Beiträge von Gheron

    Hallo Kiala,


    wir finden Margas Anteil an Maries Schicksal groß genug. Immerhin war sie es, die Kunigunde von Wanzenheim die Munition geliefert hat, um härter gegen Marie vorgehen zu können.


    Zu Paaren treiben bedeutet, ein feindliches Heer so zusammenzuschlagen, dass es sich nicht mehr geordnet zurückziehen, ja nicht einmal mehr in Blöcken fliehen kann, sondern die Leute so zu zersprengen, dass sie wirklich höchsten noch paarweise Fersengeld geben können. Im Normalfall ist ein zu Paaren getriebenes Heer danach nciht mehr existent.
    Den Feind zu Paaren treiben stellt damit die höchste Form des Sieges in einer Feldschlacht dar.


    Liebe Grüße
    Gheron :blume:

    Hallo Nimue,


    nicht zuletzt auf Rat unserer Agenturbetreuerin haben wir uns bei Marie-2 für einen weicheren Beginn entschieden. Die LeserInnen sollten sehen, wie Marie und Michel miteinander leben, und was sie im Verlauf das Romans verlieren. Aber keine Sorge, die Geschichte nimmt schon bald Fahrt auf. Wie sagt Iny immer: In einem Iny Lorentz-Roman muss es sich abspielen. Und das wird es sich! :elch:


    Liebe Grüße
    Gheron :blume:

    Hallo Amroni,


    wir waren der Meinung, dass Hiltrud ein wenig Glück verdient hat. Ein Bauernhof, ein braver Mann und eine Rasselbande von Kindern schien uns da gerade richtig.


    Außerdem spielen Mariele eine kleinere und Michi eine größere Rolle in diesem Roman.


    Die Zehn Jahre waren für uns wichtig, damit Marie eine Entschädigung für die harten Jahre auf der Landstraße hatte.


    Damit noch viel Spaß weiterhin.


    Liebe Grüße
    Gheron :blume:

    Hallo Alpha_Romea und Kiala,


    wir sind hier bei einer Leserunde und nicht auf der Flucht. Es geht hier darum, ein Buch mit möglichst viel Freude zu lesen, und nicht so viele Seiten hinter sich zu bringen, wie es nur geht.
    Mit den Wanzen-, äh Banzenheimern und Marga werdet ihr noch euren Spaß haben.


    Liebe Grüße
    Gheron :blume:

    Hallo Wally,


    Frauen hatten zu allen Zeiten großen Einfluss, sei es in freieren Zeiten als selbstständige Handwerkerinnen oder Herrinnen, aber auch als Mütter, Schwester, Ehefrauen und Geliebte. Auch in früheren Zeiten stand hinter manchem "erfolgreichen" Mann eine energische Frau. Die Charaktere der Menschen haben sich in all den Jahrhunderten nicht geändert. Vor allem im Mittelalter hatten Frauen einen großen Anteil allgemeinen Entwicklung. Man denke nur an so bekannte Äbtissinnen wie z.B. Hildegard von Bingen und einige andere, die sich durchaus in der Männerwelt zu behaupten wussten.
    Ein paar hundert Jahre später hätte man die eine oder andere von ihnen für ihre Taten und Aussagen auf den Scheiterhaufen geschickt.
    Es war übrigens ein einfaches Bauernmädchen, das den französischen Dauphin Karl, der von seinem Vater auf Druck der Engländer zum Bastard und für Erbunfähig erklärt worden war, dazu geprügelt hat, sich in Reims zum König krönen zu lassen. Die Engländer haben sie zwar einige Zeit später in Rouen als Hexe verbrennen lassen, der Hundertjährige Krieg war aber trotzdem für sie verloren.
    Bei den sogenannten katholischen Königen Ferdinand und Isabella hatte auch nicht gerade Ferdinand die Hosen an.
    Solche Beispiele gibt es viele. Zu meinen Aufgaben gehört es, ihnen nachzuspüren, um unseren Romanen die nötige Authentizität zu verleihen.


