Beiträge von Piranhapudel


    Und nochwas, ich will ja nicht nerven, aber meiner Meinung nach gehört bei "Die Frau, die nie fror" im Threadtitel noch ein Komma rein. Vielleicht könntest du das bitte noch ergänzen, Piranhapudel? Danke.


    Huch, na klar. Danke, dass du mich drauf aufmerksam gemacht hast.


    Ich bin dem Originaltitel vom Hundertjährigen auch schon mal über den Weg gelaufen und der schien wirklich "genauso" zu sein. Aber mit diesem Titel scheint es angefangen zu haben oder zumindest ist es einer der ersten sehr bekannten Titel, deshalb wird der wohl oft als Beispiel benutzt...

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    (englisch)

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    (deutsch)


    01: Aus dem tiefen Wald
    02: Gefangen
    03: Die Flucht
    04: Bedrohte Arten
    05: Unnatürliche Lebensräume
    06: Wilde Tiere


    Dystopie, post-apokalyptisch


    Kurz-Fazit:


    Ich habe die komplette Reihe auf Englisch gelesen, weil ich einfach nicht auf den sechsten, übersetzten Band (ab 15.09.) warten wollte. Das hat sich auch total gelohnt, denn zum Ende hin wurde es immer spannender.


    In dieser post-apokalyptischen Geschichte geht es um Gus, "Sweet Tooth", der mit seinem gläubigen Vater abgeschieden im Wald aufgewachsen ist. Gus ist ein besonderer Junge, denn er ist ein Hybrid und hat u.a. ein Geweih. Sein relativ sorgloses Leben wird unterbrochen, als sein Vater stirbt und kurz danach fremde Männer in den Wald eindringen und ihn angreifen. Ein ziemlich verdächtig aussehender Mann namens Jepperd rettet ihn und nimmt ihn mit. Die Welt draußen ist nämlich überhaupt nicht zu vergleichen mit seinem bisherigen Lebensraum, denn sie wurde von einer Pandemie zerfressen, die die meisten Menschen getötet hat. Gleichzeitig sind alle seitdem geborenen Kinder Mensch/Tier-Hybride...


    Was diese Graphic Novel für mich besonders auszeichnete, waren die Zeichenstile. Ja richtig, Plural. Pro Band gibt es oft Stilwechsel, teilweise Gastzeichner, teilweise Jeff Lemire selbst. Mal muss man das Buch ganz normal halten, mal hochkant. Jeder Band beinhaltet zu Beginn eine kleine, besondere Zusammenfassung der bisherigen Geschichte.
    Auch die Geschichte selbst fand ich spannend und glaubwürdig, die Charaktere haben teilweise eine riesig große Entwicklung durchgemacht. Im Großen und Ganzen geht es hier darum herauszufinden, wie die Pandemie und die Hybrid-Kinder zu erklären sind. Der Weg dahin ist natürlich nicht der einfachste und sie begegnen so einigen Personen, die mir noch länger im Gedächtnis bleiben werden. Ob nun positiv oder negativ...


    4ratten

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    Klappentext:


    Im neuen Roman des Meisters düsterer Szenarien, Chris Priestley, ist Thrill von der ersten Seite an garantiert. Alex, Sohn eines englischen Schriftstellers, reist mit seinem Vater nach Amsterdam und beginnt mit der hübschen Studentin Angelién die Stadt zu entdecken. Auf einem Fohmarkt stößt er auf eine alte Maske, die er erwirbt und wenig später - allein in seinem Hotelzimmer- aufsetzt. Plötzlich verändert sich die Welt um ihn, denn er beginnt seine Umgebung mit den Augen der früheren Maskenträgerin wahrzunehmen. Während Alex mehr und mehr über dieses Mädchen mit der Maske erfährt, begibt er sich gleichzeitig auf einen schmalen Pfad zwischen Gefahr und Faszination.


