Beiträge von geronemo

    Hallo illy,
    unter den Bergen von Krimis, die von vielschreibenden Autorinnen und Autoren serienweise auf den Markt geschleudert werden, verbergen sich nur selte Kleinode.


    Die Romane von Jean Claude Issy, in der ausgezeichneten Übersetzung desjenigen, der schon zuvor einige Bücher von Jean Baudrillard übersetzt hat,gehören zum Besten, was der europäische hartgesottene Krimi (Hardboiled school of crime fiction, Roman et Film Noir) - es ist schon bezeichnend, dass es dafür im Deutschen keine wirklich gute Gattungsbezeichnung gibt, neben den Romanen von Jean-Patraick Manchette und Derek Raymond (der vieles unter dem Pseudonym Robin Cook geschrieben hat) zu bieten hat.
    Hier würde mir höchstens noch Jörg Fauser einfallen und - als zur Zeit bester deutscher Krimi-Autor: Ulrich Ritzel.


    Es ist ein Elend, es wird hier selten bis an die Schmerzgrenze geschrieben. Gerade im Bereich des Krimis scheuen vielen jungen Autoren vor der harten, illusionslosen Darstellung der Welt zurück, die doch in Wirklichkeit dem Verbrechen am angemessensten ist. Izzys Romane, die Marseille-Trilogie sind ein einziger, immer härter und schonungsloser werdender Downer, ein Trip nach unten durch eine durch und durch verkommene Gesellschaft, die von der Gewalt und der organisierten Kriminalität von oben und unten zugleich zerstört wird.
    Der Held Izzys ist gleicherweise illusionslos wie Derek Raymonds Inspektor ohne Namen aus der Factory-Serie. Für hartgesottene Krimis gab es früher bei Bastei sogar einmal eine eigene schwarze Reihe, inzwischen gibt es Derartiges nur noch in Kleinverlagen und gelegentlich bei Heyne (die Serie mit den Jahreszahlen von einem Engländer, der Name fällt mir grad nicht ein ist ähnlich schonungslos konzipiert). Es ist ja erstaunlich, dass im Film Noir und im Krime Frankreich und England eine gute Tradition hat (J.P.Melville, die Carter-Romane und Filme, die in Deutschland fehlt. Erst bei Ulrich Ritzel sehe ich eine vergleichbar düstere und zugleich politisch und gesellschaftlich bewusste Art einen Krimi zu erzählen.
    Kriminalität und Verbrechen sind kein Deckchensticken für Miss Marple mehr in Großstädten, in denen das soziale Gefüge auseinanderbricht. Hier passen die Krimis der harten Serie, wie seinerzeit in den USA die von Cornel Woolrich, Charles Willeford, Jim Thompson und vielen anderen besser, um die desolaten Zustände zu beschreiben.


    Ich kann jedem, dem Krimilesen mehr sein soll als Zeit totzuschlagen (die eigene) und eine milde Form von Betäubung, nämlich eine aufregende Lektüre, die schonungslosen Romane von Jean Claude Izzy wärmstens empfehlen.


    ganze Horden von Leseratten, als wären sie der Ratten-Serie von James Herbert entsprungen. 5ratten


    Keine Lektüre für Weicheier, Weichgespülte, Harmoniesüchtige, Versöhnlinge und dergleichen Gutmenschen


    Gruß aus den Abgründen der Moderne


    geronemo

    Zitat

    Ich glaube, dass man Kehlmanns Buch doch nicht als historischen Roman lesen sollte. Es ist wirklich eine Parabel über die Vermessbarkeit der Welt - als solche leider arg vorhersehbar


    Hallo sandhofer,
    im Wesentlichen stimme ich deiner Beurteilung des Buches zu. Für mich ist es eine Fleißarbeit, gut recherchiert, geschickt komponiert und insgesamt so geschrieben, dass es zum Humbold-Jubiläum rechtzeitig monatelang die Bestenliste anführte und jede Menge Preise bei den Bildungsbeflissenen einbrachte für den Autor. Als Bestenlisten-Hasser, der in der Regel derart hochgepuschte Bücher meidet, um sich ihnen erst dann zuzuwenden, falls überhaupt, wenn sie als Taschenbücher oder im Ramsch ihr wahres Gesicht zeigen müssen, hat mich leider der Rummel doch gepackt und ich erstand die teure Taschenbuchausgabe. Nach den ersten Kapiteln wird die Vorhersehbarkeit des Inhalts und des Stils quälend und erstickt das Interesse am Lesen. Mir schoben sich immer wieder Müdigkeitsphasen zwischen die Lektüre. Wenn Gauss dann noch, ach wie prophetisch, neuere Technologien vorhersieht, das öfter wiederholt wird, wird's noch monotoner. Man ahnt, was für ein interessanter Typ der Humbuldt gewesen sein muss und bekommt vielleicht Lust darauf, seine Werke im Original zu lesen. (Dass der Alexander schwul war, traut sich Kehlmann nicht mitzuteilen, der Leser muss es erahnen. Bloß nichts direkt sagen oder benennen!)
    Aber, als weiterer Kritikpunkt, was soll uns diese Parabel aufs Weltvermessen aus dem 19. Jahrhundert, in dem die Wissenschaften ja erst richtig zur Hochform aufliefen heute? Ich vermisse bei der Lektüre so etwas wie eine persönliche Sprache, eine existentielle Wucht, mit der ein Mensch mir etwas vermitteln will, etwas Schönes, Anregendes, Provokatives, Aufregendes. Statt dessen perfekte Hausaufgabenerfüllung, die auch promt mit lauter Einsern belohnt wird. Nein, das ist mir zu kalt, zu perfekt, zu sehr gedrechselt und durchgestaltet, zu distanziert (weswegen die Konjuntivitis nervt), die ein anderer Autor , Jörg Uwe Sauer, besser und angemessener zu nutzen wusste, so dass sich sein Buch mit großem Gewinn lesen lässt.


