Beiträge von Ladybug

    Überzeugt mich keineswegs


    Laura Jacobs arbeitet bei einer Bank und ist quasi die Heldin des Tages, als sie dafür sorgt, dass ein Banküberfall nicht böse endet. Doch dann hält sie die Kündigung ihrer Wohnung in den Händen – die Wohnung, die sie teuer renoviert hat und nicht verlieren möchte. Die Wohnung, die der Bank gehört. Zusammen mit ihrem Mann will sie ihr Vorkaufsrecht nutzen, doch der hat sich verspekuliert und das Eigenkapital reicht nicht mehr aus. Auf der Suche nach einer Lösung gerät Laura in Machenschaften rund um Immobilien, das Darknet, Aktien und Cryptowährung.



    Hier handelt es sich schon um einen Thriller – auch mit Mord und allen Faktoren, die dazu gehören. Jedoch eben um einen Thriller im Finanzwesen. Das ist nicht jedermanns Metier und dürfte einige abschrecken. Für mich bestand das größte Problem darin, dass ich Laura Jacobs, die eigentlich sehr intelligent sein müsste, für reichlich naiv halte. Was sie nicht wusste ist ein bisschen viel für eine Bankangestellte, die eine leitende Position bekommen soll. Das kommt mir nicht sehr realitätsnah vor. Auch ihr soziales Verhalten und ihre Beziehung zu ihrem Mann sind mir fremd. Ich habe deshalb nur bedingt mit ihr mitfühlen können. Dennoch wollte ich wissen, was hinter all dem steckt und so habe ich bis zum Ende durchgehalten.



    Leider bin ich nur mittelstark beeindruckt von der Story und dem Verlauf. Und leider ist mir das schon bei anderen Versuchen mit Büchern dieses Autors so gegangen. Ich stelle also fest, dass Veit Etzold leider nichts für mich ist und ich künftig wohl keine weiteren Bücher von ihm lesen werde.



    Zugute halten möchte ich ihm aber, dass er hier eindeutig viel Recherche hat reinstecken müssen, um die Zusammenhänge halbwegs laientauglich zu schildern. Der Spannungsbogen bleibt mir zu flach und die „Highlights“ reißen es nicht mehr raus. Dazu gab es zu viele Längen für mich. Dass dies ein Auftakt zu einer Reihe um Laura Jacobs sein soll, verwirrt mich dann doch noch zusätzlich. Noch mehr „Bankenthriller“ brauche ich nicht, zumal mir Laura ein bisschen zu emotionslos an alles herangeht und keine Ermittlerin ist. Schade, aber mehr als drei Sterne sind definitiv nicht drin.

    Klufti, ein Urzeit-Affe und die moderne Technik



    Mit dem Skelett des Urzeitaffen „Udo“ wollte Professor Brunner beweisen, dass die Wiege der Menschheit, anders als bisher angenommen, im Allgäu liegt. Einer seiner vielen Feinde hat das nun zumindest vorerst verhindert – Brunner liegt tot unterm Schaufelbagger. Kluftinger muss bei brütender Hitze die Sache aufklären. Das ist gar nicht so einfach, hat er es doch mit dem Besitzer und Betreiber der Tongrube, in der „Udo“ gefunden wurde, und einer obskuren Sekte zu tun. Und noch dazu soll seine Enkelin von einer Tagesmutter betreut werden, was Kluftinger gar nicht gefällt. Die muss also auch noch observiert werden. Und so muss er sich notgedrungen mit der Technik von Facebook und Drohnen beschäftigen, wodurch er sich mit seinem Kollegen befreunden und mit Doktor Langhammer Zeit verbringen muss. Klufti bleibt aber auch gar nix erspart!



    Ich fand den Krimi schon amüsant, ganz klar. Klufti ist und bleibt Klufti, aber dennoch tritt er nicht so ganz auf der Stelle. Ist schwer zu erklären, eine Weiterentwicklung ohne echte Veränderung ist ja eigentlich nicht möglich. Tja, Klufti kann das. Er kann sogar als Interims-Polizeipräsident seinen neuen persönlichen Assistenten einerseits vor niederen Aufgaben, die ihm seine Kollegen aufdrücken wollen, retten, aber andererseits selbst ein paar unbequeme Dinge auf ihn abwälzen. Er kann sogar Flohmarkt. Und er kann Herz zeigen unter seiner ruppigen Schale.