    Meine Meinung:


    Für den kleinen Grusel


    Alex reist mit seinem Vater nach Amsterdam. Obwohl auf seinen Vater, der Historiker ist, dort einiges an Arbeit wartet, so hat Alex doch nicht erwartet, dass sie so wenig Zeit miteinander verbringen können. Stattdessen fühlt es sich an, als würde er an Angelien, die Tochter einer alten Freundin seines Vaters, abgeschoben werden. Die beiden erkunden erst unwillig, doch bald schon mit etwas mehr Begeisterung Amsterdam. Auf dem Markt findet Alex unter allerlei anderem Krams eine Maske, die ihn magisch anzuziehen scheint. Und auch Angelien scheint zufälligerweise einiges über diese Maske zu wissen…


    Vor dem Lesen erwartete ich ein hautnahes, spannendes Abenteuer erwartet, die Erforschung der Maske, gruselige und unerklärliche Momente. Teilweise habe ich das auch bekommen, aber leider eben nur teilweise. Es gab tatsächlich hautnahe Erlebnisse mit der Maske, die Hintergrundgeschichte der Maske und all die Zusammenhänge werden allerdings von Angelien recherchiert und erzählt. So erhält man als Leser eine Mischung aus Erlebnis und Recherche und der Grusel zeigt sich auch an der einen oder anderen Stelle. Die Geschichte deckt sich in kleinen Häppchen auf, wird immer schauriger und fügt sich erst am Ende zu einem Ganzen.


    Die Geschichte ist ganz klar für junge Leser / Jugendliche gedacht, also ist der Grusel nicht zu heftig. Für Sensibelchen wie mich kommt da allerdings auch schon einiges bei rum. Der Schreibstil ist flüssig, an die Zielgruppe angepasst und besticht vor allem mit der schönen und atmosphärischen Beschreibung der Umgebung. Auch andere Aspekte aus dem Leben eines Jugendlichen (auch wenn nicht wirklich deutlich wurde, wie alt Alex denn nun wirklich ist) werden behandelt, wobei einige leider nicht wirklich oder für mich unbefriedigend abgeschlossen werden. Die Charaktere in dieser Geschichte kommen auch eher blass daher. Hier und da wird zwar immer mal wieder etwas eingestreut, das die Charaktere beschreibt. Doch leider hatte ich bis zum Schluss nicht das Gefühl, dass ich verstehe, wieso sie eben so handeln, wie sie es tun.


    Da die Geschichte um die Maske allerdings im Vordergrund steht, die während der atmosphärischen Erkundungstouren durch Amsterdam sehr interessante Dinge ans Licht bringt, ist dieses Buch dennoch eine Empfehlung von mir an alle, die den kleinen Grusel suchen.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

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    Klappentext:


    Zwanzig Jahre nach seiner Schließung ist das legendäre „Café der Nacht“ in Vergessenheit geraten. Einst war es kreative Keimzelle einer Aufsehen erregenden Künstlergemeinde, die Ikonen hervorbrachte, wie den genialen Schauspieler Dean Monroe, der viel zu jung verstarb. Als Maxim die mysteriöse Nachricht erhält, dass er neuer Besitzer des Cafés werden soll, beginnt eine aufregende Reise zurück in seine Vergangenheit, in der er mit alten Freunden, vor allem aber mit der Erinnerung an Monroe, seiner großen, unerfüllten Liebe konfrontiert wird. Je tiefer Maxim gräbt, um den Rätseln des Cafés der Nacht auf die Spur zu kommen, desto stärker wird ein unglaublicher Verdacht: Ist Monroe vielleicht gar nicht wirklich tot und war sein frühes Ableben nur inszeniert? Gibt es am Ende für ihre Liebe eine zweite Chance?


    Meine Meinung:


    Alles beginnt mit einer unerwarteten Nachricht: Maxim, Ende 30 und Theaterkritiker, soll neuer Inhaber des Cafés der Nacht werden und es neu aufbauen. Überrascht und doch neugierig reist er nach München und besucht das Café nach vielen Jahren zum ersten Mal wieder. Dort kommen Erinnerungen hoch, denn in Wirklichkeit hat alles schon viel früher angefangen: Im zarten Alter von 18 Jahren verlässt Maxim Hals über Kopf sein Elternhaus, landet im Café der Nacht und findet dort eine neue Familie. Vor allem findet er Monroe, der eine ganz besondere Rolle in seinem Leben spielen wird.


