Beiträge von Piranhapudel

    Interessanter Auftakt mit Luft nach oben für die weiteren Bände


    Von Ulrike Schweikert kannte ich bisher nur ihre historischen Romane und mir war gar nicht so richtig bewusst, dass sie auch zeitgenössische Literatur schreibt und dann auch noch mit paranormalen Elementen! Als ich dieses Cover zufällig entdeckt habe, war ich sofort verzaubert, auch vom Klappentext und dachte nur: Das musst du lesen. Dann habe ich den Autorennamen entdeckt. Jetzt erst recht also.


    In diesem ersten Band einer Trilogie geht es um Lorena, eine eher durchschnittliche Frau. Die Highschoolzeit, ihr Studium und nun auch ihr anfängliches Berufsleben hat sie in London verbracht, nachdem sie aus ihrer Heimat Deutschland geflohen war. Dort hat sie nämlich ihre Eltern nach mehreren schweren Unfällen verloren und auch ihre Oma ist bei einem Sturz im Rollstuhl gelandet. Insgeheim gibt sie sich an all diesen Unfällen die Schuld, denn in ihr wohnt ein Monster. Sobald die Uhr Mitternacht schlägt, wandelt sie sich zum Nachtmahr, das zwar ein wunderschönes Wesen ist, aber ein ziemlich wildes und grausames Gemüt haben kann. Zusätzlich erinnert sie sich oft nicht daran, was in solchen Nächten passiert, und deshalb hat sie ihre Wohnung so eingerichtet, dass sie nachts eingesperrt ist. Dann trifft sie in London plötzlich ihre Jugendliebe Jason wieder — und diese Liebe erwacht sofort wieder. Wie soll sie nun allerdings mit ihrem Geheimnis umgehen?


    Diese Geschichte erleben wir aus Lorenas Perspektive, bei ein paar Kapiteln darf noch ein anderer Nachtmahr namens Raika das Wort ergreifen. Diese ist das genaue Gegenteil von Lorena und freut sich jeden Tag darauf, dass es endlich Nacht wird und sie sich wandeln kann. Nachtmahren sind nicht nur wunderschön und unglaublich sexy, sie haben zusätzlich noch eine magische Ausstrahlung, der alle Männer gleich verfallen. Und das nutzt sie voll aus.


    Lorena hingegen hasst ihre Nachtmahr-Seite und würde alles dafür tun, dass sie verschwindet. Diese Seite hat nämlich ihr bisheriges Leben sehr beeinflusst und sogar zerstört. Ihre Erinnerungen an ihre Vergangenheit hat sie so erfolgreich verdrängt, dass ihr zu Anfang dieser Geschichte gar nicht wirklich klar ist, dass ihr was fehlt. Mit Hilfe von Tagebucheinträgen nähert sie sich ihren Erinnerungen wieder an und so macht man sich als Leser zusammen mit Lorena auf die Suche nach ihrer Vergangenheit.


    Dieser Auftaktband lässt mich etwas zweigespalten zurück. An sich finde ich das Konzept super interessant, andererseits hätte man bestimmt noch mehr aus der Geschichte herausholen können. Die erste Hälfte verbringt Lorena eher mit Gewissensbissen oder Jammereien, erst dann machen wir uns richtig auf in die Geschichte ihrer Vergangenheit. Schnell wird zwar klar, dass Lorena ein wichtiger Nachtmahr ist, doch das wissen nur die Leser durch die Sichtweise von Raika, nicht Lorena selbst. Das macht die Geschichte — naja, nicht wirklich vorhersehbar, denn es wird ja direkt gesagt, aber der Spannungsbogen hat für mich nicht mehr so gut funktioniert. Ähnlich ist es mit gewissen Eigenschaften von Nachtmahren, die Lorena sich nicht bewusst ist, die man aber beim Lesen über Raika kennenlernt. Auf die Liebesgeschichte mit Jason hatte ich mich sehr gefreut. Wie wird sie das nur schaffen? — dachte ich immer. Doch gerade zum Beginn der Beziehung werden viele Szenen übersprungen oder nur kurz behandelt. Dabei hätten ein paar romantische Szenen der Geschichte ordentlich Würze geben können. Sonst wurde nämlich bei den nächtlichen Aktionen der Nachtmahre auch kein Blatt vor den Mund genommen *hust*. Stattdessen wird hier auch wieder viel von Lorenas Ängsten erzählt und für einige Seiten hat es sich so angefühlt, als befände ich mich in einer Zeitschleife.


    Zum Ende hin erfährt man allerdings noch viele interessante und spannende Sachen, nicht nur über Lorenas Vergangenheit sondern auch über die Nachtmahre. Das macht mir wieder sehr viel Hoffnung, dass Band 2 mit mehr Spannung daherkommen kann. Trotz der Längen war ‘Das Erwachen der Königin’ nämlich ein Buch, das ich sehr gern gelesen habe. Lorena ist eine ungewöhnliche Protagonistin und ich habe immer wieder mit ihr mitgefiebert, wenn der Nachtmahr in ihr, der fast wie eine zweite schizophrene Persönlichkeit wirkt, die Kontrolle übernommen hat.


    Der erste Band der Nachtmahr-Reihe ‘Das Erwachen der Königin’ ist zwar ein Buch mit einigen Längen, die dem Spannungsbogen schaden, aber auch eine Geschichte mit einem sehr interessanten Konzept und mit Wesen, die an Succubi erinnern, aber nicht so einfach schwarz-weiß zu charakterisieren sind. Am Ende dieses Buches wird klar, dass noch ein viel größeres Gebilde hinter allem steckt. So war Band 1 eine Einführung in die Wesen der Nachtmahre und in die Geschichte von Lorena, die noch eine tragende Rolle spielen wird.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Meine Meinung:


    In Halbe Helden erzählt Erin Jade Lange von der Freundschaft zweier ganz unterschiedlicher Jungen. Auf dem Heimweg, als er gerade noch dabei ist, einen Jungen zu vermöbeln, fällt Dane Washington plötzlich der Neue an der Schule auf: Billy D., ein Junge mit Down-Syndrom, beobachtet ihn ganz offen dabei, wie er den anderen Typen gerade scheinbar ohne Grund verhaut. Spontan machen die beiden einen Deal aus: Dane passt darauf auf, dass Billy D. nicht mehr gemobbt wird, und dafür muss er nicht mehr nachsitzen. Das ist die offizielle Version. Billy D. jedoch will noch mehr aus dem Deal herausschlagen, er möchte kämpfen lernen und mit Dane zusammen nach seinem Vater suchen.