    Sauer, Jörg Uwe Uniklinik
    (Taschenbuch)
    Preise & Preisvergleich: 7,90 € - 8,95 €


    Ein anderer vorzüglicher und auch historischer Roman wäre etwa der Roman "Grabbes letzter Sommer" von Thomas Valentin, in dem der verzweifelte Grabbe den Leser wirklich packt.


    VALENTIN, Thomas:
    Grabbes letzte Sommer.
    Roman. Ullstein, Bln., 1980. 205 S.



    Kurz: Kehlmanns Buch ist mir zu dröge, zu bildungsbeflissen, zu bemüht. Dagegen liest sich Uwe Tellkamps "Eisvogel" mit ganz anderer Wucht.


    Uwe Tellkamp: Der Eisvogel. Roman.
    Berlin: Rowohlt Berlin Verlag 2005.
    ISBN 3-87134-522-9.
    318 Seiten.
    EURO 19,90 (inzwischen billiger als Taschenbuch)


    Alle drei Bücher, die ich angeführt habe, scheine mir um ein Vielfaches besser als der Kehlmann-Roman.


    Güße


    geronemo

    Hallo Skarl,
    ich bin momentan etwas im Stress, war eine Woche weg, paar Tage zuhause, Aktenkram erledigen, wieder eine Woche weg. Nur kurz: Diese 44.er Roman ist Literatur, insofern er Schundliteratur ist, allerdings eine, die doch einige der üblichen Klischees, wenn auch mit Hilfe von Klischees, unterläuft. Western sind meistens Männerphantasien (weniger im Theweleitschen als im direkten Sinne) von einem freieren Leben in Natur und im Kampf. Das hat ebenso eine Berechtigung wie Rosamonde Pilcher und Ähnliches. Ich kann nicht immer nur die heftigen Texte lesen, bei Filmen ist es ebenso, deswegen dann der Trash zu seinem REcht kommt. Wenn dort allerdings auch, wenn auch versteckt, existentielle Themen anklingen, wie etwa im Noir-Krimi bei Cornel Woodrich, Jim Thompson, Charles Willeford (um die drei besten zu nennen) dann find ich das äußerst interessant. Ähnlich ging es mir mit diesem Typen, der in eine unmögliche Situation kommt und sich darin immer mehr verfranst. Das ENde ist ja ungemein an den Haaren herbeigezogen, da werden auch einige frauenfeindliche Klischees unterschwellig bedient. Also das ist keine Literatur, um sie großartig zu analysieren, aber Trash, der (mir zumindest) kein schlechtes Gewissen bereitet, wie so viele nur auf den Markt geschriebene, handwerkliche perfekt gemachte Ware. Leute wie Philip K. Dick aber auch andere (ich zum Teil auch) haben die Existenz im Zwischenreich zwischen Mainstream und Trash voll ausgekostet. Mich hat es fast zerrieben.
    Nun ein Tip zu einem wirklich gut geschriebenen Buch, habe es grad verschlungen und bin recht baff, wie jemand derart fessend und stilistisch ausgebufft schreiben kann: Uwe Tellkamp, Der Eisvogel. Gibts als TB bei Rowohlt. Ein Buch, bei dem es einem ab und an übel aufstößt, dass mich aber auf keinen Fall so kalt lässt wie etwa das hochgelobte "Die Vermessung der WElt" von Kehlmann, in dem ich gerade gelangweilt lese. Eine schöne Fleißübung ...oder sollte ich da was übersehen. Nun ja, ich werde es in Kürze durchhaben. ABer verglichen mit dem Eisvogel ist es eher eine lahme Ente - trotz der vielen Preise.


    Jetzt muss ich aber Krankenhausrechnungen sichten, morgen zur Kasse und mich mit Büromilben rumärgern. Zu meinem Western, zu dem ich jetzt eine Art Expose habe, komme ich nicht. Das wird geschoben. Davon demnächst mehr.
    Vielen Dank für dein Interesse an DeRosso. Er muss ein armes SChwein gewesens sein. Aber seine Geschichte sind in einigem vom Ansatz her interessant, auch wenn er stilistisch nicht aus den Klischees ausbrach, konnte er nicht, weil er von dem Verkauf an PUlps leben musste. Er war lebenslang nur im Pulp-Bereich aktiv - und ohne BIll Pronzine, der ihn wieder ausgebuddelt hat, gäbe es nichts mehr von ihm. In den USA gibt es eine lebhafte Western-Szene, bei der auch etliche gute Krimi-Autoren (wie etwa Loren D. Estleman) mitmischen. Das ist hier nur schwer aufzuarbeiten.
    Hier eine Website, wo man mehr über diese Szene, die Autoren rauskriegen kann:
    http://www.fantasticfiction.co.uk/d/h-a-derosso/


    Vorerst mal alles Gute und hüte dich vor den langohrigen mit den Schneidezähnen, die alleweil wieder unterwegs sind. Mein alter Kumpel aus der hiesigen Schundromanszene, er hat für Bastei eine Serie entworfen, einige Bergdoktor-Hefte geschrieben, einen Fickwestern (unter Jack Slade, so etwas gibt es, allerdings nicht ganz so schlimm, jugendkompatibel) und grad ein Buch über Madonna, von der er kein Fan ist, übersetzt. Er hat nun, nachdem sein LEbenspartner, ein Karnickel, abkackte (so reden die Kerle hier, bevor sie anfangen zu heulen) sich sofort zwei neue geholt, von denen das Weibchen in seinem Bett vier weitere zur Welt brachte. Nun lebt er also in einer Wohnung, die sechs Karnickel übernommen haben, schläft auf dem Boden, während die Viecher sein Bett vollscheißen. Dagegen ist der neuseeländische Schaf-Horror (Black Sheep) ein Witz, ein müder. Aber er will die vier jungen jetzt, wenn auch darunter leidend, ins Tierheim geben. Horrorromane hat er übrigens auch schon geschrieben. So gehts uns hier in der Schundromanszene also mehr oder weniger schlecht.


