Beiträge von Piranhapudel

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    einzlkind - Gretchen


    Gretchen Morgenthau ist eine Legende des Theaters. Zum Unglück ihrer Mitmenschen eine lebende. Die Karriere als Intendantin hat sie beendet, den Gottesstatus aber behalten. Ihr Leben in London könnte kaum großartiger sein. Doch dann geschieht das Undenkbare. Wegen einer Unachtsamkeit wird Gretchen zu vier Wochen auf einer Vulkaninsel bei Island verurteilt. Sie soll mit den Einheimischen ein Theaterstück aufführen. Keine gute Idee.
    (Quelle: Heyne)


    Meine Meinung:


    Gretchen Morgenthau und ihr entbehrungsreiches Leben


    Gretchen Morgenthau, 75 Jahre jung, geboren in Wien, aufgewachsen überall, hat ein abwechslungsreiches Leben am Theater verbracht und lebt jetzt in einer bescheidenen 120 Quadratmeter großen Wohnung in ihrer Wahlheimat London. Ihre Tage sind entbehrungsreich und voller schwerer Entscheidungen — heute ein Kleid von Luis Vuitton oder doch lieber Christian Dior? Welches Täschchen passt dazu? Welches Buch mit einem farblich passenden Cover und intellektuell ansprechendem Inhalt könnte man sich dazu unter den Arm klemmen? Ganz aus Versehen wurde sie letztens dabei erwischt, wie sie nach nur sechs bis höchstens acht Gläsern Wein Auto gefahren ist. Eventuell hat sie dabei noch die Polizistin beleidigt und deren Dienstwagen angefahren und ist deshalb ziemlich außer sich, als das Gericht ihr eine Strafe aufbrummt: Aus rein erzieherischen Zwecken muss sie sich ein paar Wochen auf der Insel Gwynfaer bei Island aufhalten und dort im Dorftheater Regie führen.


    Gleich nach den ersten Zeilen wird klar, dass es sich bei der Protagonistin Gretchen Morgenthau um ein ganz besonderes Persönchen handelt. Eventuell auf ihre sehr spezielle Art sympathisch, aber im Grunde doch ein ziemliches Miststück und vor allem immer grundehrlich und direkt. Sie nimmt alles wörtlich, schlägt als Giftspritze ihre Gesprächspartner vor den Kopf, über- und untertreibt maßlos und kann sich ohne vor Sarkasmus triefenden Äußerungen gar nicht unterhalten. Obwohl ich mir sicher bin: Die meint das im tiefsten Inneren alles ernst. Fans von schwarzem Humor kommen hier auf jeden Fall nicht zu kurz, aber allzu sensibel sollte der Leser auch nicht sein. Einige Äußerungen könnten schon persönliche Grenzen überschreiten. Für mich hat aber genau dieser Humor den Charme dieser Geschichte ausgemacht. Die Lektüre hat Spaß gemacht, hat mich an einigen Stellen sprachlos zurückgelassen oder vor Lachen gefährlich auf meinem Stuhl schwanken lassen.


