Beiträge von Ulla

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    Klappentext
    Eine Bar ist vielleicht nicht der beste Ort für ein Kind, aber bei weitem nicht der schlechteste. Vor allem das »Dickens« nicht, mit seinen warmherzigen und skurrilen Figuren: Smelly, der Koch, Bob the Copund seine geheimnisvolle Vergangenheit oder Cager, der Vietnam-Veteran. Für den kleinen JR sind sie alle bessere Väter als seiner - wäre er da gewesen. Von ihnen lernt er Mut, Zuversicht und die Gewissheit, dass es nicht nur Gut und Böse gibt, dass Bücher Berge versetzen können und das man an gebrochenem Herzen nicht stirbt. In der Bar hört er zum ersten Mal Sinatra, sieht Baseballspiele im Fernsehen, und trinkt sein erstes Bier. Er lernt auch, dass Träume wahr werden können - wenn man für sie kämpft.»Komisch, ehrlich, traurig und lebensnah - JR Moehringer schreibt unwiderstehlich.« Vanity Fair




    Meine Meinung


    JR Moehringer ist Reporter und beschreibt mit diesem Buch seine eigene Kindheits- und Jugendgeschichte, genauer gesagt bis zu dem Punkt, an dem er sich als „Erwachsener“ ankommen sieht. Bei Fischer läuft das Buch unter „Roman“, es liest sich tatsächlich wie ein Entwicklungsroman, Moehringer jedoch besteht darauf, dass es seine „Memoiren“ sind.


    Im Zusammenhang mit diesem Buch finde ich die folgende Anekdote witzig, um nicht zu sagen „verlagstypisch“. Ein Manager vom S. Fischer Verlag war in New York unterwegs und sah in den Auslagen dieses Buch, worauf er zuhause anrief und den Befehl erteilte, sich sofort um die deutschen Rechte zu kümmern, worauf sich herausstellte, dass das Angebot von Moehringers Agentin seit Monaten auf irgendeinem Schreibtisch bei Fischer verkümmerte.


    Es geht um die Dickens-Bar in Manhasset auf Long Island und es geht um die Suche eines kleinen Jungen nach seinem Vater, der nach seiner Geburt die Familie verlassen hat. JR, der kleine Junge, lebt mit seiner Mutter in einem heruntergekommenen Haus zusammen mit einem grantigen Opa, seinem Onkel Charlie, dieser steht im „Dickens“ an der Theke, einer keifenden Tante sowie deren Töchter. Irgendwann findet der Junge heraus, dass sein Vater als Radiosprecher arbeitet und hängt fortan am Radio, um wenigstens die Stimme seines Vaters zu hören, bis er eines Tages das „Dickens“ entdeckt. Die Oma hat ihn dahingeschickt, um eiligst Zigaretten für Onkel Charlie zu holen, da dieser zuhause wegen eines Nikotinentzugschocks umgefallen ist.


    Ab diesem Zeitpunkt – der Junge ist acht Jahre alt – träumt er noch von einem: von der Bar. Sein sehnlichster Wunsch ist es, genauso wie Onkel Charlie und all die anderen „Männer“ in der Bar ein- und ausgehen zu dürfen. Und hier klingt die Suche nach dem Vater wieder an: Die Männer in der Bar werden im Laufe der Erzählung zu Ersatzväter für JR. Großartig beschreibt Moehringer all die skurrilen Typen, die nur eines verbindet: Das Trinken und in dessen Gefolge die Themen, bei denen sich Männer auskennen: Pferdewetten, Baseball, Boxen und ... Frauen. Speziell die Passagen, wo sie über Frauen referieren – später wird sich JR unglücklich verlieben – sind eine Wonne zu lesen. Das Dickens bleibt JR die Familie, die Heimat, auch dann noch, als er Manhasset längst verlassen hat: er studiert in Yale und arbeitet als Praktikant bei der TIMES. Wann immer es Probleme in seinem Leben gibt, und das gibt es recht oft, das Dickens bleibt sein Zufluchtsort, nur dort fühlt er sich aufgehoben.