    Viele dieser Frauen lernten von ihren Vätern, Brüdern, Männern oder auch von erfahrenen Schwestern im Kloster. In jenen Zeiten waren die Frauen auch die Herrinnen des Haushalts, und der war mit Dutzenden von Knechten, Mägden und vielerlei Pflichten auch nicht leicht zu bewältigen. Hier war meistens die Mutter oder eine Dame, der man zur Ausbildung übergeben wurde, das Vorbild.


    Erst auf das Ende des Mittelalters und auf die beginnende Neuzeit zu wurden die Rechte der Frauen immer stärker beschnitten. Der Höhepunkt der Unterdrückung war, man mag es kaum glauben, das ach so moderne 19. Jahrhundert. Und selbst da gab es immer wieder die Ausnahmen, die aus der Masse heraus ragten.


    Liebe Grüße
    Gheron :blume:

    Hallo Wally,


    es gab zu allen Zeiten Männer, die Frauen hoch achteten, und welche, die das Gegenteil taten. Da hat sich bis heute nicht viel geändert. Bei unseren Recherchen stoßen wir immer wieder auf Beispiele dieser und anderer Art.


    Michel ist sicher keine aus dem Rahmen heraus ragende Einzelerscheinung. Viele hohe Herren vertrauten Land und Burgen ihren Ehefrauen an, anstatt männlichen Verwandten, weil erstere das gleiche Bestreben hatten wie sie, nämlich den Besitz an die eigene Brut weiter zu geben, während Verwandte darin oft eine leckere Torte sahen, aus der sie sich gerne ein Stück heraus geschnitten hätten.
    Es kommt hier natürlich auch auf die Ausbildung und den Charakter der Frau an. Ein unsicheres Häschen wird wohl kaum Erfolg haben, während energischere Frauen oft genug ihre Besitztümer vergrößern konnten.


    Übrigens gab es auch bei uns heute Regen, und das genau bei Feierabend! Ich war trotz Regenjacke froh, als ich zuhause war.


    Liebe Grüße
    Gheron :blume:

    Hallo Bianca,


    Du wirst Falko von Hettenheims unangenehme Seiten noch gut genug kennen lernen.


    Was Huldas Töchter betrifft, hülle ich mich auch noch aus anderen Gründen in Schweigen. Marie hat hier eine etwas boshafte Ader gezeigt.


    Michels Gedächtnis ist so seine Sache. Er weiß zu seiner Verwunderung sehr viel, aber leider nicht, woher. Er wird so manche Nacht wachen und darüber nachsinnen, ohne einen Weg in seine Vergangenheit zu finden.


    Was Marga betrifft, so hat sie gewiss Gründe, so zu sein wie sie ist. Allerdings werden diese in der Kastellanin wohl nicht zur Sprache kommen.


    Was die Behandlung von Frauen niederen Standes angeht, so mussten jene des fahrenden Volkes entweder auf den Schutz der Gruppe zählen, der sie angehörte, oder sich einen halbwegs einflussreichen Verehrer anlachen. Als Angehörige des, wenn auch kleinen Heeres Heinrichs von Hettenheim standen Marie, Theres und die anderen Marketenerinnen unter dessen Schutz. Wer sich an ihnen vergriffen hätte, hätte damit gleichzeitig Ritter Heinrichs Autorität angekratzt, und das hätte bei den damals herrschenden Ehrbegriffen böse ausgehen können.
    Als Marketenderin mit eigenem Karren galt Marie aber bereits weitaus mehr als eine wandernde Hure oder eine Gauklerin. Mit einem fähigen Unteroffizier an der Seite und entsprechenden Einkünften konnte eine Marketenderin durchaus das Bürgerrecht einer Stadt erwerben. Doch genauso gut konnte die die gesellschaftliche Leiter abstürzen und beim unehrlichen Volk landen.


