eine andere Trauer wie bei einem 100-jährigen ist - um den trauert man auch, aber zugleich hat man das Gefühl, das Leben ist vollendet. Bei Bernhard bleibt viel Spielraum für Fantasie, wie es noch hätte werden können, gerade jetzt, wo er wieder anfing, Friederikes Ehemann in jeder Hinsicht zu sein und sich auch bestimmt seinen Möglichkeiten entsprechend gut um sein Kind gekümmert hätte. Wäre es ein echtes "Happy-End" geworden, wäre es m.E. banal geworden, man hätte es vergessen, manch einer hätte es vielleicht auch unglaubwürdig gefunden. Gerade durch den Schmerz beim Schreiben und auch beim Lesen, weil man den Verlust spürt, bleibt die wahre Aussage im Gedächtnis.


    Im Übrigen fand ich auch den Auftritt des Bruders authentisch und sehr gut geschrieben. Ich habe ihn abwechselnd verachtet und ein wenig Mitleid mit ihm gehabt, und ich fand das genau richtig. Seine Erinnerungen und Gefühle sind ja beileibe nicht toll und er ist nun mal traumatisiert (der arme 7-jährige Viktor :( ), aber was aus ihm geworden war ist nun mal echt schlimm.

    Ja, genau das wollte ich auch darstellen - man versteht, warum er so geworden ist, aber das ändert nichts daran, dass er ein Verbrecher ist. Aber es zeigt, dass niemand so geboren wird. Und während Juliane die Möglichkeit hatte, das Trauma zu überwinden und zu wachsen, hat Viktor sich im Grunde selbst vernichtet, als er aufhörte, Menschen menschlich zu betrachten und für Dr. Weiß' Manipulationen empfänglich wurde. Weil er letztlich seelisch zerstört war. Das ist der Unterschied zwischen ihm und Bernhard. Ein Teil von Bernhards Fähigkeiten waren zerstört, aber nicht das, was ihn als Menschen ausmachte. Viktor hatte noch alle Fähigkeiten, aber sein Vater hatte seine Seele zerstört. Und in dieser Leere, die geblieben war, in der menschlichen Verwüstung und Verrohung, da konnte Dr. Weiß' böse Saat schnell aufgehen. Interessant ist ja auch, dass viele der hohen Nazi-Schergen, die KZs leiteten, selbst eine kriminelle Vorgeschichte oder eine seelische Verrohung dieser Art hatten. Und das wurde dann von den Nazis rekrutiert - und dann genügt das eine Prozent an Psychopathen, das jede Gesellschaft hat, um sie komplett zu entwurzeln.



    Toll, dass Magnus Hirschfeld erwähnt wurde! Das mag ich an historischen Romanen: Das man, wenn der Roman gut ist, einiges dazulernen kann. Mir war Hirschfeld tatsächlich nicht unbekannt und wurde aber inspiriert, um nochmal ein bisschen zu ihm zu recherchieren. Großartig!

    An dieser Stelle sei auch mal erwähnt, dass ich die Einstellung von Friederikes Vater zu diversen Belangen einfach wunderbar finde. Vater-Figuren kommen ja nicht immer besonders gut weg, insbesondere wenn es um Töchter/Frauen geht. Friederikes Vater und ihre Beziehung zu ihm sind hier aber mutmachend und haben mir gut gefallen!

    M.E. haben die meisten starken Frauen eine positive Vaterfigur im Hintergrund, die ihnen schon immer vermittelte, dass sie etwas wert sind und alles erreichen können. Vor allem in den Zeiten, in denen Frauen noch nicht die gleichen Rechte wie Männer hatten. Väter sind ungemein wichtig - sie können das beste ebenso wie das schlimmste aus ihren Kindern holen - auf der einen Seite Dr. Meinhardt, auf der anderen Seite der Vater von Juliane und Viktor.


    Übrigens spielt Hirschfeld (bzw. seine Schriften) auch in "Die Stimmlosen" eine Rolle. Ich fand es hochinteressant, dass Hirschfeld schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Grundzüge der Sexualmedizin legte, die heute noch gültig sind, auch wenn er von den Nazis deshalb natürlich verfemt wurde.

    Ich finde übrigens auch schön, wie seine Liebe zu den Pferden unterstrichen wird. Ich habe nicht viel mit Pferden zu tun (war nur als Kind hin und wieder in den Ferien reiten), aber ich fand es z.B. immer schon furchtbar, dass sie im Krieg und auch von der Polizei heutzutage eingesetzt werden. Auch Pferderennen und so weiter finde ich einfach schlimm und unnötig. Ich finde toll dass das mit den Pferden im Krieg kurz angeschnitten wurde.

    Seine Liebe zu seinem Pferd zahlt sich noch einmal aus - aber das kommt im 4. Abschnitt ;)

    Vielen Dank! Ich freu mich auch schon. Viel Spaß im Urlaub!

