Hallo,
na da melde ich mich als Österreicherin gleich einmal zu Wort, zumal ich auch schon einige Diskussionen mit einer Freundin hatte, die ein großer Fan von Elfriede Jelinek ist (sie hat sogar für ihre Matura eine Facharbeit über "Die Klavierspielerin" geschrieben).
Ehrlich gesagt, finde ich es schade und beschämend, dass Jelinek anscheinend in anderen Teilen der Welt für ihre literarischen Leistungen gewürdigt wird, nur in ihrer eigenen Heimat als Nestbeschmutzerin angesehen wird. Immerhin ist es ihr gutes Recht, ihre Meinung zur Sprache zu bringen (nicht nur als Künstlerin, wie nimue sagt, sondern auch als Person), das ist es auch, was die Jelinek gerne tut. Sie nimmt in den Medien immer wieder Stellung zu der Politik unseres Landes.
Dass sie dabei gerne ihren "Lieblingsfeind" Haider angreift, liegt ganz einfach daran, dass sie sich selbst dem linken Lager angehörig fühlt und Haider eher dem rechten zugeordnet wird. Wobei ich persönlich der Meinung bin, dass Haider weniger ein extrem Rechter als ein Populist ist, der es versteht, die Ängste des (von ihm so genannten) "kleinen Mannes" zu schüren (von wegen Ausländer seien alle nur darauf aus, den Österreichern die Wohn- und Arbeitsplätze wegzunehmen, und die österreichische Kultur zu unterminieren). Da gibt es sicherlich in der FPÖ noch schlimmere Gestalten...
Um zurück zu Jelinek zu kommen: ich finde es eigentlich interessant, dass ein offensichtlich doch recht großer Teil der Österreicher keinen Nationalstolz angesichts der Tatsache empfindet, dass endlich mal wieder ein Österreicher einen Nobelpreis gewonnen hat (das letzte Mal war Anfang der 80er Jahre, insgesamt ist es erst der zweite in Literatur), aber dass man sich kollektiv in der nationalen Ehre gekränkt fühlt, wenn eine Elfriede Jelinek eine ablehnende Haltung gegenüber einer schwarz-blauen Regierung zeigt. Ist doch eigentlich ziemlich krank - ich denke, in keinem anderen Land der Erde wird es zu einem solchen Protestaufschrei kommen, wenn ein Landsmann/eine Landsfrau den Nobelpreis verliehen bekommt. Ich war schon richtig überrascht, in den Zeitungen so viele negative Leserbriefe zu sehen...