    Liebe Grüße
    Gheron :blume:

    Hallo creative,


    nein, man muss die Wanderhure nicht gelesen haben, um die Kastellanin verstehen zu können. Die nötigen Querverweise sind vorhanden.


    Was den Standesdünkel betrifft, so war er teilweise wirklich schlimm. So hat im Hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England ein französisches Ritterher das eigene, vorrückende Fußvolk nieder geritten, weil es ihm nicht die Ehre gönnte, als erstes auf den Feind zu treffen. Das Ergebnis waren saftige Keile.


    Die einzelnen Aufgebote eines anderen französischen Ritterheeres haben die Befehle ihres Feldherrn in den Wind geschlagen und nach einem langen Tagesmarsch am späten Nachmittag noch die Engländer angegriffen, weil sie nicht die Nacht über warten wollten. Das Ergebnis war ähnlich wie bei dem vorher gehenden Beispiel.


    Ein weiters klassisches Beispiel für Dünkel und Hochmut ist die Eroberung von Akkon während des 3. Kreuzzuges. Richard Löwenherz forderte in recht arroganter Art sein Recht auf die Beute und ließ das Banner Leopolds von Österreich, dessen Leute ebenfalls ziemlich geblutet hatten, von den Zinnen entfernen. Die Leute, die er damit beauftragte, warfen Leopolds Banner auf den Mist. Die Begeisterung des Österreichers war auch entsprechend. Pech für Richard, dass er sich auch Philippe August von Frankreich und den größten Teil der christlichen Herrscher auf ähnlich liebswürzige Art zu Feinden gemacht hatte und eigentlich über Timbuktu und den Nordpol in seine Heimat hätte reisen müssen, um ungeschoren durchzukommen. Sein weiteres Pech war, dass er sich auch in Verkleidung wie Richard Löwenherz benahm und einfach auffallen musste.


    Ähnliche Beispiele gibt es noch viele. Auch bei den Hussitenkriegen nahmen die Ritter Kaiser Sigismund die Böhmen so lange nicht ernst, bis der Ernst der Lange nicht nur sie, sondern weite Teile des Reiches erfasste.


    Auch bei Schlachten gegen "Heiden", sprich Sarazenen und später Türken waren die christlichen Ritter zuerst einmal von der eigenen Überlegenheit überzeugt, bis sie sehr hart auf dem Boden der Tatsachen gelandet sind.


    Nachdem Sigismunds Probleme von den Reichsfürsten erst einmal erkannt worden waren, versuchten diese alles, um ihre Vorteile darauf zu ziehen. Um den Kaiser zu Zugeständnissen zu erpressen, verweigerte man ihm die Heerfolge. Zwei Jahrhunderte vorher wurde Heinrich der Löwe dafür von Friedrich Barbarossa noch kräftig gedeckelt, doch die Zeiten waren während der Hussitenkriege schon lange vorbei.


    Liebe Grüße
    Gheron :blume:

    Hallo Saltanah,


    mehr als die Auskunft, dass man davon Bauchweh bekommt, hat man mir damals auch nicht gegeben. Ich bin erst später beim Durchforsten von Büchern auf den wahren Grund gestoßen. Auch wenn solche Verhaltensregeln nicht mehr aktuell sind, so werden sie doch von Generation zu Generation weiter gegeben und halten sich auf diese Weise noch lange. Wie war das mit den Eichen, die man weichen und Buchen, die man suchen soll. Inzwischen weiß man, dass Blitze Buchen mehr lieben als Eichen. Allerdings leitet die glatte Buchenhaut den Blitz in den Boden, ohne dass man größere Schäden sieht, während bei den rauhborkigen Eichen die Narben der Einschläge zu sehen sind.