    Der Roman wechselt in unregelmäßigen Abständen zwischen heute und damals hin und her. So erfahren wir gleich doppelt, wie Maxim im Café der Nacht (wieder) ankommt. Ganz besonders spannend und bezaubernd fand ich zunächst die Zeit damals. Die im Café wohnenden Künstler und die gesamte Atmosphäre werden so malerisch und interessant dargestellt, dass man sich gleich wohl fühlt und perfekt in die Welt eintauchen kann.


    Doch auch in der heutigen Zeit wird es immer spannender: Im Verlauf der Geschichte erfährt man, dass es durchaus noch einige ungelöste Geschehnisse gibt, die dringend weiterer Nachforschung bedürfen.


    Von der ersten Zeile an habe ich mich in den malerischen und zauberhaften Schreibstil von Susann Julieva verliebt. Wie schon oben geschrieben, kann man jederzeit perfekt in die Atmosphäre und das Leben im Café der Nacht eintauchen. Auch die Liebesgeschichte ist sehr gefühlvoll und dabei kein bisschen kitschig beschrieben, sodass ich ganz viel mitgefiebert habe und mein Herz ganz doll mitgeflattert ist. Doch auch Tragödien und Drama, bei denen man (leider?) genauso mitleidet, fehlen in diesem Roman nicht. Absolute Leseempfehlung für alle, die eine abwechslungsreiche, stimmungsvolle, emotionale Geschichte lesen wollen!


    5ratten


    OT
    "Die Frau, die nie..." fällt wieder in die Kategorie Standardtitel der Übersetzer oder Verlage", oder nicht? :rollen:


    Bei dem Hunderjährigen, der aus dem Fenster stieg, war das vielleicht noch witzig, aber inzwischen nervt das mMn genauso wie der irgendwo bellende Hund.


    Dadurch, dass der Titel immer noch relativ kurz ist, ist mir das hier ehrlich gesagt noch gar nicht so schlimm aufgefallen. Aber ja, gehört wohl in diese Kategorie. Ich finde es momentan auch schade, dass ursprünglich bestimmt sinnvolle Originaltitel in so Sätze a la "Der Hundertjährige..." "übersetzt" werden. Aktuelles Beispiel: "Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte", Originaltitel: "Flat-out love". Joa. Anscheinend direkt aus der Handlung abgekupfert. Der englische Titel auch, aber der hat wenigstens noch Wortwitz.

    Ich habe das Buch gerade beendet und kann mich euren Meinungen nur anschliessen. Hier mein Kurzfazit:


    Was diese Geschichte auszeichnet:


    -Charaktertiefe: und zwar bei allen Personen. Die drei Protagonistinnen lernt man in ihren jeweiligen Kapiteln sowieso kennen und lieben. Aber auch die Antagonistinnen, von denen glücklicherweise nicht alle so böse und hinterhältig sind, wie man es nach den ersten Kapiteln erwartet hätte, bleiben ganz und gar nicht blass und zeigen so einiges in ihrem Innersten, das mir noch immer Gänsehaut bereitet.


    -Großes Emotionspotenzial: Auch die Charaktere an sich zeigen natürlich eine riesige Vielfalt an Emotionen, Ängsten, Hoffnungen (auch wenn sie sich dies viel zu wenig erlauben). Ein großes Potenzial an Emotionen lieferte ich aber auch selbst. Es gab selten ein Buch, bei dem ich mich so oft aufgeregt habe über die Ungerechtigkeit, Dummheit und Naivität so mancher Person in dieser Geschichte. Zum Lachen und Schmunzeln gab es zum Glück auch so einige Situationen. Genau dieses Emotionspotenzial hat diesem Buch das gewisse Extra gegeben.


    -Authentizität: Ich bin kein Experte, deshalb ist dies nur meine persönliche Einschätzung: Es hat sich echt angefühlt, auf jeder Seite. Es wurde nichts übertrieben, es gab kein künstlich erzeugtes Drama. Besonders die alltäglichen Situationen, die hier zuhauf geschildert wurden, hat die Geschichte für mich echt wirken lassen.