    Allem voran natürlich Julianes Schicksal. Ich habe genau das schon vermutet (wenn ich auch dachte, der Vater hätte sie missbraucht, aber der ist ja nun auch der Hauptschuldige). Auch wenn Julianes Bruder sie vergewaltigt hat, ist er ja auch Opfer und es tut mir so leid, dass er 1. das als Junge erleben musste und 2. dann selbst zum Täter geworden ist.

    Da mir von Anfang an klar war, dass viele Leser in der heutigen Zeit recht schnell einen Missbrauch vermuten würden, war es mir wichtig, auch da die Vielschichtigkeit zu zeigen - wie aus Opfern selbst Täter werden und wie eine Tat unzählige weitere Leben durch den Schneeballeffekt zerstören kann. Der Bruder ist Opfer und wird Täter - als Täter ist seine Tat unentschuldbar, aber es ist verstehbar, warum er Täter wurde. Das wird ja auch immer gern vermischt, wenn es heißt, die Täter berufen sich auf ihre schlimme Kindheit - die Kindheit kann keine Grausamkeiten entschuldigen - sie kann lediglich erklären, warum jemand so wurde.


    Camille fand ich interessant, und instinktiv glaube ich ihr mal. Mich hat ihre Geschichte berührt und ich hoffe, sie taucht wieder auf (und entpuppt sich nicht etwa zB als französische Spionin ;P - was aber auch irgendwie toll wäre).

    Camille gefiel mir als Figur auch - die hat sich einfach so in den Roman geschummelt und eine größere Rolle bekommen, als ich ursprünglich geplant hatte.

    Übrigens fand ich es toll erzählt, wie Wolfgang und Bernhard zwar anders - weil früherer Zeitpunkt und andere Umstände - aber charakterlich noch quasi gleich wie in der eigentlichen erzählten Zeit sind. Das ist gut gelungen. Walter bzw. Wolfgang ist weiterhin ein Mann mit Prinzipien, sehr hinterfragend und irgendwie analytisch. Und Bernhard hat einen morbiden Humor (der ihm ja leider verloren gegangen ist), schätzt Charakter und den Intellekt und liebt Pferde. Ich finde, er wirkte sogar ein wenig naiv vor seiner Verletzung - obwohl er ja dann später nach seiner Verletzung auch als sehr naiv gilt bei gewissen Menschen.

    Das freut mich. Ich wollte auch zeigen, dass die alte Vertrautheit, selbst wenn Bernhard es vergessen hatte, immer noch tief in ihm spürbar war - das, was Sympathie ausmacht. Er mochte Walter, weil er etwas von dem spürte, was er in Wolfgang als Freund geschätzt hat, ohne das zu wissen.

    Wie hier schon geschrieben wurde (glaube ich?) denke ich, dass Bernhard nicht als wertlos von diesen Menschen denken würde. Meiner Meinung nach hat er nur einen skurrilen schwarzen Humor gehabt und hat sich mithilfe seines Humors vielleicht auch am besten und einfachsten mit ansatzweise unangenehmen Themen auseinandergesetzt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er von mental beeinträchtigten / geistig behinderten Menschen weniger dachte...

    Bernhard ist eigentlich ein sehr sensibler, liebenswerter Charakter, der sich im Krieg hinter seinem Zynismus versteckte. Jetzt, als geistig behinderten, verliert er diesen Schutz und man erkennt ihn als den fürsorglichen Menschen, der er immer war, der nun aber selbst auch schutzbedürftig wirkt - und irgendwie eine Figur zum Liebhaben, wie eine Testleserin es mal nannte ;)

    Ich stimme anderen Beiträgen zu: für mich wirkt er immer "erwachsener". Andererseits beunruhigt mich das, was er so erzählt von Racheengeln und seinem schlechten Gewissen sehr. Und dann die Ausführungen von Dr. Weis zur Manipulation von geistig behinderten Menschen, auch mithilfe von biblischen Geschichten / Religion...

    Bernhard wächst daran, dass er als Erwachsener wahrgenommen wird ... und zum Rest sage ich nichts, die Auflösung kommt im letzten Abschnitt ...

    Ich hätte ja richtig große Lust, mal einen Roman über so einen Arzt wie Weiß als Protagonist zu schreiben, der dann mit seiner gestörten Art tatsächlich bei den Nazis Karriere macht - und man als Leser immer nur den Kopf schüttelt, wieso der Gestörte gar nicht merkt, was er da tut und wie jemand nur so von sich überzeugt sein kann.

    Was hält dich davon ab? ;)

    Ich brauche einen Verlagsvertrag dafür - aber vielleicht sieht das gar nicht so schlecht aus ...

    Nein, das lief unter Vollnarkose als eine reguläre Operation. War in den 1960er Jahren.