    Es gibt massig Szenen und Momente, die echt urkomisch sind. Leider wurden die dann so stark beansprucht, dass man irgendwann denkt: „ja, ja, schon gut, weiter jetzt“. So entstehen hin und wieder Längen, die gar nicht nötig gewesen wären. Bedenkt man, dass das Buch 560 Seiten und das Hörbuch mehr als 16 Stunden hat, hätte ein klein wenig Kürzen definitiv nicht geschadet. Dass die Autoren jede Menge aktuelle Themen mit verwoben haben – und das gar nicht so ungeschickt – bläht das Buch auch ein wenig auf, dennoch finde ich es gut. Gewisse Dinge darf man einfach nicht übergehen, auch in einem humorigen Krimi nicht.



    Die Idee für den Fall und seine Verdächtigen gefällt mir super gut. Auch sind die Charaktere drumrum passend zum Rest echt schräg und einzigartig. Das Lösen des Falles ist, wie man das bei Klufti kennt, eine ganz besondere Sache und hat ganz viel mit Zufällen zu tun, die ihn in die richtige Richtung schubsen.



    Ich bin nicht der Klufti-Fan schlechthin, aber hin und wieder tut er einfach gut. So auch hier. Man muss sich einfach fallen lassen und darf nicht erwarten, einen ernsthaften Krimi zu lesen oder zu hören. Spannung gibt es nur angedeutet, dafür aber jede Menge Kluftinger-Fettnäpfchen und Humor. Für die vollen fünf Sterne reicht es nur knapp nicht, aber es gibt vier stabile, glänzende Sterne!


    ★★★★

    Da der September fast schon voll ist, schicke ich im Oktober einen kleinen Beitrag per PP. Und ich hoffe, ich denke dann ab und an mal dran und schiebe dann mal wieder was nach. Nur mag ich halt keinen Dauerauftrag machen (mache ich auch bei meinen Spenden für Mensch und Tier nicht, sondern geb immer dann, wenn es geht und passt).


    Aber ich finde es gut, dass es die Möglichkeit jetzt gibt. Fühlt sich für mich richtig an!

    Uff! Ich hab's geschafft! Hatte das Kennwort vergessen, weil ich dauereingeloggt war. Und die Funktion "Kennwort vergessen" funktioniert leider nicht. Da kommt eine Meldung "Fehlerhinweis für Inhaber der Website: Ungültige Domain für Websiteschlüssel"


    Ich freu mich, dass es weiter geht und bin gespannt, auf welche Weise!


    Möchtest Du einen Obolus von uns? Sollst ja nicht alles selbst wuppen müssen.

    Weltbewegende Ereignisse


    Bill und Carrie Hoffmann sind ein typisch amerikanisches Ehepaar mit zwei Kindern, Scott und Elsie. Es hat sich der normale Alltag eingeschlichen und sie kämpfen mit den alltäglichen, üblichen Problemen. Dass Bill für einen Kollegen einspringt und dessen Flug übernimmt, ist zum Teil auch eine kleine Flucht vor den Problemen. Der Abschied ist nicht besonders herzlich. Das macht beiden ein wenig zu schaffen, als kurz nach dem Start klar wird, dass Bill nicht zufällig einspringen musste und der vermeintliche Handwerker Carrie und die Kinder gekidnappt hat, um Bill dazu zu bringen, das Flugzeug mitsamt allen Passagieren abstürzen zu lassen, um Frau und Kindern das Leben zu retten. Für Bill steht aber vom ersten Moment an fest: Er will alle retten, die Passagiere und seine Familie.



    Sicher, an vielen Stellen im Buch wird maßlos übertrieben und mit Klischees gespielt. Aber dennoch ist es sehr gelungen und absolut fesselnd. So gebannt war ich schon lange nicht mehr von einer Story und ich kann mir eine Verfilmung sehr gut vorstellen – die wird dann was für meinen filmbegeisterten Mann. Ein wenig erinnert mich einiges an „Speed“, aber das ist nicht negativ gemeint. Hier hat es viele Komponenten, die zusammen einen richtig guten Thriller ergeben, wenn man dazu bereit ist, ein paar kleine Schwächen zu übergehen.



    Der Schreibstil ist eingängig und geradlinig, trotz diverser Perspektivwechsel. Ganz unschwurbelig und ohne den Leser oder Hörer als dummes Kind hinzustellen, schafft es die Autorin, den Schrecken des geplanten Attentats sehr real werden zu lassen. Es passt alles zusammen und die Motivation ist zwar nicht wirklich logisch, aber für mich zumindest eben eine Erklärung. Man muss es nicht verstehen – man kann es ja sowieso nicht verstehen, wenn Menschen solche Dinge tun. Trotz aller Übertreibungen und Klischees öffnet die Autorin auch die Augen für Dinge, die wir gern übersehen.