    Alles Gute, mögen die dicken Ostereier dir zurollen.


    Gero kurz bevor er nach Poel, das liegt an der Küste in Meck-Pomm,abrauschte.

    Hallo sandhofer,


    Zitat

    Jean Pauls Gegenposition war da wohl konservativer: die klassischen Werte einer christlichen Gesellschaft.


    Nö, des Luftschiffers Giannozzos Seebuch und die Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, die von Hundspostbriefen strotzenden Romane. Jean Paul ist keinesfalls konservativ, allerdings kein reiner Idealist wie Fichte, der alles aus dem Ich herausklamüsern wollte. Und mit den Werten einer christlichen Gesellschaft hatte er soviel am Hut wie er als einer der bedeutensten, wenn nicht der bedeutenste deutsche Großautor des Komischen, eben am Hut hatte.
    Jean Paul ist auf jeden Fall einer der ganz Großen, deswegen wird er auch kaum noch gelesen. Denn die Mehrheit mag es seit je lieber etwas simpel und flach.


    Hier nur ein kleines böses Zitat aus dem Giannozzo:


    "Oh Bruder Graul, kennst du auch den Ingrimm, wenn der Mensch sich vergeblich ein paar Sündfluten oder Jüngste Tage oder einem mäßigen Schwefelpfuhl wünscht, und eswie ein fauler Hund mit anschauen muß, wie zahllose Blut- und Schweinsigel, Kirchenfalken und Staatsfalken - in allen Ländern, Departements und den drei Zeit-Dimensionen - ungstraft saugen, stechen, stoßen und rupfen; - wie sie, gleich dem grünen Wasserfrosch, der die bewohnten Schneckenhäuser verdaut, Häuser und Länder verdauen; - wie sie (die besagten Bestien) wie der Ochse des Phalaris sogar den Schrei des Menschenschmerzes in das Brüllen einer wilden Tierstimme verkehren? - Oh könnte man nur eine Woche lang als ein hübsches volles Gewitter über die Menschenköpfe ziehen und sie zuweilen berühren von oben herab, so wollt' ich nicht klagen."


    Das klingt mehr nach einem Jakobiner. Und es gibt ein interessantes Buch von einem DDR-Philosophen (Heinrich?) über Jean Paul. Jean Paul bildete abseits von Klassik (Goethe fand er kalt) und Romantik eine eigene Kunstrepublik. Den Titanen, auch denen der Literatur seiner Zeit hat er ordentlich eingeheizt mit seiner bitterbösen Satire, seinem unerschöpflichem Sprachwitz und seiner unbändigen Phantasie. Die schöpferische Aufpaltung des Ichs nutzte er, um sich selbst in seinen Romanen zu begegnen.


    Wenn man es hier unten herum nicht mehr aushalten kann, müsste man wie Giannozzo in die Luft gehen können und dem Pack die Steine von oben an den Kopf hauen können. Allein dem Grauen entkommt man nicht.


    Ehre jedem, der noch die Geduld und die Freude am Lesen aufbringen kann, um Jean Paul zu lesen.


    Grüße aus dem Provinzlichem


    geronemo

    Hallo Skarl,
    das ist wirklich eine heftige Mischung. DeRosso ist reiner Trash. Knapp und überspitzt. Interessant vor allem die Rolle der Frau. Der Typ muss Probleme gehabt haben.
    Den Tod des Vergil habe ich vor Jahren angefangen, dann liegen lassen, Jahre später wieder angefangen und bin wieder drin abgesackt. Es ist ein nicht einfach zu lesendes Buch. Vielleicht nehme ich es mir noch ein drittes Mal vor. Ich habe andere Sachen von Broch gelesen. Die Schlafwandler, dann diese Trilogie, die einzelnen Titel habe ich nicht mehr im Kopf und einige Essays. Ein insgesamt eher schwieriger Autor, um den es still geworden ist. Seine rororo-Bildbiographie wird hier gerade verramscht (bei Lehmanns - hieß früher 'Weigand).
    Die Westerngeschichte ist fertig und zugleich nicht fertig. Wie es sich entwickelt wird es ein ganzer Zyklus von Geschichten. Ich bin immer noch mitten drin.
    Alles Gute und viel Spaß mit dem einsamen Revolvermann, der es nicht verknusen kann, dass sein Gegner beim Shootout, obwohl der schneller war, nicht geschossen hat. Das ist natürlich ein Spannung erzeugendes Moment sondergleichen und die Auflösung erinnert stark an die Krimis von Cornel Woodrich.


    Gero

    Hallo Skarl,


    Zitat

    Die Menschen in diesen Geschichten sind rauher (und beileibe nicht herzlich, aber rauh), verbockter, aber eben auch dauerhafter.
    Der Western braucht auch ein bestimmtes Klima, bestimmte Landschaften (oder suggeriert mir das nur der Marlboro Man?). So viel Staub, so viel Weite, so eine meist einsame Lebensweise ist gänzlich anders als mein Städterdasein,


    Du schreibst "rauh" noch mit "h". Ich bring es auch nicht über mich, das "h" wegzulassen. Das rauh mit "h" klingt besser aus als das "rau". Diese Freiheit, wo es um den Klang eines Wortes geht, sollte die Rechtschreibung den einsamen Schreiberlingen lassen.


    Zu den Landschaften: Ich war als Kind in Südamerika und habe die Wildheit des Landes dort mit sehr wachen Sinnen aufgenommen. Ich erinnere mich noch an eine nächstliche Fahrt im Zug von Buenos Aires durch Urugauy nach Paraguay, durch die Pampa und später durch den Urwald....
    Dagegen ist das Leben in den Städten ein völlig anderes. Dennoch lebe ich in der Stadtmitte (ohne Auto und ohne Pferd) und als älterer Knilch ist das angenehmer, als allein durch die Pampa zu streifen. Die Natur kann recht abweisend sein.