    Was dann folgt, ist die Entwicklung einer ganz außergewöhnlichen Freundschaft. Auf den ersten Blick passen diese beiden Jungen natürlich überhaupt nicht zusammen, allerdings ist Billy D. jemand, der Dane wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Leben so richtig Kontra geben kann. Vor allem hat er keine Angst vor Dane, während alle Mitschüler ihm nur noch distanziert begegnen. Das ist natürlich nur logisch, denn Dane ist zwar ein guter Schüler, allerdings auch ein Schlägertyp von der schlimmeren Sorte.


    Billy D. redet unglaublich viel, nimmt alles wörtlich und versteht manchmal noch nicht alles, besonders die Sache mit den Mädchen. Insgesamt erscheint er als ein ziemlich unschuldiger Junge, der es allerdings faustdick hinter den Ohren hat. Besonders andere Personen kann er unglaublich gut einschätzen, deshalb versucht er auch gleich herauszufinden, warum Dane eigentlich andere Jungen schlägt. Dane, aus dessen Perspektive wir diese Geschichte erleben, ist von seinem Verhalten natürlich erst mal ziemlich genervt. Aber Deal ist Deal. Das denkt sich auch Billy, denn er verpflichtet Dane gleich noch dazu, mit ihm nach seinem Vater zu suchen. Dieser hat Billy einen Atlas voller Rätsel und Hinweise hinterlassen, die von einer Stadt mit witzigen Namen zur nächsten führen. Dabei wird es nach und nach zur Normalität, dass Dane und Billy nicht nur gemeinsam zur Schule gehen, sondern auch die restliche Freizeit miteinander verbringen, und eine Freundschaft auf Augenhöhe entwickelt sich.


    Viele Stellen dieser Geschichte haben mich zum Lachen oder Schmunzeln gebracht, dabei sind die Themen in diesem Jugendroman sehr ernste. Die vielen Schmunzel-Momente liegen natürlich am locker-leichten Schreibstil der Autorin sowie an den vielen komischen Missverständnissen, wenn Dane und Billy sich unterhalten. Doch im Grunde geht es hier natürlich um viel mehr als eine ungewöhnliche Freundschaft. Es geht um Väter, die ihre Kinder aus unbekannten Gründen verlassen haben. Es geht um Mobbing, es geht um Schlägertypen. Gerade bei letzterem hätte ich mir noch viel mehr Entwicklung gewünscht. So nett Dane auch mit Billy umgehen mag, er ist und bleibt jemand, der andere Jungen vermöbelt. Das kann man noch so sehr mit einer schweren Kindheit beschönigen, davon wird es nicht automatisch besser. Meiner Meinung nach wird hier viel zu wenig darüber reflektiert, was Dane mit seinem Verhalten überhaupt anrichtet. Er selbst scheint das alles mit einem Schulterzucken hinzunehmen, obwohl er ständig von Billy und Seely, einem Mädchen, das sie im Laufe der Geschichte kennenlernen, mit der Nase darauf gestoßen wird. Das Thema wurde also zwar schon besprochen, allerdings erschien es mir zu romantisiert.


    Halbe Helden erzählt also von einer ungewöhnlichen Freundschaft, die erst erzwungen werden musste, bevor sie zu einer echten werden konnte; von Kuriositäten im Leben einiger Menschen und von spontanen, verrückten Aktionen. Ich kann leider nicht beurteilen, ob Billy D., der Junge mit Down-Syndrom, hier authentisch dargestellt wurde, sympathisch war er aber allemal. Ansonsten drängt sich der Vergleich zu Wunder von Raquel J. Palacio ja geradezu auf. Einige Parallelen kann man sicherlich ziehen: Ein neuer Schüler, der offensichtlich anders ist, gegen alle anderen in der Schule, zusammen mit einem ungewöhnlichen Freund. Dennoch ist hier nur das anfängliche Konzept ähnlich, später rücken ganz andere Dinge, wie die Suche nach dem Vater oder der Kampfunterricht, in den Vordergrund und bilden somit die Grundlage für eine ganz eigene Geschichte.


    4ratten

    Meine Meinung:


    In Old Man’s War geht es um John Perry, der gerade 75 Jahre alt geworden ist und sich fürs Militär verpflichtet hat. Seine Frau ist bereits gestorben, er hatte ein erfülltes Leben und von seinen Liebsten hat er sich auch schon verabschiedet. Was die Rentner beim Militär erwarten wird, weiß er gar nicht so genau. Er wird die Erde verlassen und im Weltraum um die Unabhängigkeit der menschlichen Rasse und aller besiedelten Planeten kämpfen, das ist bekannt. Es hält sich außerdem das Gerücht, dass nur alte Menschen genommen werden, weil diese logischer denken und bedachtsamer handeln, und dass es eine Methode gibt, um deren alte Körper wieder frisch zu machen. Als er dann allerdings im Weltraum eintrifft, wird schnell klar, dass sein Körper nicht mehr lange existieren wird, denn alle Rekruten werden in ihre persönlichen Klone transferiert, verbesserte und speziell für den Krieg aufgemotzte Körper.


    Dieses Buch fängt ganz wunderbar an. Der Einstieg ist mir super leicht gefallen und von der ersten Zeile an hat das Lesen einfach nur ganz viel Spaß gemacht. Die Geschichte ist natürlich aus Johns Perspektive geschrieben und der hat einen unglaublich witzigen und flapsigen Stil. Der Beginn der Geschichte auf der Erde, dann die Reise ins All und daraufhin die Vorbereitungen auf den Dienst sind daher stets humorvoll gehalten. John trifft dabei auf einige weitere Rentner und es bildet sich gleich eine Clique aus. Sie verbringen auf ihrer Zwischenstation zum tatsächlichen Krieg so viel Zeit wie möglich miteinander und tauschen sich nicht nur über ihre bisherigen Leben, sondern auch über ihre Ängste aus. Keiner weiß so richtig, was passieren wird, doch die Neugier überwiegt in den meisten Fällen. Und dann kommen die Klone und das Leben dreht sich plötzlich um 180 Grad. Natürlich ist so ein neuer Körper erst mal sehr spannend und löst die unterschiedlichsten Gefühle aus, doch schnell wird klar, dass mit diesen Klonen nur eines erreicht werden soll: Aliens abschlachten und zurückdrängen.


    So humorvoll und locker die Geschichte angefangen hat, so interessant, neu und spannend sich dann die Vorbereitung auf den Krieg gezeigt hat, umso enttäuschter war ich dann schließlich, als sich die Stimmung ab der Hälfte des Buches komplett gedreht hat. Zunächst gab es noch den klischeehaften, aber doch witzigen Ausbilder, der alle neuen Soldaten erst mal zur Sau gemacht hat, und dann kamen die Aufträge. Und die waren, wie es im Grunde auch schon angekündigt wurde, eines: ein Gemetzel. Und zwar meinem Gefühl nach sogar ein sinnloses Gemetzel. Da wird Schlacht an Schlacht gereiht und die Klone kämpfen gewissen- und gedankenlos gegen Aliens. Warum? Ist vollkommen egal. Moral und Gewissensbisse? Ja, wurde mal angedeutet, ungefähr fünf Sätze lang, dann war alles wieder in Ordnung und das Schnetzeln durfte weitergehen. Die Actionszenen, die dadurch entstehen, sind wirklich spannend konstruiert, keine Frage, doch ein bisschen Tiefgang hätte ich mir schon gewünscht.