    5ratten

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    Klappentext:


    Niemand erzählt eindringlicher davon, wie es wäre, ein neues Leben zu beginnen, als die große kanadische Autorin Alice Munro.
    »Dir diesen Brief schreiben ist wie einen Zettel in eine Flasche stecken und hoffen, er wird Japan erreichen«, schreibt Greta in der ersten Erzählung und schickt diese Zeilen an Harris, den Zeitungsreporter, der sie nach einer Party fast geküsst hätte. Aber eben nur fast.
    Auf wenigen Seiten kondensiert Alice Munro die geheimen Träume ihrer Figuren. Vierzehn neue brillante Erzählungen, die mit einem furiosen Finale enden: vier Geschichten, in denen sie so persönlich wie nie (»die ersten und die letzten Dinge, die ich über mein Leben zu sagen habe«) von sich selbst erzählt.


    Meine Meinung:


    Anmerkung: Ich habe die englische Ausgabe gelesen, aber eine Rezension auf Deutsch geschrieben. Die Sprache war angenehm und nicht zu schwierig, aber man braucht schon mehr Englischkenntnisse als z.B. bei einem englischen Jugendbuch.


    Der (hoffentlich nicht) letzte Kurzgeschichten-Sammelband von Alice Munro hat in mir zunächst gemischte Gefühle erweckt: Einerseits wollte ich nicht, dass es vorbeigeht, andererseits wollte ich alle Geschichten einfach nur verschlingen.


    Alle Geschichten einfach nur hintereinander weg zu lesen, war allerdings für mich nicht möglich, denn jede hat ihre eigene, besondere Botschaft. Über jede einzelne dieser Botschaften musste ich erst mal lange nachdenken und konnte mich daher nicht sofort auf eine neue Geschichte einlassen. Dies ist auch schon das Großartige an diesen Kurzgeschichten: Sie hinterlassen einen Eindruck. Weil sie so dicht und gehaltvoll geschrieben sind. Weil Alice Munro es mit knappen Beschreibungen schafft, ganze Leben vor dem inneren Auge entstehen zu lassen. Weil sie es schafft, dass man auch emotional von den Geschichten mitgerissen wird. Inhaltlich erzählt sie hier, wie der Titel schon erahnen lässt, vom nackten Leben. Es gibt immer irgendein Problem, eine Krankheit, etwas, das das Leben alles andere als flawless erscheinen lässt. Und die wenigsten Geschichten haben ein Happy End. Viele sind tragisch, traurig, dabei aber traurig-schön. Wenn es dann doch mal ein glückliches Ende gibt, ist es eine unendliche Erleichterung.


    Die letzten vier Kurzgeschichten in dieser Sammlung sind autobiographischer Natur. Sie zeigen Momente aus ihrem Leben, wobei ihre Kindheit und frühe Jugend im Vordergrund stehen. Diese Geschichten haben mir zwar gefallen, der Schreibstil war noch immer ansprechend, allerdings hat mir hier eine Botschaft gefehlt. Getrennt von dem fiktionalen Teil dieser Sammlung betrachtet, der mich restlos begeistern konnte, sind diese vier Geschichten dennoch beeindruckende Momente aus einem Leben.


    Beeindruckend, wie jede einzelne Geschichte in dieser Sammlung.


    5ratten

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    Klappentext:


    Ihr russischer Vater hält sie für zu weich. Die Navy nennt sie mutig. Die meisten Männer finden sie attraktiv. Für die Leute in Boston ist sie eine Heldin, für die Wissenschaft ein Phänomen. Ihrer besten Freundin Thomasina ist sie zu ehrlich. Ihr Patensohn Noah möchte am liebsten immer bei ihr sein. Zeit für Pirio Kasparov herauszufinden, wer sie wirklich ist. Pirio Kasparov fährt aus einem Alptraum hoch. Wieder schwimmt sie weit draußen vor der Küste Maines im Wasser. Wieder ist es kalt und dunkel. Wieder überlebt sie, und ihr Freund Ned wird nicht gefunden. Auch von seinem Fischerboot fehlt jede Spur. Und dann spürt sie wieder die Hand seines kleinen Sohnes Noah in ihrer, der nicht weint, weil er stark sein will. Pirio schwört sich herauszufinden, wer das getan hat. Wer hat den Frachter auf Kollisionskurs mit ihnen gebracht? Wer war der rätselhafte Mann auf Neds Beerdigung? Sie wird ihn finden. Für Noah. Für sich. Doch eine Frage beunruhigt sie: Warum? Wer war Ned wirklich? Und Pirio folgt Neds Gegnern von Sibirien über Nordkanada bis in die Baffin Bay in Alaska.