    Was mich an Western immer beeindruckt, sind die Landschaften (etwa in "Open Range", ich glaube auch Wyomming) die natürlich vom Pferd aus ganz anders erelbt werden können. Allerdings haben die Hollywoodler früher, etwa John Ford in seinen Western, die Landschaften hemmungslos durcheinander gemixt (extrem in "Der schwarze Falke", der durch alle vier Jahreszeiten geht, wobei der John Wayne immer mehr verbittert und verwittert in seinem Hass). Das Monument Valley taucht ja überall in den Kavallerei-Filmen auf - dort hatte die Kavallerie aber nie viel zu tun. Die war eher im Bereich um Fort Laramie aktiv.


    Aber jetzt wirds spät. Mit der Western-Story komme ich momentan nicht weiter, zuviel Bürokratie-Kram will noch erledigt werden.
    Nächste Lektüre, schon besorgt, ein Klassiker vom bedeutensten französischen Historiker in neuer Übersetzung, wenn ich damit durch bin, kann ich vielleicht hier ein paar Zeilen reinstellen.
    Jules Michelet: Das Meer, Campus Verlag Frankfurt/New York 2006.
    Bevor ich mich dann Ostern auf ans Meer mache, Wüsten gibt's hier herum ja nicht so viele noch ein bisschen Theorie vorweg. Aber die Mojawe-Wüste mit den Joshua Trees, den Cholla Kakteen, den Kreosotbüschen, deren Wurzeln alles im Umkreis vergiften, den Klapperschlangen..... die wird dann in der Story wieder auftauchen.
    Bei San Joaquin stand ein Schild an der Straße: San Joaquin State Prison. Mind Hichhikers. Darüber kann ich mich heute noch schlapp lachen.




    Liebe Grüße vom Oldtimmer


    Gero

    Hallo Leute jenseits von Las Vegas,
    seinerzeit, zur Zeit, als das Buch bei 2001 rauskam, war es ein echter Hammer. Wir haben es rumgereicht, gelesen, uns darüber schlapp gelacht und es war gewissermaßen wirklich Ausdruck einer Zeit der Rebellion, von der heute kaum noch was zu spüren ist. Im Gegenteil die biedermeierliche Restauration in der wir momentan versinken, ich seh das an meinen eigenen Kindern, bringt für unsere damalige Durchgeknalltheit kaum noch Verständnis auf. Was damals wichtig war, war die Grundhaltung (das hatte nicht unbedingt nur mit Drogen zu tun, obwohl die durchaus mit hineinspielten) hemmungslos auf alle Autoritäten, vor allem auf die Ordnungshüter, um es Neudeutsch zu formulieren, zu pfeifen. Es gab gewissermaßen eine offene, zur Zukunft offene, Gegenwelt, die mehr bot als das, was die Generation vor uns uns als Perspektive bot und vorgelebt hatte (das waren die alten Sekundärtugenden wie Pflicht, Gehorsam und dergleichen, und das bei dem Nazi-Hintergrund, Kotz, Würg) Darauf wurde von uns seinerzeit einer und noch einer gelassen. Über allen Wipfeln war gewissermaßen was los, und wer sich nicht an diesem Aufbruch zu neuen Ufern beteiligte, war selber schuld. Das Ganze war natürlich auch äußerst fragil und wie jeder euphorisierten Phase folgte der Katzenjammer des Deutschen Herbstes 77 nach und damit war's dann vorbei.
    Ich jedenfalls möchte die Zeiten von Fear and Loathing in Las Vegas jedenfalls nicht missen.


    Man kann Bücher nicht nur nach seinen eigenen Bauchgefühlen (identifikatiorisch) beurteilen. Bücher wie Fear und Loathing in Las Vegas haben eine eigene Rezeptionsgeschichte, sind Ausdruck einer heute vergangenen Zeit und bedürfen von daher wohl heute einer eher reflektierenden Lektüre. Ich kann den Werther (den ersten europäischen Bestseller) auch nicht als zeitloses Dokument allein würdigen. Etwas Hintergrundwissen gehört schon dazu.


    Aber genug gegonzt


    geronemo

    Hallo Skarl,
    was du über Brokeback Mountain schreibst verweist auch auf die Fähigkeit des Westerns (als Rahmen für eine Story) sich alle möglichen Themen anzuverwandeln. Es gibt ja Western, die sind eher verfilmte Theaterstücke (Auf der Kugel stand kein Name) oder gar Tragödien. Andere haben epische Qualitäten.
    Ich bin jetzt mitten in meiner Western-Story und wenn sie fertig ist, kann ich sie Dir ja rübermailen. Übrigens halte ich das kurzgeschichten-Forum für eines der besseren. Es wird etwas ausführlicher und qualifitzierter diskutiert (nicht immer das Herumgeflame gibt's auch dort) als in anderne Foren. Wenn Interesse besteht, kann ich dir die Western Story, bisherige Titel "Unter der sengenden Sonne" (Klingt mächtig nach "Unter the Burning Sun") zuschicken. Voraussichtlich habe ich sie am Anfang de nächsten Woche fertig.
    Der Film der Coen-Brüder,der Oscar-Abräumer, erstaunt wohl vor allem durch provokative Nichtbefriedigung vom Klischees. Der letzte hochgelobte Western "Letzter Zug nach Yuma" hat mir nicht besonders gefallen.
    Das Buch "Under the Burning Sun" habe ich recht günstig bekommen für ein Hardcover. Amazon treibt gelegentlich eine üble Preispolitik. Da finden sich Bücher, die vergriffen oder verramscht worden sind, zu Preisen, dass dem Altagsbenutzer die Augen ausfallen.


