Beiträge von Rosmerta

    Ja, es ist ziemlich subjektiv gehalten, dafür aber sehr humorvoll geschrieben, eher nicht als Basis für wissenschaftliche Arbeiten geeignet, aber eine wundervolle Bettlektüre.


    Immerhin fand ich aber gelungen, die heutige Perspektive auf menschliches (und "göttliches") Verhalten mit der historischen
    Perspektive zu verbinden, was dem Laien einen Zugang zur Mythenwelt ermöglicht, ohne dass eine Veränderung derselben,
    quasi eine Adaption des Stoffes unter heutigen Vorzeichen erfogt, eben wie es viele Hollywoodfilme tun würden.
    Dadurch ist ein gewisser Zugang zu Denkweisen anderer Zeiten und Kulturen zumindest nicht versperrt, soweit so etwas überhaupt möglich ist. Und es bietet durchaus Ansatzmöglichkeiten für ernsthaftere Fragestellungen.


    Deswegen und wegen der guten Lesbarkeit, der Leichtigkeit der Darstellung, würde ich es besser bewerten.


    4ratten

    Vielleicht liegt das daran, dass Standesunterschiede uns heute eben nicht mehr so als Grund erscheinen, dass ein Paar nicht zusammenkommen kann. Aber gesellschaftliche Grenzen haben wir ja immer noch, die uns in unseren privaten Entscheidungen massiv einschränken.
    Wie z.B., wenn eine Ärztin von sagen wir 43 Jahren einen jungen Handwerker, sagen wir Maurer, von 28 lieben würde...
    Klar wäre es möglich, zusammenzukommen, bestimmt gibt es dass auch irgendwo, aber das wäre ja bei Lene und Botho auch der Fall. Es wäre ja auch nicht illegal, oder so - ist es bei Lene auch nicht.


    Aber die Stärke, die es brauchte, dem gesellschaftlichen Druck standzuhalten, kann Menschen niederringen, das könnte doch auch in unserer Gesellschaft sehr wohl Thema sein, meine ich. Hinzu kommt ja bei Fontane die Gesellschaftskritik insgesamt, die verdorbenen Strukturen, die er sieht, zugegeben, das mag veraltet sein. Aber als Zeitdokument kann man den Roman sicher noch lesen, denke ich. Auch soziologisch ist er ganz spannend, finde ich, die Typen, die Fontane zeichnet (Frau Nimptsch oder die - öh - Edelnutten der Adligen :redface:..... ). Frauenleben gestern und heute.
    Das weiß man doch wieder zu schätzen, dass die Frau seit (erst) 50 Jahren endlich juristisch gleichberechtigt ist, zumindest bei uns.


    Gruß Rosmerta

    Ah, interessant! Für mich hat das Wort nämlich nicht so eine negative Konnotation.
    Ja, "Martin Salander" habe ich auch mal gelesen, in meiner Jugend Maienblüte, ist also lange her.


    Ich denke, ich kann nachvollziehen, was du meinst, das war z.T. auch meiner Empfindung nach, na, sagen wir mal, zu nahe liegend. Da war doch diese merkwürdige Liebesgeschichte zwischen dem Protagonisten und dieser intellektuell zurückgebliebenen Schönen, ein Klischee also...
    In der Tat, das kommt mit der Schönheit und dem feinen Witz von "Kleider machen Leute" nicht mit.
    Besten Dank für deine Antworten.


    LG Rosmerta

    Ja, das glaube ich allerdings auch.
    Nettchen und Wenzel verlieren ihren Zauber, ihre Unschuld, ihre Schönheit - ein happy end gegen den Strich zu lesen.
    Ich frage mich nur, ob Keller hier nicht eben realistisch ist, die Gesellschaft seiner Zeit geht doch genau in diese Richtung....
    Ich hätte genau das halt prosaisch genannt...der poetische Realismus kippt in die Richtung des Realismus...


    Eine Bennenungsfrage?

    Nicht prosaisch? Das erstaunt mich. Da siegt doch der Kapitalismus über die Lebenslust, die Ästhetik, auch die unbedachte, vielleicht kindliche Verschwendungssucht, da wird der schöne Wenzel bauchig (kann auch schön sein, klar), der
    Glücksritter zum Rechner und siegt dadurch.
    Ist das nicht auch ein bisschen schade?