    Doch es geht in diesem Buch, das zwar nach ihr benannt wurde, nicht ausschließlich um Gretchen. Es geht um Kultur, um Menschen, um Beziehungen. Auf der Vulkaninsel Gwynfaer lernen wir noch so einige weitere Persönlichkeiten kennen, die mit voller Wucht gegen unsere Frau Intendantin prallen, allen voran Kyell, der später von Gretchen zum persönlichen Assistenten auserkoren wird. Zu Beginn des Buches musste er noch den Kater Josef Wissarionowitsch Dschugaschwili, liebevoll auch Stalin genannt, kastrieren (ja, da gibt’s detailreiche Beschreibungen), weil der Inseltierarzt noch seinen Rausch ausschlief, später muss er Gretchen über die Insel führen, ihr Gepäck tragen und sie wieder gesund pflegen (schwerer Alkoholrausch). Es geht auch noch um Tule, ursprünglich mal Kyells Kumpel, jetzt Gretchens Regieassistent, der nun alle Plattitüden, die im Kulturbetrieb vorkommen könnten, in einem Satz nachplappert und jedes Stereotyp perfekt in sich vereint. Damit treibt er natürlich nicht nur Gretchen in den Wahnsinn, auch ich als Leser musste mich so unglaublich fremdschämen. So interessant die Charaktere hier auch sind, so froh bin ich, dass ich niemanden im echten Leben begegnen müsste. Das wäre garantiert nicht gut für den Blutdruck. Dazu kam leider noch ein kleiner Wermutstropfen: Zwar waren die Charaktere spannend und zugespitzt, aber leider auch ziemlich einseitig. Gretchen konnte zwar immer wieder überraschen, weil sie einfach total verrückt ist, doch ihr Sarkasmus war dann doch immer der Gleiche. Immerhin blieb sie sich bis zum Ende des Romans treu — und damit garantiert ein Charakter, der in Erinnerung bleibt.


    4ratten

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    Makiia Lucier - Das Fieber


    Herbst 1918 : Die Spanische Grippe hat die Welt bereits im Griff. Aber für Cleo ist sie weit weg, sie ist mit sich selbst und ihrer Zukunft beschäftigt: Heiraten, Bohemien werden oder an die Universität? Doch die Gegenwart holt Cleo bald brutal ein. Die Seuche erreicht ihre Heimatstadt: Schulen, Geschäfte, Theater schließen - das öffentliche Leben kommt zum Stillstand. Und die Zahl der Opfer wächst: Nicht Kleinkinder und Alte, sondern vor allem Menschen in der Blüte ihres Lebens sterben. Als das Rote Kreuz freiwillige Helfer sucht, beschließt Cleo, nicht mehr untätig zu sein. Selbst wenn es den Tod bedeuten könnte.
    (Quelle: Königskinder Verlag)


    Meine Meinung:


    Ein mitreißendes und glaubwürdiges Porträt


    Nachdem ihre Eltern sehr früh gestorben sind, lebt Cleo, 17 Jahre alt, bei ihrem viel älteren Bruder Jack und seiner Frau Lucy. Als diese zur Feier ihres Hochzeitstages eine längere Reise unternehmen wollen, muss sie für ein paar Wochen im Internat wohnen. Dort wird sie noch mehr mit der bitteren Wahrheit konfrontiert, dass sie im Gegensatz zu ihren Freundinnen überhaupt noch keine Ahnung hat, was sie nach der Schule machen soll. Doch bald werden diese Überlegungen vollkommen verdrängt, denn die Spanische Grippe, die doch am Vortag noch unendlich weit weg erschien, wütet nun auch in Portland. Alle Massenversammlungen, auch Schulen, werden verboten und Cleo ist nun allein. Entgegen aller Angst beschließt sie, als Freiwillige beim Roten Kreuz zu helfen…


    Dieses Buch, wow! Schon die ersten Seiten, in denen die Spanische Grippe noch gar nicht so präsent war, waren so ergreifend und mitreißend, dass ich es gar nicht aus der Hand legen wollte. Als Cleo dann schließlich beim Roten Kreuz war, wurde es nur noch besser und ich war richtig traurig, dass das Buch nur so kleine Seiten hatte und deshalb viel zu schnell vorbei war.


    Cleo ist eine sehr angenehme Protagonistin, weil sie bodenständig ist und sowohl logisch als auch impulsiv handeln kann. Als Leser befindet man sich direkt in ihrem Kopf und kann so alles nachfühlen. Besonders präsent sind da natürlich Hilflosigkeit und Verzweiflung, wenn sie sieht, wie durch die Grippe hunderte Menschen pro Tag erkranken und einige sogar von einem Moment auf den anderen krank werden und ein paar Stunden später bereits tot sind. Aber auch ihr unglaublicher Mut, den sie sich selbst nicht ganz erklären kann, diesen Menschen zu helfen, obwohl sie sich damit doch in eine viel größere Gefahr begibt sich ebenfalls anzustecken, wurde auf eindrucksvolle Weise vermittelt. Cleo wird damit ein ganz vielschichtiger Charakter mit Tiefe.