    Alles Gute soweit


    Gero, wieder auf dem Weg der Besserung :smile:

    Der Regenroman, bei dem der Titel gleich einen Gattungsbegriff beinhaltet, ist weit mehr als ein realistischer Roman, weswegen eine identifikatorische Lektüre an der Qualität dieses Buches scheitern muss. Für mich ist der Regenroman eines der besten Büchern der jüngeren Autorinnenliga der BRD (zu der ich noch Tanja Dückers zählen würde). Karen Duve schafft es, in einer knappen, präzisen Sprache eine Story so weit voranzutreiben, dass sie zunehmend mythische, symbolische und trashige Aspekte für die Literatur wiedergewinnt, die in der sogenannten "authentischen" oder "realistischen" Literatur, all diesem Beziehungsgesülze beliebiger Art, verlorengegangen sind.
    Als Deutschlehrer, ehemaliger, habe ich als es noch möglich war, ein Atiturthema in Deutsch zum Regenroman entwickelt, dass von der übergeordneten Behörde leider abgelehnt wurde. Den Schülern hat die Lektüre jedenfalls mehr zugesagt als die heute doch etwas bräsig dahinschleichende Effi Briest mit ihrem Ehebruch, der verglichen mit dem der Emma Bovary oder der Anna Karenina doch eher die Ausführung für Senioren abgibt.
    Ich habe bisher, bis auf den Fantasy-Roman fast alles von Karen Duve gelesen und warte gespannt auf ihre weiteren Veröffentlichungen. Sie sollte allerdings, nach dem Fantasyroman, die symbolischen Qualtiäten ihres Schreibens besser wieder etwas präziser auf die Realität beziehen, ohne in der wie in einem Sumpf, dem des Ostens, zu versinken. Denn der Regenroman ist ja auch ein Roman über die Ost-West-Beziehung, aber hier jetzt keine Interpretation - wie jedes gute Buch sind viele möglich. Aber bitte, beurteilt ein solches Buch nicht nur danach, welche Typen euch symphathisch, welche euch unsympathisch sind usw (identifikatorische Lektüre). Damit muss man beim Regenroman im Sumpf der eigenen Befindlichkeiten versinken.


    verregnete Grüße


    geronemo

    Hallo drummer Skarl,
    der Reiz am Western, als literarischem oder Hollywood-Genre, ist wohl seine mythische Qualität. Es hat da zwar einen historischen Hintergrund gegeben (the frontier, die Indianerkriege etc), aber der ist weit zurückgedrängt hinter den noch älteren Stories. Es gibt Hamlet als Italo-Western ebenso wie King Lear.
    Ich habe, im Krankenhaus, in das es mich unfreiwillig immer mehr zieht, den von Bill Pronzini herausgegebenen Story-Band "Under The Burning Sun" von H.A. DeRosso gelesen (gibts recht günstig bei amazon). Das sind trashige Geschichten der edlen Art, zugespitzt, aufs Wesentliche konzentriert - jede würde sich zum Verfilmun eignen.
    "Brokeback Mountain" kenne ich immer noch nicht, frage mich aber, ob das, mag sein auch erotisch aufgeladene Freundschftsverhältnis von lonesome riders (etwa in "Open Range") besser nicht explizit ausgeführt werden sollte. Das Feundschaftsmotiv, angefangen mit dem Gilgamesch-Epos, ist uralt - und die heutige Tendenz, alles gleich zu sexualisieren ist da eher plump zu veranschlagen. Aber ich werde mir das Brokeback-Teil antun, so es, wie zu erwarten, bald in der Glotze kommt. Inzwischen "arbeite" ich alte Italo-Western in der Koch-Media-Version auf und werde, so meine Zeit und Gesundheit noch hireicht, selber mich im Westerngenre versuchen mit einer Kurzgeschichte (wahrscheinlich dann auf kurzgeschichten.de, einem Forum, in dem ich einige SF-Stories untergebracht habe).
    Also entschuldige die langatmigen Ausführungen, aber wie sangen schon die alten Iren: The West's awake. Mich hat es in der Tat immer nach Westen und nie nach Osten gezogen. Man muss einmal durch die Mojave-Wüste gefahren sein, Rast in Barstow, dann weiter nach Phoenix Arizona. Was für eine Landschaft. Da geht das Herz einem auf.


    Beste Grüße


    Gero


    Das ist EINE Meinung. Die Sache mit dem Rassismus bei Lovacraft hatten wir anderswo schon ausführlich diskutiert - der Thread müsste sich leicht finden lassen.


    Um mich nicht misszuverstehen. Dass ein Autor poltisch fragwürdige
    Ansichten verbreitet, spricht nicht unbedingt gegen ihn, sofern er ein guter Autor ist (Beispiel Celine, Ezra Pound und G. Benn), es spricht aber auch nicht unbedingt für ihn. Kein Werk steht ohne Kontext. Ich habe von Lovecraft vor Jahren einige Bände mit Kurzgeschichten gelesen (einen davon sogar noch aus der DDR) unter denen sich wirklich gute Geschichten befanden, die fast an die Wucht etwa von Poes "Rotem Tod" und "Untergang des Hauses Usher" rankamen. Aber dann auch wieder ein derart schwülstiges Beschwören des Grauens, dass dasselbe einem beim Lesen immer mehr abhanden kam und sich Langeweile und unfreiwilliges Lächeln breitmachten. Aber ich möchte das hier nicht alles aufrollen. Ich habe nicht nur EINE Meinung zu Lovecraft, wie er ja auch nicht nur EIN Werk geschreiben hat. Aber es gibt meines Erachtens bessere Horrorautoren. Nicht zu vergessen etwa die erste wirkliche deutsche Horrorgeschichte "Der Sandmann" von E.T.A.Hoffmann.


    Grüße


    geronemo

    Zitat

    Würde ich nicht sagen. Auf einige seiner Storys trifft das sicher zu, die meisten anderen haben mit Horror aber wenig zu tun. Man könnte sie eher der SF zuordnen.