    Mitten im Gemetzel tauchen zudem noch die weitere interessante Charaktere auf, die der Geschichte wieder ein wenig Würze zurückgegeben haben. Mehr möchte ich an dieser Stelle allerdings nicht verraten, da man diesen Handlungsstrang unbedingt selbst beim Lesen entdecken sollte. Insgesamt wird natürlich sehr schnell klar, dass diese Kämpfe im All und die Rekrutierung der alten Menschen natürlich nur die Oberfläche eines viel größeren Systems sind. Es fühlte sich an, als würde noch eine sehr spannende Verschwörung hinter allem stecken. Da es aber noch Fortsetzungsbände geben wird, wurde dies in diesem Buch noch nicht vollständig aufgedeckt. Spekulieren kann man viel und deshalb bin ich trotz meiner Kritikpunkte gespannt auf den zweiten Band Geisterbrigaden. Insgesamt ist Old Man’s War ein Science Fiction-Roman, der von vielen Momentaufnahmen zum Leben erweckt wird. Humorvolle Anekdoten und Gedankengänge machen dieses Buch auch dann noch zu einer lesenswerten Geschichte, wenn Tiefgang und Moral auf der Strecke bleiben.


    4ratten

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Caroline G. Brinkmann - Kobrin: Die schwarzen Türme


    Kurzbeschreibung:
    Kobrin hat keinen Zugang zur Magie, wie andere Elfen in ihrem Alter, denn sie kann sie weder sehen noch lenken. Als ihre Heimat Argorn, das friedliche Lichtbaumreich, von einem unbekannten Feind angegriffen wird, muss ausgerechnet sie den Gegenstand behüten, der ihre Welt retten soll. Zur gleichen Zeit infiltriert der Mensch Daidalor das Heer des Feindes. Seine Mission führt ihn nach Argorn, wo die Schatten unheilvolle Türme errichten und mit dunkler Magie experimentieren. Um sie aufzuhalten, muss er mehr als nur sein Leben riskieren.


    Meine Meinung:


    Kobrin, eine junge Elfe aus Immerblau, ist eine Außenseiterin. Sie wächst nicht nur weitestgehend ohne Magie bei ihrer Tante auf, da diese Magie in ihrem Haus ablehnt, sondern sie ist auch noch blind. Kobrin kann zwar sehen, aber für eine wichtige Sache sind ihre Augen immer noch blind: Magie. Während all ihre Altersgenossen schon fleißig den Umgang mit Magie üben, wartet sie sehnsüchtig darauf, dass sich ihr drittes Auge öffnet. Dann kann sie nämlich endlich auch zaubern und muss nicht immer die Hänseleien der anderen Jugendlichen ertragen. Eines Tages trifft sie auf dem Weg zum Markt eine alte und offensichtlich verrückte Kräuterhexe, die ihr von einer Prophezeiung erzählt, ihr besondere Gaben zuspricht und auch noch ein kleines Säckchen übergibt, das komischerweise immer wieder bei ihr auftaucht, sosehr sie es auch zu verlieren versucht. Als dann plötzlich auch noch ihr Frosch zu ihr spricht und bald darauf ein Feuer in dem sonst so friedlichen Wald ausbricht, ist ihr ruhiges Leben plötzlich zu Ende, und sie versteht so langsam, dass in dem Säckchen ein ziemlich wichtiger Gegenstand zu sein scheint.


    Caroline G. Brinkmann hat mit diesem Auftaktband schon eine sehr interessante und detailreiche Fantasy-Welt geschaffen. In Talan gibt es einerseits viele bekannte Völker und Gebräuche, andererseits kann man hier auch viel neues erleben. Die meiste Zeit verbringt der Leser im Gebiet Argorn, das man sich übrigens in der hinteren Klappe, die eine hübsche Landkarte enthält, im Detail ansehen kann. Dort treffen wir zunächst auf die Elfen. Kobrin ist ein aufgeweckter Teenager, neugierig, aber auch ängstlich und vor allem voller Sorge um ihre fehlenden Fähigkeiten. Warum kann gerade sie die Magie weder nutzen noch sehen, während alle anderen Elfen in ihrem Alter schon seit Jahren üben können? Kobrin lebt bei ihrer Tante Mandalena und ist nicht gerade begeistert, als sich ihre Großmutter mit den zwei jungen Enkeln im Schlepptau ankündigt. Die beiden Zwillinge, Luni und Lani, entpuppen sich allerdings doch als angenehme Gäste, mit denen man unbeschwert Streiche aushecken und Fang das Einhorn spielen kann.


    Auf dem Weg zum Markt verändert sich Kobrins Leben allerdings von Grund auf: Sie verläuft sich zum Haus der Kräuterhexe, die ganz offensichtlich verrückt sein muss, als sie ihr eröffnet, dass sie eine ganz besondere Gabe hätte. Kobrin glaubt erst mal nicht daran — was soll an ihr denn besonders sein, wenn sie nicht mal die normale Magie sehen kann? Doch wieder Zuhause, fängt auf einmal ihr neu zugelaufener Frosch an zu ihr zu sprechen. Wessel ist ab dieser Szene ein sehr lustiger und putziger Begleiter, der ihr in den folgenden schweren Zeiten zur Seite stehen wird und so einige Geheimnisse verbirgt.


    Kurz nach dieser Entdeckung muss die ganze Familie nämlich fliehen: Im Wald, der doch sonst immer so sicher war, ist ein Feuer ausgebrochen. Tante Mandalena, die sich vor lauter Angst gar nicht lange überlegt, ob es ein Versehen oder Brandstiftung war, will sofort fliehen. Kobrin schließt sich an, war das Feuer doch sehr seltsam und hat sie verzweifelte Hilferufe hören lassen, die sonst kein anderer bemerkt hat. Dazu kommt noch das Säckchen der Kräuterhexe, das sie einem ominösen Auserwählten bringen soll. Eigentlich hat sie es bei der Hexe zurückgelassen, doch wie von selbst ist es wieder bei ihr aufgetaucht. Kobrin muss sich nun also wohl oder übel auf die Suche machen. Auf ihrer Flucht erleben wir dann nicht nur eine von den unterschiedlichsten Gefühlen geplagte Kobrin — sie hat Angst, ist genervt, dann wieder neugierig, ein fast typischer Teenager also —, sondern auch neue Gegenden dieser Welt, andere Völker und interessante Wesen, die alle ihre spannenden neuen Eigenschaften mit sich bringen.