    Was für eine Welt. Keller zeigt doch grade, was die Welt verliert, wenn das Geschäft alles andere dominiert. Oder?
    Korrigiert mich bitte, wo ich zu eng oder falsch denke, bin stets dankbar für Lernbares.


    Gruß Rosmerta

    Ganz herzlichen Dank für die Übersicht, in der so viel Arbeit steckt und die so hilfreich für den Leser sein kann.
    Ich habe mir den Decameron in meiner lang verflossenen Jugendzeit von meinen Eltern zu Weihnachten gewünscht, in aller Unschuld, und prompt bekommen, ebenfalls in aller Unschuld, sie kannten eben nur die "Falkennovelle", die berühmte
    9. Novelle des 5. Tages.
    Tja, ich habe die zehn Bücher tatsächlich schnell durchgelesen gehabt.


    Das Gesamtpaket atmet insgesamt eine wunderbare Atmosphäre, exotisch, vor allem aber kontrastiv, zum einen Jugend, Adel, Reichtum, Kunst in Form von Literatur, Muße im Garten, Schönheit, zum anderen die Pest in Florenz, also Angst, Elend, Tod.
    Das kann man als Bild für das Leben überhaupt sehen, scheint mir.
    Und daher ist auch die Novellenform so passend, etwas Neuartiges wird erzählt, etwas Erzählenswertes mit einer Pointe, ein Hauch auch von Klatsch, aber in gebundener Form und sehr literarisch; die Themen vereinen Höfisches, Ethik, Sitte und verfeinertes Leben mit Erdigem, Menschlichem und allzu Menschlichem.


    Wundervoll!

    Ich habe es gerade zur Seite gelegt, bin damit "fertig", wie man sagt. Zugegeben, ich habe es gern gelesen, nachdem es in meiner Lieblingsbuchhandlung spontan mein Interesse erregt hatte.
    Zugegeben auch, dass ich andere Bücher dafür zunächst an die Seite gelegt habe.
    Darüber hinaus sei gesagt, dass ich die Autoren für keines wegs "doof" halte, dass manche Beobachtung zutreffend, mancher
    Erklärungsansatz einleuchtend erscheint. Und natürlich können sie mit Sprache umgehen, der Text ist unterhaltsam, die Beispiele bizarr, mancher Spruch hübsch und originell.


    Aber nach der Lektüre bleibt wenig hängen. Es ist kein Buch, das lange trägt, eine neue Perspektive eröffnet etc.
    Insgesamt halte ich das Buch für literarisches junk food, eine echte Diskussionsgrundlage hat sich für mich nicht ergeben,
    wenn es um reale gesellschaftliche Missstände geht. Es geht wohl doch mehr um die Unterhaltung für die Leserseite,
    um das Geldverdienen für die Autoren und Verlegerseite.

    Ich mag an der Novelle ihre vorsichtige Art, ist eben Poesie drin, dennoch Realismus.....
    Da ist zum einen der Umgang mit Armut. Auch hier führt ja die Armut in den Untergang, wirtschaftliche Basis muss sein, um angemessen leben zu können. Da wird nichts beschönigt. Und dennoch ist es eben ein poetischer Umgang mit Armut.
    Meisten - sorry - ist Armut nicht schön, um nicht zu sagen hässlich, hier wird sie zauberhaft, märchenhaft dargestellt, bei allem Realismus.
    Und das gleiche gilt für gestörte zwischenmenschliche Beziehungen.


    Mir ist Keller so sypathisch dafür. Intelligent, ein Ästhet, aber keiner, der die Augen vor der Realität verschließt.


    Und nicht zum Schluss ist es ja auch ein Plädoyer für die Liebe. Hach ja.

    Spät, aber von Herzen ein Dankeschön an Nietzsche für diese wunderbare Rezension! :smile:
    Ich habe noch eine Frage: Rubehn ist doch ein Name, der deutlich auf einen jüdischen Zeitgenossen verweist.


    Ist "L´Adultera" deiner Ansicht nach - abgesehen davon, dass es ein Plädoyer für die eigenständige denkende und handelnde Frau ist - auch ein Plädoyer für die Emanzipation, auch die Akzeptanz des Judentums in der Gesellschaft?
    Wenn ich mich recht erinnere, hat man Fontane doch aufgrund eine Gedichtes auch antisemitische Tendenzen nachgesagt,
    dies hier scheint mir ein Gegenindiz zu sein oder liege ich falsch?
    Ich wäre sehr an deiner Meinung interessiert.


    Schöne Grüße Rosmerta

    Ich hab´s jetzt erst gelesen und kann der obigen Begeisterung nur zustimmen.


    Ein tolles, sehr lehrreiches und gut geschriebenes Buch.


    Man könnte ergänzend noch anfügen, dass selbst in der guten Übersetzung noch Formulierungen erkennbar sind, die eser zeigen, dass er der Gedankenwelt einer so fremden Kultur nur näherungsweise, nicht ganz folgen kann.
    Ich habe bisweilen nicht wirklich verstanden, wie die Frau denkt, aber man kann es dennoch hinnehmen und weiterlesen.


    Am Ende bleibt der Respekt vor einem Menschen mit solcher Ichstärke und das Erstaunen über das Ausmaß der Zerstörung,
    die die Kulturen auf chinesischem Staatsgebiet hinnehmen mussten.

    "1994 war es fünfzig Jahre her, dass der östrerreichische Kinderarzt Hans Asperger (1906 - 1980) die Beschreibung einer Gruppe von Kindern veröffentlicht hat, die, wie er fand, an einer Abweichung von der normalen Persönlichkeitsentwickluing litten - einer Abweichung, die er für zu Unrecht unbeachtet hielt, obgleich sie nicht selten vorzukommen schien. Aspergers Sichtweise brauchte lange, bis sie Widerhall in der internationalen Kinderpsychatrie fand, weil der Zweite Weltkrieg und die übrigen kulturellen und politischen Verhältnisse in Europa 1944 zur Folge hatten, dass sein Originalartikel im Archiv für Psychatrie und Nervenkrankheiten zunächst für andere als deutsche und österreichische Fachleute weitgehend unbekannt blieb. (.....)
    Verglichen mit dem infantilen Autismus war die Erforschung des Asperger-Syndroms bisher verschwindend gering. In den
    letzte zehn Jahren haben sich jedoch deutlich mehr Untersuchungen mit diesem Syndrom befasst. (..)


    (aus: Ole Sylvester Jorgensen: Asperger: Syndrom zwischen Autismus und Normalität. Diagnostik und Heilungschancen, Beltz,
    Weinheim und Basel 1998, S. 12f)


    Meine Äußerung bezieht sich u.a. auf das oben genannte Zitat. Wenn ich mich unangemessen oder missverständlich ausgedrückt haben sollte, bitte ich hiermit um Verzeihung, vielleicht ist "in Vergessenheit geraten" zu absolut ausgedrückt gewesen.


    Meines Wissens beschreibt die WHO das Syndrom auch erst seit 1993.


    Was genau es war, das das wieder verstärkte Interesse bewirkt hat, kann ich nur vermuten. Ich nehme an, dass die Beobachtung von Personen mit dem entsprechenden Syndrom die Forschung verstärkt hat, quasi die "Nachfrage", besser gesagt: die Notwendigkeit der Beschäftigung damit. Ich möchte noch anfügen, dass ich diese Notwendigkeit auch sehe
    und sehr froh bin, dass die Kenntnis um dieses Syndrom sich mehr und mehr durchzusetzen scheint.
    Nicole Schusters Buch kann dabei sicher helfen.


    LG Rosmerta

    Ich habe das Buch gerade zu Ende gelesen und kann in die so sehr positive Bewertung hier nicht ganz einstimmen.


    Sicherlich ist es leicht und flüssig zu lesen, gut erzählt also, und das ist schon mal ein wichtiges Kriterium.
    Das Thema ist zweifellos fesselnd und in der Wirklichkeit verankert, denn es gibt "Mörder-Groupies" bekanntlich und nicht zu selten.


    Aber der Anspruch, dass deutlich wird, wie es einer Frau passieren kann, in so eine Falle zu stolpern, eigentlich heißt das ja: zu so selbstschädigendem Verhalten zu kommen, scheint mir nicht ganz eingelöst.
    Die Figuren sind mehrfach etwas holzschnittartig gezeichnet, klischeehaft (Franziska, Leona, vor allem aber die Protagonisten selber), das hat Brüche in der Entwicklung und nicht hergeleitete Sprünge, vor allem aber sind manche Überlegungen
    Mathildes so abstrus, dass ich als Leserin gradezu aufgeschreckt bin.


    Selbst noch so große Verliebtheit kann doch eine Frau kaum zu der Überlegung bringen, dass es eigentlich gar nicht so schlimm ist, wenn das Objekt der Begierde ein Mörder ist, ein Mord hier und da durchaus seine Berechtigung habe bzw. verständlich sei - kurz, ich fand manche Passagen unglaubwürdig, nicht nachvollziehbar.


    Kein schlechtes Buch insgesamt, aber gemessen am Thema mehrfach recht oberflächlich, so zumindest mein Eindruck.

    Ich möchte auf dieses Buch aufmerksam machen, das allen weiterhelfen kann, die sich mit dem Asperger-Syndrom
    beschäftigen.
    Ich selbst bin durch eine Reportage darauf aufmerksam geworden.



    Aus der Sicht einer Betroffenen setzt sich Nicole Schuster mit dem Asperger-Syndrom auseinander, einer Form von Autismus, die bei normaler oder erhöhter Intelligenz auftritt und - obwohl bereits länger bekannt - bis zum Ende des 20. Jahrhunderts
    wieder mehr oder weniger in Vergessenheit geraten ist.
    Sehr umfassend und systematisch stellt Nicole Schuster die Besonderheiten in Wahrnehmung, Interaktions- und Kommunikationsfähigkeit, auch in Verhaltensweisen und Motorik der Betroffenen dar. Sie wählt dabei ein recht hohes sprachliches Niveau, oft annähernd wissenschaftlich, vermag es jedoch, durch Beispiele und Erläuterungen den interessierten Laien zu erreichen.
    Das Buch ist meines Erachtens weniger für den Anfang der Auseinandersetzung mit dem Phänomen zu empfehlen, hat man jedoch z.B. Axel Brauns "Buntschatten und Fledermäuse" gelesen (auf das Bezug genommen wird), so ist dies eine sehr
    umfassende und vertiefende, also lohnende Lektüre. Selten ist es etwas mühsam zu lesen.
    Das Buch hat offensichtlich das Ziel der Erleichterung gegenseitigen Verständnisses. Ein lohnendes Ziel, wie ich meine.



    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Ja, dass man beiden Protagonisten raten möchte, jetzt mal kräftig durchzuatmen und dann gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten, die dem Ehepaar, den einzelnen Personen und (vor allem) auch den Kindern nützt, ist etwas, was ich auch schon gedacht habe.


    Mir scheint es übrigens durchaus kein Widerspruch zu sein, sich für die Sache der Frauen einzusetzen, wenn man in erster Linie die Sache des Menschen schlechthin im Auge hat. Geht es nicht gerade darum, Menschen und Bürgerrechte für alle durchzusetzen, wenn man Missstände für die Frauen beklagt? Das soll ja gerade nicht heißen, dann im Gegenzug Männer zu benachteiligen - gut, das ist ein weites Feld, ich glaube, ich möchte gerade nicht einen neunen Graben aufreißen damit.


    zwergerl, ich glaube, deine erste Deutung scheint mir doch stimmiger. Es ist schon ein großer Schritt, sein Puppenheim zu verlassen, sein soziales Ansehen, Geld, Wärme (brrr, im kalten Norwegen), klare Zukunftsperspektive und eben vor allem die Kinder. Dass sich hier jemand einen Ruck gibt, über sich hinauswächst und aus der Einsicht heraus, dass es sein muss eben geht und es sich dann nicht schwerer macht, indem er/sie sich sagt, dass es den Kindern in geordneten Verhältnissen besser geht und es nicht schafft, sie noch einmal zu sehen - das scheint mir nicht unlogisch, wenn ich auch wie gesagt den Schritt nicht für sinnvoll halte. Da kann ich chil nur Recht geben.


    Sie sieht sich hier glaub ich auch gar nicht als "emanzipierte Frau", sie ist bzw. wird es nur faktisch, indem sie aus einer Einsicht und auch aus einer Überzeugung heraus (nämlich darüber, wie Ehe sein sollte) handelt und somit selbstbestimmt ist und nicht fremdbestimmt.


    Ich wollte euch noch sagen, wie sehr ich es genieße, hier mit klugen und nachdenklichen Leuten über Literatur ssprechen zu dürfen, denen es erkennbar um die Sache geht und nicht um Selbstdarstellung oder Ähnliches...


    Schönes Wochenende! :smile:

    zwergerl


    Danke, das ist ein Ansatz, mit dem ich etwas anfangen kann. Der Gedanke, dass es positiv für die Kinder sein kann,
    nicht hineingezogen zu werden, war mir nicht gekommen.
    Dann hat Nora in ihrer Konsequenz fast etwas Märtyrerhaftes, lässt ihre Kinder los -
    na ja, außerordentlich stark ist sie ja beim Abgehen; nicht einmal Hilfe nimmt sie von Helmer noch an.


    "Die Kleinen will ich nicht erst sehen. Ich weiß, sie sind in besseren Händen als den meinen."


    Mir persönlich ist das inhaltlich nachvollziehbar, aber wesensfremd. Fast schon ein bisschen unheimlich.
    Dabei mag ich starke Frauen ganz außerordentlich.

    Kann dem nur zustimmen. Dennoch habe ich as als nicht ganz nachvollziehbar empfunden, dass Nora am Ende geht.
    Dass sie die Beziehung zu ihrem Mann klären muss ist klar, aber sie hat immerhin auch drei Kinder - also, das war mir denn doch nicht ganz eingängig.


    Das Ganze Drama atmet eine wunderbare Atmosphäre, sehr norwegisch, finde ich.
    Der Mann kommt allerdings arg schlecht weg, ein Wicht.

    Na ja, ich denke, der Krimi zeigt schon sehr eindrucksvoll, wie Menschen gefangern sind in ihrer Wahrnehmung, in ihrem Ausdrucksvermögen, in ihrem Wunsch, Dinge zu benennen oder eben auch zu verschweigen, wobei sie manchmal viel mehr von sich verraten, als sie eigentlich wollten.
    Man könnte sicher noch weiter gehen, Typen noch mehr kennzeichnen, aber vielleicht ist die eher vorsichtige Herangehensweise doch realistischer.
    Zum Beispiel der Pfarrer aber oder der Bürgermeister sind doch sehr erkennbar Figuren, die sich hinter ihren Rollen verstecken.


    Die Mischung aus personal erzählter Passage und "Aussage" finde ich sehr gut gemacht. Es erinnert so ganz von Ferne an die
    Technik von Christa Wolf in "Medea".


    Der Krimi zeichnet auch sehr schön ein Bild des ländlichen Deutschlands der Nachkriegszeit. Ich persönlich finde diesen Text viel spannender als einen traditionell, also auktorial erzählten Krimi. Aber da muss man wohl einfach wissen, was man will.


    Grüße von Rosmerta

    Ja, erzählerisch finde ich es teilweise auch noch - suboptimal, sagt man heute so, oder?
    Immerhin aber auch nicht ganz schlecht.


    Zu der Frage, welches Spiel man kenne sollte, um das Biuch zu verstehen, würde ich sagen: second life.
    Ich selber bin nicht im second life unterwegs, aber nach allem, was man so hört, lassen sich viele Parallelen ziehen, auch was den Stellenwert und den Zeitaufwand, auch den potentiellen Suchtcharakter des Spiels betrifft.
    Insofern ist der plot überzeugen, realistisch; ein Spiegel unserer Zeit und gleichzeitig eine Verlängerung in die Zukunft, um Gefahren aufzuzeigen.

    Ich habe es auch grade gelesen, mit meinen Söhnen.


    Ich habe das Gefühl, hier spricht die Stimme der neuen Generation. Mir scheint es absurd, ein Computerspiel so ernst zu nehmen, quasi als Lebensersatz zu werten.
    Aber das damit Macht ausgeübt werden kann, scheint mir sehr plausibel.


    Meine Söhne haben den Plot ungefragt so hingenommen, ich nicht.
    Jedenfalls ist es gut geschrieben, das finde ich auch, und es hat Wurzeln in unserer Realität, auch den Umgang mit dem Thema "Gewalt" finde ich ganz spannend.


    Kein schlechtes Buch.

    Ich habe sie auch interessiert gelesen (ist schon ein bisschen her) und finde sie auch insofern bereichernd, als ja die "Hürde", sich einem Fremden nackt zu zeigen, immerhin um den Vater zu retten, ja heute - möchte fast behaupten im Regelfall - kein großes Hindernis mehr darstellen würde und wohl nicht so oft dazu führen würde, eher den Freitod zu wählen.


    Somit ergibt sich mit der Lektüre die Möglichkeit, tatsächlich mal einen Gedankengang eng nachzuvollziehen, der einem selber
    - das unterstelle ich natürlich - nicht entspräche, also den eigenen Horizont, das eigene Wertesystem einmal zu überschreiten.