    "Nur einige Anmerkungen aus dem empfehlenswerten "Lexikon der phantastischen Literatur" von R.A.Zondergeld und Holger E. Wiedenstried (bei Weitbrecht erschienen):
    Obwohl es unleugbar bleibt, dass L.s in obsoleten Ausdrücken und Archaismen schwelgender Stil, der überdies an einer Adjektiv-Sucht leidet, die Grausiges häufig in Lächerliches umschlagen lässt, nur selten wirklich befriedigt, gelingt es ihm in seinen besten Geschichten wie "The Rats in the Walls", "The Music of Eric Zann", "The Call of Chtulhu", "The Colour of Space" und in seinem Meisterwerk "The Shadow over Innsmouth" (1936) der einzigen Buchpublikation zu Lebzeiten des Autors, den Leser mit Gewalt in eine höcht eigenwillig makaber-bedrohliche Welt zu versetzen, in ein von undurchschaubaren Gesetzen regiertes Universum."
    Hinzu kommt noch, dass Lovecraft auch häufig rassistische und reaktionäre Ideen verbreitet hat. Also ich nehme meine Empfehlung als Einstieg in den Horror voll und ganz zurück. Es gibt wahrlich bessere Autoren, vor allem natürlich in den USA E.A.Poe und Ambrose Bierce und Shirley Jackson ("The Lottery"), Richard B. Matheson ("I'm Legend" stammt von ihm) und andere.
    Den Charles Dexter Ward habe ich nicht gelesen, um zum Thema zurückzukommen, werde es wohl auch nicht. Bei Suhrkamp gab es in der Phantasitschen REihe seinerzeit mehrer Bände mit Geschichten von Lovecraft.

    Hallol Manjula,
    ich hab nochmal nachgeschaut. In der Tat sind die ersten vier Bände von dem Spezialübersetzer, mit dem ich seit Jahren schon Probleme habe. Aber der dritte und vierte Band sind wohl besser lektoriert worden und lesen sich besser. Die letzten drei Bände haben andere Übersetzer, sind aber auch vom Inhalt her meines Erachtens besser. King scheint hier erst richtig in Fahrt zu kommen. Der Schluss ist grandios. Alle Probleme werden sorgfältig abgearbeitet, es bleibt nichts liegen und es werden auch keine peinlichen Schlüsse nachgeschoben.
    Vielleicht ist King nach seinem schweren Unfall, bei dem er fast gestorben wäre, ernster und besser geworden. Was mir wirklich Spaß gemacht hat beim Lesen war der "Buick" und "Atlantis". Er ist einfach ein guter Erzähler, dem es immer noch Spaß macht, an seinen Stories zu arbeiten. Die neueren Sachen kenne ich noch nicht, sie sollen aber auch gut sein. Es gibt gewiss jede Menge guter Horror-Autoren (Frank Herberts erste Ratten-Romane waren mordsspannend), aber hier hat der Horror keine Chancen. Ich habe vor Jahren einen Zombie-Roman geschrieben "Sonky Suizid, der Vielfalt geht um" den ich bei keinem Verlag unterbringen konnte. Inzwischen gibt es weder Western- noch Horror-Taschenbuchreihen. Dafür immer mehr Krimis und Fantasy.
    Im Moment lese ich auf Englisch Western-Stories.


    liebe Grüße


    geronemo

    Hallo im Schwarzen,
    ich halte Stephen Kings Opus-Magnum "Der Schwarze Turm" für sein Meisterwerk und einen Höhepunkt der Trash-Literatur überhaupt. Allerdings sind die ersten beiden Bände vom Übersetzer maßlos schlecht übertragen worden. Es wird erst zum Ende hin besser. Ich habe eine wütende Litanei für mich darüber verfasst, die ich hier mal reinklinken kann, damit klar wird, worum es mir dabei geht.