    Meine Meinung:


    Die junge Amerikanerin Pirio Kasparov überlebt einen schrecklichen Unfall auf See. Sie selbst, Ärzte und Wissenschaftler können nicht erklären, wie sie das geschafft hat. Ihr guter Freund Ned ist dabei ums Leben gekommen und hinterlässt nun seine Ex-Freundin Thomasina und seinen Sohn Noah, zugleich Pirios Patenkind. Pirio muss nun mit ihren Schuldgefühlen leben: Ned hat sie gerettet und ist dabei selbst ums Leben gekommen. Für ihn und für Noah sucht Pirio nun nach Gründen für den Unfall - und stößt auf Hinweise, die auf ein Verbrechen deuten.


    “Zeit für Pirio Kasparov herauszufinden, wer sie wirklich ist.” So endet der Klappentext dieses Buches. Und genau diese Suche habe ich erwartet. Die ersten Kapitel haben mich in dieser Hinsicht auch nicht enttäuscht - im Gegenteil: Sie waren ein richtig toller Einstieg, Gegenwart und Vergangenheit wurden unauffällig miteinander verknüpft, sodass ein plastisches und deutliches Bild von Pirios Leben und das ihrer Familie und Freunde zustande kam. Auch der wunderbar angenehme Schreibstil trägt dazu bei. Was danach jedoch folgt, ist eine Kriminalroman-artige Suche nach Beweisen, die ich in dem Format und dem Umfang nach der Beschreibung im Klappentext und der Aufmachung des Buches her nicht erwartet hätte. Trotzdem ist auch dieser Teil der Geschichte schön und spannend geschrieben. Es kommen wirklich erschreckende Dinge ans Licht, Umwelt- und Tierschutzthemen werden angesprochen, allerdings ohne einen erhobenen, mahnenden oder gar belehrenden Zeigefinger.


    Die Charaktere sind zu Beginn der Geschichte ganz und gar nicht farblos. Selbst Randfiguren werden durch den tollen Schreibstil der Autorin zwar kurz und knapp, aber doch plastisch und nachvollziehbar beschrieben. Im Verlauf des Romans wurde die Hauptfigur Pirio allerdings für mich leider immer blasser. Ihre Handlungen und ihre Motivation dazu waren irgendwann nicht mehr richtig nachvollziehbar.


    Alles in allem ein Buch für angenehme Lesestunden, besonders wenn man gleichzeitig auch noch Krimis oder allgemein die Suche nach Beweisen gut und spannend findet. Der Schreibstil der Autorin, die übrigens auch Kreatives Schreiben unterrichtet und deshalb natürlich weiß, wie es geht, hat für mich vieles wieder ausgeglichen.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Die Welt in der fernen Zukunft - ein paar Letzte Menschen, die unsterblich sein wollten und nun doch vor ihrer Ausrottung zu stehen scheinen; eine gemeinsame Regierung, die Kompetenz, die den Frieden wahren will und es doch nicht mehr schafft, die Galaxie von Kämpfereien frei zu halten; einst von Menschen geschaffene Maschinenintelligenzen, die Koryphäen, die die Menschheit allerdings längst überholt haben. Und mittendrin unser Pazifikator Corwain Tallmaster, der zusammen mit seiner Gefährtin Solace, ein Hybrid aus Mensch und Vogel, seine siebzehnten Klon zu Grabe trägt. Mit seinem achtzehnten Körper ist er weiterhin dabei, den Frieden zusammen mit der Kompetenz zu wahren. Diese Aufgabe scheint gar nicht mehr so einfach zu sein, denn zum einen ist das Kosmotop aufgetaucht, von dem niemand so richtig weiß, was es ist, was es vorhat und warum es sammelt und niemanden mehr freilässt. Zum anderen scheint das Volk der Incera die restlichen doch nicht so unsterblichen 14.722 Letzten Menschen vollständig ausrotten zu wollen.