    Das Buch ist einer charmanten und streckenweise originellen Sprache geschrieben, es wimmelt auch von originellen Szenen, manches zu komisch, um wahr zu sein, manches so komisch, dass es gar nicht erfunden sein kann, manches auch todtraurig, - wie das Leben nun mal ist.


    Genießen kann man das Buch aber nur, wenn man sich auf die langsame Erzählweise einlässt. In diesem Buch geht es nicht darum, im Schnellverfahren etwas über ein Leben zu erfahren. Man muss diesem talentierten Erzähler auf seinen unspektakulär angelegten Spuren folgen, um etwas zu verstehen von den trinkenden Barbewohnern, die ihn geprägt haben - und wenn man das Buch zuklappt, dann geht es gar nicht anders, als festzustellen, dass man nicht nur diesen jungen Mann ins Herz geschlossen hat sondern auch all die Männer an der Theke!


    5ratten



    EDIT
    Hallo, ich habe den Betreff angepasst. LG, Seychella

    Jetzt musste ich erst mal auf's Profil gucken.
    Das freut mich ungemein, dass einem Hamburger dieses Buch gefällt. :freu:


    Ich habe es als eine Art "sehr" heimatliterarische Spurensuche empfunden, - sehr gelungen, wie ich finde, das Ganze eingebettet in die Zerstörung einer schwäbischen Dorfkultur unter Verwendung von vielen mehr oder weniger ausgestorbenen schwäbischer Wörter, - da bin ich manchmal regelrecht in Verzückung geraten, schließlich bin ich in so einem Dorf aufgewachsen.


    Ansonsten möchte ich dem Hamburger Nichtraucher zu seinen Ausführungen uneingeschränkt zustimmen.
    Dass diese Heimatgeschichte den "Maddin" verzückt, ... naja, das kann man sich denken.

    Hallo Guten Morgen!


    Jetzt möchte ich noch einen kleinen Nachtrag bringen, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich in meiner Wiedergabe ungenau war:


    Die eigentliche Fragestellung in diesem Artikel war nicht, wer „besser“ rezensiert, die Profis oder die Laien. In diesem Punkt besteht ja auch hier im Thread Konsens: Es sind zwei verschiedene Sachen, wo jeder Leser seine persönliche Haltung hat.


    Es ging vielmehr darum, dass die Hobbykritiker zu einem gigantischen selbständigen und letztendlich kostenlosen Vermarktungsinstrument für die Verlage geworden sind, ohne dass die Verlage, dies so recht begriffen haben bzw. das sie nicht so steuern können, wie dies bei den vergleichsweise wenig professionellen Rezensenten der Fall ist und von dem sie auch nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen.


    Früher war es so, dass ein Buch, welches in einer großen Zeitung wie DIE ZEIT oder FAZ besprochen wurde, automatisch zum Verkaufsschlager wurde. Die Mehrheit der Verlage ist heute der Ansicht, dass das klassische Feuilleton viel von seiner ehemaligen Bedeutung für den Verkauf eingebüßt hat. Die einzelne große auffällig platzierte Rezension schmeichelt zwar dem Autor, lässt aber die Auflagenzahlen nicht mehr automatisch nach oben schnellen, wie dies früher der Fall war. Jetzt ist es das Laienschrifttum, das den Verlagen den Umsatz bringt.


    Meines Erachtens findet da im Moment eine bedeutende ökonomische Veränderung statt, aber auch eine kulturelle, ohne dass dies den Beteiligten bewusst ist.


    Ich persönlich würde es sehr bedauern, wenn die Buchrezensionen in den Feuilletons aussterben würden. Sie sind für mich fast so etwas wie eine eigene Gattung an Literatur geworden.

    Hallo zusammen!


    Ich weiß nicht, ob dies schon an anderer Stelle hier aufgetaucht ist, gefunden habe ich auf Anhieb nichts.


    Im aktuellen Kulturspiegel ist ein Artikel, in dem es um die Entmachtung der Feuilletons geht, weil sich die Laienkritiker immer breiter machen, möglich durch das Internet, gewissermaßen eine Art Demokratisierung der Informationsgesellschaft im Bereich der Buchvermarktung.