    Stil – wäre es vermessen, zu schreiben, man hat ihn oder hat ihn nicht, und alle Bemühungen und Anstrengungen ihn sich anzueignen wären vergebens. Das wäre gewiss vermessen. Aber, nach Jahren wieder einmal ein Buch lesend, das dieser J. K. (der mich vor Jahren schon einmal verklagen wollte, weil ich mich dahin gehend geäußert hatte, dass er weder Englisch noch Deutsch, wohl Sprache überhaupt unzulässig beherrscht - aber wie kann man die beherrschen wollen, das grad ist ja das Übel, dass jemand meint, über sie herrschen zu können) übersetzt hat, fasst mich wieder das Grauen an. Es gibt eine Art, Sprache zu benutzen, sich ihrer zu bedienen, die mich ungemein abstößt. Woran liegt es? Es liegt an krampfigen Brüchen, falschen Bezügen, unklaren Bildern, es liegt an der Haltung von Hilflosigkeit, die sich hinter Aufgeblasenheit und Prätention verschanzt. Beim Lesen stößt man ständig auf derartiges bei K., nicht nur auf offensichtliche Fehler, die ließen sich dem Lektor anlasten, nein, Hingeschludertes, Aufgesetztes - ein Beispiel aus „Schwarz“ von King kommt gleich, dessen Dunklen Turm ich lesen möchte (inzwischen mit Genuss gelesen habe), und das heißt für die ersten Bände, sich mit K. wieder herumquälen zu müssen, da die Originale mir im Moment nicht zur Verfügung stehen. Und sie extra zu bestellen – mal sehen, wäre langfristig besser, als sich mit K.s Sprachverhunzung herumzuquälen. Der Typ wird es nie und nimmer schnallen, dass er eine verlogene Art hat, sich der Sprache zu bedienen. Derartigen Leuten fehlt jegliche Direktheit sich zu äußern, alles ist durch Anmaßung gefiltert, was abstößt beim Lesen, was einen ständig auf die Unangemessenheit von Formulierungen verweist und von der Story entfernt. Schuld sind naturally auch die Lektoren. Aber wo gibt’s die noch?
    Beispiel: „„Ich habe nicht gelogen.“ Er (der Revolvermann) spürte das widerstrebende Eingeständnis in sich: Er mochte Brown. Das tat er ehrlich. (Das ist doch Dünnschiss, so was würde King nie schreiben, geronemo) Und er hatte den Grenzbewohner in keiner Weise belogen. „Wer bist du, Brown? In Wirklichkeit, meine ich.“ „Nur ich“, sagte er (wer? Hier ist der Bezug für den Leser bereits, wie so oft in dem Buch, unklar und er fängt an, der Leser, herumzuraten, wer denn nun was von sich gibt, wobei der Lesefluss dank K.s Herumgeeiere unterbrochen wird, gr.) unbekümmert. „Warum willst du unbedingt glauben, von irgendwas Rätselhaftem umgeben zu sein?““ Und so geht es seitenlang weiter. (S. 94 in der Ausgabe der 4. Auflage der Taschenbuchausgabe von 12/2003 von Heyne) Warum lassen sich immer wieder Verlage mit Leuten wie K. ein? Nur, weil er schnell ist und dicke Schwarten im Nu rüberhudelt? Voreingenommenheit meinerseits, Überempfindlichkeit? Eine weitere Stelle:
    „…Mehr gibt’s da nicht. Was bleibt mir schon groß? Sie berührte ihn an der Schulter. „Außer meine Freude darüber, dass bei dir die Kräfte nicht nachzulassen scheinen.“ (Seite 66f) Außer meine Unlust beim Lesen von Derartigem in einer 4. Auflage bleibt in der Tat wenig.
    Auf Seite 63 wieder ein unklarer Bezug:
    „Er verspürte eine wachsende (wenn auch seltsam geistesabwesende) Zuneigung für sie und dachte, dass dies die Falle sein könnte, die der Mann in Schwarz für ihn zurückgelassen hatte. Manchmal spazierte er (nach normalem Sprachempfinden bezieht sich das Personalpronom (im Englischen ist das anders, weswegen man bei der Übersetzung häufig präzisieren muss) in der Regel auf das letzte zuvor angeführte Nomen, also in diesem Fall auf den Schwarzen Mann, den Fallenzurücklasser, was hier allerdings kaum einen Sinn ergibt. Höchsten den einer seltsam geistesabwesenden Zuneigung. Also bezieht es sich auf den Revolvermann, wobei der Leser unnötig verwirrt wird) draußen herum. Er dachte kaum an irgendwas.“
    Etwas weiter oben auf derselben Seite erfahren wir: „ … dass wenn er jetzt herumwirbelte, er eine wahrhaftige und unverhohlene Empfindung ins Gesicht des Stallknechts destilliert sehen würde.“ Nichts gegen einen gut destillierten Whisky oder Whiskey, aber eine ins Gesicht destillierte wahrhaftige und unverhohlene Empfindung behagt einem alten Schluckspecht einfach nicht. Wie destillieren wir in den K. das Sprachgefühl hinein?
    Sprachgefühl hat man oder hat man nicht. Das steht fest wie Kloßbrühe. Weiterlesend, was für eine Qual, wird es schlimmer und schlimmer. Was fällt Heyne ein, diesen abgestandenen Übersetzermüll heuer zu verlegen, als hätte man nicht schon vor Jahrzehnten wissen können, dass K. es nicht bringt und sich als Übersetzer noch jedes Mal überhoben hat. Seite 103 liefert folgendes Rätsel: „Aber der Junge überlebte sein ungläubiges Kopfschütteln; er stand nach wie vor da, in Bluejeans mit einem Flicken auf dem einen Knie und ein derb gewobenes braunes Hemd gekleidet.“ Was soll das. Ich habe für diesen Müll 7.95 € hingeblättert.
    Eine Seite vorher labert K. (damit meine ich immer den Übersetzer, nicht King, der seine Magnum rauspackte, wenn er davon wüsste) was von Augenblicken „des endlosen Ringelreigens des Kinderliedes“ und auf Seite 107 ist von „drei Pubsen“ die Rede – wobei ich mir sicher bin, dass im Original was von three farts stand, also von Fürzen, aber das war K. wohl zu ordinär. Er hält es mehr mit dem Pubsen. Weiter ist von einem die Rede, der war „bloß ein Bankinhaber, der irgendein Stück Land wollte, weil da Gold drauf war.“ Was stand im Original? Was auch immer, ein Bankinhaber ist Quark in K. Potenz bzw. Impotenz. Ich muss mein altes Anti-K.-Pamphlet, das ich seinerzeit ja nicht veröffentlichen ließ in den „Phantastischen Zeiten“, wohl doch noch rausbuddeln. Es ist immer ein Fehler, Leute, die es nicht bringen, zu schonen. Allein der Gedanke, dass K. in seinem Verlag Texte von Dick herausgibt, jagt mir Gänsehäute über die Kleinhirnrinde. Noch ein Satz, dann werde ich mit K. abschließen, mir den Dunklen Turm im Original besorgen und den 7.95 € nicht mehr nachjammern.
    Seite 110: „Er hatte nicht darum gebeten, seine Revolver auf die unbewaffnete Bevölkerung von Tull zu richten; hatte nicht darum gebeten, Allie zu erschießen, deren trauriges Gesicht zu guter Letzt von einem Geheimnis gezeichnet gewesen war, das sich ihr zu eröffnen sie schließlich gebeten hatte.“ Weg mit dem Müll. King weiß wohl nicht, was K. ihm, den nach K. seinerzeit „meistgelesensten“ Schriftsteller der Welt, angetan hat, und weil der Müll ständig recycelt wird, immer wieder antut. Ist das noch zu toppen?


    Also die ersten beiden Bände sind schlecht nicht weil sie von King sind, sondern weil sie schlecht übersetzt sind. Nach dem dritten wird's dann besser. Dabei sind die Übersetzungen bereits überarbeitet worden. Man fragt sich nur von wem und wie gründlich. Also ich empfehle jeden, der es vermag, sich die ersten Bände im Original anzutun.


    geronemo

    Zitat

    Ps.:
    Dieses Buch wäre als Schulbuch in der Schule sehr geeignet, um den fieses Reclam-Heften auszuweichen. Werde es auf jeden Fall bei der Auswahl der nächsten Schullektüre vorschlagen!!!