    Ein anderer Handlungsstrang erzählt die Geschichte vom Zauberer Daidalor. Er soll das Heer der Feinde ausspionieren, das plötzlich immer größer wird und im Zusammenhang mit den Bränden zu stehen scheint. Es wird von den Nox, geheimnisvollen Schatten, regiert und Daidalor entschließt sich spontan, nicht nur von außen zu beobachten. Mit seinen magischen Fähigkeiten schafft er sich nicht nur ein anderes Aussehen, sondern auch eine zweite Persönlichkeit namens Boca, eine kriegerische und grausame Person, die allerdings perfekt in ein Söldnerheer passt und dort überhaupt nicht auffallen würde.


    Mit Daidalor hat Caroline G. Brinkmann nicht nur einen zweiten interessanten Protagonisten geschaffen, sondern auch eine spannende Handlung. Die Persönlichkeitsspaltung ist an sich schon eine mitreißende Sache, als Boca dann allerdings einige Hintergründe über den Feind erfährt, wird es richtig spannend. Ganz mitreißend ist es natürlich geworden, als sich immer mal wieder Parallelen zwischen den beiden Handlungssträngen gezeigt, aber nicht richtig aufgelöst haben. Daidalor und Kobrin erleben hier beide ihre Abenteuer, die sich nach und nach miteinander verknüpfen werden. Dieses Buch endete für mein Gefühl leider mitten im Höhepunkt der Geschichte. Einige Fakten, die hier noch im Verborgenen bleiben, hätten für meinen Geschmack noch aufgelöst werden können, damit man beim Lesen der letzten Seite nicht das Gefühl hätte nur ein halbes Buch gelesen zu haben. Natürlich ist hier auch bereits ein zweiter Band vorhanden, den ich natürlich lesen werde, um weitere Antworten zu bekommen und mehr aus der Welt von Talan zu erfahren.


    Ein weiterer kleiner Wermutstropfen, über den ich nicht gern meckere, der mir aber immer mehr aufgestoßen ist, findet sich in Form einiger kleiner Flüchtigkeitsfehler. Oft sind es fehlende oder zu viele Buchstaben, die die Grammatik und den Lesefluss kaputt machen. Vielleicht kleine Tippfehler oder Sätze, die umgestellt, aber dann nicht komplett an die neue Form angepasst wurden. Solche kleinen Patzer stören an sich nicht wirklich (wir sind ja alle nur Menschen), aber leider waren für mein Empfinden ein paar zu viele vorhanden.


    Trotz der Kritikpunkte kann ich Kobrin — Die schwarzen Türme für Fans von Fantasy-Romanen nur wärmstens empfehlen. Caroline G. Brinkmann hat hier eine spannende, fantasiereiche und vielschichtige Welt erschaffen und Kobrin auf den Weg zu einer wichtigen Aufgabe geschickt. Ich bin gespannt, wie ihr Abenteuer sich im zweiten Buch weiter entwickeln wird.


    4ratten

    @Dani: Freut mich, dass ich dich wieder neugierig machen konnte! Es ist allerdings natürlich schon ziemlich düster und passt deshalb vielleicht nicht zu dieser Hitze (oder passt deshalb gerade doch? :D ).


    illy: Dann hoffe ich ja fast, dass es bald wieder kühler wird, und ich deine Meinung lesen darf. ;)


    Ich war nämlich schon ziemlich überrascht, dass es hier noch keinen Beitrag zum Buch gab, dabei ist es ja doch nicht ganz unbekannt...

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Hannah Kent - Das Seelenhaus


    Klappentext:


    "Sie sagen, ich soll sterben. Sie sagen, ich hätte Männern den Atem gestohlen und jetzt müssten sie mir den meinen stehlen."


    Island 1828. Agnes ist eine selbstbewusste und verschlossene Frau. Sie wird als hart ­arbeitende Magd respektiert, was sie denkt und fühlt, behält sie für sich. Als sie des Mordes an zwei Männern angeklagt wird, ist sie allein. Die Zeit bis zur Hinrichtung soll sie auf dem Hof eines Beamten verbringen. Die Familie ist außer sich, eine Mörderin beherbergen zu müssen – bis Agnes Stück um Stück die Geschichte ihres Lebens preisgibt.


    Die Tat war grausam: zwei Männer erschlagen, erstochen und verbrannt. Die angeblichen Täter, neben Agnes Magnúsdóttir ein junges Paar, werden zum Tode verurteilt. Vor allem an Agnes will der zuständige Landrat ein Exempel statuieren.
    Scheinbar ungerührt nimmt Agnes das Urteil hin, ebenso wie die Ablehnung der Familie. Erleichtert, dem Kerker entkommen zu sein, kann sie bei der Arbeit manchmal ihr Schicksal vergessen. Vieles hier ist ihr vertraut: die schroffe Landschaft, die ärmliche Torfbehausung, der harsche Ton der Hausherrin. Ihr ganzes Leben war davon bestimmt – bis sie einen Mann kennenlernte und sich nach langer Zeit erlaubte, sich ihre Sehnsucht nach Liebe und Zugehörig­keit einzugestehen. Der Schmerz über seinen Tod, der ihr nun angelastet wird, überlagert alles, auch die Angst vor dem eigenen Tod. Schließlich vertraut sich Agnes einem jungen Vikar an, der sie auf den Weg der Reue und Buße führen soll. Während der langen Gespräche, die die ganze Familie mithört, ist es vor allem
    Margrét, die Hausherrin, die ahnt, dass die offizielle Wahrheit über Agnes vielleicht falsch sein könnte.



    Meine Meinung:


    In Burial Rites (dt. Titel: Das Seelenhaus) erzählt Autorin Hannah Kent ihre eigene Interpretation der letzten Hinrichtung in Island. Diesen Roman hat sie ihm Rahmen der Erlangung eines Ph.D.’s geschrieben und dafür auch vor Ort recherchiert. Aus den gesammelten Materialien hat sie schließlich diese Geschichte geschrieben.
    Hier geht es um Agnes Magnúsdóttir, die für die Beteiligung am grausamen Mord von Natan Ketilsson und Petur Jónsson zum Tode verurteilt wurde. Bis zum Tag der Hinrichtung soll sie ihre Zeit bei der Familie des Beamten Jón Jónsson in Kornsá verbringen. So kann sie zwar dem Kerker entfliehen, in dem sie ausgehungert und vollkommen vernachlässigt ausharren musste, wird aber in der Familie mit dem gleichen Hass begrüßt, der ihr im ganzen Land entgegen schlägt.