    Neben der tollen Ausarbeitung der Protagonistin sind auch die anderen Charaktere und die Beziehungen zwischen ihnen wunderbar dargestellt. Die freiwilligen Helfer beim Roten Kreuz bilden eine Gruppe aus Verschworenen, lauter gute Engel, die aber auch ständig massiv an sich zweifeln; an ihrer Entscheidung ununterbrochen inmitten so vieler kranker Menschen zu sein, an sich selbst, weil sie nicht allen helfen oder jeden retten können. Selbst Nebencharaktere werden damit vielschichtig und glaubwürdig: Einige flüchten sofort wieder, andere bleiben bis zum bitteren Ende, niemand kann ausschließlich ein guter Engel sein.


    Besonders gut gefallen hat mir auch noch die Atmosphäre. Die Autorin schafft es, dass aus jeder Zeile die Hilflosigkeit der Menschen, die Verzweiflung und manchmal auch die Hoffnung herauszufühlen sind. Cleo und ihr Mut freiwillig beim Roten Kreuz zu helfen, ist nämlich nur ein sehr seltener Fall in der Bevölkerung. Andere verstecken sich, trauen sich aus Angst sich anzustecken nicht, kranken Nachbarn zu helfen und lassen diese lieber liegen. Es geht teilweise sogar so weit, dass für den eigenen Ehepartner schnell ein Krankenwagen gerufen wird, um dann zu fliehen, noch bevor dieser eingetroffen ist. Auch sonst lief zu dieser Zeit, mitten im Krieg und mitten in dieser grauenhaften Grippewelle alles drunter und drüber: Läden werden geplündert, Telefonisten verbinden nur Notfälle, Totengräber können der vielen Arbeit nicht nachkommen.


    Insgesamt malt Makiia Lucier ein unglaublich mitreißendes und glaubwürdiges Porträt dieser Zeit, das trotz der schweren Kost viel Spaß beim Lesen bereitet hat.


    5ratten :tipp:

    Der Inhalt passt auch bei mir perfekt ins Beuteschema, deshalb möchte ich mich bewerben. Wie man es vom Magellan-Verlag gewöhnt ist, bekommt man hier bestimmt auch wieder ein ganz besonderes Cover. Das sieht auf dem Bild schon so nach Pappe aus, vielleicht wird auch auch tatsächlich so sein?


    Neben Hauptseite und Forum würde ich die Rezension auch noch auf folgende Seiten streuen:
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    Blog: https://martinabookaholic.wordpress.com/ (+ Verlinkung auf der Facebook-Seite)

    Das perfekte Volk für Kalypto


    Nach einem jahrtausende langen Schlaf erwacht Catolis, Magierin des untergegangenen Reiches Kalypto, aus ihrem Schlaf und wird zur Meisterin der Zeit ernannt. In ihrer neuen Funktion weckt sie drei weitere Magier und zu viert machen sie sich in alle vier Himmelsrichtungen auf, um das perfekte Volk zu finden. Schnell wird klar, dass sie selbst nicht untätig bleiben, und wenn das Volk nicht gut genug ist, dann formen sie es eben entsprechend. Catolis schwingt sich zur obersten Priesterin in einem riesigen Inselreich auf und agiert als einzige Magierin recht offen an der Spitze eines Volkes. Bei ihr erleben wir die unendlichen und blutigen Eroberungszüge ihres Volkes.
    Die anderen Magier bleiben für den Leser und auch für die Völker lange Zeit im Verborgenen. Hier erleben wir die Kultur der Völker aus der Sicht von Lasnic, der in den Wäldern lebt, und von Ayrin, der Königin des Bergreiches Garona. Lasnic ist ein sehr impulsiver junger Mann und sehr naturverbunden. Nach mehreren schweren Schicksalsschlägen muss er ohne Eltern aufwachsen und erlebt ein wildes und gefährliches Abenteuer nach dem anderen. Auch Ayrin hatte es in ihrem Leben nie leicht: Bei der Geburt ihrer Halbschwester stirbt ihre Mutter, die Königin. Damit wird sie bereits in sehr jungen Jahren an die Spitze von Garona gestellt, das von Frauen beherrscht wird, und muss nicht nur die verhasste und zickige Halbschwester aushalten, sondern sich auch drohenden Gefahren eines sich aufschwingenden Inselreiches stellen.