    Hallo Brawen77, je nun, Lovecraft wäre insofern interessant, als man bei ihm lernen kann, wie mit exzessivem Gebrauch von Adjektiven der gruseligsten Art auf stilistische Weise der Leser um jedes Gruseln gebracht werden kann. Einige seiner Geschichten sind wirklich, was die Adjektivitis anbelangt, der reinste Horror. Aber die Chtulu-Stories haben immerhin den Reiz des Verrotteten uralter Zivilisationen.
    Lovecraft war ja selbst ein reichlich durchgeknallter Typ, der in Neuengland in einem Haus in Providence (Rhode Island) zurückgezogen lebte, bis er immer mehr durchknallte. Auf jeden Fall ein interessanter Typ.
    Als ehemaliger Deutschlehrer muss ich allerdings eine Lanze für die kleinen gelben Reclam-Heftchen brechen, die vorzüglich ediert sind und bei denen man mehr findet als manche Schöler für möglich halten.
    In Punkto Horror etwa eine der besten Erzählungen, nach der schon mehrere Filme gedreht wurden. Der beste: Apocalypse Now von Coppola. Gemeint ist natürlich Joseph Conrads "Herz der Finsternis". Habe ich auch mal gelesen. Allerdings sind die neuen zentralisierten Pläne für die Pauker derart, dass ihnen die Möglichkeit, mal abwegigere Texte zu lesen, immer mehr genommen wird. Übrigens gibt es bei Reclam auch eine Sammlung mit Erzählungen der Jahrhundertwende, nicht der letzten, der vom 19. zum 20. Jahrhundert, in der sich ausgezeichnete Horrorgeschichen befinden. Auch etwa von Oskar Panizza, dessen Geschichte über masturbierende Pflanzen, die er nachts im Park belauscht, ein echtes Highlight für den sublimen Freund eines gediegenen Horros sein sollte.
    Aber Lovecroft ist auf jeden Fall immer ein guter Einstieg ins Horrorgenre. Empfehlenswert noch: der Vampir-Roman von Theodore Sturgeon (Titel müsste ich nachschlagen) einige Romane von Fritz Leiber, Melmoth der Wanderer von Maturin (ein schönes Buch aus dem 19.Jahrhundert )und so weiter.
    Letztlich ist es dem Pauker immer recht, wenn die kids überhaupt was lesen. Übrigens kann ich jedem nur wärmstens Kings gewaltiges Trash-Opus vom dunklen Turm (eine Mischung aus Western, Horror, Fantasy, SF und was weiß ich noch alles)empfehlen. Von Band zu Band wird die Lektüre dieses dunklen Turmes um den einsamen Revolvermann und seine Begleiter besser und zum SChluss taucht King gar selbst im Roman als handelnde Figur auf. Der Schluss dieses Mammutwerkes ist der beste, den King, der zuvor immer schwächelte mit dem Schluss seiner Bücher (übel in ES), hingekriegt hat.


    Also es gibt genug zu lesen.


    geronemo

    Hallo Jona77
    ja, auf Verrisse und andere verbotne Sachen sind wir besonders scharf. Aber es gibt wohl lohnendere und unterhaltsamere Bücher als die von Frau Zeh, gegen die ich nichts habe, die ich auch nicht für arrogant halte, von der ich nur meine, sie hätte ihr Buch "Spieltrieb" besser lektorieren lassen sollen. Es steht einfach zuviel sprachlicher Murks drin. Auch die Thematik scheint mir hergeholt.
    Aber als TB kann man es sich kaufen und lesen. Ich hab mich damals nur gewurmt, weil ich es mir auf eine Rezi hin gekauft hatte und es dann mit der Rezi in keiner Weise mithalten konnte. Wenn mein Exemplar nicht so vollgesudelt wäre, könnte ich es dir schicken.


    LG


    geronemo

    Von der Halsbandaffäre handelt das Buch von Antal Szerb. Auch bei Stefan Zweig findet sich darüber einiges.
    Hingewiesen habe ich noch auf die Fortune de France-Serie von Robert Merle, die den Zeitraum der französischen Geschichte von der Bartholomäusnacht bis zu Ludwig IV behandelt und für mich ein Musterbeispiel für eine gelungene Aufarbeitung von Geschichte in Romanform darstellt. Bei Merle erfährt man allerdings nichts über die Halsbndaffäre.


    LG


    geronemo

    Folgendes Buch habe ich mir aufgrund einer Rezension in konkret (literatur 2007, Beilage zur Buchmesse) von Armin Schreiber gekauft.

    Andreas Weber, Alles fühlt; Mensch, Natur und die Revolution der Lebenswissenschaften, Berlin Verlag 2007 (bereits in der 3.Auflage) 19,99 €

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    Es behandelt einen Paradigmenwechsel in den Lebenswissenschften, vor allem der Biologie, wobei Weber Ideen aufgreift, die Maturana und Varela (Der Baum des Lebens) bereits angeschnitten haben. Es geht um die Rolle des Gefühls, der Subjektivität für die Entwicklung von Leben. Was die Relativitätstheorie und Quantenphysik in Bezug auf die klassische Mechanik (Newton) vollzogen haben, versucht Weber in seinem Buch für die Lebenswissenschaftgen in leicht fasslicher Form auszuführen. Das Buch ist kein trockenes Sachbuch, vielmehr versucht der Autor seinem Ansatz, die Wichtigkeit von Subjektivität für jede Form von Leben auch stilistisch umzusetzen.
    Ich meine, das Buch ist für jeden, der sich für den aktuellen Stand in den Lebenswissenschaften informieren und bilden möchte von enormer Wichtigkeit. Allerdings ist es noch nicht als TB erhältlich und von daher etwas teurer.