Hallo im Schwarzen,
ich halte Stephen Kings Opus-Magnum "Der Schwarze Turm" für sein Meisterwerk und einen Höhepunkt der Trash-Literatur überhaupt. Allerdings sind die ersten beiden Bände vom Übersetzer maßlos schlecht übertragen worden. Es wird erst zum Ende hin besser. Ich habe eine wütende Litanei für mich darüber verfasst, die ich hier mal reinklinken kann, damit klar wird, worum es mir dabei geht.
Stil – wäre es vermessen, zu schreiben, man hat ihn oder hat ihn nicht, und alle Bemühungen und Anstrengungen ihn sich anzueignen wären vergebens. Das wäre gewiss vermessen. Aber, nach Jahren wieder einmal ein Buch lesend, das dieser J. K. (der mich vor Jahren schon einmal verklagen wollte, weil ich mich dahin gehend geäußert hatte, dass er weder Englisch noch Deutsch, wohl Sprache überhaupt unzulässig beherrscht - aber wie kann man die beherrschen wollen, das grad ist ja das Übel, dass jemand meint, über sie herrschen zu können) übersetzt hat, fasst mich wieder das Grauen an. Es gibt eine Art, Sprache zu benutzen, sich ihrer zu bedienen, die mich ungemein abstößt. Woran liegt es? Es liegt an krampfigen Brüchen, falschen Bezügen, unklaren Bildern, es liegt an der Haltung von Hilflosigkeit, die sich hinter Aufgeblasenheit und Prätention verschanzt. Beim Lesen stößt man ständig auf derartiges bei K., nicht nur auf offensichtliche Fehler, die ließen sich dem Lektor anlasten, nein, Hingeschludertes, Aufgesetztes - ein Beispiel aus „Schwarz“ von King kommt gleich, dessen Dunklen Turm ich lesen möchte (inzwischen mit Genuss gelesen habe), und das heißt für die ersten Bände, sich mit K. wieder herumquälen zu müssen, da die Originale mir im Moment nicht zur Verfügung stehen. Und sie extra zu bestellen – mal sehen, wäre langfristig besser, als sich mit K.s Sprachverhunzung herumzuquälen. Der Typ wird es nie und nimmer schnallen, dass er eine verlogene Art hat, sich der Sprache zu bedienen. Derartigen Leuten fehlt jegliche Direktheit sich zu äußern, alles ist durch Anmaßung gefiltert, was abstößt beim Lesen, was einen ständig auf die Unangemessenheit von Formulierungen verweist und von der Story entfernt. Schuld sind naturally auch die Lektoren. Aber wo gibt’s die noch?
Beispiel: „„Ich habe nicht gelogen.“ Er (der Revolvermann) spürte das widerstrebende Eingeständnis in sich: Er mochte Brown. Das tat er ehrlich. (Das ist doch Dünnschiss, so was würde King nie schreiben, geronemo) Und er hatte den Grenzbewohner in keiner Weise belogen. „Wer bist du, Brown? In Wirklichkeit, meine ich.“ „Nur ich“, sagte er (wer? Hier ist der Bezug für den Leser bereits, wie so oft in dem Buch, unklar und er fängt an, der Leser, herumzuraten, wer denn nun was von sich gibt, wobei der Lesefluss dank K.s Herumgeeiere unterbrochen wird, gr.) unbekümmert. „Warum willst du unbedingt glauben, von irgendwas Rätselhaftem umgeben zu sein?““ Und so geht es seitenlang weiter. (S. 94 in der Ausgabe der 4. Auflage der Taschenbuchausgabe von 12/2003 von Heyne) Warum lassen sich immer wieder Verlage mit Leuten wie K. ein? Nur, weil er schnell ist und dicke Schwarten im Nu rüberhudelt? Voreingenommenheit meinerseits, Überempfindlichkeit? Eine weitere Stelle:
„…Mehr gibt’s da nicht. Was bleibt mir schon groß? Sie berührte ihn an der Schulter. „Außer meine Freude darüber, dass bei dir die Kräfte nicht nachzulassen scheinen.“ (Seite 66f) Außer meine Unlust beim Lesen von Derartigem in einer 4. Auflage bleibt in der Tat wenig.