    Liebe Grüße
    Gheron :blume:

    Hallo Alfa_Romea,


    noch einen Nachtrag zu der Wichtigkeit von Bier als Nahrungsmittel. Als der Markgraf eines kleinen Ländchens gezwungen war, die Bierration der Studenten in seiner Universität aus Kostengründen von drei auf zwei Maß Bier pro Tag zu beschränken, sorgte er sich darum, ob deshalb noch etwas aus den Burschen werden könnte.


    Liebe Grüße
    Gheron :blume:

    Hallo Alfa_Romea,


    es freut mich, dass dir Marga gefällt. Sie wird noch eine gewisse Rolle spielen.


    Was die alkoholischen Getränke betrifft, so gab es schwächere und stärkere Sorten. Als Nahrung wurden schwächeres Bier und Wein getrunken, für Feste schenkte man schon stärkere Sorten ein. Das war ganz natürlich, denn bei den Massen an Bier und Wein, den die Leute damals zu sich nahmen, wären sie sonst die meiste Zeit des Tages sinnlos herum getorkelt. In meiner Jugendzeit wurde Landarbeitern das sogenannte Erntebier gereicht, im Dialekt auch Schöps genannt, das weniger als halb so stark wir normals Pils war. Es verschwand dann für einige Zeit, wird aber jetzt, wo alkoholärmeres angesagt ist, wieder gebraut.


    Schwach alkoholische Getränke ersetzten damals aber auch im großen Maße das Trinkwasser. In den Städten war Wasser aufgrund der sanitären Verhältnisse oft sehr cholerabel, und auch auf dem Land lagen Brunnen und Mistgrube nicht gerade meilenweit auseinander. Noch als Kind wurde mir eingeschärft, nach dem Genuß von Frischobst mindestens eine Stunde lang kein Wasser zu trinken. Das wäre zwar damals nicht mehr notwendig gewesen, hatte sich aber über die Generationen erhalten. Durch schlechtes Wasser hätte das Obst im Magen zu gären begonnen und Koliken verursacht.


    Liebe Grüße
    Gheron :blume:

    Hallo Bianca,


    als erstes eine saudumme Frage, die ich bei jeder Leserunde aufs Neue stelle. Wie fertige ich gespoilerten Text, den man zum Lesen extra kennzeichnen muss, so wie du es gemacht hast?


    Die Szene mit Falko von Hettenheim und der Ziegenhirtin galt der Charakterzeichnung des Herrn. Der Grund war aber, dass er eine Leibeigene als etwas ansah, dessen er sich jeder Zeit bedienen konnte. Außerdem wollte er Michel von Anfang an zeigen, dass er sich nicht dessen Kommando unterordnen wollte.


    Die Erzählung der Kampfhandlungen ist nach Berichten aus jener Zeit entwickelt worden. Zwar herrschten auch schon vorher oft Mord und Vergewaltigung, doch die Hussitenkriege übertrafen alles, was es vorher gegeben hatte. Wie bei allen Kriegen aus religiösen oder ideologischen Gründen war es nicht das Ziel, den Gegner zu besiegen, sondern ihn zu vernichten. Nicht umsonst heißt es, dass die Hussitenkriege alle Gräuel des Dreißigjährigen Krieges vorweg genommen haben.


    Liebe Grüße
    Gheron :blume:

    Hallo Bianca,


    es war für uns nicht einfach, so plötzlich eine Fortsetzung für die Wanderhure aus dem Ärmel schütteln zu müssen. Nachdem unsere Überlegungen zunächst alle im Sand verlaufen waren, kam dann plötzlich die Idee auf, die Hussitenkriege als geschichtlichen Hintergrund zu nehmen. Die begannen nun einmal einmal ein paar Jahre später und wir konnten Marie dadurch auch eine Zeit unbeschwerten Glücks erleben lassen.


    Durch diesen Zeitsprung, aber auch die räumliche Trennung vom Handlungsschauplatz der Wanderhure, ist es natürlich klar, dass neben Michel und Marie vor allem neue Charaktere das Geschehen bestimmen mussten.


