Cornelia Wusowski - Die Familie Bonaparte

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  • Hallo zusammen,


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    Verlag: Heyne
    ISBN: 3453088476
    Seiten: 1074
    Ausgabe: Taschenbuch
    Preis: € 14,90 (allerdings ist das Preis für die Ausgabe von Droemer/ Knaur, die Heyne-Ausgabe die ich hab, bekommt man glaub ich nur noch gebraucht.)


    Kurzbeschreibung:
    Aufstieg und Fall der Familie Bonaparte und ihres großen Sohnes Napoleon: Mit der Flucht aus Korsika nach Frankreich begann der Weg jenes ehrgeizigen und genialen Mannes, der das moderne Frankreich schuf und Weltgeschichte schrieb. Mit Hilfe seiner Geschwister gestaltete er in wenigen Jahren die Landkarte Europas neu - und scheiterte, nicht zuletzt wegen seiner Willkür, die seine Dynastie von innen heraus zerstörte. Cornelia Wusowski hat eine exakte historische Biographie, gleichzeitig eine Familiensaga und das aufregende Gemälde einer ganzen Epoche geschaffen.


    Meine Meinung:
    Eine wichtige und grundsätzliche Sache gleich mal vorweg: Ich liebe Bücher wie sie Cornelia Wusowski oder Margaret George schreiben. Sie sind so unendlich interessant, so ausführlich und faszinierend! Schade, dass ich mit den Büchern von Cornelia Wusowski mit diesem Buch schon durch bin und auch von Margaret George nur noch ein Buch im RUB hab, aber immerhin wird es von Margaret George im nächsten Jahr Nachschub geben!


    Und auch mit diesem Buch überzeugt mich Cornelia Wusowski mit ihrem Erzählstil, zumindest am Anfang. Auch wenn auf Seite 69 Napoleon gerade erst das Licht der Welt erblickt hat, so bringt die Autorin mir die Geschichte Korsikas und die Anfänge der Familie Bonaparte einfach super gut rüber. Sie belehrt nicht, sie unterhält mich und ich lerne etwas und hab Spaß dabei! Wobei das natürlich auch daran liegen mag, dass ich mich mit Korsika nicht auskenne und aus der Familie Buonaparte mir letztlich nur Napoleon "bekannt" war, seine Eltern und Geschwister waren mir absolut unbekannt.


    Alles in allem ist die Familie Bonaparte wahrlich ein illustrer Haufen, die acht Kinder, die das Erwachsenenalter erreichen durften, könnten unterschiedlicher in ihrem Charakter nicht sein. Und gerade weil ich mich mit Napoleons Familie überhaupt nicht auskenne finde ich Napoleons Geschwister und die Mutter Letizia um einiges spannender als Napoleon selbst. Allerdings kann ich keine wirkliche Nähe zu den einzelnen Figuren aufbauen, vieles von ihrem Leben wird mir einfach in zu wenigen Sätzen abgehandelt und runtererzählt, aber miterleben darf der Leser nicht. Die Damen des Buches (nicht nur Napoleons Schwestern) sind mir oft einfach zu naiv, ihren Männern zu ergeben und zu schnell unsterblich verliebt, das nervt mitunter. Nur Josephine und Napoleons jüngste Schwester Caroline brechen etwas aus diesem Rahmen raus. Aber letztenendes kam ich auch nicht zu Josephine durch, schade!


    Napoleon selbst ist natürlich ein hochinteressanter Charakter, sehr ehrgeizig, hoch diszipliniert, aber seine Familie und deren Ansehen ist ihm sehr wichtig. Auch über ihn habe ich eindeutig zu wenig gewusst. Ein sehr faszinierender Mann, auch wenn er eindeutig einen Schlag weg hatte und größenwahnsinnig wurde, aber er hat's schon drauf gehabt, definitiv. Dass er so hoch aufsteigen konnte war kein Glück, kam nicht von ungefähr, das hat er sich schon ein Stück weit verdient und einfach gut angestellt.


    Was mir nicht so gut gefällt ist, dass die Autorin manchmal etwas unchronologisch vorgegangen ist vor allem in den Revolutionszeiten. Da erwähnt sie die Halsband-Affaire (mit einen Halbsatz) und fünf Seiten weiter beschreibt Napoleon diese Affaire dann ausführlich in seinem Tagebuch und so geht es eigentlich das ganze Buch über weiter. Die Revolution in Frankreich find ich ziemlich verwirrend und leider auch oberlehrerhaft dargestellt. Da hätte ich auch gleich im Anhang die Zeittafel lesen können, innerhalb des Romans erzählt sie davon auch kaum anders. Nun gut, ein wenig ist sie deswegen entschuldigt, weil Napoleons große Zeit ja erst nach der Revolution und der Schreckensherrschaft durch die Jakobiner kam. Alles in allem finde ich es wirklich ärgerlich, dass die ganzen vielen Ereignisse so runtergeleiert erzählt werden, wodurch dieses tiefe Miterleben als Leser leider nicht möglich ist. So wird zum Beispiel erst eine Zeitspanne in außen- und/ oder innenpolitischer Sicht abgehandelt, dann wird erzählt, was während dieser Zeitspanne mit Napoleons Geschwistern passiert ist. Eswirkt alles irgendwie nicht miteinander verknüpft sondern runtergeleiert.