    Hannah Kent gibt der verurteilten Agnes ihre eigene Stimme, gleichzeitig berichten auch noch die Menschen aus ihrem neuen Umfeld von ihrem Leben in der Nähe der Mörderin. Natürlich ist die Familie zunächst vollkommen entsetzt, dass gerade sie diese gefährliche Frau, über die man in letzter Zeit so viele schreckliche Dinge gehört hat, beherbergen soll. Auch der Pastor Tóti, der Agnes zugewiesen wurde, um sie wieder auf den Weg Gottes zu führen, kommt zu Wort. Schnell wird deutlich, dass in den Erzählungen um den Mord an Natan und Petur natürlich nur eine Seite der Medaille beleuchtet wurde. Agnes erscheint nämlich gar nicht als grausame Frau, sondern verhält sich stets ruhig, akzeptiert alles und erfüllt auf Kornsá fleißig alle Arbeiten, die ihr aufgetragen werden.


    Mit einem poetischen Erzählstil taucht Hannah Kent ganz tief in die Köpfe der Personen ein und entfaltet langsam die wahre Geschichte von Agnes. An den Stil sowie an die sehr fremd klingenden Namen musste ich mich zwar erst gewöhnen, dann allerdings hat mich die Geschichte ganz fest eingesogen. Die Atmosphäre war genau durch diesen Schreibstil immer greifbar und damit auch unglaublich bedrückend. Das Schicksal von Agnes, mit der ich sofort Mitleid hatte, ging mir dabei so richtig nahe. Zwar erfährt man zu Beginn der Geschichte aus eher trockenen offiziellen Briefen von der verurteilten Mörderin, aber sobald man zum ersten Mal in Agnes’ Blickwinkel eintauchen darf, kommt gleich das Gefühl auf, dass nicht alles schwarz und weiß ist. Der Tod von Natan hat eine unglaubliche Trauer ausgelöst und gleichzeitig brodelt in Agnes eine unterschwellige Angst.


    Nach und nach vertraut Agnes sich dem Pastor Tóti an, erzählt ihm von ihrer schweren und traurigen Vergangenheit. Die Familie, die aus Platzgründen immer in der Nähe sitzen muss, ist fast gezwungen zuzuhören, obwohl in ihnen natürlich ein Widerspruch wütet: Wollen sie das schwere Schicksal ihrer Gefangenen wirklich hören und eventuell Mitleid mit ihr bekommen? Wollen sie Agnes nicht lieber weiterhin ignorieren, sogar schneiden? Besonders deutlich und eindringlich präsentiert sich hier auch, wie unterschiedlich die Menschen auf Agnes reagieren. Während die Hausherrin Margrét ihr zwar zunächst mit Hass begegnet, zeigt sie auch Menschlichkeit und Mitgefühl, hilft ihr sogar den Schmutz der vielen Wochen Gefangenschaft abzuwaschen. Ihr Mann Jón hingegen beachtet Agnes einfach gar nicht, tut so, als wäre sie überhaupt nicht da. Auch die Töchter Steina und Lauga erleben die Anwesenheit der Gefangenen vollkommen gegensätzlich: Während Lauga sich fast terrorisiert fühlt, will Steina sie sogar näher kennenlernen. Mitreißend und bewegend wird hier nicht nur Agnes Lebensgeschichte bis zum Mord aufgedeckt, sondern auch die Entwicklung der Menschen um sie herum gezeigt.


    Hannah Kent hat sich mit Burial Rites ein interessantes Thema vorgenommen und wunderbar umgesetzt: Es geht nicht nur um den Mord an Natan und Petur, sondern auch um den Unterschied zwischen dem, was gesagt wird, und dem, was die Betreffenden denken und sagen wollen, aber bisher nicht zu Wort kommen durften. Ich konnte in dieser Geschichte ganz tief in die Substanz der Menschen eintauchen und wollte gar nicht mehr hervorkommen. Mit einem Kloß im Hals, mit Aufregung und Angst habe ich langsam die Wahrheit um Agnes herausfinden dürfen, und das war eine einmalige Erfahrung.


    5ratten

    Meine Meinung:


    In Das Medaillon erzählt Gina Mayer die Geschichten von drei jungen Frauen. Rosalie und Dorothea leben im 19. Jahrhundert, sind Freundinnen, aber doch so unterschiedlich. Rosalie ist bei ihrem Vater aufgewachsen und hat schon früh in seiner Arztpraxis ausgeholfen. Sie hat viele Freiheiten, mehr als andere Mädchen ihrer Generation, und führt daher ein ganz anderes Lebens als ihre Altersgenossinnen. Sie interessiert sich für die Wissenschaft und nimmt gern an den Treffen teil, die ihr Vater im heimischen Wohnzimmer veranstaltet, um sich über neueste wissenschaftliche Erkenntnisse auszutauschen. Als ein Besucher eines Tages ein Skelett mitbringt, ist sie fasziniert von dieser Entdeckung und möchte unbedingt mehr darüber herausfinden. Ihre Freundin Dorothea hingegen ist in der Niederländisch-reformierten Gemeinde aufgewachsen und kennt nur ein streng gläubiges Leben. Ihr Glaube an Gott ist tief, es gibt nur eine einzige Sache, die sie stört: Sie liebt Bücher, aber sie darf sie nicht lesen. Alle Bücher, die nicht die Bibel sind, seien Schund, sagt ihr Vater. Eines Tages bietet ihr jedoch der Inhaber der Leihbibliothek an, für ihn zu arbeiten. Das allein wäre schon eine Sensation, aber Herr Kirschbaum ist zudem ein Jude, was nach Meinung ihres Vaters und der Gemeinde natürlich ein ganz falscher Umgang für eine junge christliche Frau wäre.


    Zitat

    Das rechte Schlüsselbein schloss den seltsamen Torso nach oben hin ab, darüber schwebte die Schädelkalotte, und weil sie flach auf den Tisch gelegt war, sah es aus, als ob das Skelett den Kopf gesenkt hielt, beschämt über seine eigene Unvollständigkeit.


    Nora, die dritte im Bunde, lebt in der heutigen Zeit, ist verheiratet und hat ihr Archäologiestudium kurz vor dem Abschluss abgebrochen. Ihr Mann Falk jedoch arbeitet nun als Archäologe und daher bekommt sie immer noch so einiges aus dem Fachbereich mit. Als Falk die Erlaubnis bekommt in einer Höhle im Neandertal zu graben, kommt sie prompt mit und entdeckt auch noch wirklich ein Skelett. Dabei liegt ein Medaillon und Nora macht sich nun auf die Suche nach der Lebensgeschichte dieses Skeletts.


    Wie ich es bereits von Gina Mayer kannte, wird man direkt von der ersten Seite an mitten in die Geschichte eingesogen. Der Schreibstil ist wieder mitreißend, einfühlsam und schön zu lesen. Die Kapitel sind abwechselnd aus der Perspektive von Rosalie und Dorothea geschrieben, später kommt noch Nora hinzu. Durch diesen Aufbau kommt schon ganz viel Spannung auf, da es am Ende mancher Kapitel kleine Cliffhanger gibt oder wenn man bei Dorothea Andeutungen liest, was bei Rosalie passiert sein könnte.