    Der Würzwein muss nicht immer echter Rebensaft gewesen sein. Ebenso wurden Fruchtweine genommen, teilweise auch Bier, das dann als Würzbier oder Kräuterbier bezeichnet wurde. Unsere Vorfahren hatten die Angewohnheit, für ihre "stärkenden" alles mögliche zusammen zu mischen. Im Winter wurde das Zeug meist mit einem glühenden Schürhaken erwärmt, während man es zu lieblicheren Jahreszeiten kühl getrunken hat.


    Das berühmte bayerische Reinheitsgebot von Herzog Wilhelm IV. wurde vor allem deshalb ausgesprochen, um etliche aufputschende Bestandteile des Bieres durch den beruhigenden Hopfen zu ersetzen. Seine Untertanen müssen nach dem Genuss ihrer vorher gebrauten Biere arge Rabauken gewesen sein und Raufereien an der Tagesordnung. Da Bier damals aber zu den Grundnahrungsmitteln zählte, drei bis fünf Maß pro Mann und Weib waren an der Tagesordnung, musste etwas geschehen.


    Damit noch viel Spaß beim lesen.
    Gheron :blume:

    Hallo,


    ihr habt die Kastellanin ja schon fleißig durchgehechelt. Wenn sich eine Leserunde findet, sind Sysai und ich natürlich mit von der Partie.


    Entschuldigt die Kürze, aber wir sind gestern Nachmittag aus dem Urlaub zurück gekommen und müssen uns jetzt durch einen Berg von Mails, Postings usw. pflügen.


    Liebe Grüße
    Gheron :blume:

    Hallo Grisel,


    nur ein kleines Wort zum Recherchieren. Ich recherchiere nicht (nur), weil ich die entsprechenden Daten für unsere Romane brauche, sondern vor allem, weil es mich dazu drängt, Neues zu erfahren. Ich lese dabei Bücher über alle möglichen Themen, sprich von den Dinosauriern bis in die Gegenwart. Ich habe dies schon als Kind getan und mir deshalb von meinen Klassenkameraden einige spöttische Kommentare anhören müssen.


    Das Lesen vieler verschiedener Sachbücher, der Besuch in unterschiedlichsten Museen usw. bringt jedoch auch sehr viel fürs Schreiben. Ich stoße da oft auf Informationen, die ich auf dem normalen Rechercheweg nicht entdeckt hätte, vor allem aber auch auf Begebenheiten, die wir in unseren Romanen wunderbar verwenden können. Lass dir eines gesagt sein. Keines Menschen Phantasie vermag die Wirklichkeit zu toppen! Es ist so viel geschehen, dass man einfach nur zugreifen muss, um seinen Romanstoff in der Hand zu halten.


    Liebe Grüße
    Gheron :blume:

    Zitat von "Grisel"

    Was schlägst Du vor, daß sie stattdessen tut? Ihre Ideale verkaufen und stattdessen genausolche Bücher schreiben, wie sie sie ablehnt?


    Nachdem was ich von "Iny Lorentz" bisher gehört habe, wundern mich Deine Worte. Ich dächte, Ihr hättet das Kunststück fertiggebracht, sowohl Euren Verlag, als auch Eure Leser inkl. der pingeligen glücklich zu machen, durch sorgfältige Recherche.