    Die Figuren sind allesamt einfach typisch amerikanisch. Das mag die einen stören, für die anderen ist es unwichtig. Ich kann damit leben und finde, es passt zum Setting und zum Plot. Eine Story ohne starke Figuren bleibt blass. Hier bringen die Figuren eine Menge knallige Farben ins Spiel und selbst die weniger sympathischen haben ihre wichtige Funktion. Ohne sie wäre die Story sehr platt.



    Ob die Wendungen überraschend sind oder man sie erahnen konnte? Das liegt im Auge des Betrachters. Auf alle Fälle sind sie intelligent gemacht und geben dem Konstrukt Stabilität. Im Grunde ist alles einfach nur erschreckend logisch.



    Auch wenn ich wirklich gefesselt war, gebe ich „nur“ vier Sterne. Das liegt an den Namen, die ich unglücklich gewählt finde und die mich immer mal wieder ins Stolpern brachten. Und es liegt an der ein oder anderen Unstimmigkeit, sowie Übertreibungen. Dennoch eine klare Empfehlung, denn Spaß macht die Story auf alle Fälle und wie gesagt – ich kann mir das als Film so richtig gut vorstellen (und ich bin kein Film-Gucker!).



    ★★★★ (ړײ)¸¸.•´¯`»

    Manchmal muss man halt auch einfach höflich um Hilfe bitten, damit geholfen wird.

    Gar keine Frage. Aber jemanden Neues sofort blöd anmachen, weil er/sie einen Fehler gemacht hat (und das ja nicht absichtlich), das ist ... suboptimal. Danach hat ein Newbie schon mal kaum noch Lust auf irgendwas.


    Vor allem kam "das hab ich doch schon so oft gesagt". Kann ja sein. Aber mir nicht, nicht mal ein einziges mal, denn - ich war NEU.


    Aber es ist so oder so egal. Hat die Gründerin die Nase voll, ist es kein Wunder, dass auch die Neuen sich nicht so besonders wohl fühlen. Ich schrieb ja, ich verstehe jetzt so einiges besser und vor allem kann ich das Empfinden der Gründerin selbst sehr gut nachvollziehen. Es spielt auch keine Rolle, welcher Wind wo weht. Es geht rein um hier. Es nutzt keinem Newbie, wenn Du ihm sagst, och, angepflaumt werden ist doch nicht schlimm, anderswo wirst Du noch mehr angepflaumt.

    Ich bin nicht ganz neu hier, aber ich fühle mich noch immer als Außenseiter. Deshalb kann ich die Entscheidung sehr gut verstehen und zusätzlich erklärt sie für mich sehr vieles.


    Dass ich gleich beim Start unfassbar unfreundlich angegangen wurde, fand ich schon mal sehr schräg. Neulinge machen Fehler. Das kann man ihnen dann aber auch netter sagen. Steht ja keiner nebendran und erklärt alles. Bis heute sind mir manche Funktionen nicht klar.


    Es wurde mit der Zeit auch leider nicht besser, sodass ich mich aus Diskussionen komplett herausgenommen hatte und nur noch Rezensionen lieferte. Aber auch das hat mir dann relativ schnell keine Freude mehr gemacht.


    Ich möchte kein Salz in Wunden reiben, nur meine Position als eines der Mitglieder erklären, das sehr sehr sehr wenig aktiv bis inaktiv ist. Mir wurde sehr stark der Eindruck vermittelt, dass man hier gewissen Platzhirschen untergeordnet dienen muss. Ja, klingt schlimm, ist aber eben mein Empfinden. Es fühlte sich nicht schön an, ich hab mich auch nie willkommen gefühlt.


    Wenn schon die Gründerin des Forums sagt, dass sie 90% der Mitglieder nicht (mehr) mag, ist es irgendwie kein Wunder, dass es mir ebenso geht (auch wenn ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu den 90% gehöre, schon allein deshalb, weil ich seit Monaten nicht mehr aktiv bin).


    Nach über 20 Jahren ist das alles super schade, ganz klar. Aber egal, wie die Entscheidung ausfällt, ich kann sie verstehen.


    Manchmal macht das Leben eben eigene Pläne.

