Beiträge von Hermeneutiker

    Georg Büchners Woyzeck-Drama beinhaltet eine stark verschlüsselte Aussage. Bereits die Liedtexte lassen das erkennen. Man spricht auch von einer Allegorie. Dass es sich dabei nicht um ein Sozialdrama handeln kann, geht aus der Betrachtung der Handschriftenentwürfe hervor. In der ersten Fassung, dort wo das weibliche Opfer auf der Bühne demonstrativ erstochen wird, gibt es noch keine Nebenfiguren Hauptmann und Doktor, also auch kein Ernährungsexperiment. Aber es gibt bereits die Stimme aus dem Boden. Sie ruft: "Stich die Woyzecke tot!" Es empfiehlt sich also, die Beziehung zwischen Täter und Opfer genauer unter die Lupe zu nehmen. Interessanterweise weigert sich die Büchner-Forschung, in diese Richtung vorzugehen. Solch eine dramatische Ansage, wie Woyzeck sie hört, hat nämlich einen Sinn und Büchner hat sich etwas dabei gedacht, dass Woyzecks Affekt sich nicht gegen den Doktor oder den Hauptmann richtet. Und in diesem Fall hätte Büchner auch die Mordhandlung anders. d.h. mit weniger dramatischem Gewicht, gestaltet. Übrigens hat auch Kurzke das in seiner Biografie über das Genie Georg Büchner nicht kapiert. Ich bin mir aber sicher, dass die Zeitgenossen bei den Namen >Woyzeck< und >Zickwolf<, dem in der sogenannten Hauptfassung geänderten Namen des Opfers, hellhörig geworden wären. Wer mehr darüber wissen will und wen die detektivische Erforschung des Mordmotivs im >Woyzeck< interessiert, der kann auf http://www.georg-buechner.net mehr erfahren.