    Liebe Grisel,


    nein, niemand soll seine Ideale verraten. Gheron und ich (Sysai schreibt dies) recherchieren auch, weil die Historie so viele interessante Gegebenheiten enthält, dass es dumm wäre, sich statt dessen etwas aus den Fingern zu ziehen oder den Ablauf der realen Geschichte zu verfälschen. Aber wir achten darauf, dass die Vordergrundgeschichte spannend und stimmig in den echten Hintergrund eingebettet wird. was wir nicht tun: Vor lauter Genauigkeitswahn das Buch über den Recherchen vernachlässigen.
    Wir haben sehr schnell festgestellt, wie viele Widersprüche die überlieferte Geschichte enthält und dass das, was heute scheinbar unumstößliche Wahrheit ist, morgen schon wieder von einer neuen Theorie abgelöst wird. Also versuchen wir - und das raten wir auch anderen - einen goldenen Mittelweg zwischen Historie und fiktiver Story zu gehen. Wir verfälschen die großen Linien der Geschichte nicht, fügen aber Geschehnisse und Orte ein, die sich zwar so hätten abspielen können, aber nur beispielhaft für viele andere stehen.
    Z.B würden wir niemals einer real existierenden Stadt in ihrer Vergangenheit einen Massenmord an Juden anhängen, den es genau zu der Zeit nicht gegeben hat. Also muß da eine fiktive Stadt her. (Sarnigen in der Goldhändlerin). Im Nachspann wird dies aber erklärt.


    Gruß Sysai

    Hallo Alamir,


    deine Haltung zeigt wieder den Gegensatz zwischen der historisch gebildeten Fachfrau, die ihr Wissen in Romanform gießen, und dem Schriftsteller, der einfach nur einen flotten Unterhaltungsroman schreiben will. Wenn der Autor mit seinem Schreiben sich selbst, Frau und Kinder ernähren muss und zudem vom Verlag bedrängt wird, den neuen Roman so schnell wie möglich zu bekommen, gibt es halt ein fiktives römisches Lager am Hadrianswall und eine der Phantasie entsprungene Auxiliartruppe.


    Ganz ketzerisch gefragt: Wen außer den absoluten Exegeten interessiert das? Solange der Roman gut ist und die LeserInnen ihre Freude daran haben, wird dadurch weder die Welt schlechter, noch die Historie verfälscht. Ein Roman ist nun einmal eine fiktive Geschichte. Auch in der Ilias und der Odysee wurde ganz kräftig geflunkert.


    Ein Autor, der seiner Phantasie den Vorrang vor dem historischen Hintergrund gibt, muss es mit sich selbst und seinen LeserInnen ausmachen. Sind die Fehler so gravierend, dass sie jedem in die Nase beißen, muss auch ein Big Name sich fragen lassen, was er sich dabei gedacht hat. Seinen Fans dürfte dies allerdings herzlich egal sein. Es könnte allerdings sein, dass sein nächstes Buch weniger gut geht, weil ihm doch zu viele LeserInnen die Fehler des letzten übel genommen haben.


    Zitat

    Aber ich habe zuviel Selbstachtung und auch Respekt vor den Lesern als daß ich den einfachen Weg gehen würde, auch wenn Ihr deshalb noch ein bischen auf meine Bücher warten müßt.


    Mit dieser Haltung, Alamir, machst du aber gerade den Weg für jene Autoren und Bücher frei, die du nicht willst.


    Liebe Grüße
    Gheron

    Hallo Bettina,


    Verlagslektoren sind meistens für die ganze Palette der Belletristik verantwortlich und nicht für einzelne streng voneinander abgegrenzte Teilbereiche. Sie besitzen zumeist ein hohes Fachwissen, sind aber selten studierte Historiker. Ihre Aufgabe ist es, zu entscheiden, ob ein Roman bei den LeserInnen ankommt, und nicht, ob eine Schwertscheide oder ein Schmuckstück historisch korrekt dargestellt ist.


    Ein Verlag will Bücher verkaufen, und nicht auf Ladenhütern sitzen bleiben, mögen diese auch noch so wissenschaftlich stimmig sein.