Auf Seite 63 wieder ein unklarer Bezug:
„Er verspürte eine wachsende (wenn auch seltsam geistesabwesende) Zuneigung für sie und dachte, dass dies die Falle sein könnte, die der Mann in Schwarz für ihn zurückgelassen hatte. Manchmal spazierte er (nach normalem Sprachempfinden bezieht sich das Personalpronom (im Englischen ist das anders, weswegen man bei der Übersetzung häufig präzisieren muss) in der Regel auf das letzte zuvor angeführte Nomen, also in diesem Fall auf den Schwarzen Mann, den Fallenzurücklasser, was hier allerdings kaum einen Sinn ergibt. Höchsten den einer seltsam geistesabwesenden Zuneigung. Also bezieht es sich auf den Revolvermann, wobei der Leser unnötig verwirrt wird) draußen herum. Er dachte kaum an irgendwas.“
Etwas weiter oben auf derselben Seite erfahren wir: „ … dass wenn er jetzt herumwirbelte, er eine wahrhaftige und unverhohlene Empfindung ins Gesicht des Stallknechts destilliert sehen würde.“ Nichts gegen einen gut destillierten Whisky oder Whiskey, aber eine ins Gesicht destillierte wahrhaftige und unverhohlene Empfindung behagt einem alten Schluckspecht einfach nicht. Wie destillieren wir in den K. das Sprachgefühl hinein?
Sprachgefühl hat man oder hat man nicht. Das steht fest wie Kloßbrühe. Weiterlesend, was für eine Qual, wird es schlimmer und schlimmer. Was fällt Heyne ein, diesen abgestandenen Übersetzermüll heuer zu verlegen, als hätte man nicht schon vor Jahrzehnten wissen können, dass K. es nicht bringt und sich als Übersetzer noch jedes Mal überhoben hat. Seite 103 liefert folgendes Rätsel: „Aber der Junge überlebte sein ungläubiges Kopfschütteln; er stand nach wie vor da, in Bluejeans mit einem Flicken auf dem einen Knie und ein derb gewobenes braunes Hemd gekleidet.“ Was soll das. Ich habe für diesen Müll 7.95 € hingeblättert.
Eine Seite vorher labert K. (damit meine ich immer den Übersetzer, nicht King, der seine Magnum rauspackte, wenn er davon wüsste) was von Augenblicken „des endlosen Ringelreigens des Kinderliedes“ und auf Seite 107 ist von „drei Pubsen“ die Rede – wobei ich mir sicher bin, dass im Original was von three farts stand, also von Fürzen, aber das war K. wohl zu ordinär. Er hält es mehr mit dem Pubsen. Weiter ist von einem die Rede, der war „bloß ein Bankinhaber, der irgendein Stück Land wollte, weil da Gold drauf war.“ Was stand im Original? Was auch immer, ein Bankinhaber ist Quark in K. Potenz bzw. Impotenz. Ich muss mein altes Anti-K.-Pamphlet, das ich seinerzeit ja nicht veröffentlichen ließ in den „Phantastischen Zeiten“, wohl doch noch rausbuddeln. Es ist immer ein Fehler, Leute, die es nicht bringen, zu schonen. Allein der Gedanke, dass K. in seinem Verlag Texte von Dick herausgibt, jagt mir Gänsehäute über die Kleinhirnrinde. Noch ein Satz, dann werde ich mit K. abschließen, mir den Dunklen Turm im Original besorgen und den 7.95 € nicht mehr nachjammern.
Seite 110: „Er hatte nicht darum gebeten, seine Revolver auf die unbewaffnete Bevölkerung von Tull zu richten; hatte nicht darum gebeten, Allie zu erschießen, deren trauriges Gesicht zu guter Letzt von einem Geheimnis gezeichnet gewesen war, das sich ihr zu eröffnen sie schließlich gebeten hatte.“ Weg mit dem Müll. King weiß wohl nicht, was K. ihm, den nach K. seinerzeit „meistgelesensten“ Schriftsteller der Welt, angetan hat, und weil der Müll ständig recycelt wird, immer wieder antut. Ist das noch zu toppen?
Also die ersten beiden Bände sind schlecht nicht weil sie von King sind, sondern weil sie schlecht übersetzt sind. Nach dem dritten wird's dann besser. Dabei sind die Übersetzungen bereits überarbeitet worden. Man fragt sich nur von wem und wie gründlich. Also ich empfehle jeden, der es vermag, sich die ersten Bände im Original anzutun.
geronemo