    Hier ist der Link. Leider ist der Artikel nicht frei zugänglich.
    http://www.spiegel.de/spiegel/kulturspiegel/d-41595717.html


    Nachstehend ein paar wesentliche Punkte aus dem Artikel, schließlich ist Literaturschock ja auch so eine Hobbykritiker-Plattform.


    Gleich am Anfang wird die peinliche Geschichte erzählt von einem „Leser aus St. Louis“, der sich bei Amazon, USA, von einem Buch begeistert zeigte. Wegen eines Computerfehlers wurde diese Begeisterung aber nicht unter seinem Nickname, sondern unter seinem echten Namen veröffentlicht, wo sich dann herausstellte, dass er ein „sehr, sehr guter Freund“ der Autorin ist. Angeblich sind etliche Fälle aufgeflogen, in denen Schriftsteller ihre eigenen Werke hoch- und andere niederschrieben. Aber unabhängig von solchen Vorfällen beeinflussen angeblich die Hobbyrezensenten die Verkaufszahlen bei Amazon enorm.


    Der Schwerpunkt des Artikels liegt jedoch woanders, nämlich auf der Veränderung der gesamten Rezensionslandschaft, weil die Internet-Hobby-Rezensenten mittlerweile eine von den Feuilletonbetrieben unterschätzte Konkurrenz darstellen, wofür es mehrere Gründe gibt:


    Die Neuerscheinungen werden immer zahlreicher, so dass die professionellen Kritiker diese gar nicht alle verarbeiten können. Die Laienrezensionen im Internet leben länger, sind nachhaltiger verfügbar, als die in den Printmedien. Die Laienkritiker haben keine Berührungsängste mit Büchern, die das Volk zwar mag, von den Profi-Kritikern aber wegen Anspruchslosigkeit abgelehnt werden. Hinzu kommt, dass die Laienkritiker in einer Sprache reden, die jeder versteht.
    Der Schweizer Rolf Dobelli behauptet, das Feuilleton sei hochkorrupt, er unterstellt einerseits den Berufskritikerin, dass sie Kritiken aus Gefälligkeit schreiben und zum anderen, dass „sie sich doch nur selbst promoten wollen.“ Da seien Laienkritiker wesentlich ehrlicher.


    Generell wird die Qualität der Laienrezensionen in diesem Artikel gelobt, auch wenn sie tendenziell gefühlsbetonter und persönlicher seien. Die Wertung der Bücher beruhe eher auf den eigenen Erwartungen und werde weniger als allgemeingültige Wahrheit hingestellt.


    Gegenwärtig sind sich die Verlage noch nicht so recht einig, wie sie diese Laien einschätzen sollen, - sie scheinen das Medium Internet noch nicht so recht begriffen haben, auch gibt es keine belegbaren Verkaufszahlen über den Einfluss, - sie scheinen sich aber darüber im Klaren zu sein, dass sich die klassischen Empfehlungswege verändert haben. Der FVA-Verleger Joachim Unseld jedenfalls befürchtet eine „Entprofessionalisierung der Literaturkritik“. Der Marktplatz der Meinungen könne rasch auch zum Müllplatz werden: „Wenn da jeder so reinquatschen kann“, fragt Unseld, „wo soll man dann da seine Orientierung herbekommen?“.


    Viele Verlage scheinen aber zufrieden mit ihren Laien-Kritikern: "Wir können uns doch nur freuen, wenn Leser über unsere Bücher reden“, so Elisabeth Raabe vom Arche Verlag. Selbst wenn es nicht immer die Leser sind. Denn auch in Deutschland, das geben die Verlage hinter vorgehaltener Hand zu, verfassen Autoren bei Amazon Lobeshymnen auf ihre eigenen Werke.


    Hups! Ist ein bisschen viel geworden. :redface:


    [size=7pt]Edit: Link korrigiert. LG nimue[/size]

    Wings of Dove hat mir gefallen. Die Figuren sind sehr subtil gezeichnet, ebenso die Konflikte, denen die Protagonisten im Ringen um die Liebe ausgesetzt sind.
    Die Verfilmung dagegen hat mir überhaupt nicht gefallen. Da ist es nicht gelungen, das Innenleben der Figuren nachzuzeichnen, was naturgemäß in einem Film nicht ganz einfach ist.