    Zitat

    Dabei war sie sich sicher, dass Rosalie den ganzen Tag an den Apotheker dachte und dass sie nachts gerne von ihm geträumt hätte, was aber vermutlich nicht geschah, denn man träumt nur selten von Dingen, die man sich ersehnt, und viel zu oft von dem, was man lieber vergessen will.


    Am interessantesten an dieser Geschichte fand ich — auch weil es so eindringlich und emotional geschildert wird — die Unterschiede zwischen Rosalie und Dorothea. Beide sind sehr sympathische junge Frauen, bei denen es mir nicht schwer gefallen ist sie zu mögen und sie zu verstehen. Die beiden leben zwar zur selben Zeit im selben Örtchen, durch ihren Alltag und die Denkweise, die sich beide komplett unterscheiden, kommt beim Lesen ganz viel Abwechslung auf. Rosalie ist sehr willensstark und mutig, gleichzeitig fühlt sie sich allerdings als Frau, die (angeblich!) nichts zu sagen hat, in ihrer Zeit gefangen. Besonders packend wird auch das ganz andere Leben von Dorothea geschildert und damit die Denkweisen der Niederländisch-reformierten Gemeinde. Das Leben in dieser Gemeinde ist streng christlich, feste Regeln müssen eingehalten werden und Regelbrüche werden umso härter bestraft. Dorothea, zu Beginn noch sehr von den Traditionen ihrer Gemeinde eingenommen, entwickelt sich nach und nach weiter und fängt an selbst zu denken. Dieser Prozess, der zwar recht langsam und mit vielen Zweifeln vor sich geht, ist sehr spannend zu lesen, besonders da sie sich selbst immer noch treu bleibt und versucht ihre Träume mit ihrem Glauben in Einklang zu bringen.


    Zitat

    Neben dem Tisch lag ein hoher Stapel mit neuen Büchern, druckfrisch von Verlagen, die sie für den Verleih vorzubereiten hatte, und während sie die vielen Seiten aufschnitt, las sie hier einen Abschnitt und dort ein Wort, und immer wieder begann ihr Herz schnell und aufgeregt zu schlagen, so sehr freute sie sich, dass die hier war. Und so sehr schämte sie sich.


    Die Denkweise in der Gemeinde zusammen mit den Entdeckungen, die Rosalies Vater und sein Wissenschaftsclub währenddessen machen, bilden nicht nur einen spannenden Gegensatz, sondern beleuchten auch wunderbar die Einstellung der Menschen zu dieser Zeit: Gott ist der Schöpfer, das war die feste und allgemeingültige Meinung. Als dann diverse Skelette entdeckt werden, als Darwin mit seinen Theorien bekannt wird und insgesamt das erste Mal die Andeutung aufkommt, dass es eine Evolution gegeben haben könnte, macht sich Unsicherheit breit. Viele streng gläubige Menschen lehnen diese Vorstellung sofort ab, doch auch weniger gläubige Personen sind verwirrt, da diese Erkenntnis doch ein starkes Umdenken mit sich bringen würde.


    Zitat

    »Und ich dachte, ihr wäret so aufgeschlossen.«
    »Aufgeschlossen im Rahmen des Akzeptierten«, sagte Kuhn. »Aber die festgelegten Grenzen wagt man nicht zu überdenken. Die Herren haben wohl Angst, dass dann ihr ganzes Weltbild zusammenbrechen könnte.«


    Die Handlung in der heutigen Zeit rund um Nora rundet diesen Roman wunderbar ab. Die Entdeckung des Skeletts, ihre weiteren Nachforschungen und auch ihr persönlicher Alltag sind unglaublich spannend geschildert. Nach und nach zeigen sich Parallelen zur Handlung im 19. Jahrhundert und mir ist es zu diesem Zeitpunkt wirklich schwer gefallen, das Buch aus der Hand zu legen. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht mit Nora zu spekulieren und überhaupt selbst zu rätseln, da man doch schon so viel mehr als sie wusste. Zudem gab es auch noch mehrere überraschende Wendungen, die der Geschichte noch mehr Würze verliehen haben.


    Insgesamt ist Das Medaillon eine fesselnde Lektüre, die das Leben der drei Frauen auf eine eindringliche und spannende Weise erzählt. Die Distanz zwischen Wissenschaft und Glaube, das strenge Leben in der Gemeinde und ihre Ablehnung gegen alles Fremde und gegen andere Religionen, Noras Spurensuche — all das hat diesen Roman spannend und interessant gemacht.


    5ratten und ein absoluter :tipp:

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Elke Aybar - Geheimnisse von Blut und Liebe: Dunkle Jagd


    Wenn sich plötzlich eine Pforte für dich öffnet, die vor einem Augenblick fest verschlossen war - gehst du hindurch?


    Handschellen, sepiafarbene Tinte und das Hohelied. Für ihre Rache nimmt Aurelie ein Leben auf der Flucht in Kauf. Doch als Demian sie auch nach fünf Jahren noch nicht aufgespürt hat, wagt sie sich aus der Deckung. Ihre Neugier treibt sie direkt an einen geheimnisvollen Ort. Dort offenbart sich ihr, was sie immer geahnt hat: Es gibt eine Welt voller Magie! Von nun an ist die Nacht jedoch gefährlich. Denn der Vampirfürst Serge regiert sein Volk mit äußerster Brutalität. Nur der junge Vampir David besitzt die Macht, sich Serge zu widersetzen. Aber ist er bereit, dafür alles zu gefährden, was ihm wichtig ist? Am Ende gerät nicht nur Aurelie zwischen die Fronten.


    Meine Meinung:


    Die Fantasy-Autorin Aurelie lebt sehr zurückgezogen, nachdem sie sich an ihrem Ehemann rächen musste und dieser nun hinter ihr her ist. Nach fünf Jahren traut sie sich jedoch endlich wieder an die frische Luft und findet im Park prompt einen vorwitzigen Kater, der sie durch eine Pforte in den Silbermond führt, ein kleines und scheinbar verlassenes Restaurant. Aurelie merkt schnell, dass dieser Ort etwas besonderes ist.
    Gleichzeitig bei den Vampiren: David und seine Schülerin Michio sprechen über Theorien des Vampirismus, denn dank ihres Herrschers Serge wissen sie so gut wie gar nichts über ihre eigene Spezies. Serge regiert die Vampirwelt mit festen Regeln, deren Verstoß brutal bestraft wird. Michio und David widersetzen sich heimlich diesen Regeln, oft sogar genau vor Serges Augen und sind damit in ständiger Gefahr.