    Mein Versuch das Grundthema dieses High Fantasy-Romans kurz *hust* zusammenzufassen, zeigt schon, wie komplex diese Geschichte ist. Und das ist einfach wunderbar! Schon durch die vielen Sichtweisen ist das Buch unglaublich vielseitig, weil wir drei ganz unterschiedliche Völker kennenlernen: Das naturverbundene Waldreich mit seinen speziellen Ritualen, das Bergreich Garona, in dem endlich mal starke weibliche Charaktere das Sagen haben, und das Inselreich, das Catolis sich ausgesucht hat. Dazu kommt noch die alles überspannende Gefahr durch die vier Magier, die nicht nur still und leise ihre Völker stärker machen wollen, sondern natürlich auch noch planen diese gegeneinander antreten zu lassen, bis nur noch eines übrig bleibt. Alle Völker sind damit, ohne dass sie es auch nur ein bisschen ahnen können, Spielbälle in einem großen Wettkampf. Und auch als Leser kann man das schnell vergessen, weil man beim Lesen einfach so tief ins Wald- und Bergreich und in die Kulturen der Völker eintauchen kann. Vor allem kann man sich nie sicher sein, welche Krisen gerade von sich aus Krisen sind und welche absichtlich von den Magiern hervorgerufen wurden. So bleibt es wirklich die ganze Zeit spannend und interessant.


    Der Schreibstil von Tom Jacuba ist sehr angenehm und schön zu lesen. Die vielen Personen wachsen dem Leser nicht über den Kopf, weil auch immer wieder mal deren Funktion oder Titel dazu genannt wird (“Kauzer, der Wettermann”), und man sie damit auf jeden Fall zuordnen kann. Auch die Beschreibung der verschiedenen Reiche und der Landschaften wird hier nicht langweilig, weil sie einfach etwas ganz besonderes und ziemlich interessant sind. Die wunderschöne Karte in der Klappe ist dann nebenbei auch noch praktisch. Dazu kommt, dass der Schreibstil den verschiedenen Charakteren angepasst ist und damit auch immer die verschiedenen Atmosphären spürbar sind. Lasnic ist sehr impulsiv und flucht andauernd, wohingegen Ayrin eher nüchtern und ruhig ist. So bleibt die Geschichte nicht nur durch die vielseitige und sehr komplex miteinander verknüpfte Handlung spannend, sondern auch durch den Stil.


    An dieser Stelle möchte ich euch nun noch zeigen, was ich gern in High Fantasy-Geschichten finde und in diesem Auftaktband auch gefunden habe: Komplexität und Vielseitigkeit sowohl im world building als auch in der Geschichte selbst (habe ich ja oben schon beschrieben) und dabei auch in gewisser Weise eine Welt, die man nicht schon mehrfach gesehen hat. Hier habe ich mich besonders über das Bergreich Garona gefreut, da dort auf eine sehr interessante Weise komplett die Frauen das Sagen haben, und auch über das Waldreich, bei dem es genau gegenteilig läuft — und jetzt stellt euch mal vor, was passiert, wenn Menschen beider Völker aufeinander treffen. ;) Dazu kommt noch, dass Tom Jacuba es mit detaillierten, aber nicht zu ausschweifenden Beschreibungen von Landschaften und Tierwesen schafft, all das vor dem inneren Auge Form annehmen zu lassen, obwohl es sich doch oft um Wesen handelt, die bei uns nicht existieren. Mein liebstes Tier war hier übrigens der Flussparder. Und als letztes freue ich mich immer wieder über ein interessantes Magiesystem und eine epische Quest mit viel Action. Die Form von Magie, die sich der Autor hier ausgedacht hat, sollte man meiner Meinung nach beim Lesen entdecken. Die epische Quest haben wir hier auf jeden Fall in dem Wettkampf der Magier und ich bin mir sicher, dass ihr beim Lesen entdecken werdet, welche Quests die einzelnen Protagonisten — mal mehr, mal weniger freiwillig — verfolgen könnten.


