Hier folgt meine dritte Rezension im Rahmen des Sub-Abbau-Wettbewerbs.
Zu Inhalt und Autor:
Jonathan Safran Foer, jüdisch-amerikanischer Autor, ist erst 29 und hatte schon mit seinem Debüt-Roman ‚Alles ist erleuchtet’ durchschlagende Erfolge zu verzeichnen. Der Roman gewann zahlreiche Preise, darunter den Jewish Book Award, und wurde mit Elijah Wood in der Hauptrolle verfilmt.
‚Extrem laut und unglaublich nah’ ist der Nachfolger dieses äußerst erfolgreichen Buches, und Nachfolger haben es bekanntlich schwer. Die Kritiken waren, glaubt man dem Internet, zwar meist ebenfalls positiv, aber überschlagen mit Lob hat sich kaum noch eine.
Ich persönlich war von ‚Alles ist erleuchtet’ ebenfalls restlos begeistert und hatte damit hohe Erwartungen an den zweiten Roman. Aber: sie wurden alle erfüllt.
Erzählt wird in ‚Extrem laut und unglaublich nah’ die Geschichte von Oskar, der 9 Jahre alt und eine recht spezielle Persönlichkeit ist. Mit kindlichem Staunen und sehr erwachsenen Sorgen beschäftigt er sich mit allem, was ihm in seinem Wohnort New York passiert. Er bezeichnet sich selbst als Erfinder, Veganer, Juwelier, großen Entdecker, Amateur-Astronomen und Romantiker. Oskar schreibt unzählige Briefe an seine Idole, allen voran Stephen Hawking, liebt seine Großmutter abgöttisch und wird in der Schule für seine Besonderheiten gehänselt.
Wirklich wichtig ist Oskar aber die Erinnerung an seinen Vater, der bei den Anschlägen vom 11. September getötet wurde. Als der Junge einen geheimnisvollen Schlüssel im Nachlass seines Vaters findet, macht er sich quer durch New York auf die Suche nach dem Geheimnis dieses Schlüssels, und begibt sich damit ins Zentrum seiner Ängste und Hoffnungen. Die Frage, wie sein Vater gestorben ist, treibt ihn an und lässt ihn mit vielen New Yorkern zusammentreffen, die alle eine eigene Geschichte zu erzählen haben.
Und als wäre das alles noch nicht genug, werden auch die Biographien seiner Großeltern mit in den Plot eingewoben, die zur Zeit des 2. Weltkrieges aus Deutschland flohen und sich auf wunderliche Weise in New York wiederfanden.
Meine Meinung:
Jonathan Safran Foer schreibt besondere Bücher, die nicht jedem gefallen können und wollen. Er hat unzählige Ideen, die auch Nebenfiguren zu unvergesslichen Personen werden lassen, und verwendet ungewöhnliche Mittel: so gibt es zahlreiche Bilder und typographische ‚Extras’ im Roman, die alle im unmittelbaren Zusammenhang zur Geschichte stehen. Aber gerade das zeichnet seine Romane aus.
Die Figur Oskar hat mich sehr berührt. Foer kann ihn in einem Satz äußerst amüsant und gleichzeitig herzzerreißend beschreiben, was mehr oder minder für alle Figuren des Romans gilt. Oskar ist ganz klar der Star dieser Geschichte, und ich fand auch, dass seine kindliche Figur den Roman zugänglicher macht als ‚Alles ist erleuchtet’. Sehr schön fand ich den Schluss, bei dem sich alle Erzählstränge trafen und der Kreis sich zwar schloss, aber trotzdem noch Raum für eigene Interpretationen offengelassen wurden.
Angst vor amerikanischem Nationalpathos muss man ebenfalls nicht haben, Foer nähert sich dem Thema des 11. Septembers schleichend, aber packend, und niemals einseitig.
Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen, und ich schätze, dass es mich so schnell nicht loslässt. Deswegen: 5 Ratten.
- Ich habe das amerikanische Original gelesen, aber hier in der Überschrift des besseren Wiedererkennungswertes wegen den deutschen Titel angegeben.