    Glücksente für alle


    Der Therapeut Lindholm versucht, Cressida Catterberg dabei zu helfen, ihr Leben auf die Reihe zu bekommen. Oder will Cressi das einfach nur glauben? Auf alle Fälle ist sie ständig pleite und das definitiv hauptsächlich, weil sie die teuren Therapiesitzungen zahlen muss. Noch dazu hat sich der One-Night-Stand ihrer Mitbewohnerin auf ihrer Couch einquartiert und mischt sich ständig in ihr Leben ein, sogar die alte Chinesin vom Imbiss gibt ihr ständig ungefragt Ratschläge. Ganz zu schweigen von ihre Schwestern und Tanten! Und dann stirbt die Mutter und lässt jede Tochter mit einem überraschenden leiblichen Vater und tausend unbeantworteten Fragen zurück. Dafür sollen die Schwestern ihre Asche illegal im Englischen Garten verstreuen und noch dazu Cressi das seit Jahren stillgelegte Bistro übernehmen. Noch mehr Chaos geht ja wohl gar nicht!



    Ja, Cressi hat es nicht leicht und noch dazu steht sie sich ständig selbst im Weg. Man mag ihr immer wieder auf die Schulter tippen und ihr sagen, dass sie sich einen neuen Therapeuten suchen soll oder noch besser: gar keinen braucht! Sie lässt sich einfach nur immer wieder viel zu viel gefallen und wehrt sich zu selten. So schräg die meisten Entscheidungen von Cressi sind, man mag sie irgendwie und findet sie erstaunlicher Weise nicht halb so nervig, wie sie eigentlich doch ist.



    Der Schreibstil ist wunderbar! Cressi erzählt ihre Geschichte selbst und das mit ganz viel Selbstironie und Galgenhumor. Sie ist sich also durchaus bewusst, dass in ihrem Leben immer wieder Dinge geschehen, die absolut unüblich und ungewöhnlich sind. Entsprechend wirkt ihre Erzählweise ein bisschen hektisch und überstürzt, aber es passt genial zu den Geschehnissen.



    Die „Randfiguren“ sind einfach wunderbar und ganz vorne steht bei mir Wischnewski – ich habe es bildlich vor Augen, wie er aus dem Keller heraus Eis verkauft. Und es versetzt mich in meine Kindheit zurück, in der es so einen Eisverkauf auch gab. Hach, war das toll! Selbst Cressis wirklich anstrengende Tanten haben etwas Liebenswürdiges. Sie wirken ein bisschen aus der Zeit gefallen, aber anders würde ich sie gar nicht haben wollen!



    Die Lektüre hat enorm Spaß gemacht, schon allein, weil Mimi Steinfeld ernste Themen auf eine humorvolle Weise verarbeitet, die nicht respektlos ist. Ein bisschen mehr Cressi würde uns allen gar nicht schaden. Vor allem, wenn eine Lucinda, ein Mika, ein Wischnewski, eine alte Chinesin und ein Hund namens Schröder beteiligt sind. Keine nobelpreisverdächtige Lektüre, aber ein großartiger Lesespaß und deshalb gebe ich die vollen fünf Sterne!


    ★★★★★

    Der Deutsche in Portugal erstaunt mal wieder alle


    Leander Lost und Soraia Rosaro genießen die Ruhe, doch der Sturm folgt schneller, als gedacht – ein englischer Tourist liegt tot im Ferienhaus, seine portugiesische Begleiterin ist weg, auf der Flucht. Fast könnte man meinen, der Fall ist klar, doch die Ermittlungen bringen mehr Fragen als Antworten zutage und so ist Lost schnell wieder ganz in seinem Element …



    Es ist schwer zu beschreiben – die Bücher rund um Leander Lost sind ganz speziell und sehr unterhaltsam, dennoch mag ich sie sehr. Ich muss aber in der passenden Stimmung und Laune dafür sein. Die Mischung aus Lokalkolorit, Spannung und Humor ist einzigartig und der Besonderheit Losts angemessen. Doch geht es mir ein wenig wie den meisten, die Lost begegnen: er strengt ein wenig an, auch wenn man hinterher merkt, dass er genial ist und trotz aller Eigenheiten super liebenswert. Und selbst im fünften Band lässt all das nicht nach – im Gegenteil, ich finde, Gil Ribeiro ist es gelungen, den Standard immer ein kleines bisschen zu erhöhen.



    Trotz aller „Gemütlichkeit“ packt der Autor, der eigentlich Holger Karsten Schmidt heißt, brandheiße Themen in den Fall, die den Leser urplötzlich und kalt erwischen. Dabei sind die Wendungen und Kniffe sehr intelligent gemacht und muten nicht „gewollt“ an, sind also sehr in sich stimmig. Das gefällt und imponiert mir enorm. Diesmal geht es um Nahrungsmittelknappheit, Hunger und Überbevölkerung, illegale Experimente und natürlich das liebe Geld. Die Zusammenhänge sind komplex und logisch – und erschreckend. Man braucht nicht viel Phantasie, um zu glauben, dass dieses Szenario sehr real sein könnte.