    “Kalypto: Die Herren der Wälder” ist ein wunderbarer Auftakt zu einer neuen High Fantasy-Reihe. Komplex, vielseitig und spannend. Mit sehr interessanten Völkern und Kulturen, die nur noch Spielbälle in einem großen Wettkampf zu sein scheinen, um das perfekte Volk für den Wiederaufbau des Reiches Kalypto zu finden.


    5ratten :tipp:

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    Paola Predicatori - Der Regen in deinem Zimmer


    Das Glück ist ein sachtes Murmeln


    Als Alessandra mit 17 ihre Mutter verliert und allein mit der Nonna zurückbleibt, scheint ihre Welt stillzustehen. Wütend gegen das Leben, das einfach so weitergeht, verbannt sie sich selbst in die letzte Bank neben Gabriele, genannt Zero, den Klassen-Loser. Wie eine unnahbare, einsame Schneekönigin zieht sie sich zurück in die eisigen Weiten „Zerolandias“, wo nichts und niemand ihre zerbrechlichen, zärtlich-schmerzhaften Erinnerungen stört. Schon gar nicht der schweigsame Zero, der sie ebenso ignoriert wie den Unterricht und nur vormittagelang auf seinem Allzweckblock herumkritzelt. Bald stellt Alessandra jedoch fest, dass ihr Banknachbar ein begnadeter Zeichner ist und hinter seiner verschlossenen Miene sehr viel mehr Einfühlungsvermögen besitzt als die meisten ihrer Mitschüler.
    Rau in der Beschreibung ihrer erschütterten Gegenwart, poetisch in den Erinnerungen an die Mutter, erzählt Alessandra die Geschichte eines unerträglichen Verlustes und einer zarten, linkischen, vielleicht unmöglichen Liebe.
    (Quelle: Aufbau Verlag)


    Meine Meinung:


    Diese Geschichte handelt davon, wie ein junges Mädchen auf ihre ganz eigene Weise mit der langen Krankheit und dem frühen Tod ihrer Mutter umgeht. Weil Alessandra keine Lust auf mitleidige Kommentare ihrer Freundinnen hat, setzt sie sich an ihrem ersten Schultag nach dem Tod ihrer Mutter spontan neben Gabriele, den alle nur Zero nennen. Weil er nie etwas sagt, weil er nie jemanden anschaut, weil er eine Null ist. Alessandra fühlt sich sicher in “Zerolandia”, wie sie ihren gemeinsamen Sitzplatz in der letzten Reihe nennt, keiner traut sich hier an sie heran und mit ihrem schweigenden Sitznachbar kann sie ganz in ihrer Einsamkeit bleiben. Was folgt, ist eine ganz sachte Annäherung, eine Mischung aus reden und dann doch wieder ignorieren, die Alessandra ziemlich verwirrt, weil sie aus Zero nicht wirklich schlau werden kann.