    Die historische Genauigkeit ist daher vor allem die Sache der Autoren. Recherchiert und schreibt er gleichermaßen gut, ist dies ein Glücksfall. Man kann jedoch annehmen, dass ein gut geschriebener, aber historisch weniger stimmiger Roman eher zur Veröffentlichung gelangt als ein historisch richtiger, aber eben langweilig geschriebener Roman, es sei denn, der entsprechende Autor hat gute Beziehungen, einen bekannten Namen oder ein interessantes Thema, das Verkaufszahlen erwarten lässt.


    Mit Sicherheit wird kein bekannter Autor vom Verlag abgelehnt, auch wenn er einen ganzen Forst historischer Böcke erlegt. Da wird dann eben von einer ganz neuen Sicht der Geschichte oder dichterischer Freiheit gesprochen. Ein big name ist nun einmal ein big name, und der bringt Geld.


    Es tut mir Leid, dir diese Illusionen nehmen zu müssen, aber mir wurden diese Zähne im Lauf der Jahrzehnte auch schon gezogen.


    Liebe Grüße
    Gheron :blume:

    Hallo Alfa_Romeo,


    ich würde dir auch nicht raten, einen Iny Lorentz-Roman nach dem anderen zu vertilgen. Bei Büchern ist es wie im richtigen Leben. Zuviel auf einmal stumpft ab. Mir geht es hier nicht anders. Ich kann heute von einem Roman begeistert sein, lege aber schon Morgen den nächsten Roman des selben Autoren beseite, weil es mit einfach zu viel wird. Den gleichen Roman kann ich einige Monate später hingegen wieder mit großen Genuss lesen.


    Liebe Grüße
    Gheron :blume:

    Hallo Biene und Alfa_Romeo,


    nachdem es mir heute wieder besser geht, bin ich doch in der Lage, ein paar Worte zu euren Postings zu schreiben.


    Alfa_Romeos Spoiler bezüglich der Verhütungsmethoden stimmt. Kräuterfrauen wussten damals eine Menge über Verhütung und Abtreibung zum frühesten Zeitpunkt. Nicht umsonst wurden später solche Frauen von der Kirche mit Hexen gleichgesetzt, da ihr Wissen die gewünschte Vermehrung der Gläubigen behinderte.


    Wir haben das, wie von Alfa_Romeo bereits bemerkt, zu einem frühen Zeitpunkt des Romanes einfließen lassen, sind aber im weiteren Text nicht erneut darauf eingegangen.


    Speziell an Biene:


    Nur für den Fall, dass dir mal einer unserer Romane, dessen Klappentext dich nicht so anspricht, über den Weg laufen sollte. Wir wissen aus Erfahrung, dass unsere Romane LeserInnen, die mit dem Thema eigentlich gar nichts anfangen können, durchaus zu überraschen vermögen.


    Speziell an Alfa_Romea:


    Wir mögen keine Superfrauen, oder wie es jemand in einem anderen Posting nannte, keine Lara Crofts im Mittelalter. Ein Roman lässt sich weitaus spannender erzählen, wenn die Hauptperson sich mit den geringen Mitteln, die sie besitzt, gegen das Schicksal behaupten muss. Dass man, wenn man eine steinige Straße benützt, sich auch die Zehen anstoßen kann, ist dabei klar.


    Leute wie Ruppertus, Utz, Berta usw. gibt es auch im wirklichen Leben. Mir ist es schon passiert, dass Exposés abgelehnt wurden, die ich nach wahren Begebenheiten geschrieben habe, weil die Geschichte zu unwahrscheinlich sei.


    Übrigens haben wir bei unseren drei bisher bei Knaur erschienen Romanen sehr unterschiedliche Reaktionen erhalten. Wem die Wanderhure zu hart war, dem gefiel die Kastratin besonders, andere wiederum nennen die Goldhändlerin unser bestes Buch.
    Wir versuchen aber auch, eine möglichst breit gefächerte Palette an Themen abzuliefern, um nicht auf eine schmale Schiene fest gelegt zu werden, die sich eher über kurz als über lang erschöpfen muss.


    Damit liebe Grüße
    Gheron :blume: