Oje, da habe ich ja was losgetreten ...
Cornelia schreibt:
"Doch irgendwie klingst du für mich anderen Lesern gegenüber ein wenig überheblich, wenn du schreibst: "...der Autorin ging es bloss um die Unterhaltung. Man sieht an dir und Tammy ja, dass das auch funktioniert." Was ist daran schlimm, dass andere Leser sich gerne unterhalten lassen? Sorry, was du da schreibst, klingt irgendwie abwertend Tammy und Erendis und allen anderen gegenüber, die nicht deine Meinung vertreten."
Holla!
Habe ich geschrieben, dass ich etwas gegen Unterhaltung habe? Ueberhaupt nicht! Immerhin zaehle ich so was wie Mondfeuer und die ersten beiden Baende der Avalon-Reihe von MZB immer noch zu meinen Schaetzchen und Scarrow ist ebenfalls Unterhaltung. Woraus erwiesen sein sollte, dass ich ueberhaupt nichts gegen Unterhaltung habe. Im Gegenteil: wenn ein Buch mich nicht unterhaelt, spricht das fuer mich eindeutig gegen das Buch.
Ich habe zum Ausddruck bringen wollen, dass ich beim Lesen zu dem Schluss gekommen bin, dass die Autorin (also Sie) nur unterhalten wolle, und dazu stehe ich. Wenn jemand die historische Realitaet vernachlaessigt, um eine Hollywoodkulisse aufzubauen, dann ist das fuer mich ein Historical wie die Regency-Romane, die zu 98% auch romantische Wunschvorstellungen. Dagegen ist ueberhaupt nichts zu sagen, aber bei mir funktioniert das eben nicht immer. Damit mir ein Buch gefaellt, erwarte ich, dass ein Autor mich gut unterhaelt und sich ausserdem wenigstens auf der Basis neuerer Sachbuecher auskennt. Noch besser, wenn ich merke, dass ihn das Gebiet wirklich interessiert und er sich reingekniet hat in die Forschung ueber die jeweilige Zeit und er sich nicht bloss Details rausfischt, die ihm grad mal eben ins Bild passen. Ich kann dabei wirklich Fuenfe grade sein lassen (ich sag bloss Mondfeuer! ), aber wenn das gesamte Bild schief haengt, die Figuren wie Scherenschnitte aussehen, gut und boese deutlich verteilt sind und die Story eine willkuerliche Aneinanderreihung von Ereignissen ist, dann ist das Buch fuer mich insgesamt einfach schlecht.
Damit qualifiziere ich niemanden ab, der sich bei solchen Buechern wohlfuehlt. Ich kann mich durchaus auch mit trivialem Kram gut unterhalten, solange er meiner Ansicht nach gut gemacht ist. Niemand ist ein schlechterer oder duemmerer Mensch, weil er sich mit diesem Buch wohlfuehlt. Die meisten koennen einfach nicht wissen, dass die Schilderungen mit der Realitaet so gut wie nichts zu tun haben, und manchen ist das auch egal, was auch okay ist. Und was den literarischen Anteil angeht, ist bei Unterhaltung selbstverstaendlich erlaubt, was gefaellt. Geschmack ist keine Charakterfrage. Also kann man niemanden wirklich beleidigen, wenn man etwas verreisst, was ein anderer mag. Das waere dann einfach ein Schuh, den sich der Beleidigte selbst angezogen hat.
Wenn man aber keine kritischen Aeusserungen mehr tun darf, ohne fuer ueberheblich erklaert zu werden, dann grenzt das an einen Maulkorb. Aber gegen Maulkoerbe weiss ich mich durchaus zu wehren.