    “Der Regen in deinem Zimmer” ist ein ruhiges und bewegendes Buch. Der Tod von Alessandras Mutter befindet sich in jeder Faser dieser Geschichte und zwischen den Zeilen auf jeder Seite. Ganz einfühlsam erzählt die Autorin davon, wie Tochter und Großmutter versuchen ihren Tod zu verkraften, wie sie versuchen weiter zu leben. Dabei lässt sich das Buch in zwei Teile einteilen: Zum einen gibt es Kapitel aus der Gegenwart, die Alessandras Alltag erzählen, zum anderen kleine Kapitel, in denen sie sich an bestimmte Momente, die sie mit ihrer Mutter erlebt hat, erinnert. Letztere sind oft ein wahres Schmuckstück, poetisch und voller Gefühl geschrieben, ganz besondere Momentaufnahmen, die durch den Tod eine noch größere Bedeutung bekommen.


    Auch die Kapitel aus dem (Schul-)Alltag haben mir gut gefallen. Alessandras Gefühlsleben, das sie selbst wohl nicht mal richtig deutlich beschreiben könnte, wird sehr zart herausgearbeitet, ohne sentimental zu wirken. Trauer, Verzweiflung, Verwirrung, aber dann doch plötzlich dieser Junge, der für sie immer nur Zero war, in Wirklichkeit aber doch so viel mehr ist. Gabriele zeichnet immerzu und scheint ein Ausnahmetalent zu sein, doch als Alessandra ihn darauf anspricht, ignoriert er sie. So ein Verhalten ist zu Beginn ihrer seltsamen Beziehung ganz normal: Einander ignorieren, dann doch ansprechen und wenn der andere wieder mal wortkarg geantwortet hat, wieder tagelang schweigen. Ganz langsam kommen sie sich allerdings doch näher und Paola Predicatori schildert hier ganz einfühlsam und gar nicht kitschig eine Verbindung von zwei Menschen, die sich gemeinsam über ihre Sorgen hinweg helfen.


    Trotz meiner bewundernden Worte hatte ich zwischendurch doch kleinere Probleme mit den beiden Hauptpersonen. Gabriele/Zero war für mich oft nicht greifbar, sein exzentrisches Verhalten nicht immer ganz nachvollziehbar. Auch als endlich klar war, was mit ihm los sein könnte, war ich zwischendurch frustriert von seinem Verhalten. Allerdings hat genau dieses Verhalten ihn auch so interessant gemacht und jede kleinste Regung von ihm war dann wie eine Offenbarung. Mit Alessandra ging es mir zeitweise ähnlich, und zwar dann, als es aus unerfindlichen Gründen kleine Episoden mit einem anderen Jungen gab, die ich einfach nicht nachvollziehen konnte. Vielleicht war es Trotz, vielleicht ihre allgemeine Verwirrung oder auch ihre Fügung in eine Art Opferrolle, die ihr vorgegaukelt hat, dass sie längst kein Sagen mehr in ihrem eigenen Leben hatte. Da allerdings all die anderen Aspekte, von denen ich oben geschwärmt habe, überwiegen, bleibt dieses Buch trotzdem ein ausgezeichnetes.


    4ratten

    Hallo, das hört sich sehr interessant an und ich würde mich gern bewerben. Allerdings ist gerade noch ein anderes Buch aus einer Testleseaktion zu mir unterwegs, geht das dann trotzdem? Zeitlich sollte es super hinkommen, die Bewerbung läuft hier ja noch ein bisschen und eventuell hab ich das andere Buch bis dahin ja schon durch, wer weiß. Ich war mir nur nicht sicher, ob ihr überhaupt 2 Bücher "auf einmal" verteilt.


    Die Rezension würde ich auf folgende Portale streuen:
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    Meine Meinung:


    Frische und abwechslungsreiche Coming of Age-Geschichte


    “Die letzte Nacht des Matze Blitz” beleuchtet die Jugend des gleichnamigen Protagonisten in den 90er Jahren. Im Kindesalter ist er mit seiner Mutter von Polen nach Schwetzigen gezogen und hatte es von Beginn an nicht leicht in Deutschland. Zwar lernte er die neue Sprache dank diversen Stunden vor dem Fernseher im Nu, aber Freunde lernte er dadurch und durch seine zurückgezogene Art nicht kennen. Erst mit dem Wechsel zur Hauptschule findet er Zugang zu einer Gruppe von Jungen, die selbst Außenseiter sind.