    Vampire? Allen, die jetzt sowohl juhuu als auch wäh nein rufen, kann ich nur sagen, dass es hier eine ganz besondere Art von Vampiren gibt. Es handelt sich zwar um typische lichtscheue und blutsaugende Wesen, die eine Einladung brauchen, um eine Wohnung betreten zu können, doch dieser Gemeinschaft der Vampire war für mich eine ganz neue Erfahrung. Serges Herrschaft, seine Regeln, seine Geheimhaltung; und dann die Protagonisten David und Michio, die sich Gedanken machen über die Blutqualität ihrer Opfer und wie deren Stimmung den Genuss beeinflussen könnte. So viele theoretische Gedanken über den Vampirismus, die auch noch spannend sind, habe ich vorher noch nie erlebt.


    In Dunkle Jagd erleben wir die Welt abwechselnd aus Aurelies Sicht und der der Vampire, woran ich mich zunächst gewöhnen musste. Die Perspektivwechsel haben mich zu Beginn noch aus dem Lesefluss gerissen, aber ich konnte mich doch recht schnell daran gewöhnen. Als sich die Verbindung beider Handlungsstränge so langsam abgezeichnet hat, wurde es sowieso immer einfacher und spannender die Perspektiven zu lesen. Aurelie ist zunächst eine eher naive und nachdenkliche Person, die ängstlich, aber auch neugierig die Welt erkundet. Erst als sie den Silbermond betritt, die Wirtin Elody kennenlernt und langsam merkt, dass ihr Traum in Erfüllung gehen könnte, taut sie richtig auf: Magie, so wie in einigen ihrer Romane, könnte es auch im echten Leben geben!
    David und Michio haben eigentlich nur eine Schüler/Meister-Beziehung, doch dazwischen lässt sich noch eine viel stärkere Anziehungskraft spüren. Michio ist zudem immer begierig neue Theorien zum Vampirismus zu erfahren, um mit diesem Wissen eventuell Serge ausschalten zu können, während David da eher vorsichtig, wenn nicht gar feige ist.


    Alle Charaktere erleben im Laufe dieses ersten Bandes eine ziemlich eindrucksvolle Entwicklung. Manche werden mutiger, andere einsichtig. Insgesamt ist Dunkle Jagd eine unheimlich interessante und spannende Geschichte, die durch eine neuartige Vampirwelt und ein faszinierendes Magiesystem glänzt. Über letzteres wird man wohl in Band 2 Machtsteine mehr erfahren und ich freue mich schon unglaublich darauf!


    Dunkle Jagd ist ein toller erster Band einer Reihe mit einem interessanten Magiesystem, vielschichtigen Charakteren und vielen überraschenden Wendungen. Diese Geschichte hat beim Lesen ganz viel Spaß gemacht, was unter anderen auch am #ProjektSinnesrausch lag. Die Autorin Elke Aybar hat sich hierzu einige Aufgaben für bestimmte Textstellen ausgedacht, sodass man unter anderem mit Aurelie Tee getrunken oder an Rosenbüschen geschnuppert hat. Eine unglaublich tolle Idee und einmalige Erfahrung!


    5ratten

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Anja Schönborn - Ein Jahr in Neuseeland


    Neuseeland ist als Reiseziel ganz groß im Kommen. Anja Schönborn erzählt von traumhaften Landschaften, vom Alltag in den Städten Wellington und Auckland, von der faszinierenden Kultur der Maori und ihren Begegnungen mit den offensten und gelassensten Menschen der Welt, den Kiwis.


    Meine Meinung:


    Ein Jahr in Neuseeland ist mein zweites Buch aus der „Ein Jahr in…“-Reihe und es hat mir wirklich gut gefallen. Genau so wie es sein soll, bekommt man beim Lesen richtig Lust, das alles auch mal in echt zu erleben. Dabei muss ich zugeben, dass das bei Neuseeland auch wirklich nicht schwierig ist, denn fast jeder kennt die Landschaften doch mindestens seit den Herr der Ringe-Filmen. Doch ich war natürlich nicht nur an endlosen grünen Weiten interessiert, sondern auch an der Atmosphäre im Land und an der Einstellung der Menschen dort. Die tolle Landschaft und die relaxte Art der Einwohner waren es auch, die die Autorin dazu bewogen hat mit ihrem Mann und ihren zwei kleinen Zwillingen dorthin zu ziehen.


    Ein Vorteil an diesem Bericht aus dem Alltag ist auf jeden Fall, dass die Familie während dieses einen Jahres an mehreren Orten gelebt hat: in Wellington, der Hauptstadt, und in Auckland, in zwei ganz unterschiedlichen Städten also. So kann Anja Schönborn sowieso schon von ganz unterschiedlichen Eindrücken berichten. Wellington ist eher ein kleines Städtchen und ich hatte beim Lesen immer den Eindruck, als wäre es eher ein Dorf. Auckland dagegen war riesig und die Impressionen dabei nicht immer positiv. Ich finde es sowieso viel interessanter, wenn nicht ständig alles perfekt ist.


    Zitat

    Fasziniert lasse ich mich auf einem Felsen nieder. Ich entdecke immer mehr Tiere, sie sind wirklich unglaublich gut getarnt — und faul. Nur selten bewegt sich eine Robbe ins Wasser oder klettert zurück an Land. Genüsslich duschen sie in den Dunstwolken der Gischt und lassen Wasser von ihrem dichten Fell abperlen.


    Auch die Menschen in Neuseeland und die Kultur der Maori werden hier ganz ausführlich beschrieben. Andauernd treffen sie an ihrem Wohnort oder auf ihren vielen Reisen durchs Land auf neue Leute, die ganz typisch für Neuseeländer immer freundlich, offen und relaxed sind — und sofort die neuen besten Freunde, die den Ausländern die Besonderheiten des Landes zeigen wollen. So gehen sie auf Whale Watch, beobachten Pinguine oder versuchen sich für eine der verrückten Extremsportarten zu entscheiden.


    Zitat

    „Warum bleibt ihr nicht in unserem Appartement?“, schlägt Laura spontan vor. „Wir wohnen ganz nahe am Zentrum und sind die nächsten zwei Wochen out and about, unterwegs.“ Wir zögern. Wirklich ernst können die beiden das Angebot doch nicht gemeint haben, schließlich kennen sie uns doch erst seit zwei Stunden. „Honestly. We wouldn’t say it if we didn’t mean it!„, bekräftigt Steve den Vorschlag seiner Frau.


    Insgesamt ist diese Reise in den Alltag schön vielseitig und interessant. Ein Wermutstropfen waren leider die Dialoge, die häufig total gestellt und konstruiert wirkten und deshalb auf Dauer nicht mehr so gut zu lesen waren. Das lag zu einem großen Teil daran, dass in der direkten Rede selbst viele Begriffe und Abkürzungen verwendet und dort direkt auch erklärt wurden — so redet einfach niemand und deshalb hat es meinen Lesefluss leider meist gestört.