    Die Entwicklung der Figuren ist stimmig und gelungen. Die Beschreibungen der Gegend, der Genüsse, der Geschehnisse – alles sehr bildhaft, aber nicht langatmig. Man wird nach Fuseta versetzt und kann sich alles sehr gut vorstellen. Leander Lost überrascht an einigen Stellen. Auch das finde ich erfrischend und lobenswert.



    Ja, es war wieder wunderbar, Zeit mit „alten Bekannten“ zu verbringen. Und ich freue mich auf die nächste Begegnung, aber auch darüber, dass diese nicht gleich morgen sein wird. Ich gebe deshalb trotz der kleinen Kritikpunkte sehr gerne fünf Sterne.



    ★★★★★ (ړײ)¸¸.•´¯`»

    Ein wichtiges Thema grausam fokussiert und nicht optimal umgesetzt


    Zwei Menschen, die auf den ersten Blick so gar nichts miteinander zu tun haben, leben in ihrem Land und ihrer Blase mehr schlecht als recht vor sich hin. Da ist Junya, ein junger Japaner, der sich in seinem Zimmer verbarrikadiert, von der Mutter Essen vor die Tür gestellt bekommt, und hin und wieder nachts einem schrecklichen Geheimnis nachgeht. Und da ist die Deutsche Fanni, die für eine Sicherheitsfirma arbeitet, dabei aber eine Menge Grenzen überschreitet und Dinge sieht und verschweigt, aber auch gleichzeitig ihr Leben statt mit ihrer eigenen Familie mit einer völlig fremden Familie per Kamera „teilt“. Über Kontinente hinweg besteht eine schreckliche Verbindung, von der beide nichts wissen …



    Winkler spielt sprachlich gekonnt mit dem Leser. Er gibt Fannis Parts viele Anglizismen, Fachausdrücke, IT-Sprache und vor allem Gendering. Junya hingegen wird mit jeder Menge japanischer Ausdrücke coloriert. Wer googeln mag, darf das gern – ich möchte lesen, und zwar im Fluss und nicht mit tausend Unterbrechungen. Man sieht also, dieser Dreh kann auch nerven. Mir ist dennoch bewusst, dass es andere Geschmäcker gibt und sicher eine Menge Leser genau das mag. Doch ich spreche ja für mich und erzähle hier, wie meine Leseerlebnis war. Nun – leider eben nicht wirklich bereichernd oder unterhaltend. Ich habe vieles dann nur überflogen und mich nicht über die Bedeutung gewisser Ausdrücke gekümmert. Sie sind auch nicht wirklich wichtig für die eigentliche Story und auch nicht für die Message des Buches. Vermutlich gibt es schon deshalb keinen Glossar im Buch.



    Mir ist bewusst, was der Autor mit dieser brutalen und schrecklichen Story ausdrücken möchte. Gerade deshalb finde ich das Ende wenig befriedigend. Auch die Verbindung der beiden Protagonisten ist sehr dünn und für mich nicht wirklich gelungen, da ich befürchte, dass kaum jemand verstehen wird, dass sie auch gar nicht wichtig ist für das, was Winkler sagen will. Sowohl Fanni als auch Junya (und auch GermanVermin) haben echte Probleme und niemand unternimmt wirklich etwas dagegen. Das Ende ist hart und brutal. Beide (oder alle drei) Leben können sich jetzt ändern, aber ob und in welche Richtung – das ist weiter offen. Auch das ist Absicht, aber es muss mir nicht gefallen.



    Das zentrale Thema ist „Depression“. Diese äußert sich nicht, wie die meisten glauben, in traurigem Gesichtsausdruck und Kopf-hängen-lassen. Sie treibt gerne absonderliche Blüten. So wie hier bei Junya und Fanni. Wir erfahren nicht wirklich, was die Auslöser waren, aber wir sehen, dass ihre Vergangenheit nicht wirklich glücklich war, keinen guten Start in ein ausgeglichenes Leben gegeben haben. Diese Dinge sieht man eben selten – kaum jemand kennt andere sein/ihr ganzes Leben lang. Und wenn, dann sieht man dennoch nicht häufig genau hin. So ist es dann für Betroffene einfach, die Depression zu verbergen und wenn es ganz dumm läuft, dann sucht sie sich eben ein ganz übles Ventil.



    Soweit ist mir die Aussage Winklers durchaus bewusst. Dennoch hat mich das Buch weder bewegt noch wirklich erreicht und ich befürchte, dass ein nicht zu kleiner Teil der Leser gar nicht erst versteht, worum es geht. Das ist dann nicht nur schade, sondern unter Umständen sogar gefährlich.