    Dieses Buch war mein erster “richtiger” Science Fiction-Roman. Meine erste richtige Space Opera. Um es vorwegzunehmen: Nach dieser Lektüre bin ich mehr als gewillt, noch mehr aus diesem Genre zu lesen. Der Einstieg in die Geschichte war für mich nicht ganz so einfach, aber das könnte natürlich sein, weil die Dimensionen und der Hintergrund so riesig sind. Trotzdem wird die Atmosphäre anschaulich und glaubwürdig beschrieben und Andreas Brandhorst hat es hier echt geschafft, das Unmögliche so gut darzustellen, dass ich mir vorstellen kann, dass es möglich wäre.


    Die Geschichte bleibt von vorne bis hinten spannend. Schnell stellt sich heraus, dass der Konflikt noch viel weiter geht als es ursprünglich schien, alles verzwickt und verzweigt sich immer mehr. Als Leser konnte ich teilweise den Überblick über all die politischen Machenschaften kaum behalten. Dazu kamen natürlich auch noch die bereits erwähnten riesigen Dimensionen. Zum einen fand ich die Beschreibungen immer noch so toll, dass ich mir alles vorstellen konnte, zum anderen schritt die Handlung so rasant voran, dass ich manchmal geradezu hinterherhecheln musste. Action-Fans kommen hier also voll auf ihre Kosten. Die ganzen Verwicklungen, die wir ja nur aus Corwains Sicht sehen, wirken zunächst natürlich verwirrend, weil weder wir noch Corwain sie zur Gänze verstehen können und das Abenteuer so lange bestreiten müssen, bis wir das Rätsel zusammengesetzt haben. Ich habe es schnell wie in einem Abenteuerbuch empfunden: Technische Begriffe, neue Welten, Völker, politische Verwicklungen machen es ein wenig kompliziert, aber das liegt natürlich daran, dass unser "Abenteurer" Corwain mit seinem eigenen Blickwinkel durch die Welt stolpert, selbst so wenig weiß und im Verlauf der Reise sich sein Fokus immer wieder verschiebt. Je nachdem, was zum Beispiel durch seine Emotionen gerade in den Vordergrund gerückt wird. Erreicht er eine neue Station des "Abenteuers", lernt er neue Dinge kennen und sammelt so nach und nach den Gesamtzusammenhang.


    Der größte Teil der Geschichte ist aus der Sicht von Corwain geschrieben. Einzelne Kapitel zwischendurch zeigen auch noch andere Perspektiven, zum Beispiel aus dem Kosmotop, die natürlich zunächst dazu beitragen, alles noch mehr zu verwursteln, bis dann irgendwann Teile eine Auflösung aufzutauchen scheinen. Corwain ist ein sehr angenehmer Protagonist. Er fängt als Pazifikator, als Friedensbringer, an und macht insgesamt eine rasante Entwicklung durch. Den Umständen entsprechend war diese Entwicklung auch immer glaubwürdig und nachvollziehbar. Ein weiterer sehr angenehmer Charakter war Corwains Gefährtin Solace. Von Anfang bis Ende hat sie sich immer mehr in mein Herz geschlichen, weil sie ein besonderer und sehr liebenswerter Halb-Vogel-Halb-Mensch ist. Ein Wiedersehen mit ihr war immer ein kleines Highlight.


    Insgesamt war diese Geschichte wohl nicht die einfachste für einen SF-Neuling und vor allem kein Buch, das man mal liest, wenn man mal 10 Minuten Zeit hat. Aber es hat es verdient, dass man ihm ein Stück seiner Zeit schenkt und sich reinfallen lässt.


    4ratten