So unterschiedlich sind die Meinungen - ich fand das Ranicki-Gottschal-Gespräch auch furchtbar, aber wegen der sehr allgemein gehaltenen um nicht zu sagen Standardkritik Ranickis.
Eigentlich hat Ranicki meiner Ansicht nach gar nichts ausgesagt.
Er hatte vier Tage Zeit, in denen er sich hätte vorbereiten können.
Spezifische Kritikpunkte und realitätsorientierte Lösugsansätze hätte ich mir nun gewünscht.
Was hat er aber im Prinzip gesagt?
Fernsehen ist blöde, ich schaue das auch nicht.
Bücher, besonders "klassische" deutsche Literatur, sind besser.
Okay, die Meinung vertreten viele.
Für mich ist sie heutzutage altbacken, weil wir herausgefunden haben, dass Bücher und TV ganz unterschiedliche Qualitäten und Wirkungsweisen haben und beide gut oder schlecht sein können, gebildete oder ungebildete menschen ansprechen können, die Massen anziehen und floppen können.
Was Ranicki sagte erinnerte mich an meine Schulzeit vor 15 Jahren (immer wieder wiederholten wir: Bücher sind toll, TV ist schlecht/verblödend).
Gottschalks Beiträge fand ich wenigstens up to date (wörtlich, also in der heutigen Zeit steckend) und etwas konkreter (zumindest die Fragen).
Was mir gefehlt hat, ist eine Analyse: Warum sind denn nun "schlechte" Sendungen so erfolgreich?
Dass alle Geld verdienen wollen, war wichtig zu sagen, den Meisten wohl aber schon klar.
Einige Sendungen gehen ja schon in die Richtung, gute Unterhaltung mit guter, gleich (etwas) ausführlicher Information zu verbinden, die hätte man nennen können. (Wohlgemerkt: Sendungen, die sich mehr als 5 Menschen ansehen).
Beispielsweise zeigen doch Phoenix und n-tv öfter mal "Dokufilme", in denen Geschichte oder Naturwissenschaft informativ und spannend vermittelt wird.
Ehrlich gesagt, die Literaturverweise von Ranicki fand ich furchtbar: Er sagte damit meiner Ansicht nach deutlich, dass er auf seinem irgendwann einmal erlernten Wissen beharrt und alles andere ignoriert.
Das ist ja für sein Alter legitim, aber dann soll er nicht kritisieren, was er nicht kennt.
Ich wundere mich auch über Big Brother und DSDS Einschaltquoten und die doch recht lang anhaltende Begeisterung und das Engagement der Fans.
Ich kann das aber nicht kritisieren, weil ich nicht verstehe, woher dieser Erfolg kommt (was begeistert so viele menschen daran so sehr?) und weil ich auch bspw. die Sänger definitiv nicht beurteilen kann.
Ich würde aber deshalb nicht meine weniger quotenstarke Lieblingsserie nehmen und behaupten, die sei nun besser.
Eine richtige Diskussion um das Fernsehen kam jedenfalls nicht auf.
Dabei wäre DAS doch richtig spannend:
Was ist gutes, was schlechtes TV?
Wer bestimmt das (Quote/Inhalt - wann ist ein Inhalt "wertvoll", wann "sinnvoll")?
Soll das TV überhaupt "Kultur" (eigentlich zählt dazu ja auch Big Brother und DSDS!) vermitteln, und wenn ja, wie?
Ist es sinnvoller, mit bestimmten Formaten bestimmte Schichten anzusprechen (DSDS - Jugend/ungebildet(er?)?; Maischberger (?) Erwachsene, eher gebildet(?))? Oder wäre es besser, durch ungewöhnliche Formate Inhalte an Zielgruppen zu bringen, die diese normalerweise nicht sehen (Jugend: Maischberger; Erwachsene: DSDS)?
Was sind die Kriterien für "gutes TV" in den einzelnen Sparten?
Weiß man eigentlich, was der Zuschauer will, oder gibt sich der Zuschauer mit dem gezeigten in Ermangelung von etwas besserem zufrieden?
Besonders die letzte Frage würde mich persönlich brennend interessieren, ich gehöre nämlich zu den Leuten, die oft um 20:15 eine halbe Stunde zappen und dann notgedrungen irgendwo hängenbleiben, auf halber Strecke ausschalten und sich über die vertane Zeit wundern!
LG,
Susan