    Ich habe sehr interessiert mit dem Lesen gestartet und dann war es, als liefe ich durch Wackelpudding. Ich kam nur sehr langsam voran. Je näher ich dem Ende kam, desto mehr musste ich mich zum Lesen zwingen. Die letzten 50 Seiten kosteten wirklich alle meine Willenskraft …



    Fazit für mich – ich mag das Buch nicht. Zwei Sterne.


    ★★

    Linus Geschke hat endlich wieder seine Genialität gefunden!


    Drei junge Leute, ein Loft. Nicht jede Wohngemeinschaft läuft glücklich und auch hier fragt sich, wie Hennig, Sarah und Marc wirklich zueinander standen, denn Henning ist verschwunden. Viel Blut, keine Leiche, aber es liegt auf der Hand, was geschehen ist. Doch wer ist der Mörder? War es Sarah, weil sie mit Marc allein leben wollte? War es Marc, weil Henning ein Nebenbuhler war? Waren es beide gemeinsam, weil Hennig nicht freiwillig ging? Oder war es ein Fremder? Sarah und Marc erzählen ihre Geschichte, doch die unterscheidet sich an vielen Punkten sehr stark. Kriminalhauptkommissarin Bianca Rakow weiß, wie sie die Antworten findet, die sie haben will …



    Endlich! Linus Geschke hat wieder in seine alte Form gefunden! Nachdem ich seine (leider sehr kurze) Reihe um Jan Römer geradezu inhaliert hatte, war ich von den folgenden Büchern leider weniger angetan. Konnte man lesen, man hatte aber auch nicht viel verpasst, wenn man es ließ. Aber hier – das ist geradezu ein MUST-READ! So geht perfekte Unterhaltung, so schreibt man einen genialen Thriller!



    Der Aufbau allein schon liest sich gut und ist gefällig. Es ist ein Wechsel aus den Erzählungen von Marc, Sarah und der Ermittlung. Der Leser erfährt so nach und nach, was herausgefunden wurde und was die Verdächtigen preisgeben. Anfangs möchte man sich empören, wieso die beiden verhaftet wurden und es nicht in Erwägung gezogen wird, dass ein Dritter die Tat begangen hat. Die Freilassung von Sarah macht dann erstaunlicher Weise noch mehr betroffen, hofft man doch, dass jetzt auch bald Marc freikommt. Oder ist es tatsächlich Marc gewesen? Immer mehr kommt ans Tageslicht und immer seltsamer wird die Geschichte. Geschke lässt die Figuren sehr real erscheinen, obwohl er – wie im Vorwort angekündigt – sich nicht wiederholt und nicht viel erklärt. Nein, das machen seine Figuren auch nicht. Aber er gibt ihnen eine Wahnsinns Ausdrucksstärke, selbst wenn sie wenig sagen und tun.



    Beim ersten Twist habe ich mich einfach nur gefreut, denn das ist Geschke, wie ich ihn kenne und liebe! Die ganze Geschichte bekommt mit nur einem kleinen Pinselstrich eine völlig andere Bedeutung und der Thrill setzt schlagartig ein, wo vorher nur große Fragezeichen standen. Die Karten wurden völlig neu gemischt und alles, was bis dahin logisch und klar erschien, wird hinfällig.



    Als wäre das nicht genial genug, geht es von da an Schlag auf Schlag. Eine Wendung nach der anderen, ein alles ändernder Satz hier, eine unerwartete Überraschung da und am Ende – ja, am Ende der absolute Knaller!



    Zu sagen, dieses Buch ist ein Page-Turner, wäre viel zu abgedroschen und noch dazu zu wenig. Es ist fesseln und überraschend, es ist genial und gerissen, es ist beeindruckend und umwerfend!



    Wahnsinn! Das ist ganz großes Kino! Und dafür gibt es dann auch ganz klar fünf Sterne.

    Wahrheit oder Lüge?


    Ein Society-Paar feiert aufwendig die Hochzeit des Jahres an der kalifornischen Küste. Geladen ins luxuriöse Spa-Hotel sind auch die ehemaligen Highschool-Freundinnen der Braut. Das Probedinner wird durch einen Mord gecrashed – und vier Frauen gestehen diesen Mord. Die Polizei glaubt keiner der Frauen und gräbt tief …



    Das Buch liest sich super gut weg, obwohl man anfangs weniger Thrill verspürt, als man bei einem Thriller erwartet. Gut möglich, dass auch am Ende der eine oder andere das Buch eher als Krimi sehen mag. Ich finde den Aufbau und die Idee für die Wendungen hier und da jedoch sehr gut gelungen und für mich ist das Buch insgesamt genommen dann doch ein gelungener Thriller.