    Die Geschichte ist eine Art Coming of Age-Roman und fokussiert sich somit auf das Ende der Hauptschulzeit. Ganz alltägliche Dinge aus Matzes Leben werden hier auf gleichzeitig charmante, humorvolle und freche Weise erzählt: wie sie in der Schule nicht immer ganz respektvoll mit dem doch eigentlich ziemlich guten Klassenlehrer umgehen; wie die so unterschiedliche Gruppe trotz einiger Meinungsunterschiede mal scherzhaft, mal beleidigend miteinander klarkommt; wie sie über die Zukunft nachdenken, während sie gleichzeitig faul auf dem Sofa rumlungern. Dabei gibt es stets eine angenehme Balance von Humor und Ernst, die zusammen mit dem spritzigen und frischen Schreibstil von Aleks Wiercinski nie langweilig wird.


    Wie Matze Blitz sein eigenes Erwachsenwerden begreift und erlebt, erfährt der Leser direkt aus erster Hand in Form eines Ich-Erzählers. Dabei blickt man direkt in den Kopf, jeder Gedanke wird einfach in die Welt hinausgeschleudert. Matzes Leben und auch das seiner Freunde wird damit sehr facettenreich dargestellt. Ein weiterer Fokus liegt nebenbei auch noch auf den Gimmicks und der Atmosphäre der 90er. Jemand, der diese Jahre miterlebt hat, egal in welchem Alter, wird garantiert von Nostalgie überfall werden. Hier und da eingestreute, ganz natürlich wirkende Hinweise lassen einen beim Lesen garantiert nie vergessen, in welcher Zeit Matze Blitz aufwächst. Insgesamt machen all diese Aspekte den Roman zu einem absolut lesenswerten und amüsanten Erlebnis, das nicht nur lustig daherkommt, sondern auch zum Nachdenken anregt und die Gedanken garantiert nicht so schnell verlassen wird.
    5ratten :tipp:

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    Kurzbeschreibung lt. Amazon:


    Die Götter fielen vom Himmel - und mit ihnen versank die Stadt Badhre.


    Anweisung der AVIS NIVEA:
    “Im Falle einer Entführung, achten Sie auf Details.”


    Über den Trümmern der versunkenen Stadt Archaibadhre erblüht das neue Neobadhre. Der alte Götterkrieg scheint längst vergessen. Als allerdings eines Tages eine Gruppe Fremder das Hauptquartier der Polizeiorganisation AVIS NIVEA stürmt, wird rasch klar, dass ein gefallener Gott seine Finger im Spiel haben muss. Auf der Suche nach Informationen schrecken die Angreifer nicht davor zurück, das gesamte Sekretariat zu entführen. Wer steckt hinter den Anschlägen? Droht Neobadhre erneut im Chaos zu versinken? Und wie soll es der obersten Chefsekretärin Alexandra Manzini zwischen magischen Zeichen und Schrottgolems gelingen, ihre Kollegen wieder heil an die Oberfläche zurückzubringen?


    Meine (Kurz-)Meinung:


    Auf den Punkt gebracht:


    -Katharina V. Haderer hat sich hier eine sehr komplexe und interessante Welt ausgedacht: eine Mischung aus Fantasy, Science Fiction und Steampunk, die in Verbindung mit den beiden Städten - oben und unten, alt und neu, vergessene und neue Götter - auch noch total gut funktioniert
    -Daraus ergibt sich auch ein interessanter Mix aus neuer Technologie und alter, mystischer Magie
    -Zusammen mit den abwechslungsreichen Charakteren wird man langsam in diese Welt eingeführt, sodass sie zunächst verwirrend wirken kann und man erst mit etwas Geduld herausfindet, worauf diese Geschichte hinaus will
    -Ein rasanter Schreibstil, der besonders gut in den vielen Actionszenen wirkt
    4ratten