    Zitat

    „Unternimmt das Departement of Conservation (DOC), die Regierungsbehörde für Natur- und Umweltschutz, denn nichts gegen die Possums, wenn sie doch so schädlich sind?“, fragt Gunnar, als wir das nächste tote Tier hinter uns lassen.


    Ein Jahr in Neuseeland ist eine wirklich schöne Reise in den Alltag, die einen Einblick in das Leben der Neuseeländer gibt und die Landschaften zum Greifen nah beschreibt.


    4ratten

    Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Pia Hepke - Irrlichter: Das Licht zwischen den Welten


    Irrlichter
    Was sind eigentlich Irrlichter?
    Sie bezeichnen ein Phänomen seltsamer Lichter, die zumeist im Moor oder auf Friedhöfen beobachtet werden. Doch was wäre, wenn sich hinter diesem Phänomen mehr verbirgt?
    Was wäre, wenn diese Lichter in Wahrheit verstorbene Seelen sind? Wenn sie zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Orten mit ihrem Licht verhindern, dass verlorene Seelen aus dem Jenseits ins Diesseits wechseln?
    Normalerweise bekommen die Menschen davon nichts mit. Nicole jedoch kommt hinter das Geheimnis, als sie eines Nachts dem Irrlicht Wrin in seiner menschlichen Gestalt auf dem Friedhof begegnet und gerät dadurch mitten hinein in den Kampf zwischen Licht und Schatten.


    Meine Meinung:


    Nicole möchte eigentlich nur die Wette, die sie mit ihrem besten Freund Simone abgeschlossen hat, gewinnen und treibt sich deshalb mitten in der Nacht auf dem Friedhof herum. Die Gerüchte über Irrlichter, die dort seit neuestem auftauchen sollen, nimmt sie nicht ernst. Als die Turmuhr zu Mitternacht schlägt, sieht alles normal aus und sie möchte schon gehen, als sie plötzlich doch ein bläuliches Leuchten hinter einem Grabstein entdeckt. Und tatsächlich sitzt dort ein Junge, ziemlich schnippisch und frech, der seine Artgenossen sucht. Wenn sie eh schon mal hier ist, denkt sich Nicole, dann kann sie ihm ja auch gleich helfen.


    Diese kurze Geschichte von knapp 200 Seiten war ursprünglich eine noch kürzere Geschichte, deren Potential Pia Hepke hier ausgenutzt hat, um die Charaktere weiter auszubauen und noch einiges mehr miteinander erleben zu lassen. Wie ich es von ihrer Drachensaga auch schon gewohnt war, trifft man hier wieder auf eine sehr bodenständige, nachdenkliche und ruhige Protagonistin. Diese Charaktereigenschaften findet man auch im Schreibstil wieder, der mir sehr gut gefallen hat. Nicole denkt viel nach und beobachtet ihre Umwelt und dies wird vom atmosphärischen Stil super unterstützt.


    Zitat

    „Es ist besser so. Vergiss mich einfach. Lass los …“ Er musterte sie nun um ein vielfaches trauriger, was es ihr nur umso unmöglicher machte, den Blickkontakt zu unterbrechen. „Aber du hast mich doch aufgesucht“, antwortete sie, ohne großartig über die Worte nachgedacht zu haben. Sie waren einfach so aus ihrem Mund gepurzelt. Anstelle einer Antwort verzog sich sein Gesicht nur zu einem halben Lächeln, dann schloss er die Augen und brach den Kontakt ab. Das Licht erlosch und Dunkelheit kleidete sie ein. Und mit seinem Leuchten verschwand auch die Erinnerung an sein Erscheinungsbild wieder.


    Das Irrlicht Wrin und seine Gefährten sind auch ziemlich interessante Charaktere. Zuerst ziemlich launisch, zeigt Wrin dann auch sanftere Seiten und so entwickelt sich eine ganz langsame und zarte Liebesgeschichte. Nicole und Wrin verbringen sehr viel Zeit miteinander und ihre Dialoge sind mal witzig, mal richtig rührend, mal geladen. Das ein oder andere Mal musste ich ziemlich schmunzeln, weil ich die beiden so niedlich fand. Auch die Nebencharaktere hatten ziemlich interessante Ansätze, aber ich hatte doch nicht das Gefühl, dass ich sie richtig kennenlernen konnte — vielleicht war die Geschichte einfach zu kurz? Hier und da hat man sie mal getroffen und Kleinigkeiten über sie erfahren, doch so richtig greifbar wurden sie für mich damit leider doch nicht.


    Zitat

    Wrin starrte versunken auf seinen Arm. Weiße Strähnen seiner Haare fielen ihm ins Gesicht und Nicole verspürte mit einem Mal das Bedürfnis, ihm diese aus den Augen zu streichen. Um sich davon abzulenken konzentrierte sie sich auf ihre nächste Frage.


    Die Kürze der Geschichte war mich leider auch tatsächlich ein kleiner Minuspunkt. Obwohl man das ja auch wieder als Pluspunkt sehen könnte, wenn ich gern noch mehr von dieser Geschichte gelesen hätte. ;) Den Hintergrund der Irrlichter — woher sie kommen und was sie nun für eine Aufgabe haben — fand ich sehr interessant, wenn es auch nicht gerade eine 100% neue Idee war, die man so ähnlich noch nie gesehen hätte. Das Setting auf dem Friedhof und die Annäherung von Nicole und Wrin haben Pia Hepkes Interpretation von Irrlichtern noch die richtige Würze gegeben. Trotzdem hätte ich auch hier gern noch viel mehr erfahren, das dieser ganzen Idee noch mehr Tiefe hätte geben können. Mehr zur Geschichte der Irrlichter, weitere Erlebnisse aus der Vergangenheit, oder auch nur ein paar zusätzliche Szenen zwischen Nicole und Wrin, in denen man ihre Beziehung zueinander noch mehr spüren kann. Wie schon gesagt: Meinetwegen hätte dieses Buch noch so einige Seiten mehr haben können.


    Zitat

    Jedes Mal, wenn sie nicht mehr in Wrins Nähe war, machte sich ein beklemmendes Gefühl in ihr breit. Und dieses Gefühl wurde mit jedem Tag stärker. Es war, als ob sich ein unsichtbares Seil um ihren Brustkorb legte und ihn zusammendrückte.


    Irrlichter: Das Licht zwischen den Welten ist eine schöne kleine Geschichte über ganz besondere Irrlichter, die besonders durch ihre spürbare Atmosphäre glänzt. Nicole, Wrin und die Irrlichter sind interessante Charaktere, die ich gern noch auf vielen, vielen weiteren Seiten kennengelernt hätte.


    4ratten