    Alles in allem glaub ich zwar schon, dass Cornelia Wusowski nichts "vergessen" hat zu erzählen, und es ist wirklich einiges abgegangen in der Zeit in Frankreich und in der Familie Bonaparte, aber es ist mir einfach zu unpersönlich und vielleicht auch schon zu viel des Guten. Mehr auf die einzelnen Figuren einzugehen, ohne dabei das Geschichtliche außer Acht zu lassen, hätte den Roman auch sprengen können, so wäre es vielleicht besser gewesen, wenn die Autorin sich auf eine Person beschränkt hätte und dies dann dafür ausführlicher und intensiver. Ich kam mir teilweise dann schon wie im Geschichtsunterricht vor und in der Schule hab ich Geschichte gehasst!


    Auf den gesamten Roman hin gesehen ist es ein geschichtlich hochinteressantes Buch, gut recherchiert, das den Aufstieg und anschließenden Fall der unbedeutenden korsischen Familie Buonaparte zu einer mächtigen Dynastie von Fürsten und Fürstinnen in Europa schildert, nur leider ist ein tiefes Miterleben kaum möglich. Sehr gut gefallen hat mir der mitgelieferte Stammbaum und die Zeittafel. Schade finde ich hingegen, dass die Autorin kein Nachwort geschrieben hat, was von ihrer Geschichte ggf. schriftstellerische Freiheit war. So was finde ich immer interessant und kann in den meisten Fälle auch akzeptieren, wenn sich Autoren diese Freiheiten nehmen. Der Grund übrigens warum ich 10 Punkte anstatt 9 (Punkte System Oberstufe) vergeben habe, ist, dass ich zum Schluss doch irgendwie arg traurig war, mich von der Sippe Bonaparte zu verabschieden.


    Bewertung:
    4ratten


    lg
    kathrin

  • Danke für Deine tolle und ausführliche Rezi. Es ist schon eine Weile her, dass ich Die Familie Bonaparte gelesen habe. Damals war ich vollkommen begeistert. Ich fand es amüsant - ein Schlaglicht auf eine große Familie (zahlreich an Köpfen) und interessant, weil Wusowski ausführlich auf Napoleons Eltern und die Verhältnisse vor seiner Geburt auf Korsika eingeht. An Einzelheiten erinnere ich mich leider nicht mehr, deshalb bin ich auch überrascht, dass Du das Buch als oberlehrerhaft und die Ereignisse als herunter geleiert empfindest. So kam es mir damals gar nicht vor. Vielleicht sollte ich es noch einmal lesen.


    Wenn Dir das Thema Napoleon und seine Zeit gefällt, kann ich Dir sehr Annemarie Selinkos "Desirée" empfehlen. Dieser Roman ist m.E. unübertroffen.


  • Wenn Dir das Thema Napoleon und seine Zeit gefällt, kann ich Dir sehr Annemarie Selinkos "Desirée" empfehlen. Dieser Roman ist m.E. unübertroffen.


    Ich kenne das hier rezensierte Buch leider nicht, finde die Rezi dazu sehr spannend, aber Desiree habe ich auch gelesen und mehrfach verschlungen. Das ist wahrlich ein kleiner Buchtipp, wenn man sich für diese Zeit interessiert.


    Katrin

  • Hallo Ihr,


    auch ich habe das Buch "Die Familie Bonaparte" gelesen, aber auch schon vor längerer Zeit und ich fand es sachlich und zugleich interessant geschrieben.


    Etwas irritiert hat mich Deine Frage nach der dichterischen Freiheit, denn soweit ich noch weiß, war das Buch eine Biografie.....


    Im übrigen kann ich Dir, wenn Du dichterische Freiheit sucht, ebenfalls das Buch "Desirée" von Annemarie Selinko ans Herz legen, auch ich finde das Buch klasse, damit hat mein Interesse für Geschichte geweckt. Und wenn ich nicht zwischenzeitlich ein Buch mit dem tatsächlichen Briefwechsel der Desirée Clary ergattert hätte, wäre das von Annemarie Selinko immer noch eines meiner oft gelesenen Bücher.


    Liebe Grüße


    gretchen :smile:


  • Etwas irritiert hat mich Deine Frage nach der dichterischen Freiheit, denn soweit ich noch weiß, war das Buch eine Biografie.....


    Eine Romanbiographie; in einem entsprechenden Anhang hätte Frau Wusowski das klarstellen können. In meinem Exemplar, ich habe die gebundene Ausgabe, gibt es zumindest eine Zeittafel.

  • Ja, die Zeittafel gibt es bei mir auch.
    Was das "Runtergeleiere" angeht...da waren teilweise echt stellen, das war wortwörtlich hinten mit der Zeittafel...ich hab aus reiner Neugierde immer wieder hinter nochmal nachgeblättert und da ist mir das aufgefallen.


    Die Buchtips sind notiert! Ich danke Euch!


    lg
    kathrin

  • Hallo Ihr,


    leider kann ich jetzt gar nichts dazu sagen, denn obwohl ich gestern noch wie wild gesucht habe, ich kann das Buch nicht finden.


    Also manchmal muß ich an mir selber zweifeln, ich weiß genau, dass ich das Buch gelesen habe und auch nicht verkauft oder verschenkt oder sonst was damit gemacht habe, es ist spurlos verschwunden, womöglich habe ich das Buch gar nicht gelesen :redface::entsetzt:


    Gruß


    gretchen