    Die einzelnen Figuren muss man einfach ins Herz schließen, mit all ihren Macken und Fehlern, mit ihren Lebensgeschichten, die man als Leser nach und nach erfährt und die am Ende zu dem führen, was geschehen ist. Ich hatte nur öfter ein kleines Problem damit, die Frauen altersmäßig auf einer Linie zu sehen. Mir kamen sie doch eher unterschiedlich alt vor. Doch das tut im Grunde kaum bis gar nichts zur Sache.



    Anfangs besteht die Story rein aus Verhören. Das ist erst mal ein bisschen gewöhnungsbedürftig, macht mit der Zeit aber super Spaß, zumal am Ende jedes Verhörs ein kleiner Knaller wartet. Dazwischen kommen dann immer häufiger und längere Kapitel, die in bekanntem und gewöhnlichem Stil geschrieben sind. Zusammen ergeben diese beiden Stilelemente ein erfrischend anderes, neues Konzept.



    Der Fall selbst schleicht sich meiner Meinung nach so ganz heimlich von hinten an und selbst ganz am Ende muss der Leser selbst entscheiden, welche Wahrheit er glauben möchte und wen er für Opfer oder Täter hält. Das finde ich super tricky und gelungen.



    Gina LaManna hält sich nicht mit langen Beschreibungen auf. Ihr genügen wenige Pinselstriche, um Situationen und Personen zu zeichnen. So hat man jede Menge Freiraum, das eigene Kopfkino machen zu lassen. Sie spricht mit ihren vier Frauen eine Reihe „typischer Frauenthemen“ an. Das mag langweilig klingen, ist aber schlichtweg aus dem Leben gegriffen und zeigt, wo es sich Frauen leider noch immer selbst schwer machen, aber auch von außen schwer gemacht bekommen.



    Auffällig ist, dass im Buch wenige männliche Figuren auftauchen und diese eine recht nebensächliche Rolle spielen. Hier liegt der Fokus deutlich auf dem Thema „Frau“. Dabei ist es aber kein feministischer Frauenroman, sondern zeigt einfach nur Dinge auf, die viel zu oft viel zu selbstverständlich gesehen werden.



    Insgesamt also ein vielschichtiges Buch, aus dem man für sich Erkenntnisse ziehen kann, aber nicht muss. Es ist super unterhaltsam, bringt auch immer mal wieder zum Lachen und viel zum Nachdenken. Nicht perfekt, nicht blutrünstig, nicht überdramatisch, aber sehr gut zu lesen und kein bisschen langweilig. Von daher gebe ich vier Sterne.


    ★★★★

    Porca miseria!


    Paul Böger ist ein begabter Fotograf – aber er hat ein dunkles Geheimnis. Er weiß sich nicht anders zu helfen, als vor sich selbst zu fliehen. Rettung sucht er in den toskanischen Bergen. Dort hat er ein altes Haus gefunden, das er kauft und renovieren will. Es liegt weit ab, ist schwer zu erreichen und soll ihn vor sich selbst schützen. Doch sein innerer Dämon ist stärker, als er selbst …



    Bisher fand ich die Bücher der Autorin super gut gelungen. Nicht immer perfekt, aber ich wusste, ich werde bestens unterhalten. Hier habe ich mich ab einem recht frühen Punkt tatsächlich gefragt, ob wirklich und wahrhaftig Sabine Thiesler dieses Buch geschrieben hat. Ich kann es auch am Ende des Buches noch immer nicht glauben. Die Kapitel mit Neri reichen so eben an das Gewohnte heran, der Rest ist schwülstig und unpassend.



    Die Gedanken und Gefühle eines Pädophilen zu schildern, klar, ist sicher nicht einfach. Doch hier wird er als reines Opfer dargestellt, das auch noch überall Sympathien weckt und dem unfassbar viel nachgesehen wird. Mir kommt nicht genug hervor, wie schlimm dieses Vergehen ist, welches Leid es für die Opfer bedeutet – hier leidet nur der Täter und das nur auf seltsame Art. Keine Frage, Pauls Kindheit war nicht schön, aber nichts auf der Welt rechtfertigt, dass er Kinder missbraucht und tötet.



    Von Anfang an fällt Paul in seiner neuen Heimat auf, doch niemand sieht genauer hin. Das erscheint mir nicht nur sehr weltfremd, dass Fremde nicht ganz besonders unter Beobachtung stehen sollen und bei einem schrecklichen Unfall mit Todesfolge alle nur bedauernd ihr Mitgefühl ausdrücken, sondern auch als unnötiger Füllstoff.



    Kaum eine Figur im Buch hat ein normales, durchschnittliches Leben. Nahezu alle haben ein hartes Schicksal erlebt. Eine erstaunliche Ansammlung! Selbst Neri schwächelt enorm und dabei hatte ich mich so sehr gefreut, dass er wieder aktiv werden wird! Nichts geht in die Tiefe, alles bleibt oberflächlich. Völlig vom Glauben abgefallen bin ich, als Neri erklärt, die Polizei kann „um diese Zeit nichts mehr machen“, erst wieder am nächsten Morgen.



    Die Sprache gefällt mir auch nicht sehr. Irgendwie ist rund um Paul alles so extrem pathetisch, schwülstig. Da meint man immer wieder, hier hat ein blutiger Anfänger geschrieben. So ist Sabine Thiesler bisher nie gewesen. Dann haut sie plötzlich vulgäre Ausdrücke rein, die so krass das Gegenteil darstellen, dass mir schlecht wird.



    Das Ende ist dann dermaßen dramatisch, dass man nur mit dem Kopf schütteln kann. So langatmig die ersten 500 Seiten sind, so rasant und actionreich sind die letzten 90 Seiten. Leider aber auch ein wenig unsortiert und abrupt, ein bisschen so, als hätte die Autorin jetzt selbst die Schnauze voll.



    Ich bin so traurig, denn ich hatte mich unbeschreiblich auf das neue Werk von Sabine Thiesler gefreut. Spannung und Nervenkitzel habe ich nur am Ende und da nur kurz gefunden. Die Bewertung fällt mir sehr schwer, denn zwei Sterne sind zu wenig und drei eigentlich zu viel. In der Hoffnung, dass dies nur ein Ausrutscher war und künftig wieder die volle Kreativität der Autorin in ihre Bücher fließt, gebe ich jedoch die drei Sterne.


    ★★★

    Sehr schwach!


    Jonah Colley sucht seit zehn Jahren seinen Sohn Theo. Er glaubt nicht daran, dass er ertrunken ist. Sein bester Freund Gavin, zu dem der Kontakt inzwischen abgebrochen ist, meldet sich plötzlich wieder und will Jonah in einem verlassenen Lagerhaus treffen. Doch dort findet Jonah nicht Gavin, sondern eine Falle …



    Über lange Strecken dreht sich meiner Meinung nach die Story im Kreis. Mir fehlt hier eine Art Vorankommen. Die neuen Erkenntnisse und was Jonah herausfindet, macht den Wust nur noch dicker, bringt aber niemanden in Richtung Lösung. Das mag dem einen oder anderen gefallen, mich stresst das.



    Hinzu kommt, dass mir die Handlungen oftmals sehr unlogisch vorkommen. Von wem? So gut wie von jeder Figur im Buch! Die Erklärung, wie Tote wieder lebendig werden können, hat mir den Atem verschlagen. Entweder sind in London alle Polizisten unfähig oder dies ist der unglaubwürdigste Thriller aller Zeiten. Vermutlich letzteres!



    Das Ende ist unbefriedigend. Hier wird eindeutig darauf hingearbeitet, einen Anschluss an weitere Bände zu schaffen. Das mag ich gar nicht. Schön, wenn eine Reihe zusammenhängt, aber nicht schön, wenn Fäden lose herumhängen oder mit hässlichen Knoten zusammengeflickt werden.



    Hätten die Figuren wenigstens Tiefe, könnte das etwas ausgleichen. Doch sie sind blass und keine liegt mir sonderlich am Herzen, außer Theo. Ich suchte vergebens nach Spannung und habe tatsächlich das Gegenteil gefunden – Entspannung. Ich hatte das Gefühl, so ziemlich jede Figur hatte entweder Schlaftabletten oder Beruhigungsmittel eingeworfen. Alles dümpelte selbst an den spannendsten Stellen recht geruhsam vor sich hin. Für einen Serienauftakt ist dieser Teil einfach zu schwach und kann mich nicht dazu animieren, fieberhaft auf den nächsten Band zu warten, um herauszufinden, ob „alles noch gut wird“.



    Die Idee ist okay, es gibt wunderbare Sätze und Stellen, aber nichts passt richtig zusammen. Mit viel gutem Willen gebe ich drei Sterne – Johannes Steck hat sich sehr viel Mühe gegeben, den Thriller so gut wie nur möglich dastehen zu lassen. Zaubern kann er halt aber auch nicht.



    ★★★